75. Artikel Herbst 1973

„Die innere Welt unserer Lebensmittelerzeugnisse“
Sage mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist! In diesen schlichten Worten liegt tiefe Weisheit und echte Naturkenntnis verborgen. Unsere Nahrung ist unser Schicksal. Wir haben allen Grund, uns Klarheit über diese Wahrheit zu verschaffen. Der offene Kampf um die Wahrheit über die Lebensmittel-Erzeugung hat begonnen und wird von allen Seiten mit steigender Erbitterung ausgetragen.
Der Agrikulturchemie stehen mehr als 100 Jahre intensivster Forschung und Erprobung zur Verfügung, auf die sie sich berufen kann und sie weiß auf alle Fragen eine Antwort in ihrem Sinn. Eine spezielle landwirtschaftliche Forschung auf Basis der neuesten biologischen Erkenntnisse aber gibt es überhaupt nicht. Das wichtigste, um das es bei der Suche nach der Wahrheit über den inneren Wert unserer Lebensmittel geht, wird systematisch verschwiegen, als ob es diesen Wert nicht gebe. Es ist die Rede von Betriebsrentabilität, von der Notwendigkeit der Massenerzeugung, von der Unentbehrlichkeit der giftigen Spritzmittel. Mit keinem Wort ist da die Rede vom lebendigen Inhalt der Kulturpflanzen, von ihrer lebenden Substanz und Erbsubstanz, obwohl davon doch das Schicksal der Pflanzen, Tiere und Menschen abhängt.
Mit echter Wissenschaft, welche die Wahrheit sucht, hat das nichts mehr zu tun. Sie werden gedruckt, weil die Macht des Geldes dahinter steht. Die Entwicklung der Wissenschaft vom Lebendigen begann ursprünglich durch das bloße Anschauen der Objekte und deren Einordnung in Arten, Gattungen und Familien. Die Entdeckung der chemischen Analyse, die Erfindung des Mikroskops, die Elementar-Analyse brachte tiefen Einblick in den Stoffwechsel der Organismen und weiter zur Entdeckung und Erforschung der Grundbildungen des Lebendigen nämlich zur Entdeckung der lebenden Substanzen und Erbsubstanzen.
Die Menschheit ist ungeheuer stark gewachsen, es sind Großorganisationen und Einrichtungen zu ihrer Versorgung nötig, wie man sie in dieser Ausdehnung vorher nicht kannte. Wirtschaft, Industrie, Handel und die von ihr abhängige Zweckwissenschaft wehren sich gegen jede umwälzende Änderung und Fortschritt.
Es wird daher verschwiegen:

  1. dass der organisch-biologische Landbau zeigt, wie man ohne Gebrauch gesundheitsschädigender synthetischer Gifte eine saubere Nahrung erzeugen kann.
  2. dass im organisch-biologischen Landbau die Unkrautvertilgung durch hormonartige oder gifte Chemikalien verboten ist.
  3. dass die organisch-biologischen Lebensmittel-Erzeugnisse bezüglich des Geschmackes, des Geruches und der Haltbarkeit der üblichen Marktware weit überlegen sind.
  4. dass nur die auf natürlich lebendigem Boden ohne Treibdünger gewachsenen Pflanzen den Nahrungs-Empfängern Tier und Mensch diejenige Auswahl an lebendiger Substanz und Erbsubstanz liefern, die sie zur Erhaltung ihrer vollen Gesundheit und Erbgesundheit brauchen.

Im Kampf gegen den biologischen Landbau wird systematisch verschwiegen, dass es sich dabei um den einzigen Weg handelt, Lebensmittel von hohen inneren Werten zu erzeugen.

  1. Der Giftkampf gegen Insekten und Mikrobien ist ein Schrecken ohne Ende. Sie haben sich teilweise über die zum Menschen führenden Nahrungsketten überaus angereichert (siehe ehemals DDT, andere folgten). Wer wird alle diese Gifte überleben, wir oder die Insekten und Mikrobien, die auf Erden hundertmal älter sind, als wir und bereits bewiesen haben, dass sie resistent sein können. Daher Gebot der ersten Stunde: Hinweg mit jedem Gift aus dem Landbau, sofort und ohne Kompromiss. Der organisch-biologische Landbau beweist, dass es geht!
  2. Hormonartige und ähnliche chemisch-synthetische Wirkstoffe in den üblichen Unkrautvertilgungsmitteln bringen absichtlich den Stoffwechsel der sogenannten Unkräuter so verhängnisvoll aus dem Gleichgewicht, dass sich diese Pflanzen selbst umbringen. Da aber der Stoffwechsel der Unkräuter den gleichen Gesetzen unterliegt, wie der der anderen Pflanzen, kann nicht behauptet werden, dass die Unkrautmittel nur für das Unkraut vernichtend seien, es handelt sich grundsätzlich um lebensfeindliche Wirkstoffe, auf die der organisch-biologische Landbau kompromisslos verzichtet.
  3. Wem der enorme Unterschied zwischen üblicher Marktware und biologischer Lebensmittel bezüglich Geschmack und Geruch nicht auffällt, der hat stark abgestumpfte Sinnesorgane, die nicht mehr fähig sind, zu schmecken und zu riechen. Der Unterschied in Geschmack und Geruch ist eindeutig Tatsache und kann nicht geleugnet werden. Objektive Beweise liefern die Prüfungen von Haltbarkeit und Lagerfähigkeit.
  4. Das eigentliche Geheimnis des inneren Wertes von Feldfrüchten und ihrer biologischen Qualität liegt in ihrem Gehalt an optimal funktionstüchtigen lebenden Substanzen und in ihrem Erbsubstanzen-Material beschlossen.

Feldfrüchte, die bei zu geringer lebendiger Bodenleistung durch Kunstdünger zum Wachstum gezwungen werden, werden mehr oder weniger aus dem Kreislauf der lebenden Substanzen ausgeschlossen und verlieren die entscheidenden Gesundheitsmerkmale: Abwehrfähigkeit und Fruchtbarkeit. Den gleichen Verlust erleiden alle diejenigen Tiere und Menschen, die von entarteten Pflanzen leben, sie sind ihrerseits hilflos der zunehmenden Entartung preisgegeben. Wer noch Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, kann diese Entartungserscheinungen in der hochzivilisierten Menschheit überall beobachten. Sie beziehen sich immer auf den ganzen Menschen auf Geist, Seele und Körper gleichermaßen. Hier liegt die eigentliche Ursache des Niederganges der menschlichen Kultur.
Die höchste Aufgabe der Naturwissenschaft wäre es, diese tieferliegenden Zusammenhänge Schritt für Schritt zu beweisen und damit die schicksalhafte Abhängigkeit des Menschen vom Kreislauf Boden – Pflanze – Tier und Mensch zur Richtschnur für die zukünftige Lebensordnung der Menschen zu erheben.
Das wäre der einzig richtige Weg um zu erkennen, dass der innere Wert eines Lebensmittels nicht in ihrem materiellen Stoffgehalt zu sehen ist, sondern in den Gestaltungskräften, welche die Materien bewegen, nämlich in den Kräften der unversehrten lebenden Substanzen und Erbsubstanzen.
Nur so ist der Wert unserer Feldfrüchte und des biologischen Landbaues überhaupt zu kennzeichnen und nur so kann die Biologie als Wissenschaft vom Lebendigen den Fortschritt erkämpfen, den die Menschheit bitter nötig hat, will sie der weiteren Entartung entgehen.

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