80. Artikel Winter 1974

„Wissenschaft, Forschung und biologischer Landbau“

Die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft in den letzten 200 Jahren der Menschheitsgeschichte findet sich wieder in der Entwicklung ihrer Wissenschaften. Ursprünglich lag diese in den Händen von Einzelnen, wenigen Auserwählten. Das unvergleichlich starke Wachstum der Menschheit seit dem vorvorigen Jahrhundert hat eine Studenten-Flut an allen Universitäten erzeugt. So wichtig die Wissenschaften für die Fortentwicklung der menschlichen Kultur früher auch waren – für die Existenz der Menschheit waren sie halbwegs entbehrlich. Heute aber sind sie es nicht mehr. Ohne die Arbeit der Wissenschaften kann die Menschheit nicht mehr existieren, sie könnte ihr Wachstum nicht überleben.

In dieser Entwicklung hat sich der Charakter der Wissenschaften das Wesen der Universität und ihrer Aufgaben entscheidend gewandelt – die Spezialisten sind unentbehrlich geworden. Die Universitäten wurden zwangsläufig überwiegend zu bloßen Fachschulen zwecks Ausbildung von Spezialisten. Es tritt damit ein sogenannter „Fach-Idiot“ in Erscheinung, ein Akademiker-Typ, dem die Scheuklappen des Spezialistentums jeden Überblick, jede instinktsichere Einordnung des Einzelnen in das Ganze verwehren. Es gibt jetzt nur noch recht wenige wissenschaftliche Persönlichkeiten, die sich den sicheren Blick für Ganzheitsprobleme bewahrt haben.

Wohl die wesentlichste Erscheinung ist aber die Tatsache, dass sich auf Basis der industriell und kaufmännisch vielfältig ausnutzbaren Resultate der Forschung etwas entwickelt hat, das es früher in dieser allherrschenden Form noch nie gab.

Der Großindustrie ist es gelungen, die Macht des Geldes an sich zu bringen und damit in ihrem Sinne zu herrschen und so den größeren Teil der Naturforschung in ihre Abhängigkeit zu zwingen. Ein neuer Typ Wissenschaft entstand, die „Zweckwissenschaft“ in der neben dem Forscher immer der Kaufmann steht, den eine Wahrheitsfindung wenig interessiert, er wartet nur auf verwertbare Resultate. Diese ständige Abhängigkeit der Wissenschaft hat einen neuen Forschertyp geboren, dessen Denken und Streben nur mehr zweckgebunden ist. Die Hochzivilisation hat sich so rapide und ohne jede Rücksicht auf die Umwelt entwickelt, dass die Existenz alles Lebendigen auf Erden in höchste Gefahr geraten ist.

Dass es einen Kreislauf der lebenden und vor allem der Erbsubstanzen in der Natur gibt, von dem das Gedeihen aller Lebewesen direkt abhängig ist, bezüglich ihrer Gesundheit und Erbgesundheit, weiß man aus den Forschungsergebnissen der Vererbungs- und Gen-Forschung. Hätte man beizeiten die Zivilisation danach ausgerichtet, wäre der Menschheit das Gespenst ihres biologischen Todes erspart geblieben. Man redet in aller Welt von den verschmutzten Flüssen vom Lärm von der Luftverschmutzung, viel zu wenig vom lebendigen Boden und der natürlichen Nahrungsproduktion, obwohl letztere der Beginn sein müssten der Bemühung um eine Gesundung der menschlichen Gesellschaft.

Es darf daher niemand wundern, dass sich viele Menschen mit noch gesundem Instinkt im Bewusstsein, dass es die Natur doch besser weiß, als wir Menschen von der offiziell vorgegebenen Linie abgewandt haben und eigene Wege gehen, sodass heutzutage die sog. biologische Medizin und der sog. biologische Landbau zu einem allgemein bekannten Begriff geworden sind. Die Bezeichnung „biologisch“ wurde damit in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen. Man versteht darunter alle Arten von Bewegungen, die sich von der allophatischen Medikamentenmedizin und der Agrochemie befreit und natürliche Methoden der Heilbehandlung und Nahrungsproduktion entwickelt haben.

Niemand sollte eigentlich bezweifeln, dass hier die Wege in eine bessere Zukunft aufgezeigt werden, jedoch die dahingehende Einsicht ist erst in einem anfänglichen Werden. Die Obrigkeiten wollten den Gebrauch des Wortes „biologisch“ verbieten, das jedoch ist nicht gelungen, dazu dürfte es zu spät sein – die Menschen lassen sich nicht einfach den Mund verbieten.

Im Augenblick handelt es sich darum, die Wissenschaft von den Grundbedingungen des Lebens und der Erbgesundheit zu Anwendungsreife zu entwickeln. Die Basis ist ja längst gelegt, man braucht nur darauf aufzubauen.

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