82. Artikel Sommer 1975

„Der Wert der biologischen Landbauprodukte“

Möglichkeiten des Wertenachweises und der Unterscheidung nach dem gegenwärtigen Stand der Grundlagenforschung

Der Wert von Nahrungs- und Futterpflanzen wird bestimmt, indem man sie der chemischen Analyse unterwirft. Dabei werden alle Stoffe, soweit sie der chemischen Analyse zugänglich sind, mit ausreichender Genauigkeit erfasst: Eiweiße und ihre Bausteine, Kohlenhydrate verschiedenster Art, Fette samt ihren „gesättigten“ und „ungesättigten“ Fettsäuren, Mineralsalze, Vitamine, Enzyme und Spurenstoffe. Andere Kriterien gibt es nicht und soweit es solche gibt, wurden sie als „unwissenschaftlich“ beiseite geschoben und nicht als Beweis anerkannt, z.B. Geschmack, Geruch u.a.m. Ja selbst chemisch nachweisbare Qualitätsverschlechterungen wie das Pasteurisieren der Milch durch Erhitzen wobei sämtliche Enzyme und ein Teil der empfindlichen Vitamine zerstört und die Eiweißqualität verändert werden, wird als unwesentlich abgetan.
In Wirklichkeit ist der Schaden, der durch das Erhitzen lebendiger Nahrung entsteht noch viel größer als die Teilschäden, die sich durch die chemische Analyse erkennen lassen. Lebendige Nahrungen werden durch Erhitzen buchstäblich getötet. Was übrig bleibt ist eine Leiche. Es dürfte ein gewaltiger Unterschied sein, ob man von etwas Lebendigem oder von etwas Totem lebt. Diese einfache Tatsache hat bis jetzt noch nicht ihren Niederschlag in der Wissenschaft gefunden. Lebendigkeit ist eine Eigenschaft der lebenden Substanzen über die früher wenig, allzu wenig bekannt war. Unsere Veröffentlichungen über den Kreislauf der lebenden Substanzen fanden nur wenig Gehör und noch viel weniger Eingang in die Wissenschaft. Ich habe meine Arbeit nur deshalb trotz allen Widerstandes fortgesetzt, weil die Schlussfolgerungen aus der These vom biologischen Kreislauf lebender Erbsubstanz für die tägliche Praxis sowohl in der Heilkunde, wie in der Landwirtschaft von ungeheurer Bedeutung sind.
In den verflossenen 25 Jahren nun ist eine außergewöhnlich fruchtbare biologische Grundlagenforschung in Gang gekommen; die Zeiten haben sich geändert. Wir haben heute ein gutes Bild von den lebenden Substanzen und ihren Bewegungen innerhalb des Nahrungskreislaufes vom Boden bis zum Menschen und wird diese heute vom größeren Teil der Biologie, der Biophysik und der Biochemie als Wahrheit entsprechend erkannt. Die Weiterentwicklung Richtung Anerkennung durch die Wissenschaft wird jedoch von zahlreichen Schwierigkeiten begleitet, zuerst einmal durch das Nichterkennen durch die Wissenschaft und ihre Träger selbst, diese Periode dauert lange Zeit, bis umwälzende Erkenntnisse Platz gegriffen haben. Weiters hat in vielen Ländern die Industrie große Anteile der Fachleute unter Kontrolle. Das geschieht auf mannigfache Weise und immer mit Hilfe der Macht des Geldes. Das alles sind große Hindernisse auf dem Erkennen der Werte der biologischen Landbauprodukte. Es stellt sich die Frage: Gibt es Beweise für den höheren Wert dieser Produkte? Es gibt diese Beweise: lebende Organismen haben, wenn sie sich in der Umwelt behaupten wollen vor allem zwei grundsätzliche Aufgaben zu erfüllen: das sind die Selbsterhaltung und die Fortpflanzung. Je vollkommener sie diesen beiden Pflichten nachzukommen fähig sind, desto höher ist ihr biologischer Wert, ihre Lebensqualität.
Es kann nicht mehr bestritten werden, dass der biologische Landbau im Gegensatz zur Kunstdüngerwirtschaft ohne jede Giftanwendung auskommt, ohne seine Rentabilität zu verlieren. Im krassen Gegensatz zu den Kulturen der Kunstdüngerwirtschaft, denen man mit lebensfeindlichen Giften zu Hilfe kommen muss. Die biologischen Pflanzen besitzen Selbstschutz und Selbstheilungskräfte, die ihr Überleben sogar in einer vom Menschen weitgehend verdorbenen Umwelt möglich machen. In der gleichen Weise gelingt es dem biologischen Bauern Krankheit und Unfruchtbarkeit aus seinem Tierstall zu verbannen und seine Tiere zu höchsten Leistungen zu bringen. Die Unfruchtbarkeit der Nutztiere bereitet dem konventionellen Landbau schwere Sorgen. Es ist unzweifelhaft bewiesen, dass die biologische Nahrung von der das Tier lebt, imstande ist, ihre eigene Fruchtbarkeit auf den Nahrungsempfänger zu übertragen.
Es kann keinen Zweifel mehr daran geben, dass die biologischen Erzeugnisse einen wesentlich höheren Nahrungswert besitzen. Gesundheit ist unteilbar, kein Lebewesen kann auf die Dauer gesünder sein als seine Nahrung und die Zeichen von Gesundheit sind bei allen Lebewesen stets die gleichen, ob es sich nun um den Boden, die Pflanze, das Tier oder den Menschen handelt.

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