27. Artikel Herbst 1960

„Keine Nahrung ist gesünder als der Boden auf dem sie wächst“

Wenn die Frucht auf dem Halm steht und die Kartoffeln blühen, dann vergisst man allzuleicht, dass diese Pracht, dieser Gottessegen buchstäblich aus Erde gemacht ist, wie es vom ersten Menschen geschrieben steht. Wir sagen Muttererde, denn die Erde ist wirklich die Mutter alles Lebendigen.
Die Versuche der Wissenschaft, die Geheimnisse der Natur und des Pflanzenwachstums nachzuahmen, um damit Weltnahrungssorgen zu beenden, sind zahlreich, waren jedoch zum Scheitern verurteilt, so wie jüngst, da zwar die synthetische Darstellung des Chlorophylls, des grünen Pflanzenfarbstoffes gelang, es sich jedoch zeigte, dass es unfähig war, Kohlehydrate herzustellen.
Das natürliche Chlorophyll ist jedoch dazu imstande, allerdings nur zusammen mit den viel komplizierteren Chloroplasten, den Lebensstoffen aus dem Humus.
Nun gibt es im Boden aber eine Unzahl von Sorten lebender Substanzen (man hat bisher 1050 errechnet, mit deren Hilfe alle lebenden Organismen vom kleinsten Insekt bis zum Urwaldbaum, vom Bakterium bis zum Menschen, aufgebaut werden, ein gewaltiger Lebensstrom, der durch alle Lebewesen hindurch geht und ihr Leben überhaupt erst möglich macht, ohne ihn gäbe es kein Leben, nur Krankheit und Tod.
Dieser Lebensstrom, der aus dem Boden kommend, über Pflanze, Tier und Mensch, über deren Abfallprodukte wieder zum Boden zurückkehrt, wobei der Hauptträger auf den Kulturböden, die organischen Dünger aller Art sind.
Was ist nun Gesundheit des Bodens? Das ist selbstverständlich sein physikalischer Zustand (Gare, Belüftung, Wasserbindefähigkeit, Lebendverbauung, Grundwasserstand, Nährstoffgehalt) in erster Linie jedoch sein Gehalt an lebender Substanz in den verschiedensten Sorten, wie sie gebraucht werden. Wenn nun die Pflanze gesund ist, so war es der Boden. Die Pflanze ist der einzig gültige Test für die Bodenqualität (so sagt es auch Andre Voisin) und ist der Mensch gesund, so war es die Pflanze und so geht es weiter in der Kette der Lebensvorgänge, darum ist keine Nahrung gesünder als der Boden auf dem sie wächst! Wenn man von Gesundheit spricht, so ist das eine sehr schwere Forderung, die nicht leicht zu erfüllen ist, am wenigsten in der freien Natur: Es ist nur das gesund, was sich selbst zu behaupten und sich selbst fortzupflanzen vermag, was auch ohne jeden günstigen Schutz lebensfähig ist. Diese Gesundheit kann man nicht in Ziffern ausdrücken, man kann sie nicht messen, man kann nur feststellen dass sie da ist oder das sie fehlt. Mutter Erde und Gesundheit ist ein und dasselbe.

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