58. Artikel Sommer 1969

Wo bleibt das Gift?

Vorreiter in der Entwicklung von anorganischen Giften war das DDT, das im ersten Weltkrieg als Kampfgift gegen Menschen in Basel erfunden wurde, mit den Folgen von Nervenschädigungen, die über Krämpfe und Lähmungen zum Tode führen.

Auf Basis des DDT wurden dutzende ähnliche Gifte entwickelt, weiter arsenhaltige, thalliumhaltige, bleihaltige, quecksilberhaltige Mittel; letztendlich gibt es heute viele Hunderte der verschiedenen Pestizide, so nennt man alle diese todbringenden Stoffe, die im Landbau verwendet werden und die seit ca. 80 Jahren bekannt sind.

Nach dem Auftreten von Vergiftungsfällen haben die Staaten gewisse Vorschriften erlassen und es werden von den Lebensmitteleinfuhren Stichproben genommen, die in Speziallaboratorien geprüft werden. Sind diese Maßnahmen wirklich genug, die Menschen von den Folgen der Vergiftungen von Landbaukulturen wirksam zu schützen? Es können ja nur Stichproben genommen werden und niemals jedes einzelne Stück geprüft werden. Weiters bleibt die Frage offen, ob denn diese Pestizide nur dadurch schädlich wirksam werden, weil man nachweisbare Rückstände auf den Produkten findet?

Es ist nun so, dass jeder chemische Stoff, der in irgendeiner Weise das Leben und die Gesundheit irgendeines Lebewesens bedroht an Ort und Stelle seiner Anwendung voll wirksam wird. Es werden dabei alle vorhandene Lebewesen, nicht nur die „Schädlinge“, sondern alle Pflanzen, alle Kleintiere, alle Bakterien, Algen, Myceten, Mykorrhizen und unzählige andere Lebewesen durch die Giftbehandlung getroffen, verändert und gesundheitlich geschädigt. Die Veränderung und Schädigung der organischen Substanz erfolgt durch den Kontakt der einzelnen Zellen dieser Gewebe mit dem Gift. Diese Veränderung und Schädigung auslösenden Pestizide werden auch Mutagene genannt.

Die so giftbehandelte organische Substanz wandert auf den Wegen des Kreislaufes der Nahrung hin zum Menschen und dieser Mensch muss nun von organischer Substanz leben, die durch die frühere Giftbehandlung verändert und gesundheitlich geschädigt wurde. Normalerweise erneuert sich das Zellgewebe eines jeden Organs dadurch, dass abgebrauchte oder vergiftete lebendige Zellsubstanz ausgesondert und über den Darm oder die Haut abgeschoben wird. Dafür wird dann „neue“ Substanz aus der Nahrung aufgenommen; und so erneuert sich der Körper ständig aus dem großen Reservoir der lebenden Substanz, die ihm Boden, Kulturpflanze und Nutztier liefern.

Wenn aber diese Substanzen bereits verändert, abgebraucht und vergiftet sind, weil man Boden und Pflanzen mit Gift in Kontakt bringt, dann gibt es die Möglichkeit der Erneuerung nicht mehr, denn taugliche Substanz steht nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Die einzelnen Atome des Giftstoffes aber, die jeweils eine lebende Substanz verdorben haben, kann man nicht mehr chemisch-analytisch nachweisen, sie sind in der organischen Substanz „verschwunden“. Zurück bleibt nur die Schädigung der lebenden Substanz selbst. Dieser Vorgang ist viel heimlich-unheimlicher, viel wirksamer, als die direkte Giftwirkung durch übriggebliebene Reste von Pestiziden wie man sie nachweisen kann.

Durch das Einbringen riesiger Mengen solcher Gifte in den organischen Kreislauf, wird dieser Kreislauf selber betroffen, seine lebende Substanz verdorben und den Organismen, die davon leben müssen, jede Möglichkeit der Selbsterneuerung aus den Vorräten der Natur genommen. Die Folge, die schleichende Zunahme von Entartungs- und Zivilisationskrankheiten, des Niederganges der Grundgesundheit, der Abwehrfähigkeit, der Widerstandskraft gegen die Krankheiten bis hin zu tödlichen Entartungen bestimmter Gewebe.

Es ist eine heute durchschaute Lüge von „harmlosen“ Giften zu reden, irgendeine Substanz töte nur einen Käfer oder vernichte nur bestimmte Unkräuter, sei aber sonst für Kulturen und gar Mensch und Tier vollkommen unschädlich.

Mit wenigen Giften hat es angefangen, mit Hekatomben von hunderterlei schwersten Giftstoffen ging es weiter. Eine Menschheit, die man durch das ständige Massen-Verderben der organischen Substanz auf der Erde ihrer Grundgesundheit beraubt und damit langsam aber sicher demselben Siechtum und Tod ausliefert, wie die bekämpften „Schädlinge“, eine solche Menschheit braucht keine Pestizide mehr, denn sie braucht keine Nahrung mehr.

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