5. Artikel, Frühling 1954

„Die lebendige Substanz als Grundlage der Gesundheit“ 

Das Wesen einer Krankheit ist zu begreifen im Wesen des Lebendigen selbst.
Das Lebendige offenbart sich uns als das, was wir lebendige Materie nennen und tritt in seinen höheren Organisationsformen (Pflanze, Tier, Mensch) für uns sichtbar in Erscheinung.
Keine dieser Organisationsformen ganz gleich ob es sich um Tiere, Pflanzen oder Mikroben handelt, existiert als isoliertes Individuum, sondern ist ebenso Teil eines unbegreiflichen Ganzen, wie die lebendige Materie an sich in allen ihren Erscheinungsformen einem höheren Gesetz gehorcht.
Das tiefste Wesen der Krankheit aber ist nur zu begreifen als ein Heraustreten aus der biologischphysiologischen Ordnungsgemeinschaft der unteilbaren Ganzheit „Schöpfung“.

Die Medizin des vorigen Jahrhunderts hat die Krankheit zunächst als individuelle pathologische Erscheinung betrachtet und sie meist mit Chemieeinsatz bekämpft und die allgemeine und die individuelle Hygiene begründet.

Die Erfolge dieses Bestrebens waren u. a. die aseptische Operation, die Asepsis bei Geburt und Wochenbett und die Ausrottung vieler Seuchen.
Entartungserscheinungen beginnen sich jedoch zu zeigen.
Zunehmende Entartungserscheinungen hingegen werden sichtbar bei den Kulturpflanzen und beim Humusorganismus des Ackerbodens.
Was die Natur macht ist immer richtig.
Und wenn es auf der Erde Krankheitserreger und Schädlinge gibt, so hat das einen guten Grund.
Es wäre ganz widersinnig anzunehmen, sie seien prinzipiell unerbittliche Feinde gesunder Lebewesen.
Sie sind in Wirklichkeit die Feinde des nicht mehr Gesunden.
Wenn wir die Ursache von Krankheiten suchen, so finden wir sie nicht in Form der Erreger, die den einzelnen Organismus zerstören, sondern innerhalb dieses Organismus selber.
Krankheitskeime gibt es immer und überall.
Es wäre sinnlos sich vorzustellen, dass man sie ausrotten könnte.
Mit ihrer Hilfe erhält die Natur ihre biologische Ordnung und wo sie in Massen auftreten, da ist diese Ordnung gestört.

Die biologische Wertigkeit bzw. die Gesundheit eines Organismus liegt in seinem Bestand an lebendiger Materie begründet bzw. im lebendigen Gehalt aller seiner verschiedensten Zellkerne.
Eine Schwächung bzw. Degeneration der Zellkerne wird sehr leicht durch Fehl- oder Mangelernährung bzw. Behinderung des natürlichen Stoffwechsels herbeigeführt.

Die Ernährung der Zelle erfolgt zum Teil anorganisch, sie ist imstande wasserlösliche Verbindungen aufzunehmen und in lebendige Materie zu verwandeln, sie nimmt aber auch lebendige Substanz in erheblicher Molekülgröße auf.
Lebendige Substanz: Darunter werden alle spezifischen und unspezifischen Molekülverbände verstanden, die zwar biologisch unterhalb der Funktionseinheit „Zelle“ stehen, sich aber im Gegensatz zu mineralischen Riesenmolekülverbände durch typische Lebensäußerungen unterscheiden.
Sie sind im Lichtmikroskop sichtbar wenn sie in Riesenmolekülverbänden auftreten.
Wir betrachten die regelmäßige Aufnahme spezifischer lebender Substanz von bestimmter biologischer Prägung als Voraussetzung für die Erhaltung der biologischen Wertigkeit aller Organismen und ihrer Zellkerne, also die Voraussetzung für die echte biologische Gesundheit.
Da aber heute auf der Erde jedes Lebewesen von der Substanz anderer Lebewesen lebt, ist der Kreislauf der lebendigen Substanz im Ganzen für die Gesundheit entscheidend, denn jedes Lebewesen ist ausnahmslos abhängig von der biologischen Vorarbeit derjenigen Organismen, die ihm zur Nahrung dienen.
Die Gesundheit des Menschen ist daher absolut abhängig von der Gesundheit der von ihm verzehrten tierischen und pflanzlichen Nahrung und diese weiterhin von der Gesundheit des Bodens bzw. von dessen lebender Substanz, die Letztere hervorbringt.
Die Regulierung dieses Gesundheitszustandes wird von Mikroben geleistet, von denen es biologisch gesehen 3 große Gruppen gibt:

  • die physiologischen Bakterien
  • die abbauenden Bakterien
  • die pathogenen Bakterien (Krankheitserreger)

Die physiologischen Bakterien bauen auf, überall dort, wo lebende Substanz in wachsende Organismen aufgenommen wird.

Die abbauenden Bakterien verwerten jede organische Abfallsubstanz, woher sie auch kommen mag (Mist, Kompost).

Die pathogenen Bakterien zerstören alles was von der biologischen Norm abweicht (Degeneriertes).
Wenn es gelänge über den Weg der normalen Nahrung genügend von physiologischen Bakterien aufgebaute lebende Substanz laufend sicherzustellen, müsste vielen Erkrankungen der Boden entzogen werden.
Ohne die Arbeit der physiologischen Mikroben kann es keine gesunden Lebewesen geben.
Es muss daher unser Bestreben sein, die biologische Wertigkeit von Pflanzen und Tieren, welche uns zur Nahrung dienen auf der biologischen Höhe zu halten und dafür zu sorgen, die Lebensspendende Humusschicht unserer Erde als wichtigstes biologisches Regulativ gesund und leistungsfähig zu erhalten.

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