3. Artikel, Herbst 1953

„Die biologische Qualität der Nahrungs- und Futterpflanzen“ 

Das Tier in der freien Wildbahn wird bei der Nahrungssuche von seinem ihm angeborenen Instinkt gelenkt. Der Mensch hat das Instinkthandeln ersetzt durch ein ganz individuell gestaltetes Wollen und Denken und sich so einen gesicherten Lebensbereich geschaffen.

Die Grenze, die diesen Lebensbereichen bei Mensch und Tier gesetzt ist, besteht darin, dass das Leben auf der Erde sich nach Gesetzen bildet und erhält, die nicht wir geschaffen haben, sondern die schon waren, ehe es uns gab und die sein werden, wenn es uns nicht mehr gibt.

Landbau und Viehzucht finden also wie jedes Menschenwerk ihre natürliche Grenze in den Gesetzen des Lebendigen, die uns nicht unterstehen. Der Mensch kann die Naturgesetze für seine Zwecke anwenden wie er will, aber er kann ohne sie nicht regieren, denn er ist ihnen unterworfen wie auch Tier und Pflanze. Eine solche natürliche Grenze ist auch die biologische Qualität, die wir bei Nahrungs- und Futterpflanzen suchen.

Die biologische Qualität ist eine Ganzheitsfunktion, die nicht mit Zahlen, Tabellen oder chemischen Analysen messbar ist, da sie eine geistige Größe darstellt.

Wir dürfen eine Pflanze biologisch nennen, wenn sie imstande ist, alle ihre biologischen Funktionen zu erfüllen, die derzeit nur zum Teil bekannt sind. Die 3 wichtigsten:

1. Die Funktion erbgesunder Fortpflanzung, Sorten, die dem Abbau unterliegen sind nicht erbgesund
2. Die Funktion der Selbsterhaltung, Pflanzen, die mit Spritz- und Beizmittel vor Schädlingen geschützt werden müssen um sie am Leben zu erhalten, erfüllen die Funktion nicht
3. Die funktionelle Wirkung auf andere Organismen: biologische Nahrungspflanzen müssen appetitanregend auf Mensch und Tier wirken, dürfen keine Beschwerden verursachen und müssen die Gesundheit des Wirtes stärken

„Nur eine gesunde Kulturpflanze ergibt bei richtiger natürlicher Düngung ohne künstliche Triebmittel und ohne Pflanzenschutz einen guten Ernteertrag.“ (Bauernweisheit)

Nicht nur in der Wildnis herrscht das Gesetz, dass das Nichtbiologische zugrunde geht, sondern auch auf unseren Äckern. Und wenn wir glauben, uns von diesem Gesetz lösen zu können, so wird sich das früher oder später als Irrtum erweisen müssen. Die Landwirtschaft der Zukunft wird die biologische Hochwertigkeit zur Forderung Nummer 1 erheben, oder sie wird ihre eigentliche höchste Aufgabe an der Menschheit nie erfüllen können.

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