83. Artikel Herbst 1975

„Das Leben der Muttererde und seine Pflege“

Es ist wohl der umfangreichste und tiefgreifendste Artikel in dieser Serie, es ist der Schöpfungsbericht über das Lebendige dieses unseres Planeten.

  1. Die Mikroorganismen, die ersten Lebewesen auf Erden beleben das Wasser und die Verwitterungskrume der Erde.

  2. Aus ihnen entwickeln sich in sehr langen Zeiträumen alle Organismen: Pflanzen, Tiere, Menschen.

  3. Alle Lebewesen auf Erden sind aufeinander angewiesen, keines kann ohne das andere existieren, jedes hat seinen Lebensraum.

  4. Es ist alles wohlgeordnet und wer diese Ordnung zerstört, der zerstört sich selbst. Vor diesem ehernen Gesetz sind alle Lebewesen gleich.

  5. Das muss jedem bewusst sein, der Nahrung schafft für Mensch und Tier. Eine solche Nahrung muss der natürlichen Ordnung entspringen, sie muss die natürliche Ordnung vermitteln, tut sie das nicht, schafft sie Unordnung und damit Entartung, die der Anfang ist vom Untergang.

  6. Die Entartung schreitet sichtbar und erschreckend voran, obwohl die meisten Menschen davon nichts wissen und die größte aller Gefahren nicht sehen.

  7. Die vom organisch-biologischen Landbau geschaffene Nahrung entspricht der natürlichen Ordnung und ist imstande den Menschen wieder zurückzuführen und seine Lebensordnungen von dem Unrat zu reinigen, der sich breit gemacht hat und ihn unfähig macht ein sauberes, vernünftiges, natürliches Leben zu führen.

  8. Wer vom Leben der Muttererde sprechen will, muss dies alles sagen, weil damit alles anfängt. Die Mikroorganismen des Bodens sind die ersten, die wir pflegen müssen, wenn wir natürliche Nahrung erzeugen wollen.

  9. Die Mikroorganismen schaffen im Boden biologische Ordnung und wenn sie es nicht täten, dann könnte kein höheres Lebewesen in der biologischen Ordnung bleiben.

  10. Der Boden für sich allein bestand aus den Verwitterungsprodukten der Erdoberfläche, aus totem Gesteinsstaub. Die Erde war schon einige Milliarden Jahre alt, als die lebende Substanz erschien. Woher sie kam, ob auf der Erde entstanden oder aus dem Weltall kommend, ist nicht entschieden. Sie kam sobald die Voraussetzungen dazu gegeben waren.

  11. Geraume Zeit später bildeten sich die ersten lebendigen Zellen im Boden und nahmen schließlich die Oberfläche der ganzen Erdkugel in Besitz. Sie hatten bereits die Fähigkeit der Fortpflanzung und haben sich in ihren Urformen bis heute erhalten.

  12. Durch das Zusammentreten von Einzelzellen, zuerst wenigen, dann vielen, entstanden die Pflanzen, eine Entwicklung, die jetzt bis in die Einzelheiten bekannt ist. Das Leben ist damals gewissermaßen aus dem Boden ans Tageslicht getreten.

  13. Durch dieses Zusammentreten und Pflanzenbildung kam es zu einer erhöhten Bildung von einzelligen Kleinlebewesen, man zählt heute weit über 100.000 Arten, und zur Herausbildung der heutigen biologischen Ordnung.

  14. Der Boden bekam eine neue Aufgabe, als die Lebensgemeinschaften der Pflanzen und des Bodens als Grundlage der Vegetation. Durch ihr Wurzelsystem ist die Pflanze dem Boden verhaftet.

  15. Mit Hilfe der Wurzeln kann die Pflanze, das was sie zum Leben und der Fortpflanzung braucht, dem Boden entnehmen und umgekehrt kann sie mit Hilfe der Wurzeln dem Boden zahlreiche Stoffe liefern, die in größeren Mengen nur die Pflanzen bilden können, indem sie in großem Umfang das Licht und die Wärme der Sonnenstrahlung als Energiequellen ausnützen. Durch diesen Stoffaustausch zwischen Boden und Pflanze aber vermag die Pflanze Einfluss auf den Boden zu nehmen und seine Lebensordnungen in ihrem Sinne und zu ihrem Nutzen zu lenken.

  16. Seit dem Entstehen überirdischer Lebewesen, der Pflanzen und der Tiere entstehen Abfälle, die zwangsläufig auf den Boden kommen (sie fallen ab). Der Boden verdaut sie und hinterlässt auf diese Weise neue Fruchtbarkeit. In der Praxis: der organische Dünger.  Der Abbau wird durch Kleinlebewesen vorgenommen, durch die sogenannte Abbauflora in der obersten Bodenschicht, die von der Pflanze gemieden wird, die aber unentbehrlich ist für die Vorbereitung von neuer Pflanzennahrung.

  17. Die zweite Flora des Bodens ist die in der darunterliegenden Bodenschicht, der Humus oder Plasma-Gare, wirksamen den Pflanzen zugehörige Wurzelflora, die von der Pflanze direkt abhängig ist und nur leben kann, wenn sie mit der Pflanze tätig zusammenwirkt.

  18. Die pflanzen-zugehörige Wurzelflora besteht sowohl aus gewissen Pilzsorten, wie aus Bakterien. Beide Arten von Mikroorganismen sind Mitarbeiter der Pflanze, sie sind wie wir sagen „Symbionten“ und mit ihr in tätigem Zusammenleben verbunden. Diese Wurzelbakterien-Flora kann man mit Hilfe von Auslese-Methoden im Laboratorium herauszüchten und ihre Eigenschaften prüfen.

  19. Diese Bakterienflora kommt nicht nur bei den Pflanzen vor, sondern auch bei den Tieren und den Menschen. Sie leben dort auf den Schleimhäuten, beim Menschen z.B. auf der Mundschleimhaut, Rachenring, unterem Dünndarm und dem ganzen Dickdarm. Diese Bakterien haben durchwegs die Fähigkeit Milchsäure zu bilden und arbeiten als Symbionten bei Pflanze, Tier und Mensch. Der Wurzelapparat kann auch als „Darm der Pflanze“ betrachtet werden.

  20. Genauso wie man die Wurzelflora-Bakterien benützen kann um Aussagen über Gesundheit oder Nichtgesundheit von Tier und Mensch zu bekommen, kann man sie auch benutzen, um über die Beschaffenheit der Bodengesundheit zu urteilen. Man kann daher die Wurzelflora als Qualitätsmerkmal im Landbau benutzen. Man kann erfahren, welche Anbaumaßnahmen (Bodenbearbeitung Düngung) für die Bodengesundheit nützlich sind.

  21. Durch das alljährliche zuweilen sogar zweimalige Pflügen wird die natürliche Bodenschichtung vollständig zerstört. Man zwingt die Pflanze in der von ihr nicht geliebten Abbauflora zu wurzeln, wobei die Wurzelflora krank wird. Daher wenn es nötig ist, den Boden in die Tiefe hineinlockern.

  22. Wenn durch Bearbeitungsmaßnahmen unaufbereitete organische Masse in die Wurzeltiefen der Pflanze gelangt, bildet sich dort sofort eine Abbauflora, mit der Folge von Störung der Wurzelflora und Krankheit der Pflanze. Die kranke Pflanzenkultur ist eine untaugliche Nahrung. Daher frische organische Masse niemals in die Tiefe bringen.

  23. Wird synthetische Stickstoffdüngung durchgeführt, wird die ganze so sorgfältig vom Boden aufgebaute Lebensordnung und die Arbeit der Kleinlebewesen aller Art überflüssig, weil man Pflanze und Boden jede Arbeit erspart und unter Umgehung der natürlichen Stickstoffgewinnung diesen Baustoff fertig anliefert. Die Folge ist Abbau des Wurzelapparates, der Bakterienflora und Mangel an allen Stoffen, die im natürlichen Bodenleben entstehen und die man niemals künstlich ersetzen kann, die aber sehr wohl lebensnotwendig für den Aufbau der Pflanze und deren Qualität sind.

  24. Eine bestmögliche Pflanzennahrung kann eben nur der Boden selbst zubereiten, vermöge seiner Lebensordnung und seiner tätigen Zusammenarbeit mit der Pflanze.

  25. Das Leben des Bodens ist abhängig von der Bodenatmung durch die die organische „Lebendverbauung“ und Krümelbildung gewährleistet wird. Die natürliche Krümelung ist nicht durch künstliches Krümeln (durch Bodenbearbeitung) ersetzbar (fällt im Regen zusammen). Nur der durch organische Verbauung entstandene Krümel ist beständig, daher ein beständiges Füttern des Bodens mit organischem Dünger.

  26. Die physiologische Wurzelbakterienflora der Milchsäurebildner wird nicht nur durch fehlende Bodenatmung sondern auch durch Schadstoffe (Lebensgifte) aller Art zerstört. Solche Schadstoffe kommen nicht nur aus der chemischen Retorte, sondern auch aus falsch behandeltem Betriebsdünger. Mist, Gülle und Jauche müssen der atmenden Rotte (Belüftung) übergeben werden, ansonsten sie eine Fäulnisbakterienflora entwickeln mit bakterien- und wurzelschädigenden Hemmstoffen (Stapelmiste, unbelüftete Güllen und Jauchen).

  27. Wenn wir das Bodenleben in einem fruchtbaren Boden betrachten, so tun wir einen tiefen Blick in die Geheimnisse und Wunder der Natur, die man niemals künstlich ersetzen kann und die bis in alle Ewigkeit ihr Geheimnis bleiben werden. Die Ehrfurcht von dem Leben muss wiederkehren, wenn die Menschen das Leben in Gesundheit behalten oder wiedererringen wollen – das lehrt uns auch dieser Blick in die Wunder des Lebens.

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