22. Artikel Sommer 1959

Aus einem Vortrag aus den Möschberg-Frauentagen 1959
„Der Lebensablauf im Mutterboden“
Alles Leben fließt über den Mutterboden. Wie es dort aufblüht, sich regt und vergeht, davon wächst den Nahrungspflanzen Gesundheit zu, die wir von ihnen als das höchste Geschenk der Schöpfung mit der Nahrung in uns aufnehmen dürfen.
Dass diese eine Realität in streng naturwissenschaftlichem Sinn ist, davon soll hier die Rede sein. So winzig klein die wichtigsten Lebewesen des Bodens sind – sie sind kaum größer als ein Tausendstel Millimeter –, so gut kann man sie und ihre Arbeit im Mikroskop sehen.
Der Mutterboden hat in seiner natürlichen Form drei Arbeitsschichten, in denen jeweils die Umformung bis zum Humus, also bis zur fertigen Pflanzennahrung, vor sich geht:
1.Oberste Schicht = Nährdecke, hier liegen die rohen Abfälle der lebendigen Organismen, pflanzliche und tierische, sie bestehen aus Zellen, jede zwischen 0,001 und 0,01 Durchmesser. Diese rohen Abfälle werden von Unmengen von Kleintierarten zersägt, bis sich das Material dichter legt und Feuchtigkeit hält.

2. Durch die folgende Tätigkeit von Sproßpilzen und Gärungsbakterien werden die Abfallzellen weiter abgebaut, bis zu den schwer angreifbaren Zellulosen der Zellwände
von Pflanzen und schwer verdauliche Eiweiße tierische Schutzgewebe und die lebende Substanz aller Abfallzellen freigelegt.

3. Nun gehen die Spaltpilze ans Werk und arbeiten die Produkte der zweiten Schicht auf.
Unter den Spaltpilzen finden sich Bakterienarten, die auch in den Organismen von Pflanzen, Tieren und Menschen zu finden sind: die Symbionten (lebendige Mitarbeiter).
Diese bereiten den Pflanzen ihre Nahrung durch ihre Eiweißstoffe, ihre Kohlehydrate, Wirk- und Wuchsstoffe und ihre lebende Substanz. Diese Symbionten des Mutterbodens bilden den Übergang zum pflanzlichen und tierischen Leben. Was von den Pflanzenwurzeln nicht aufgenommen wird, speichert der Boden auf, indem sich die winzigen organischen Teilchen (ein Zehntel bis ein Hundertstel kleiner als Bakterien) mit dem Staub des Untergesteines verkleben zu Humus.

Die Aufeinanderfolge der beschriebenen drei Bodenschichten, die nicht deutlich getrennt zu sehen sind, ist unter allen Umständen nötig, wenn Humus entstehen soll. Der Humusbildung entgegen wirkt dagegen häufige Bodenbearbeitung, insbesondere häufiges Wenden. Die Pflanze selbst entwickelt von sich aus eine eigene Bakterienflora im Wurzelgebiet (ähnlich dem Menschen in seiner Darmflora) und lässt sich von ihr Nahrung zubereiten, insbesondere lebende Substanz.
Und diese lebendige Substanz, der wichtigste Anteil des Humus, herrscht damit aus den Abfällen des Lebens und umgeformt durch tausenderlei Helfer im Boden, nur sie vermag Gesundheit und Krankheit zu übertragen, je nachdem wie sie gestaltet wird.
Die Lebenssubstanz liegt in jeder Zelle im Plasma um den Zellkern herum, der für Vererbung und Fortpflanzung verantwortlich ist; und ohne sie gibt es kein gesundes Zell-Leben. Da der Mensch nichts anderes ist als eine Anhäufung von Myriaden von Zellen, so ist er nur so gesund wie seine Zellsubstanz. Von ihr hängt alles ab, auch die Funktion seiner Organe und Gewebe. Erhält der Mensch daher aus dem Boden gesunde, lebende Substanz in biologischer Güte, so bleibt er gesund, erhält er sie nicht, so vermag auf die Dauer auch die beste Erbsubstanz der vollkommenste Organismus den Mangel nicht mehr auszugleichen und er wird krank. Wir können auf die Dauer niemals gesünder sein, als unsere Nahrungsspender.
Wir sind immer nur so gesund, wie unsere Haustiere, unsere Kulturpflanzen, unsere Bienen und unser Mutterboden. Nicht ein einziger Vorgang bei der Wanderung der lebenden Substanz durch Boden, Pflanze, Tier und Mensch ist überflüssig, unsinnig oder unwichtig. Jeder Lebensvorgang wirkt auf den Charakter, auf die Gesundheit, auf die biologische Güte der lebendigen Substanz ein, und dieser Vorgang kann nicht künstlich nachgemacht werden, er muss so gelassen werden wie er ist.

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