54. Artikel Sommer 1968

Über die Rolle der Gärung im Naturkreislauf

Alle Organismen der Erde beziehen ihre Lebensenergie aus den gleichen Quellen, Menschen und Tiere, ebenso wie Pflanzen, Mikroben und auch der Boden.

Die Verdauung von Nahrung verläuft grundsätzlich im menschlichen oder tierischen Darmkanal, in der Wurzelregion der Pflanzen, bei der Bildung der Bodengare, stets nach den gleichen biologischen, physikalischen und chemischen Gesetzen. Bei diesem Nahrungskreislauf handelt es sich auch um eine Umformung von Stoffen, Gärung genannt.

 

Dieser wird in Gang gesetzt durch Fermente oder Enzyme, das sind komplizierte organische Substanzen, die in winzigen Mengen große Stoffumwandlungen vollbringen können. Allerdings kann ein einziges Ferment immer auch nur einen einzigen Stoffwechsel vornehmen.

Es gibt nur zwei Quellen von Lebensenergie auf unserer Erde. Die ursprüngliche Quelle ist die Sonne, deren Strahlungsenergie über die Cytochrome (das wichtigste davon ist das Chlorophyll der Pflanzen, Algen und Bakterien) nutzbar gemacht wird indem aus den Endprodukten jeglichen Stoffwechsels, dh. aus Kohlensäure und Wasser organische Stoffe aufgebaut werden. Das geschieht durch die geordnete Sonnenstrahlung, die die leblosen Stoffe ketten- und ringartig ordnet und aneinander heftet. In den so entstandenen organischen Stoffen ist die Sonnenenergie enthalten, die das Wachstum und die Vermehrung der Lebewesen möglich macht.

 

Die Zweite Quelle von Lebensenergie sind die Abfälle des Lebendigen, dh. alles das was irgendwelche Lebewesen vom Menschen bis zum Bakterium während ihres Daseins an „Ausscheidungen“ abgeben oder nach ihrem Tode an leiblicher Substanz hinterlassen. Diese „Abfälle“ enthalten große Mengen an Lebensenergie, die durch Gärung oder Verbrennung für die Lebewesen nutzbar gemacht werden kann und nutzbar gemacht werden muss. Die Abfälle enthalten zwar schon weniger Lebensenergie als die mit Hilfe der Sonnenenergie frisch gebildeten Stoffe (Assimilate) aber immer noch genug um das Leben der Pflanzen in Gang zu halten (org. Dünger).

 

Diese Abfälle sind gewissermaßen halb verbrauchte Stoffe, die noch ungeheure Energiemengen enthalten, welche vom Lebendigen abgebaut werden bis zu den Grundstoffen: Kohlensäure und Wasser. Durch diesen Vorgang wird der Kohlensäurehaushalt der Luft sowie die bodenbürtige Kohlensäure in Gang gehalten. Der Energiegehalt aller derjeniger Stoffe, die letztlich zur Gare und Humusbildung kommen, ist also sehr verschieden, werden aber von der Pflanze bis zum allerletzten „Endprodukt des Stoffwechsels“ noch verwertet. Sie braucht dringend die Energie der organischen Abfallstoffe zur eigenen Existenz, da sie ja ständig aus Wasser und Kohlensäure neue organische Stoffe herstellen muss, damit alles Leben auf der Erde existieren kann.

 

Die Verwertung der Lebensenergie der Abfälle im Boden (Dünger) erfolgt durch die Natur in höchst sparsamer Weise. Es wird nicht alles sofort abgebaut zu Kohlensäure und Wasser, es bleiben die hoch- und niedermolekularen Stoffe, die lebende Substanz übrig und das bewirken die Lebewesen des Bodens durch die Gärung. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten des Abbaues organischer Stoffe: die Gärung (durch Fermente) und die Atmung (Oxydation). Beide Arten kommen in allen Organismen nebeneinander vor, bei niederen Organismen herrscht Gärung ,vor bei allen höheren Organismen bis zum Menschen die Atmung.

 

Die Atmung erfolgt unter Zutritt von Sauerstoff dessen Zustrom aber gehemmt und unter strenger Kontrolle gehalten wird. Da manche Lebewesen jedoch kaum Sauerstoff zur Verfügung haben, gibt es die zweite Art des Abbaues organischer Stoffe, die Gärung (Abbau durch Enzyme).

Fermente oder Enzyme sind ganz raffinierte Produkte der lebenden Substanz. Ein Abbauvorgang kommt in Gang, wenn eine lebende Substanz das für die vorgesehene Handlung einzig vorgesehene Enzym produziert. Die Gärung funktioniert grundsätzlich ohne Sauerstoff. Dafür werden bei der Gärung die organischen Stoffe nur teilweise und nur schrittweise aufgespalten und es werden jeweils nur kleine Energiemengen freigemacht.

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