44. Artikel Winter 1965

„Über den Stickstoff Kreislauf“

Der Stickstoffkreislauf ist ein Teil des gesamten biologischen Substanzkreislaufes, denn der Stickstoff ist neben dem Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff eine der wenigen Atomformen, aus denen die Lebensstoffe gebildet sind. Eine der wichtigsten Bildungen, deren sich das Leben bedient, sind die Eiweißstoffe und sie enthalten fast als einzige Lebensstoffe auch Stickstoff-Atome.

Die Bausteine der Eiweißstoffe (Proteine) sind die Polypeptide und diese sind aus Aminosäuren, deren es mehr wie 20 gibt, zusammengesetzt. Die Aminosäuren werden auf der Basis einfacher Stickstoffverbindungen aufgebaut, daher die überragende Rolle des Stickstoffs im biologischen Substanzkreislauf.

Das geschieht im Laufe von Lebensprozessen im lebendigen Boden, vorzüglich im Wurzelbereich der Pflanzen, aber auch im Organismus Pflanzen, Tieren und Menschen (arteigenes Eiweiß) in geringen Mengen.

Bei dieser Eiweißbildung spielen die Mikroben, vor allem die Bakterien, eine große Rolle. Damit ist der lebendige Boden mit seiner Mikroben-Flora eine höchst wichtige Einrichtung. Während die Pflanze ihre Kohlehydrate, auf die Tier und Mensch auch angewiesen sind, sehr wohl selbst herstellen kann (Chlorophyll Synthese), kann sie ihre Eiweiße ohne Mitwirkung des Bodens nicht in normaler Vollkommenheit bilden.

Das große Stickstoff-Vorratslager der Erde ist die Luft, es bestehen rund 80% der Luftgase aus reinem Stickstoff.

Man hat errechnet, dass auf unserer Erde in etwa stets die gleiche Menge an Stickstoff gebunden ist – wie man auch errechnet hat, dass die Menge der lebenden Substanz auf Erden in etwa immer die gleiche war und ist.

Der Stickstoff bleibt im Allgemeinen stets im biologischen Substanzkreislauf, er flüchtet dann, wenn Fäulnisprozesse in Gang sind, wenn organische Masse unter Luftabschluss fault, dann flüchtet er als gasförmiges Ammoniak NH3.

Im Gegensatz dazu steht die Fähigkeit vieler Bakterien nicht nur der Wurzelknöllchen der Leguminosen und der Azotobakter den Stickstoff aus der Luft zu binden, als Ausgleich für den Verlust.

Der organische natürliche Stickstoffkreislauf ist somit ein besonders wichtiger Teil der Lebenskreisläufe, mit ihm steht und fällt auch der biologische Landbau. Es ist daher Sorge zu tragen, dass alle organische Substanz Jauche, Gülle, Stallmist, Grünkompost, Gründüngung möglichst bald der natürlichen Zersetzung bei Luftzutritt (Rotte) zugeführt wird.

Sehr gestört wird jedoch der so entscheidend wichtige organische Substanzkreislauf durch das Hinzufügen von synthetischem Stickstoff. Von da an werden sämtliche Lebensvorgänge des Bodens verfälscht, weil ja den nahrungsaufbauenden Bakterien ein Teil ihrer Arbeit abgenommen wird ohne den sie nicht normal funktionieren. Es geht um die Harmonie der Lebensvorgänge, um die physiologische Bodenfunktion, ohne die eine geordnete Stoffbildung nicht möglich ist. Es gibt eine Unzahl von Eiweißbindungen, die notwendig sind, um die Eiweißbausteine zu bilden, die von den höheren Lebewesen gebraucht werden. Eine solche Vielfalt können die Bakterien nur vorbereiten, wenn man sie in ihrem natürlichen Nahrungskreislauf lässt und ihnen nicht die Fremdstoffe der Kunstdünger aufzwingt, besonders keinen synthetischen Stickstoff.

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