71. Artikel Herbst 1972

„Ackerbau ohne Bodenbearbeitung“

Der Pflug gilt seit jeher als das Wahrzeichen des Bauern in einer vieltausendjährigen Geschichte.
In allen Arten Bodenbearbeitungstechniken war das Pflügen der wichtigste und unentbehrlichste Faktor. Was im Landbau der Pflug war, das war im Gartenbau der Spaten, mit beiden Geräten wurde der Boden gewendet, die oberen Bodenschichten wurden in die Tiefe und die tieferen Schichten wurden an die Oberfläche gebracht.
Durch die von uns durchgeführten Untersuchungen haben wir die Aufteilung des Bodens in Arbeitsschichten erkannt. Die Humusbildung geht stufenweise vor sich: in der obersten Bodenschicht der Rotteschicht geht der Abbau der organischen Abfall-Materie – tierische und pflanzliche Abfälle aller Art – vor sich mit Hilfe zahlreichen Kleinlebewesen, Pilze und Bakterien. Hier wird die Masse der organischen Dünger abgebaut bis zur Zelle bis zur Zellgare. Diese Schicht ist für die Pflanzenwurzeln unverträglich und wird von der Pflanze gemieden.
Darunter folgt die Humusschicht, hier erfolgt der Abbau aller zelligen Strukturen, die Freilegung aller Lebendsubstanzen bis zur Plasmagare und der Aufbau der Humussubstanzen und Anreicherung des Dauerhumus. Diese Schicht ist pflanzenwurzelverträglich, hier breitet sich das Feinwurzelsystem der Pflanze aus, welches ihr wichtigstes Stoffwechselorgan ist und äußerst empfindlich gegen unverrottete Substanzen.
Notwendigerweise werden beim Pflügen und Graben die einander feindlichen Bodenschichten der Zellgare und der Plasmagare rücksichtslos durcheinandergebracht. Besonders die Rotteschicht mit der Zellgare wird in luftarme Tiefe gebracht und dort begraben. Ohne Sauerstoff fault die organische Masse unter Bildung von Stoffen die für das Feinwurzelsystem der Pflanze tödlich sind. Außerdem wird der Boden gezwungen, öfters die Arbeitsschichten neu auszubilden, womit die Humusbildung ganz erheblich behindert wird. Pflügen und Graben bedeutet also eine alljährliche Zerstörung der Arbeitsschichten und damit auch der Bodenfruchtbarkeit. Noch mehr: Durch die Arbeit in übereinanderliegenden Schichten bildet sich ein Bodenkrümelsystem aus, das weit aus die bestmöglichen Voraussetzungen für das Pflanzenwachstum bietet. Zu diesem Krümelsystem gehören die gröberen Krümel der oberen Schicht mit ihrer reichlichen Versorgung mit Luft (große Poren) ebenso wie das feinkrümelige System (kleine Poren) der tieferen Schichten in dem sich die Bodenfeuchtigkeit (Wasser) am besten hält.
Zu dem bildet der übliche Ackerpflug eine Pflugsohle aus, die mehr oder weniger wasserdicht ist. Da fließt viel Wasser ab und die Krume läuft Gefahr abgeschwemmt zu werden. Im pfluglosen Ackerbau hingegen ohne Pflugsohle, bleibt die natürliche Verbindung zwischen Krume und Unterboden erhalten und die Wasseraufnahme und –haltung ist wesentlich größer weil ungestört.
Der Verzicht auf Pflug und Spaten hat also auf den ersten Blick unschätzbare Vorteile.
Es ergeben sich aber beim pfluglosen Ackerbau andere Probleme von denen das der Unkrautbekämpfung erhebliche praktische Bedeutung hat. Die Erhöhung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit kommt natürlich nicht nur den Kulturpflanzen zugute, sondern auch den dauerhaften Gräsern und Unkräutern. Wir müssen diesem Unkraut mechanisch zu Leibe gehen und durch ausgeklügelte Fruchtwechsel- und Zwischenfruchtmethoden die Unkrautverbreitung verhindern.
An sich jedoch ist es angebracht sich mit dem pfluglosen Ackerbau näher zu beschäftigen.

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