2. Artikel, Sommer 1953

„Der Kreislauf der Bakterien als Lebensprinzip“

Alles Krankheitsgeschehen ­ mit Ausnahme der Verletzungen ­ hängt aufs engste mit der Unterbrechung des natürlichen Bakterienkreislaufes zusammen.“

Heute eine Selbstverständlichkeit, damals kühn und scheinbar unbewiesen.

Von der Analyse toten Gewebes ausgehend, hat sowohl die Entwicklung der Medizin als die von J. von Liebig begründeten Agrikulturchemie seit mehr als hundert Jahren zur Ausbildung und zum Betrieb einer beherrschenden chemischen Industrie geführt, die das Leben von Mensch, Tier und Pflanze wesentlich dirigiert.“

Die Ernährung des Menschen wird errechnet nach Eiweiß, Fett und Kohlehydrate, Vitamine, Fermente, Enzyme, Hormone und Spurenelemente die Ernährung der Pflanze nach Stickstoff, Phosphor, Khali, Kalk, weiters Mg, S, Ei, Bo, Mn, Ku und Ko.

Die Ernährung von Mensch, Tier und Pflanze wird chemisch errechnet und vielfach chemisch vollzogen.

Die Zunahme der Zivilisationskrankheiten geht mit diesen Vorgängen parallel, auch diese werden beim Auftreten der Symptome bei Mensch, Tier und Pflanze mit Chemie behandelt, die Bekämpfung von Krankheitserregern aller Art Bakterien, Viren u.a.m ist in vollem Umfang im Gange.

Bei diesem seit mehr als hundert Jahren im Volleinsatz befindlichen Chemie-System wurde das Leben der Bodenflora und der Mycorrhizapilze als lebende Brücke zwischen Boden und Pflanze nicht beachtet. Kein einziger Düngungsversuch von Liebig und seinen Mitarbeitern und Nachfolgern wurde unter Berücksichtigung des wesentlichen Anteils der Bodenflora an
der Gesundheit von Boden und Pflanze durchgeführt. Die Erhaltung der physiologischen Bakterienflora (Symbiontische Mikroben) muss aber von jeder Düngemethode gefordert werden.

Das Wesen der physiologischen Bakterien ist eindeutig: Sie sind für das besiedelte Lebewesen unschädlich und besitzen Eigenschaften, die dem besiedelten Wirt nützlich und unentbehrlich sind. Ihre genaue Kenntnis wird gefordert! Die Bedeutung hochwertiger physiologischer Bakterien in der Lebensphäre des Menschen ist sehr groß.

Die physiologische Bodenflora ist abhängig vom pH-Wert Optimum 7,2, die Kunstdünger sind elektrolytisch wirksame Substanzen und vermindern den pH-Wert.

Alle bakterientötenden Substanzen (Schädlingsbekämpfungsmittel, fäulniswidrige Chemikalien, zum Teil die Kunstdünger, Medikamente aus Menschen- und Tierbehandlung) bewirken eine Schwächung der Bodenflora bis zu deren Entartung oder gar Absterben. Physiologische Bakterien werden fallweise auch von der Pflanze aufgenommen, ihr Gesundheitszustand ist dann maßgeblich für deren Gedeihen.

Die Kenntnis hochwertiger Bodenbakterien gibt uns das wertvollste Kriterium für Schaden und Nutzen der Bodenkultur an die Hand.

Was der Bodenflora schadet, das schadet auch Pflanze, Tier und Mensch. Diese
Erkenntnis muss sich durchsetzen!


Das gemeinsame Kriterium ist die gleichsinnige Besiedelung aller Lebewesen mit Bakterien und die gleichsinnige Tätigkeit der Mikroben des Bodens. Die Heimat der Bodenmikroben aber ist der Humus, eine möglichst umfangreiche Humusvermehrung ist daher anzustreben.

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