59. Artikel Herbst 1969

Kompost in Land- und Gartenbau

Es wurde und wird erlebt: die Natur kennt keine Anhäufungen von organischem Material, daher wird der Haufenkompost kritisch betrachtet. Betriebe mit bester Kompostbereitung im Haufen erreichten nur ungenügende Erträge besonders bei den stark zehrenden Hackfrüchten. Nur wenigen gelange es mit der Kunstdüngerwirtschaft erntemäßig Schritt zu halten.

Welche Beobachtungen wurden beim Kompostieren gemacht:

  1. Bei der Haufensetzung von frischem organischen Material gleich ob tierischer oder pflanzlicher Herkunft entsteht Wärme bis Hitze (Werte bis 80°), die nach einigen Wochen abnimmt.
  2. Bei hohen Hitzewerten und dichter Lage des Haufens besteht die Gefahr des Verbrennens des organischen Materials und zwar vorrangig der Zellulosen und Halbzellulosen, also der Gerüstsubstanzen aller Pflanzen. Das kann nur durch wirksame Belüftungsmaßnahmen verhindert werden.
  3. Bis zur vollen Vererdung der Massen vergehen je nach Material Monate
  4. Der reife Kompost eines gut geführten Haufens riecht gut, bringt gute Keimungen und gute biologische Pflanzenqualität, aber keine Triebigkeit des Bodens.

Es entsteht kein Hochleistungsdünger weil die Energien der Gerüstsubstanzen des Materials in der Hitzeperiode verheizen. Die Prüfungen des Kompostmaterials mittels Rusch-Test haben ergeben, dass eine fortlaufende Abnahme der Zellzahl-Leistungen während der Kompostierung festgestellt werden konnte. Organisches Material kann in frischem Zustand bis zu 30.000 Zellen pro Zähleinheit entwickeln und bringt nach 6 Monaten nur noch 2000 Zellen hervor.

Dieser Zellzahlenschwund des Düngers wirkt sich in der obersten Bodenschicht negativ aus, es leidet die Bodenatmung darunter, die Wasserführung im Boden und der Stoffwechsel der Pflanze, es kommen keine ausreichenden Erträge zustande. Es ist daher angebracht die volle Zellzahlenleistung des Düngers dem Boden direkt zukommen zu lassen und dies geschieht durch den Weg, den die Natur geht, durch die Flächenkompostierung (Herbstgeschehen in der Natur).

Auch hier werden die im Dünger steckenden Energien verheizt, jedoch wesentlich langsamer und dabei entsteht eine alljährlich erneuerte kräftige Zell-Gare direkt am Boden, auf dem Acker. Nicht übersehen darf man die Nebenwirkungen die dadurch entstehen, dass man dem Boden nicht „reifes“ pflanzen-unschädliches Material anbietet, einackert, sodass es in die Wurzelregion der Pflanze gelangt, was zu Qualitätsminderung und Schädlingsbefall führen kann. Es muss daher eine entsprechende Zeit zwischen Düngung und Saat/Pflanzung liegen.

Sicher ist, dass der biologische Landbau nur dann ertragsmäßig bestehen kann und nur dann die volle Bodenleistung zustande bringt, wenn er die Flächenkompostierung anwendet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Kompostbereitung im Haufen eines mit Sicherheit fertigbringen kann, wenn sie vorbildlich ist: sie bringt eine Erde hervor, die eine hohe biologische Qualität besitzt, durch die alle Nebenwirkungen vermieden werden. Bei schweren Tonböden, die zu dicht und physikalisch wie mikrobiologisch ungünstig sind, ist zu empfehlen in den ersten 2-3 Jahren Reifkompost (ausgereifter Haufenkompost) anzubringen und einzuackern, nur so sind diese Böden zu beleben.

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