39. Artikel Sommer 1964

„Düngetechnik und Bodenfruchtbarkeit“ 

Es handelt sich hier in erster Linie um die Bildung von Hemmstoffen auf frischen Düngern (Mist Gründüngung). Für die Bildung der Hemmstoffe sind die pilzlichen und bakteriellen Lebewesen verantwortlich; in dem Augenblick in dem sich über die frischen Düngestoffe die zuständige Zersetzungsflora (Pilze- Fäulnis- u. Gärungsbakterien) hermacht, entstehen die Hemmstoffe.
Die Hemmstoffbildung, auch Zellgare genannt, ist abhängig von der Bodentemperatur. Bei Temperaturen unter 15° dauert es sehr lange, bis zu 3 Monaten, ehe die Hemmstoffwirkung überwunden ist, bei Temperaturen über 25° erlischt die Hemmwirkung in ca. 10-14 Tagen.
Vermischt man das Frischmaterial mit Erde in dem praktisch vorkommenden Verhältnis Dünger- Boden, so werden ganz erheblich größere Mengen Hemmstoffe gebildet aus der gleichen Materialmenge, nur erlischt die Hemmwirkung umso früher.
Die Zersetzungsbakterien haben im Boden mehr Platz zur Vermehrung als im konzentrierten Düngematerial.
Es sind in erster Linie die Stoffwechselprodukte der Zersetzungsbakterien die die Hemmstoffe bewirken und so auf Samen und Pflanzen hemmenden Einfluss ausüben.
Wer Stallmist oder Gründüngung in den Boden einarbeitet und sei es auch nur wenige Zentimeter, der muss damit rechnen, dass sich mit der Bodenerwärmung als bald eine kräftige Zersetzungsflora ausbildet und reichlich Hemmstoffe gebildet werden.
Die Schäden an Samen und Pflanzen können nur verhindert werden, in dem man den Ablauf der Zersetzung abwartet bis zum Einsetzen der makromolekularen Gare auch Plasmagare genannt. Wie lange aber die Zersetzungszeit dauert und wieviel Hemmstoffe auf einmal zB pro Tag gebildet werden, ist nach Bodenart, Jahreszeit, Düngermenge, Feuchtigkeit und Bodentemperatur entsprechend verschieden.
Die Wirksamkeit der Hemmstoffe kann bei Jungpflanzen Schädigungen hervorrufen, die später die Erträge beeinträchtigen. Schädigungen bei der Ankeimung, des Auflaufens, des Pflanzenwuchses, der Widerstandsfähigkeit und letztlich Ernteeinbußen können ihren Ursprung in nicht ausgereiftem Frischdünger haben.

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