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Helga Wagner – Ein Leben für den Bio Landbau

 

 Das Herz für den Bio-Landbau hat aufgehört zu schlagen

 Ing. Helga Wagner 1924-2021

 

 Lange bevor die Welt über den Klimawandel schrieb, über die Probleme, die die Chemie in Landwirtschaft und Gartenbau verursacht, lange bevor „Bio“ in aller Munde war, ist Ing. Helga Wagner aus Leonding aktiv gewesen.

Fast möchte man sagen, dass sie 97 Jahre lang eine Kämpferin für die Mutter Erde war. Und das bis zuletzt. Die engagierte und manchmal auch sehr energische Frau begeisterte tausende von Menschen und riss sie mit ihren Erzählungen und Erkenntnissen in ihren Bann.

Helga Wagner ist eine wahre Pionierin gewesen. Mit der Gründung der Fördergemeinsaft für gesundes Bauerntum gab sie den damals als Außenseitern geltenden Bio-Bauern ein Sprachrohr, sorgte für den Vertrieb der Produkte und war landauf und landab als Kämpferin für das naturgemäße Gärtnern unterwegs.

Helga Wagner wuchs in Linz-Kleinmünchen auf, wo ihr Großvater einen Betrieb besaß und wo ihre Mutter eine kleine Landwirtschaft betrieb. Nach der Matura war sie im Salzkammergut und Bayern auf Praxis, ehe sie bei Fulda im Landwirtschafts- und Gärtnerbetrieb Loheland die Kunst der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nach Rudolf Steiner kennen lernte. Ab diesem Zeitpunkt schlug ihr Herz nur noch für diese Form des Biogartenbaus. Mit Fachkursen in Klosterneuburg und in einer Baumschule und Gartengestaltungsfirma in der Schweiz vergrößerte sich ihr Wissen immer mehr. Sie baute damals ihre Verbindungen zu den in Fachkreisen hoch geschätzten Persönlichkeiten wie Ehrenfried Pfeiffer aus den USA, Erika Riese, Alwin Seifert, Nikolaus Reiner und Joseph Werr auf.

Als sie 1951 in das Gartenamt der Stadt Linz kam, traf sie auf einen aufgeschlossenen und verständnisvollen Chef. So begann sie die einzigartige Kompostwirtschaft in der Landeshauptstadt zu verwirklichen, mit der Linz zur weltweiten Pilgerstädte für alle Menschen wurde, die die Kreislaufwirtschaft forcieren wollten. Wie gesagt, lange bevor sich darüber die Politik Gedanken machte. Im Gegenteil: Frau Wagner musste oft gegen große Widerstände kämpfen. Denn in einer Stadt, in der Kunstdünger erzeugt wurde, arbeitete die städtische Gärtnerei ohne Chemie und ohne Gift – und das äußerst erfolgreich. Dass die „Förderungsgemeinschaft“ in der Folge die überaus wichtige Vorreiterrolle für den biologischen Landbau in Österreich übernehmen konnte, war vor allem auf den großartigen Einsatz von Helga Wagner zurückzuführen!

So wurde erstmals in Österreich ein staatlich geschütztes Markenzeichen (ORBI) für die Bauern dieser Gemeinschaft geschaffen und als Gütesiegel eingeführt. Es gelang, die Richtlinien für die Bezeichnung von „Produkten aus biologischem Anbau“ für den staatlichen „Lebensmittelkodex“ Österreichs vorzugeben.

Auf die so wichtige Ausbildung der Bauern in Kursen, Seminaren, Vorträgen, Beratungen und Hofbegehungen legte Frau Wagner besonderen Wert. Aber auch auf die nicht weniger wichtige Vermittlung geistiger Grundhaltungen und Werte wie Nachhaltigkeit, Ganzheitlichkeit, Verantwortung gegenüber der Schöpfung, Denken in größeren Zusammenhängen und Zeiträumen, in geschlossenen Kreisläufen und vor allem des Wertes, Anwalt des Lebendigen zu sein – also in und mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie!

Als Mittler und Träger für diese Grundhaltungen hat Helga Wagner die Zeitschrift „Der bäuerliche Pionier“ ins Leben gerufen, eine Zeitschrift, der alle -Bauern, Konsumenten, Gärtner oder auch einfach nur Freunde der Förderungsgemeinschaft – größte Anerkennung entgegenbringen.

Ihre fachliche Kompetenz wurde gerade in den wichtigen Bio-Arbeitskreisen und Gremien besonders hoch geschätzt.

Besondere Bedeutung für den Biolandbau in Österreich war immer Helga Wagners Forderung nach einer Rückbesinnung auf die Wurzeln des Biolandbaus.

Der Ruschtest für die Bestimmung der Bodengüte, der Redoxtest für die Qualitätsbestimmung der Lebensmittel, der Einsatz von Steinmehl, die Schlägler- Biogespräche sind alle mit dem Namen Frau Ing. Helga Wagner unmittelbar verbunden.

Die wichtigsten Schriften unserer Gründer Müller und Rusch hat sie in den letzten Jahren für die organisch biologische Landwirtschaft überarbeitet und neu veröffentlicht. So ist es ihr gelungen einen aktuellen Leitfaden für jeden Biobauern und Biogärtner zu erstellen.

Ihr eigener Garten war für Helga Wagner ihre Glücksoase. Wann immer es ging, war sie hier beschäftigt und scheute keine Arbeit. Rückschläge, etwa ein Sturz von einer Leiter vor einigen Jahren, verkraftete sie ebenso wie das eine oder andere Wehwehchen, das ihr Alter mitbrachte. Noch letzte Woche war sie mit einem Kollegen bei einer Tagung in Aigen-Schlägl.

Nach einem Sturz vor wenigen Tagen erholte sie sich nicht mehr und starb am 29.07.2021 in den Morgenstunden.

Die Gedenkfeier für unserer Bio-Pionierin Helga erfolgt offiziell am 9. Juli 2021 um 14.00 Uhr im Großen Saal der LLK, Auf der Gugl 3, 4020 Linz.

Danke liebe Helga für dein großartiges Wirken und Tun.

 

 

 

Buch Neuerscheinung – Hans Peter Rusch

Hans Peter Rusch –

„Auf der Suche nach neuen Wegen“

auf dem Feld der Bodenforschung

Ausgewählte Schlüsseltexte vom geistigen Gründer der organisch-biologischen Landbaumethode im deutschsprachigen Raum, aufgearbeitet von Frau Helga Wagner

erschienen im OLV organischer Landbau Verlag Kurt Walter Lau

Im Kuckucksfeld 1
D-47624 Kevelaer
ISBN 978-3-947413-03-4