18. Artikel, Sommer 1958

„Statistik“ 

Die Statistik ­ das Aufzeichnen und Vergleichen in Zahlen, in Kurven, in Prozenten ­ ist
eines der wertvollsten Hilfsmittel, um irgendeine Arbeit zu kontrollieren. Man kann auf diese Weise sehr viel erfahren, was auf andere Weise niemals herauskommt und gar manchmal kann man vermeiden, auf falsche Wege zu geraten, wenn man beizeiten die Statistik zurate zieht. Für unsere Arbeit am biologischen Landbau ist die Statistik ebenso unentbehrlich wie für jede andere wissenschaftliche Arbeit. Wir brauchen sie, um daraus zu lernen, um daraus die nächsten Schritte abzulesen, die wir tun müssen und wir brauchen sie schließlich, um zu erkennen, was wir falsch gemacht haben, damit es rechtzeitig korrigiert werden kann.

Wir unternehmen es ja, wissenschaftliche Klarheit in den biologischen Landbau zu bringen, um die nebulosen Vorstellungen von früher endlich zu überwinden. Wir unternehmen es, eine Kontrolle für unsere Arbeit zu schaffen, weil wir ehrlich arbeiten wollen und deshalb brauchen wir die statistische Arbeit an den Ergebnissen der Bodenprüfungen, deshalb müssen wir Materie sammeln und tausende und abertausende von Proben auswerten.

In Lebensabläufen sind einzelne Messergebnisse von sehr beschränktem Wert. Die
Entwicklung des Bodens, die Entwicklung des ganzen Betriebes nach seiner Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise braucht lange Zeit, oft Jahre, ehe man genaue
Messergebnisse erwarten kann.

Je mehr Messergebnisse und diese von längeren Zeitabläufen, desto besser, desto
aussagekräftige die Ergebnisse der Statistik. Die Ergebnisse der ersten Zeit werden mehr
oder weniger einen Trend angeben, die zusammengefassten Ergebnisse von mehreren
Jahren jedoch einen Aufschluss über die Richtigkeit des Weges, oder aber auch über
gemachte Fehler. Um die Wahrheit über den Boden zu erfahren, braucht es unendlich viel
Geduld.

Es geht aber nicht nur darum, regelmäßig Bodenproben zu liefern, es geht auch um alle
anderen Werte des Betriebes, wie die Erträge, ihre Qualität, die Rentabilität des Viehstalles
und seine Entwicklung, die Tier- und Menschengesundheit usw.

Alle diese Werte in Zahlen über Jahre sind imstande den biologischen Landbau zu
untermauern.

Die Zeit ist gekommen um unsere Arbeit zum ersten Mal zu überschauen, um Rechenschaft
abzulegen über das Erreichte, falsches auszumerzen und Richtiges zu fördern, kurz um den Weg in die Zukunft genauer abzustecken als das bisher möglich war.

Schäden durch Bodenbearbeitung

Die stark gestiegene Bodennutzung und die Technisierung der Bodenarbeit erfordert die
Beachtung von Schäden am Boden, die früher weniger möglich waren und praktisch nicht ins Gewicht fielen. Als solche Schäden kommen in Betracht:

1. Schäden physikalischer Art
a) Veränderungen der Grundwasserspiegel
b) Schäden der Porenstruktur
c) Bodenverdichtung und Podsolbildung bei intensiver Mineraldüngung (anorganische
Handelsdünger)
d) oberflächliche Krustenbildung bei Erosion und Humusmangel
2. Schäden biologischer Art
a) Vernichtung der Bodenkleintiere und Würmer durch Maschinen und Humusmangel
b) Neigung zu Austrocknung und starker Wärmeaufnahme auf unbedeckten Flächen
c) Störung der Humusbildung durch Beseitigung der Bodenschichtung beim Pflügen und
Umstürzen
d) Störung der Wurzelfunktionen durch Einbringen unreinen organischen Materials in die
Wurzelsphäre

Aus diesen Angaben geht hervor was eigentlich selbstverständlich war:
Je intensiver der Landbau, desto größer die Differenz zwischen Kulturbau und natürlichem
Pflanzenwuchs. Da wir heute von der Kulturpflanze mehr verlangen müssen als bisher, vor
allem bezüglich ihrer biologischen Qualität als Nahrungs- und Futterpflanze, entsteht die
Aufgabe, die Technik des Landbaues soweit wie möglich den natürlichen Wachstumsbedingungen anzupassen.
Das Ideal, das heißt, die ständige Bodendecke aus organischem Material und der
vollkommene Verzicht auf jeden Eingriff in die Bodenschichtung durch Umarbeiten, Pflügen, Fräsen, Meißeln und vieles andere, ist vorläufig nicht erreichbar, weil die erforderliche Technik, die entsprechenden Maschinen und die praktische Erfahrung noch nicht zur Verfügung stehen.

Die winterliche Bodendecke ist zwar schon ein Fortschritt in der gewollten Richtung, aber
weniger wichtig als die Sommerdecke, weil fast nur während der Vegetation die biologische und physikalische Bodenbeschaffenheit gebildet wird.

Es ist deshalb Aufgabe des biologischen Landbaues, Methoden der Bodenbearbeitung zu
entwickeln, die die physikalischen und biologischen Bodenschäden weitgehend vermeiden oder ganz unmöglich machen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert