74. Artikel Sommer 1973

„Nur Leben erzeugt Leben“

Von Erde bist du genommen und zu Erde sollst du wieder werden – was dazwischen liegt ist unser Leben. Was ist es, dieses rätselvolle „Leben“, das uns erfüllt und umgibt?
Das ist die Frage, die sich die Menschen aller Zeiten gestellt haben und die vor allem derzeit uns angeht, die wir als Hüter des Lebens angetreten sind. Jedes Zeitalter hat auf seine Weise und mit seinen Mitteln versucht das Naturwunder „Leben“ zu begreifen. In unserem Zeitalter hat erstmalig die ebenfalls erstmalige Naturwissenschaft die Geheimnisse der Materie, des Stofflichen, des Trägers des Lebens bis beinahe ins Letzte entschleiert und damit auch den stofflichen Bestand der Lebewesen, ihren „Stoffwechsel“, ihre Stoffbildungen zum Zwecke von Vererbung und Fortpflanzung fast bis in alle Einzelheiten hinein klargelegt. Materiell gesehen ist die Erscheinung „Leben“ für die Naturwissenschaft kaum noch ein Geheimnis.
Die Naturwissenschaft war mit der Erforschung jedweder Materie so beschäftigt, dass die Erscheinung des wirklichen Lebens in Vergessenheit geriet. Die Grundgesetze des wirklichen Lebens lassen sich jedoch an der Materie allein nicht deuten. Das Leben war vorher, vor allem Stofflichen und es ist nachher, sobald es die irdisch-stoffliche Gestalt verlassen hat, das Leben ist ewig. Das Geheimnis Leben ist hinter der Erscheinung „Lebewesen“ (materieller Träger) zu suchen als sein augenblicklicher Ausdruck. Es kann nur gedacht und niemals stofflich bewiesen werden, Leben kann nur vom Leben selbst geschaffen werden, wir Menschen können das nicht. Wir können es allenfalls manipulieren in irgendeine Richtung, wie zB. unsere Kulturpflanze, unsere Tierzüchtungen.
Alle Lebewesen bestehen aus Zellen, diese Zellen sind winzige Gehäuse für lebende Substanzen, die ihrerseits Art, Gestalt und Funktion einer jeden Zelle bestimmen. Das Lebendigsein eines Organismus baut sich auf aus dem Leben aller ihrer lebenden Substanzen. Letzten Endes ist es also die lebende Substanz, die Leben vermittelt und Leben weiterträgt. Es wurde durch unzählige Experimente bewiesen, dass die lebenden Substanzen den Tod der Zelle unter natürlichen Umständen ohne Ausnahme überleben. Seitdem galt die lebende Substanz als kleinste Lebenseinheit. Man nennt es heute DNS, ausgeschrieben Desoxyribonukleinsäure, der Bezeichnung der Biochemiker folgend.
Diese kleinste Einheit des Lebendigen ist so klein, dass die lebende Substanz der ganzen Menschheit beinahe in einem Fingerhut Platz hätte und sämtliche lebende Substanz auf der Erde, dh. die Substanz von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mikroben würde, wie Biochemiker ausgerechnet haben, einen guten Liter ausmachen. Man darf annehmen, dass die Menger aller lebenden Substanzen auf der Erde begrenzt ist und nicht wesentlich vermehrt werden kann. Es haben eben nicht mehr Lebewesen Platz auf der Erde, als es tatsächlich gibt und wenn sich beispielsweise die Menschen unverhältnismäßig stark vermehren, was ja geschieht, so geht das auf Kosten anderer Lebewesen, der Tiere und Pflanzen. Man darf aber auch annehmen, dass die Natur diese kostbare Substanz, die das Leben trägt nicht verschwendet, sondern weiterreicht von Lebewesen zu Lebewesen: „Kreislauf der lebenden Substanz“. Unser Leitgedanke, unser Bild das dem biologischen Landbaus zu Grunde liegt, hat inzwischen zahlreiche exakt wissenschaftliche Beweise gefunden.
Das Wichtigste in unseren Nahrungen ist die lebende Substanz, nur sie ist imstande Leben zu spenden, Leben zu vermitteln und zu erhalten. Im lebendigen Boden, in der Muttererde, findet sie sich in ihrer nacktesten Form, biologisch gereinigt von allen Begleitstoffen entkleidet wird sie von den Bodenbakterien aufgenommen und an die Pflanzen über die Wurzelflora weitergereicht.
Man darf sich nicht irremachen lassen durch die Tatsache, dass Lebewesen imstande sind, ohne lebende Substanz, allein mit Nährstoffen weiterzuleben. Dazu hilft vorerst die eigene ererbte Lebenssubstanz, zeigt sich aber später im Verlust von voller Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit, möglicherweise erst in den folgenden Generationen. Leben kommt eben nur aus Leben.
Und dieses ist äußerst kostbar, denn wo die Menschen auch wirken, wird täglich Leben vernichtet, erstickt und vergiftet. Tagtäglich begräbt man lebendige Erde unter Beton und Asphalt, unseren Lebensraum auf Kosten der Umwelt ständig weiter auszudehnen ist das Grausamste, das auf Erden geschieht, nicht nur alle sinnlosen Kriege.
Die Wahrheit aber ist die: Wer das andere Leben vernichtet, der vernichtet sich selbst.

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