113. Artikel Frühjahr 1986 – „Über Erhaltung und Kreislauf der lebendigen Substanz“

Die überlieferte Zell- und Gewebslehre ging von der Hypothese aus, dass zwischen der Nahrung aller Organismen und ihrem Endverbraucher, der Gewebszelle, mehrere chemisch-physikalisch wirksame Schranken liegen, die nur von leicht löslichen, auf jeden Fall nur von mikro-molekularen Stoffen durchschritten werden können. Diese Hypothese, niemals direkt bewiesen, wurde durch die physiologisch-biochemische Forschung laufend bestätigt und schließlich stillschweigend als Tatsache angesehen. War es doch eindeutig, dass jeder Organismus, der Verdauungseinrichtungen besitzt, sämtliche angebotene Nährmaterialien vor allem die organischen, mechanisch und chemisch bis zu einfachen löslichen Verbindungen zu zerkleinern imstande ist. Seit Jahrzehnten hat sich die gesamte Ernährungslehre für Pflanze Tier und Mensch nach diesen Auffassungen ausgerichtet.

Besteht diese These zu Recht, dass alle Organismen zwecks Stoffwechsel und Ernährung nur uniforme und chemisch mehr-minder leicht identifizierbare Moleküle in sich aufnehmen, so wird die ganze Ernährung letztlich zu einem rein chemischen Problem. Sie wird gewährleistet, wenn der Organismus ein bestimmtes Gemisch aus Aminosäuren, Monosacchariden, verseiften Fetten, Vitaminen, Enzymen und Spurenelementen bekommt. Die Herkunft dieser Nährstoffe ist dabei prinzipiell gleichgültig; falsch ernährt wird der Organismus indem dem Nahrungsgemisch wichtige Nährstoffe fehlen, wobei man den chemisch identifizierbaren Inhalt durch Analyse prüft.

Nun enthält eine jede natürliche Nahrung aber zwangsläufig organische Großmoleküle aus den Zellen, Geweben und Flüssigkeiten der Nahrungsspender, Zellkernbestandteile, Zerfallsprodukte der Blutkörperchen, das Chlorophyll der pflanzlichen und Algenzellen. Bei dieser Makromolekular- oder „lebendigen“ Substanz handelt es sich keineswegs um indifferente uniforme Substanz, sondern um Komplexe, die ihrer Herkunft entsprechend formiert und biologisch aktiv sind. Sie sind, wenn sie aus einer biologisch intakten „gesunden“ Zelle stammen, zweckentsprechend für die Leistungen ausgestattet, die sie intrazellulär zu vollbringen haben. Gesetzt dem Fall die Organismen wären imstande wahlweise Substanz dieser Art aus dem reichen Angebot jeder natürlichen Nahrung in sich und ihre Zellen aufzunehmen, so wäre die Herkunft der Nahrung ganz allgemein keineswegs gleichgültig, sondern von allerhöchster Bedeutung. Der Organismus würde dann nämlich imstande bzw. genötigt sein, lebendige Zellsubstanz andere Organismen als Zellbausteine in sich aufzunehmen. Wenn diese Substanz aus intakten Zellen, Geweben und Organismen stammt, so wird sie dem Ideal gesunder Zellen entsprechen und imstande sein, Zellen, Gewebe und Organismen physiologisch zu ernähren, ja sogar imstande sein, die biologische Wertigkeit jener Zellen aufzubessern, deren Substanz nicht mehr dem Ideal entspricht.

Ohne Zweifel war die Übertragung „lebendiger“ Substanz, ja schon die Übertragung spezifischer Nukleinsäure-Komplexe von Organimsus zu Organismus von ungeheurem Einfluss auf die Gestaltung der menschlichen Zivilisation. Es wäre dann nämlich nicht allein wichtig, dass diese lebende Substanz Organismen entstammt, deren biologische Existenz durch natürliche Angriffe nicht gefährdet werden, dh. die gesund sind.

Die Frage nach der Gesundheit eines Nahrungsmittels war mehr die Frage der Hygiene und der Rentabilität, aber nicht die Frage der biologischen Wertigkeit. Bei der meist in Großbetrieben gezogenen Pflanzennahrung ist der gewichtsmäßige Ertrag entscheidend, nicht aber die Gesundheit der Pflanze. Die Umwandlung der natürlichen Gesundheit in eine „künstliche“ bei Tieren und Kulturpflanzen verhindert jedes exakte Urteil über die wirkliche Gesundheit. Man weiß nicht mehr welche unserer Nahrungsspender imstande sind, uns brauchbare Zellsubstanz zu liefern.

Es steht entschieden außer Zweifel, dass dem Menschen von heute nur eine Nahrung zugeführt wird, die in jeder Beziehung biologisch minderwertig ist.

Beispiel: die Kartoffel, hat sie keine physiologische Makromolekular-Nahrung zur Verfügung, schwindet ihre Abwehrfähigkeit, sie wird virus-krank oder fällt dem Kartoffelkäfer zum Opfer. Sie wird das Opfer ihrer Zellgewebe-Entartung infolge einer falschen Düngung.

Zellgewebe-Entartungen sind zahlreiche infolge der biologische minderwertigen Ernährung auch beim Menschen festzustellen, möglicherweise bereits bei Kindern, bei denen man dann mit Mandel- und Blinddarmoperationen versucht das Übel zu heilen.

Im Kreislauf der Substanzen zur Ernährung der Organismen scheint demnach der biologisch wichtigste, ja entscheidende, der Kreislauf der spezifischen lebendigen Substanz zu sein. Es ist aber der zugleich am wenigsten erforschte.

 

 

 

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