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Beschreibung um das Thema Rusch Artikel

72. Artikel Winter 1972

„Wir und unsere neuen Freunde!“

Es ist Mode geworden, die Methoden der technischen Zivilisation in Zweifel zu ziehen und nach neuen Methoden zu suchen. Aber das, was man vor 30 oder 40 Jahren hätte überlegen sollen, ist inzwischen zur schier unlösbaren Aufgabe geworden. Die Menschen haben sich an alles das gewöhnt, was ihnen schadet, ans Auto, an die Ölheizungen, an die Fronarbeit der Industrie, an die Schlaf- und Weckmittel, an die Beruhigungspillen und die trügerische Wirkung der Antibiotika, an die industrialisierte Nahrung, an Kunstdünger, Spritzmittel und Unkrauthormone – an die ganze, hoch organisierte und technisierte Welt, die das Leben zu erleichtern verspricht und die Menschheit doch offensichtlich ins Verderben führt.
Jeder weiß es, und keiner handelt danach. Da werden die Gehälter und Löhne erhöht, man gibt den Menschen mehr Geld als je zuvor, und was tun sie? Sie kaufen Autos und rasen damit herum. Sie kaufen Fernseher und stehlen sich die Zeit, die sie nicht mehr haben. Sie sind ohne Rast und Ruh‘ und nehmen Beruhigungspillen und Schlafmittel, und wenn sie eine Grippe bekommen, dann gehen sie um schnelle Kunsthilfe; denn sie haben alles, nur eins nicht: Zeit. Für sie gibt es sonntags keinen besinnlichen Waldspaziergang mehr, keinen ruhigen Feierabend, kein stilles Glück, kein dankbares Händefalten, nichts, was das Leben erst lebenswert macht. Sie laufen vor sich selbst davon, statt großer und guter Liebe haben sie Erotik, Zügellosigkeit, Rauschgift, und statt echter Menschheits-Ideale haben sie revolutionäre Hetzparolen und steigende Kriminalität. Sie haben alles – aber sie haben sich selbst verloren. Wer die Welt verbessern will, der muss aber bei sich selbst anfangen.
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ So steht es im „Buch der Bücher“. Und es steht darin: „Wen der Herr vernichten will, den schlägt er mit Blindheit.“ Als die Menschen von weither zusammenkamen, um den Turm zu Babel zu bauen, da verwirrte der Herr ihre Sprache, sodass sie einander nicht mehr verstanden. „Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles – ach, wir Armen!“ sagte Goethe.
Der Mensch hat die Welt gewonnen, mit einer seelenlosen Technik. Das Leben der Menschen ist manipuliert, organisiert und materialisiert. Wenn wir leben wollen, so sagen die Manipulatoren, dann muss das Bruttosozialprodukt alljährlich ansteigen; also werden immer neue Fabriken gebaut, immer mehr Apparaturen erdachte; ihre größte Sorge ist die Vermehrung materieller Güter. Zur Krankheitsbehandlung macht man die Diagnose in Mayo-Kliniken mit seelenlosen Apparaturen, die Therapie mit leblosen, synthetischen, chemischen Produkten einer Großindustrie. Die Landwirtschaft wird zur Fabrik, zum Großbetrieb, in dem am laufenden Band „Nahrungsproduktion“ gemacht wird, künstlich getrieben, mit Giften zur Ernte gebracht und mit Unkrautchemikalien gesäubert.
Es ist alles wohlgeordnet, alles bestens organisiert; es ist alles manipuliert, was sich manipulieren lässt, auch die Menschen. Sie fügen sich, denn es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig. Menschen-Bildung ist heutzutage kaum noch etwas anderes als die Bemühung, ihnen beizubringen, wie man diese riesenhafte Apparatur der Zivilisation bedient, und dazu eignet sich ein geist- und seelenloses Wesen am besten. Wer nachdenkt, ist unbequem und störend, das Denken überlässt man am besten dem Computer. In dieser technischen Welt gibt es nur noch das „reale, rationale Denken“, etwas anderes kann man nicht brauchen. Der Mensch in seiner Ganzheit als geistiges und seelisches Wesen eignet sich nicht zur Bedienung einer seelenlosen Maschinerie. Folgerichtig sollen nun schon die Kleinkinder in ihrem Sinne zum rationalen „Denken“ erzogen werden – im Kindergarten.
Von solchen „Ideen“ sind die Manager des modernen Lebens besessen, alle anderen sind ihre Sklaven; sie merken es nur nicht mehr, sie haben sich daran gewöhnt, sie müssen es, wenn sie das nackte Leben behalten wollen. Das Volk braucht „Brot und Spiele“, sagte ein römischer Kaiser, also gibt man sie ihm: Fußball, Toto, Lotto, Fernsehen, Autofahren, Sport en gros: dann merkt es nicht mehr, dass es um das wahre Glück, um die ewige Seligkeit, um die edelsten Güter der menschlichen Kultur betrogen wird, dass es um sich selbst betrogen wird und zum seelen- und geistlosen Wesen herabsinkt. Die wirklichen Herren dieser Scheinwelt triumphieren, das System funktioniert.
Die menschliche Kultur aber, das Beste, was wir Menschen haben, siecht dahin. Die Werte verfallen, die die Welt zusammenhalten: Familie, Treue, Glauben, Ehrfurcht, Tradition. Wer „Freiheit“ sagt, meint heute „Zügellosigkeit“. Mit der unechten Autorität schwindet auch die echte. „Anti-autoritär“ muss man sein, sonst ist man rückständig. Die geistigen und seelischen Bindungen des Menschen an sich selbst, an seine Mitmenschen und seine Ahnen, an seine kulturelle Tradition – sie werden nicht mehr gebraucht und sie beginnen, sich aufzulösen. Wo die Jugend danach sucht, findet sie nichts mehr als Leere, Hohlheit und Lüge; wie sollte sie nicht zweifeln an allem, was heutzutage besteht?
Diese einseitige, materielle, technische Zivilisation trägt den Keim des Unterganges in sich. Sie ist von dieser Welt: „Gott ist tot!“ In Wahrheit sind die Manager am Ende, der Betrug am Menschen, an seinem Geist und seiner Seele wird allmählich offenbar. Es gab immer auch noch Menschen, die der einzig gültigen Wahrheit gedient haben – nicht mit großen Worten und papiernen Programmen, sondern mit der rettenden Tat. Es gab immer viele, lebendige Beispiele dafür, wie die Zukunft der Menschen gestaltet werden muss. Ihnen allen ist gemeinsam der Glaube an eine höhere Macht, an eine höhere Weisheit, an die Einheit des Lebendigen auf Erden, an das Gut im Menschen, der Glaube an die menschliche Kultur und ihre Verpflichtung. Diesen Menschen wird die Zukunft gehören, oder es wird keine Menschen mehr geben. Sie sind unsere einzige Hoffnung auf Zukunft. Ihre Werke müssen bewahrt werden, bis die Menschen wieder zu sich selbst gefunden haben und sich abwenden von der Scheinwelt der technischen Zivilisation. Bis dahin bleibt noch viel zu tun.
Rusch beschreibt hier in treffender Weise den Zustand der Welt, wie er ihn in seiner Zeit erlebte, wie er aber nach wie vor sich bis heute in den gleichen Zuständen abspielt: darum hat sich nichts geändert. Was sich aber geändert hat, sind die Dimensionen des biologischen Landbaues, der immer stärker werdende Ruf der Menschen nach naturbelassener Nahrung, erzeugt ohne Gift und Kunstdünger. Es wird akzeptiert, dass der biologische Landbau heute kein Lückenfüller mehr ist, sondern ein gewichtiges Wort in der Nahrungsmittelversorgung mitzureden hat. Es wird akzeptiert, dass die Biobauern wieder echte Bauern geworden sind, mit der Sorge um einen lebendigen Boden als ihr höchstes Gut. Die neuen Freunde vor denen Rusch warnte, waren Vertreter des konventionellen Landbaues in Versuchsanstalten und Hochschulen, sowie der Kunstdüngerindustrie, die dem biologischen Landbau die Zusammenarbeit angeboten hatten.
Nachdem aber gewusst wurde, dass jede Verschmelzung der Methoden, jede noch so kleine Kunstdüngergabe im biologischen Landbau ein Unding ist, wurde dieses Angebot abgelehnt. Was aber in der heutigen Zeit (ab 2000) Platz greift, ist ein zunehmendes, ernsthaftes Interesse von konventionellen Bauern am Biolandbau, was in einem steigenden Besuch der Bodenpraktikerseminare des Biolandbaues zum Ausdruck kommt. Auf die Frage warum sie diese Kurse besuchen, lautet die Antwort fast immer: „Wir wollen vom Boden etwas erfahren, da wir davon sonst nichts erfahren.“ Solche Freunde sind willkommen und wären es auch von Rusch gewesen.

71. Artikel Herbst 1972

„Ackerbau ohne Bodenbearbeitung“

Der Pflug gilt seit jeher als das Wahrzeichen des Bauern in einer vieltausendjährigen Geschichte.
In allen Arten Bodenbearbeitungstechniken war das Pflügen der wichtigste und unentbehrlichste Faktor. Was im Landbau der Pflug war, das war im Gartenbau der Spaten, mit beiden Geräten wurde der Boden gewendet, die oberen Bodenschichten wurden in die Tiefe und die tieferen Schichten wurden an die Oberfläche gebracht.
Durch die von uns durchgeführten Untersuchungen haben wir die Aufteilung des Bodens in Arbeitsschichten erkannt. Die Humusbildung geht stufenweise vor sich: in der obersten Bodenschicht der Rotteschicht geht der Abbau der organischen Abfall-Materie – tierische und pflanzliche Abfälle aller Art – vor sich mit Hilfe zahlreichen Kleinlebewesen, Pilze und Bakterien. Hier wird die Masse der organischen Dünger abgebaut bis zur Zelle bis zur Zellgare. Diese Schicht ist für die Pflanzenwurzeln unverträglich und wird von der Pflanze gemieden.
Darunter folgt die Humusschicht, hier erfolgt der Abbau aller zelligen Strukturen, die Freilegung aller Lebendsubstanzen bis zur Plasmagare und der Aufbau der Humussubstanzen und Anreicherung des Dauerhumus. Diese Schicht ist pflanzenwurzelverträglich, hier breitet sich das Feinwurzelsystem der Pflanze aus, welches ihr wichtigstes Stoffwechselorgan ist und äußerst empfindlich gegen unverrottete Substanzen.
Notwendigerweise werden beim Pflügen und Graben die einander feindlichen Bodenschichten der Zellgare und der Plasmagare rücksichtslos durcheinandergebracht. Besonders die Rotteschicht mit der Zellgare wird in luftarme Tiefe gebracht und dort begraben. Ohne Sauerstoff fault die organische Masse unter Bildung von Stoffen die für das Feinwurzelsystem der Pflanze tödlich sind. Außerdem wird der Boden gezwungen, öfters die Arbeitsschichten neu auszubilden, womit die Humusbildung ganz erheblich behindert wird. Pflügen und Graben bedeutet also eine alljährliche Zerstörung der Arbeitsschichten und damit auch der Bodenfruchtbarkeit. Noch mehr: Durch die Arbeit in übereinanderliegenden Schichten bildet sich ein Bodenkrümelsystem aus, das weit aus die bestmöglichen Voraussetzungen für das Pflanzenwachstum bietet. Zu diesem Krümelsystem gehören die gröberen Krümel der oberen Schicht mit ihrer reichlichen Versorgung mit Luft (große Poren) ebenso wie das feinkrümelige System (kleine Poren) der tieferen Schichten in dem sich die Bodenfeuchtigkeit (Wasser) am besten hält.
Zu dem bildet der übliche Ackerpflug eine Pflugsohle aus, die mehr oder weniger wasserdicht ist. Da fließt viel Wasser ab und die Krume läuft Gefahr abgeschwemmt zu werden. Im pfluglosen Ackerbau hingegen ohne Pflugsohle, bleibt die natürliche Verbindung zwischen Krume und Unterboden erhalten und die Wasseraufnahme und –haltung ist wesentlich größer weil ungestört.
Der Verzicht auf Pflug und Spaten hat also auf den ersten Blick unschätzbare Vorteile.
Es ergeben sich aber beim pfluglosen Ackerbau andere Probleme von denen das der Unkrautbekämpfung erhebliche praktische Bedeutung hat. Die Erhöhung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit kommt natürlich nicht nur den Kulturpflanzen zugute, sondern auch den dauerhaften Gräsern und Unkräutern. Wir müssen diesem Unkraut mechanisch zu Leibe gehen und durch ausgeklügelte Fruchtwechsel- und Zwischenfruchtmethoden die Unkrautverbreitung verhindern.
An sich jedoch ist es angebracht sich mit dem pfluglosen Ackerbau näher zu beschäftigen.

70. Artikel Sommer 1972

„Das Gift im Boden – Ein aktuelles Problem“

Es wird ein für einen vernünftigen Menschen mit einigem biologischem Weitblick immer unverständlich bleiben, wie hemmungslos die Agrikulturchemie schwere und schwerste Gifte in die Landwirtschaft eingeführt hat. Was hat man sich davon versprochen? Was konnte man davon, außer dem Augenblickserfolg der Abtötung einiger „Schädlinge“ und Krankheitserreger, sonst noch erwarten?
Etwa die Ausrottung der Schädlinge? Wer auch nur ein wenig über die Zusammenhänge zwischen den Ordnungen in der Natur und ihrer „Gesundheits-Polizei“ in Form der „Schädlinge“ nachgedacht hat, konnte von vornherein sagen, dass der Vernichtungskampf mit Giften eine aussichtslose Sache ist. Schon der Versuch ist primitiv und dumm.
Inzwischen hat sich in der breiten Öffentlichkeit herumgesprochen, dass das Gift nicht nur den „Schädling“ trifft, sondern alles, was auf Erden lebt, und nicht zuletzt den Menschen. Man ist aufmerksam geworden, man verlangt „saubere“ Lebensmittel. Man beginnt einzusehen, was da gemacht worden ist. Die Einsicht kommt reichlich spät. Inzwischen ist nämlich die Landwirtschaft an den Giftgebrauch gewöhnt worden, als sei der Giftkampf unentbehrlich und ein Landbau ohne ihn nicht möglich. Und inzwischen ist die Industrie mit Milliardenumsätzen und Milliarden-Investitionen beteiligt, sie ist eine Realität. Niemand wagt es, einer besseren Einsicht von heute auf morgen zum Durchbruch zu verhelfen; denn man befürchtet eine Katastrophe – und das mit Recht.
Was tut man also? Man schafft über den Verordnungsweg Giftgesetze, besonders gefährliche Substanzen werden verboten, die Giftanwendungsvorschriften werden kleinweise verschärft und über die in den Lebensmitteln erlaubten Giftmengen werden Toleranzgrenzen festgesetzt. Nachdem man aber beim gegenwärtigen Stand des Wissens viel zu wenig über die biologische Wirkung kleinster Giftmengen weiß, sind die Toleranzgrenzen fragwürdig.
Vor allem schon deshalb, weil man es ja nicht jeweils nur mit einem einzelnen Gift zu tun hat, sondern gleichzeitig mit einer sehr großen Anzahl von giftigen Substanzen, die auf verschiedensten Wegen an den Menschen gelangen. Es gibt nicht nur eine ganze Reihe von Pestiziden, sondern es gibt auch das Blei und das Kohlenmonoxyd der Autoabgase, das Schwefeldioxyd aus den Schornsteinen, die Ölverbrennungsreste der Dieselmotoren und Ölheizungsanlagen, die Salzsäure der Müllverbrennungsanlagen durch den Kunststoff, die Schadstoffe im Wasser der Flüsse und Seen, man könnte diese Liste noch eine Weile fortsetzen. Die meisten dieser Gifte gelangen zwar nur in Toleranz-Mengen an den Menschen, die Addition aber dieser sämtlichen Toleranzdosen ergibt eine Gesamt-Dosis, welche die Verträglichkeit (Toleranz) des Menschen für Gifte um ein Vielfaches überschreitet.
Der Mensch der Hochzivilisation ist dieser Summe aller giftigen Substanzen zunehmend und ständig ausgeliefert und ist ihr nicht gewachsen.
Denn: gibt es überhaupt eine Verträglichkeit für kleine Giftmengen, gibt es Gift-Toleranz? Nein es gibt sie nicht. Jedes einzelne Molekül irgendeines Giftes vollbringt, wenn es in den „inneren Kreislauf“ des Körpers gelangt, seine zerstörerische Wirkung, die nicht rückgängig gemacht werden kann, es gibt daher überhaupt keine Gift-Verträglichkeit.
Frühere Generationen haben tatsächlich größere Giftmengen vertragen, ihre Körper konnten mehr Gift tolerieren ehe es zu Krankheitserscheinungen und Degenerationszuständen kam. Ihre Körper waren mit weit mehr gesunden lebenden Substanzen versehen als die heutige Generation, die bereits einen viel geringeren Bestand an gesunder lebender Substanz mitbringt. Außerdem ist heute die Möglichkeit verdorbene Substanz abzustoßen und durch frisch-gesunde zu ersetzen, wesentlich geringer als früher, nachdem der Organismus „Mutterboden“ mehr und mehr entartet und mit ihm Pflanzen und Tiere, von denen wir leben.
Halten wir fest: Irgendeine Verträglichkeit für Gifte (Toleranz) gibt es nicht! Es gibt sie auch dann nicht, wenn man gesetzlich verlangen würde, dass in den Lebensmitteln auch nicht mehr die geringste Giftmenge sein darf, solange im Landbau überhaupt Gifte angewandt werden dürfen. Ehe nicht die lebende Substanz von Nahrungspflanzen und Nutztieren rein und ausschließlich über den Humusorganismus gelaufen ist, trägt sie die Merkmale der Entartung in sich. Selbst diese Reinigung über den Boden wird uns mehr und mehr genommen, weil die Agrikulturchemie es ja verstanden hat selbst diesen robusten biologischen Filterapparat durch falsche Behandlung funktionsunfähig zu machen.
Selbst wenn die Pestizide das einzige Gift wären, das man auf die Menschen loslässt, dann würde man durch Toleranz-Prüfungen den Tod der Gesundheit nur hinausschieben, aber nicht verhindern. Aber wir haben es ja mit Dutzenden von Giften zu tun, nicht nur mit Pestiziden.
Der Weg über die Toleranz-Prüfungen erweist sich also als falsch; es handelt sich bei solchen behördlichen Maßnahmen doch nur um ein Hinausschieben des eigentlichen Problems, um den Versuch der Beschwichtigung, ohne dem Ziel einer wirklich giftfreien Nahrung wesentlich näher zu kommen. Die Verantwortlichen für den Giftkampf um die Nahrung werden lediglich aufgefordert, etwas vorsichtiger zu sein und die schwersten tödlichen Gifte allmählich zu vermeiden.
Es muss einmal gelingen und das in nicht zu ferner Zeit, die gesamte Landwirtschaft von der Zwangsjacke des Giftkampfes zu befreien, einen wirklich giftfreien Landbau zu betreiben, in dem man nicht mehr nötig hat, Toleranz-Dosen festzusetzen. Den richtigen Weg dazu zeigen die biologischen Landbaumethoden. Jegliches Giftgesetz wäre überflüssig, wenn man dem biologischen Landbau den Weg ebnen würde, wenn man ihn mit allen Kräften fördern würde, wenn man den Landwirten zeigen würde, dass es auch ohne Gift geht.
Das Beispiel ist gegeben, die Methoden sind keine Geheimnisse mehr. Sie wurden erstmals in wissenschaftlicher Exaktheit durchforscht und die Grundlagen für ein weites Feld wissenschaftlicher Zukunftsforschung gelegt. Die Methoden sind im Großen realisiert und haben sich bereits über zwei Jahrzehnte, als realisierbar erwiesen. Sie sind jedermann zugänglich und können ohne Risiko übernommen werden. Warum geschieht das nicht? Sind wir Menschen wirklich schon viel zu sehr in den tödlichen Kreislauf der Fehlentwicklung verstrickt, einer Entwicklung, die mit Sicherheit zur eigenen Vernichtung führt?
Der Angelpunkt ist die Kultur des lebendigen fruchtbaren Mutterbodens, die Pflege seiner Lebendigkeit, seine behutsame Bearbeitung, seine natürliche Ernährung, der Schutz seiner werktätigen Schichten, um eine optimale Bodenleistung zustande zu bringen.
Die Schädlings- und Krankheitsfrage ist nicht eine Frage der Bekämpfungsmittel sondern eine Frage der Bodenkultur ganz allein. Eine Pflanze auf einem lebendigen fruchtbaren Mutterboden hat von selbst die Kraft sich der Schädlinge und Krankheiten zu erwehren. Der „Schädling“ aber bekommt im biologischen Landbau seine eigentliche Bedeutung wieder: „Wo Schädlinge auftreten ist etwas nicht in Ordnung! Meistens ist der Fehler im Boden, in der Bodenbehandlung zu suchen.“
Nahrungspflanzen, die nur geerntet werden können, wenn man sie laufend mit Gift bespritzt, sind als Nahrung minderwertig. Eine Landwirtschaft, die Gift braucht und deshalb Giftgesetze nötig hat, ist auf jeden Fall ein Irrweg, den man sobald als möglich verlassen muss. Die Menschheit braucht nicht Giftgesetze, sondern Gesetze zur Förderung des biologischen Landbaues.

69. Artikel Frühjahr 1972

Der Boden ist die Quelle der Gesundheit!

 Das was bisher die Naturwissenschaft als Wahrheit bezüglich der Ernährung von Pflanze, Tier und Mensch anerkannt hat, ist auch durchaus wahr; nur handelt es sich um einen zweitrangigen Ernährungsvorgang, wenn man von den sogenannten Nährstoffen spricht; es handelt sich um einen Vorgang, der von anderen Vorgängen gesteuert wird, nämlich von den sogenannten lebendigen Vorgängen und Wirksamkeiten. Erst dadurch kommt Ordnung in das Chaos der Nährstoffe und in den Ernährungskreislauf. Wer also die Wahrheit bezüglich der Ernährung sucht, der darf nicht bei der Erforschung der Nährstoffe stehen bleiben, sondern muss das Prinzip finden, das den Kreislauf der Materie regelt und steuert. Erst dann kann man behaupten zu wissen, was Ernährung sei.

Wir haben seinerzeit vor bald 25 Jahren die Behauptung aufgestellt, dass es sich bei dem Geheimnis der biologischen Ordnung in den Ernährungskreisläufen um diejenigen Wirksamkeiten und Kräfte handelt, die von den großen Molekülen der „lebenden Substanz“ ausgehen. Dies ist das eigentliche Prinzip der Ernährung aller Organismen. Für diese Erkenntnis war die Zeit dazu noch nicht reif. Für uns jedoch waren dies die Grundlagen unserer Arbeit, auch unserer Arbeit an der Gesundheit des Bodens.

Was ist überhaupt unter Gesundheit zu verstehen und wie erweist sie sich in der Natur? Wir nennen Gesundheit die Fähigkeit eines Organismus nicht nur sich selbst in Gesundheit zu erhalten, sondern auch seine Nachkommen. Wer von Gesundheit spricht, darf die Erbgesundheit nicht außer Betracht lassen, denn sie ist viel wichtiger, als eine individuelle Gesundheit eines einzelnen Organismus. Die Natur hat eine Einheit von lebenden Organismen hervorgebracht, die die Pflicht haben, sich gegenseitig gesund zu erhalten und diese Gesundheit auch auf die Nachkommen zu vererben.

Störungen im Organismus treten dann auf, wenn einzelne oder viele seiner Gewebe nicht richtig funktionieren. Dieses Funktionieren oder Nichtfunktionieren geht von den Zellen aus, aus denen die Gewebe bestehen. An einem Fehlverhalten der Zellen sind diejenigen lebenden Substanzen einschließlich der Erbsubstanzen schuld, die in einer Zelle leben. Derartige Nachweise sind in den verschiedensten Forschungsrichtungen erbracht worden, vor allem durch die Erb- und Krebsforscher. Man kann also sagen: Gesundheit ist eine Eigenschaft der Zellsubstanzen, der lebenden Substanzen überhaupt.

Mit den lebenden Nahrungssubstanzen wird dem Organismus Ersatzmaterial für seine eigenen abgebrauchten Substanzen angeboten. Jeder Organismus hat die Fähigkeit immer die besten unter den angebotenen Substanzen auszuwählen.

Die Güte der lebenden Substanzen wird von allen Vorgängen bestimmt, die diese Substanzen zu ihrem Leben benutzt haben. Eine Pflanze, die nur mittels Treibdünger und Giften den nächsten Herbst erlebt ist nicht gesund und kann dem nachfolgenden Organismus, dem sie als Nahrung dient keinen ausreichenden Vorrat an Gesundheit vermitteln. So stellt sich der „Kreislauf der Nahrungen“ dar in der Reihe Boden-Pflanze-Tier-Mensch. Tier und Mensch sind ganz auf Boden und Pflanze angewiesen, eine höhere Bedeutung hat die Pflanze in der die lebende Substanz ja ans Licht steigt. Die allerhöchste Bedeutung aber hat der lebende Boden, den wir ja auch einen Organismus nennen.

Man muss dem Bodenorganismus nur alles das verschaffen durch entsprechende Behandlung, Düngung und Vermeiden von Gift – was er dazu braucht, um sein volles Leben entwickeln zu können. Der Boden ist als einziger Organismus imstande, aus wertlosen Stoffen gute Pflanzennahrung zu machen. Er bewältigt diese Aufgabe indem er unzählige Kleinlebewesen und Mikrobien als Helfer einstellt, die in mehreren Stufen-Boden-Schichtungen – die Säuberungsarbeit verrichten. Er ist imstande die Pflanzennahrung soweit zuzubereiten, dass die Pflanze einen ausreichenden Vorrat an „guten Lebendsubstanzen“ bekommt, um alle ihre Aufgaben der Selbsterhaltung der Fortpflanzung und der Ernährung von „höherer“ Organismen bewältigen zu können. Im Kreislauf der Nahrungen ist der Boden die allerwichtigste Station.

Die eigentliche Quelle der Gesundheit ist der Boden, ohne dessen „Gesundheit“ es keine gesunden Pflanzen, Tiere und erst recht keine gesunden Menschen gibt. Wer in den Selbstablauf des Kreislaufes der lebenden Substanzen eingreift – sei es durch Treibdünger, sei es durch Gifte – der zerstört die Grundlagen der Gesundheit. Selbst, wenn es gelingen würde, Luft und Wasser wieder rein zu bekommen, so würde damit nur ein kleiner Teil des Nötigsten getan. Unser Wohl und Wehe und das unserer Kinder und Kindeskinder hängt absolut von der Gesundheit des Bodens ab.

Spätere Geschlechter werden – sofern sie dazu noch Gelegenheit bekommen – das 20. Jahrhundert verfluchen, weil es Erkenntnisse und Beispiele genug hatte und sie nicht genützt hat. Die nachfolgenden Generationen werden dann nämlich unwiderruflich von den Konsequenzen der Verbrechen stehen, die an der Gesundheit des Lebendigen von unserer Generation begangen worden sind. Wenn diese wahren Sünden wider das Leben überhaupt noch gut zu machen sind, dann auf den Wegen, die die biologische Heilkunde und vor allem der biologische Landbau seit geraumer Zeit gehen: Andere Wege gibt es nicht – möge man das an berufener Stelle endlich einsehen!

68. Artikel Winter 1971

Zur Frage der natürlichen, biologischen Filter im Kreislauf der lebenden Substanz

 Es bewegt sich im Kreislauf der lebenden Substanzen ein ständiger Strom vom lebenden Boden her über die Pflanzen zu Tier und Mensch, von wo aus er schließlich wieder zum Boden zurückkehrt. Auf diesem Wege werden die lebenden Substanzen vielfältig beeinflusst, und zwar vorwiegend in dem Sinne, dass sie an Gesundheitswert-biologischer Qualität und an Lebensenergie verlieren. Das ist ganz besonders im Bereich der Hochzivilisation der Fall, wo unzählige negative Wirkungen – durch Fremdstoffe und Gifte, Sauerstoffmangel und Stoffwechselstörungen – die Güte der lebenden Substanzen gefährden. Gerade in unserer Zeit ist also das Problem einer Aufwertung und Reinigung der umlaufenden lebenden Substanzen wichtiger als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Von ihm hängt ja letzten Endes die Gesundheit, die biologische Leistungsfähigkeit aller Organismen, also aller Pflanzen, Tiere und Menschen ab.

Wir haben uns eingehend mit dem Problem der biologischen Filtermengen in der Natur beschäftigt, um Richtlinien für das handbauliche Verhalten zu gewinnen. Dabei stellte sich heraus, dass von allen Auswahlmöglichkeiten und Filterwirkungen im Kreislauf der lebenden Substanzen allein der lebendige Boden imstande ist, in großem Umfang eine Reinigung und Aufwertung lebender Substanzen vorzunehmen.

Dies geschieht im Boden in den beiden obersten Schichten: in der Schicht der mikrobiellen oder Zellgare (Rotteschicht) und in der darunter liegenden Schicht der plasmastischen oder Plasmagare (Humusschicht). In der Rotteschicht wirken Bodentiere und primitive lebenskräftige Mikroorganismen. In der Humusschicht werden die lebenden Substanzen vollständig gereinigt und geläutert. Diese Filter- und Säuberungsarbeit kann nur von einem voll lebendigen Boden geleistet werden, der dann auch imstande ist, Gifte und Krankheitskeime wirklungslos zu machen. Der lebende Boden ist der mit Abstand größte, umfassendste biologische Gesundheitsfilter der lebenden Natur. Von seiner Pflege hängt die Gesundheit alles Lebendigen von der Pflanze bis zum Menschen bedingungslos ab.

67. Artikel Herbst 1971

Warum beeinflusst künstlicher Treibdünger den Kreislauf der lebenden Substanz?

Das Geheimnis des gesunden Pflanzenwachstums ist der Stoffwechsel zwischen lebendem Boden und Pflanze. Die Agrikulturchemie gab sich alle Mühe, alle die Stoffe zu finden, die zum Pflanzenwachstum nötig sind. Man fang zunächst die sogenannten Kernnährstoffe, später die Spurenstoffe und schließlich die Wirkstoffe wie Hormone, Enzyme und Vitamine. Man war der Meinung, dass der Stoffwechsel lediglich auf diesen Stoffen beruhe und sie in angepasster Menge zur Verfügung stehen müssen. Die Praxis des chemischen Landbaus gründet sich noch heute auf diese einseitige Auffassung vom Stoffwechsel.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass alle Lebewesen sogenannte offene Systeme sind. Das will Folgendes besagen: Jedes Lebewesen ist nicht nur imstande Stoffe in Salzform oder jedenfalls in kleinster Größenordnung und in einfacheren chemischen Bindungen in sich aufzunehmen, es ist vielmehr imstande, alles in sich aufzunehmen, wonach ihm gelüstet, auch sogenannte Großmoleküle (lebende Substanz). Die Größe der über den Stoffwechsel aufgenommenen Teilchen spielt kaum eine Rolle.

Es ist nun aber nicht so, dass der Körper damit zum Tummelplatz aller vorhandenen lebenden Substanzen wurde. Nein: Er selbst entscheidet, ob er eine lebende Substanz aufnehmen will oder nicht. Auf diese Weise wird der Kreislauf der lebenden Substanzen zwischen Boden und Pflanze kontrolliert und auf gleiche Weise natürlich auch der Stoffwechsel zwischen Pflanze, Tier und Mensch.

Es gibt einen Stoffwechsel der Nährstoffe vermittelt, und kein Lebewesen könnte ohne die ständige Zufuhr von Nährstoffen existieren. Es gibt aber außerdem einen Stoffwechsel lebender Substanzen und das ist etwas grundsätzlich anderes. Lebendige Substanzen unterscheiden sich von leblosen dadurch, dass sie sogenannte „Informationen“ in sich tragen, das sind Baupläne für die Bildung organischer Stoffe und Abläufe von Lebensvorgängen. Alle lebenden Substanzen auf der Erde stellen also eine Sammlung von vielerlei „Informationen“ dar. Ein Teil dieser Sammlung befindet sich immer innerhalb von Lebewesen, denn jedes Lebewesen bekommt mit der Vererbung seinen Vorrat an denjenigen lebenden Substanzen mit, den es braucht. Die übrigen lebenden Substanzen befinden sich auf der Wanderschaft zwischen den Lebewesen, also zB im Boden oder in der Nahrung.

Man muss sich nun vorstellen, dass ein voll funktionierender, also gesunder Organismus ungeheuer viele verschiedene „Sorten“ von lebender Substanz, also von „Informationen“ braucht. So braucht beispielsweise eine Pflanze ein gerütteltes Maß an Information für ihren Selbstschutz, ihre Blütenbildung, ihre Fruchtung, ihre Samenbildung usw.

Lebende Substanzen sind nicht absolut widerstandsfähig, sie können auf vielerlei Weise geschädigt werden, zB. durch Ermüdungsstoffe, durch Gifte, Pestizide u.v.a. Geschädigte lebende Substanzen verlieren dabei ihre „Informationen“ und werden für den Organismus unbrauchbar. Sie müssen dann gegen unversehrte lebende Substanzen ausgetauscht werden. Der einzelne Organismus ist imstande sich aus dem Riesenangebot an lebenden Substanzen genau diejenige auszusuchen, die er braucht.

Das setzt voraus, dass in der ungeheuren Masse vor lebenden Substanzen, die die Natur anbietet mit Sicherheit das gewünschte Ersatzteil zu finden ist, wenn die dazu nötige Vielfalt im natürlichen Kreislauf oder im zuführten organischen Dünger vorhanden ist.

Nur unsere Frage: Warum beeinflusst künstlicher Treibdünger den Kreislauf der lebenden Substanz?

Wer Treibdünger braucht, hat keinen ausreichend fruchtbaren Boden ein solcher vermag der Pflanze nicht zu bieten, was sie an lebender Substanz nötig hat.

Ferner: Wenn künstlicher Stickstoff in die Pflanze einströmt, so kommt die Pflanze in Gefahr bei Übermaß desselben, was vielfach der Fall ist, in ein Wachstumsfieber gezwungen zu werden. Dabei vernachlässigt sie manches, zB. ausreichende Wurzelbildung, Bildung von Abwehrstoffen, normale Gewebsausbildung.

Als Drittes: Wenn man dem Boden Stickstoff zufügt, so bildet sich ein einseitiges Bodenleben aus, zB. eine einseitige Bakterienflora. Das Bodenleben ist nicht mehr imstande lebende Substanzen auszubilden wie die Pflanze sie braucht. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass bei der Anhäufung von Nitraten in der Pflanze als Folge der Treibdüngung, durch Reduktion Nitrite bilden und diese sind schwere Gifte.

66. Artikel Sommer 1971

Krankheiten und Schädlinge: Fürsorge oder Vorsorge?

Es ist zu spät zum Heilen, wenn die Krankheit schon da ist!

Die Versuche Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen, wenn sie bereits in Erscheinung getreten sind, sind auf die Dauer von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn man bekämpft hier nicht die Ursache, sondern eine Folgeerscheinung, das Symptom einer Krankheit, die schon da war. Das Auftreten von Krankheiten und die Massenentwicklung von Schädlingen muss verhindert werden. Man wird sonst gezwungen zu höchst bedenklichen Gewaltmaßnahmen Zuflucht zu nehmen. Dass diese Gewaltmaßnahmen zB. in Form der Pestizide nicht mehr zu verantworten sind, ist inzwischen sogar schon unseren Regierungen klar geworden, nachdem sich erwiesen hat, dass man damit praktisch die ganze lebende Natur vergiftet.

Von einer wirklichen Erkenntnis des Giftproblems im Landbau ist man jedoch noch sehr weit entfernt. Zur Zeit wird versucht Gifte zu konstruieren, die angeblich kurzlebig sind und binnen kurzer Zeit angeblich zerstört werden.

Grundsätzlich hat jedoch zu gelten: Ein künstlich hergestelltes Gift gleich welcher Art, gefährdet, im Gegensatz zu den Giften, die die Natur benutzt, grundsätzlich die Gesundheit und Erbgesundheit allen Lebendigen auf Erden, gleichgültig, ob es kurz- oder langlebig ist; und eine Substanz, die künstlich hergestellt wird zu dem Zweck, irgendein spezielles Lebewesen – einen Schädling, einen Pilz, ein Bakterium oder ein Virus usw. – zu gefährden und zu vernichten, gefährdet zwangsläufig die anderen Lebewesen, auch den Menschen.

Für den biologischen Landbau darf es bezüglich der Frage der Krankheiten und Schädlinge keinen Zweifel mehr geben: Die Symptomen-Kurpfuscherei, die man betreibt, indem man Krankheiten und Schädlinge erst bekämpft, wenn sie bereits in Erscheinung treten, muss unter allen Umständen überflüssig gemacht werden. Eine Pflanze, die vollgesund und erbgesund ist, bekommt weder Krankheiten, noch wird sie von Schädlingen vernichtet! Außer es werden ihre durch Naturereignisse oder durch menschliche Fehlhandlungen eine oder mehrere ihrer Lebensbedingungen genommen.

Als wesentliche Bedingungen haben zu gelten:

  1. Die Pflanze ganz gleich ob einjährig oder ausdauernd muss auf dem ihr genehmen Boden wachsen. Durch die Anwendung von Urgesteinsmehl und Zwischenfruchtanbau ist es möglich gewisse Unterschiede etwas auszugleichen, aber niemals vollständig beseitigen.
  2. Eine wesentliche Gegebenheit ist die Stabilität von Grund- und Bodenwasser.
  3. Die biologische Güte von Saat- und Pflanzgut, was manchmal nicht möglich ist. Fest steht jedoch: Jede durch Kunstmaßnahmen bewirkte Entartung einer Kulturpflanze lässt sich durch biologische Behandlung regenerieren.
  4. Entscheidend ist aber in jedem Fall der Boden selbst: Ein voll funktionierender Bodenorganismus bietet der Kulturpflanze alles das an was sie zur vollen Entfaltung ihrer natürlichen Leistungsfähigkeit und ihrer Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Schädlingen nötig hat. Mit der Funktion des lebendigen Bodenorganismus steht und fällt der biologische Landbau.
  5. Eine Grundregel des biologischen Landbaues die äußerst wichtig ist: Das Einbringen von unverrotteter organischer Materie in das Wurzelgebiet der Kulturpflanze. Das Feinwurzelsystem wird geschädigt, der Sauerstoffwechsel der Pflanzen gehemmt, die Ausbildung der Widerstandskraft gegen Krankheit und Schädling ist nicht mehr möglich. Krankheit und Schädling sind Warnungen der Natur, Fingerzeige für unsere Fehler, denn wo die Pflanze krank und auffällig wird, da ist fast immer der Boden krank und leistungsschwach.

65. Artikel Frühjahr 1971

Über den Unterschied zwischen organischem und chemischen Stoffwechsel

Der chemische Stoffwechsel ist der Abtausch von relativ einfachen chemischen Verbindungen mit Salzcharakter (Ionenabtausch) von Bausteinen der Eiweißstoffe (Aminosäuren) Kohlehydratmolekülen (Energiestoffwechsel) von verseiften Fetten (Fettstoffwechsel) und schließlich von größeren Verbindungen wie Hormonen, Enzymen und Vitaminen. Alle diese Stoffe sind tote Substanzen.

Der organische Stoffwechsel ist der Abtausch von lebendigen Großmolekülen zwischen Organismus und Umwelt Aufnahme passender neuer lebender Substanz gegen Abgabe abgebrauchter und unerwünscht gewordener lebender Substanz.

Der chemische Stoffwechsel geht nach chemisch-physikalischen Gesetzen vor sich und wird auch nach solchen Gesetzen vom lebendigen Organismus gesteuert. Der organische Stoffwechsel geht nach organisch-biologischen Gesetzmäßigkeiten vor sich und ist als organischer Wachstumsvorgang aufzufassen, gesteuert durch den Gesamtplan eines lebenden Organismus nach biologischen Gesichtspunkten, wobei chemische Gesetze nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Der chemische Stoffwechsel der toten Stoffe geht auf einen grundsätzlich anderen Wege vor sich wie der organische. Die toten Stoffe gelangen in einer sozusagen löslichen Form mit Hilfe von Wasser unmittelbar in den Organismus, nämlich in seine Saftströme; die Kontrolle und Dosierung geschieht dadurch, dass im Darm selbst nur eine bestimmte Menge verdauungsreif gemacht wird – gesteuert durch Verdauungsfermente, Basen und Säuren -, und dadurch, dass nach dem Übertritt in den Organismus bestimmte Organe, vor allem die Leber den Strom der toten Stoffe (Nährstoffe) kontrollieren und steuern, wobei die Stoffe teilweise chemisch verändert werden.

Der Stoffwechsel lebender Substanz wird ganz anders gehandhabt. Zunächst werden lebende Substanzen durch die Verdauung nicht oder nur unwesentlich angegriffen. Sie werden dann, ganz im Gegensatz zu den toten Substanzen, von lebenden Zellen der Darmwände geprüft und entweder in die Zelle selbst aufgenommen oder abgelehnt. Bei diesen Zellen handelt es sich um Zellen des sogenannten lymphatischen Systems. Das sind die Zellen, die auch in den Rachenmandeln, den Lymphknoten und vor allem als freibewegliche Zellen in Form der sogenannten Lymphozyten, einer Blutkörperchen-Sorte vorkommen und die es in Teilen der Darmwand in Massen gibt. Von diesen Zellen aus gelangen die lebenden Substanzen dann in die Lymphozyten, die sie freischwimmend weitertransportieren und dorthin bringen wo sie hingehören. Wollen die Lymphozyten allerdings wissen, wohin sie die lebende Substanz bringen müssen – ganz bestimmte lebende Substanzen passen nur zu ganz bestimmten Körperzellen – das wird wohl für immer das Geheimnis der Natur bleiben – sie wissen es jedenfalls.

Dadurch wird ein weiterer Unterschied zwischen chemischem und organischem Stoffwechsel sichtbar: Während die toten Substanzen praktisch mehr oder weniger vor jeder beliebigen Körperzelle gebraucht werden, kann eine lebende Substanz von denen es unzählige Milliarden von Arten gibt, nur an einer ganz bestimmten Stelle des Organismus und von ganz bestimmten Zellgeweben gebraucht werden. Deshalb wird der chemische Stoffwechsel durch Säfte nach chemisch-physikalischen Gesetzen im ganzen Organismus einheitlich bewirkt, der organische Stoffwechsel wird dagegen ausschließlich von lebenden Körperzellen bewirkt, die „wissen“ um welche Substanz es sich handelt und wohin sie gehört. So gibt es viele hilfreiche Beobachtungen, die darauf hindeuten, dass sich in jeder einzelnen Zelle des Organismus das Bild des gesamten Organismus befinden, muss ein Bewusstsein von der Gesamtorganisation, ein kompletter Plan, eine umfassende Information. Anders wird man wohl auch die Fähigkeit von Zellen nicht erklären können, die wissen um welche lebende Substanz es sich handelt und in welche besonderen Körperzellen sie gehören.

Und schließlich besteht der Unterschied zwischen chemischem und organischem Stoffwechsel praktisch einfach darin, dass sich chemische Vorgänge relativ leicht erforschen lassen, während sich organische Vorgänge nirgends leicht, oft nur auf Umwegen und indirekt oder überhaupt nicht erforschen lassen. Man weiß deshalb über den chemischen Stoffwechsel schon recht gut Bescheid; unsere ganzen Ernährungslehren sind auf ihm aufgebaut, wenn man von „Ernährung“ spricht, so sind damit immer nur die toten Nährstoffe gemeint, mitsamt den Vitaminen, den Mineralstoffen, den Spurenstoffen.

Die biologische Grundlagenforschung hat den organischen Stoffwechsel existent gemacht, der offenbar für den Bestand der Menschheit, für ihre Degeneration und Regeneration allein entscheidend ist und um ein vielfaches wichtiger ist, als der chemische Stoffwechsel.

Zur Erklärung: Bei den lebenden Substanzen handelt es sich um lebende organische Riesenkomplexe in billionenfacher Verschiedenheit, die sowohl Bestandteil von lebenden Zellen sein können, sog. Mikrosomen, wie Bestandteile eines unorganisierten, oder scheinbar unorganisierten organischen Masse, zB Bestandteil eines Kompostes, einer Muttererde, eines Pflanzensaftes, eines Nahrungsbreies. Man muss also unterscheiden zwischen einem zell-gebundenen Zustand der lebenden Substanzen oder einer frei in einem organischen Milieu umherschwimmenden.

Das Gesetz von der Erhaltung der lebenden Substanz“ und die Wege des „Kreislaufs der lebenden Substanz“ wird man schrittweise und mit viel Mühe und Kosten forschend aufklären können.

Den organischen Stoffwechsel hat man früher nicht gekannt und nicht kennen können. Allerdings wäre es für die Entwicklung der ganzen Menschheit besser gewesen, wenn man ihn wenigstens geahnt hätte, wie ihn Justus v. Liebig geahnt hat, den man ja oft aus rein merkantilen Interessen heraus gewaltsam und gründlich missverstanden hat. Es wäre dann nicht zu so umfangreichen Verwirklichungen des rein chemischen Denkens gekommen, mit allen Folgeerscheinungen insbesondere die der Degeneration. Die notwendige Regeneration kann nur mit Hilfe des organischen Stoffwechsels vollzogen werden und wird zur wichtigsten und schwersten Aufgabe der Zukunft werden.

Frische, unversehrte lebende Substanzen liefert nur eine Nahrungspflanze, die selbst vollgesund ist. Die Pflanze ist abhängig von den Lebensvorgängen des Bodens und der Boden selbst ist wiederum von seiner organischen Nahrung und ihrem biologischen Wert abhängig, der Wert der Bodennahrung schließlich wieder vom Wert der Organismen, die durch Tod und Ausscheidungen zur organischen Bodennahrung beitragen. So schließt sich der Kreis. Die auf der Erde vorkommenden lebenden Substanzen sind gemeinsames Eigentum alles Lebendigen und das Lebendige ist absolut-abhängig vom Wert der kreisenden lebenden Substanzen.

Die Regeneration hat also am Mutterboden zu beginnen, hier wird Gesundheit oder Krankheit geboren, erst dann wird es möglich die Nahrung der Menschen allmählich zu regenerieren und damit ihn selbst. Der organische Kreislauf ist schicksalbestimmend.

64. Artikel Winter 1970

 

Vom Zusammenhang zwischen Pflanzenernährung und biologischer Güte

Der biologisch-organische Landbau hat es sich von vornherein zu seiner Aufgabe gemacht, Nahrungs- und Futterpflanzen zu produzieren, die ein Höchstmaß an biologischer Güte besitzen, wobei in den Anfangszeiten kaum ein klarer Blick bestand von dem was biologische Qualität eigentlich ist. Immerhin hat das instinkt-sichere Bewusstsein vom Schaden der Kunstdüngung die ersten Wege gewiesen. Mit dem Verzicht auf Kunstdünger und Gift, die ersetzt werden durch eine besondere pflegliche Behandlung des Mutterbodens und der organischen Dünger, gelang es, den Nahrungs- und Futterpflanzen eine bedeutend höhere biologische Güte zu verschaffen. Es verbesserte sich auch der Garezustand des Bodens, es erhöhte sich die Widerstandskraft der Kulturen und das Nutzvieh wurde gesund und leistungsfähiger. Man war also ohne jeden Zweifel auf dem richtigen Weg.

Die biologische Grundlagenforschung hat nun in den folgenden Jahrzehnten Einblicke erarbeitet, die Zusammenhänge zwischen Mutterboden und Pflanzenernährung, zwischen Ernährung, Wachstum und biologischer Qualität. Es erhebt sich die Frage warum ist bei den organisch-biologischen Erzeugnissen die biologische Güte besser als bei den Kunstprodukten der Agrikulturchemie?

Die biologische Güte eines Lebewesens ist abhängig von der Vererbung und von der Umwelt. Gesund ist ein jedes Lebewesen, ob Mensch, Tier, Pflanze, Mikrobe oder Muttererde durch Vererbung und Umwelt vermittelt.

Um die biologische Güte der Nahrungs- und Futterpflanzen zu erhöhen, müssen wir dafür sorgen, dass den wachsenden Kulturen diejenige Auswahl an lebenden Substanzen zur Verfügung steht mit deren Hilfe dies möglich ist. Das kann nur geschehen, wenn wir dafür sorgen, dass die Muttererde imstande ist, eine solche reiche Auswahl an lebenden Substanzen zu liefern. Die Muttererde ist dazu nur imstande, wenn ihre Lebensvorgänge geregelt ablaufen, trotz aller ihrer Vielfalt.

Das sichtbare Leben, das was wir als „lebendig“ erkennen und beobachten können, wird nicht durch die lebenden Substanzen, also durch die „Ursubstanz“ des Lebens dargestellt, sondern durch ihre Stoffbildungen. Der für uns sichtbare Lebensstoff ist das Eiweiß, genauer die unendlich vielen Arten von Eiweißen, die die Natur hervorbringt.

Das zentrale Atom im Eiweiß ist der Stickstoff, d.h. das Atom Stickstoff: um das Atom Stickstoff herum bauen die lebenden Substanzen das Eiweiß auf; und erst durch die Eiweißbildung wird es möglich Gewebe und ganze Organismen aufzubauen. Das Atom Stickstoff ist also der Stoff um den sich hier alles dreht.

Der meiste Stickstoff befindet sich als Gas in der Luft zu 2/3. Ein Teil davon ist aber in allem Lebendigen vorhanden, gebunden als Eiweiß im Kreislauf des Lebens, in Lebewesen, in Nahrung, in Abfällen, in der Muttererde. Ein kleinerer Teil dieses Teils wird aber auch ausgetauscht gegen Stickstoff aus der Atmosphäre. In der Luft in großen Höhen unter der Wirkung der kosmischen Bestrahlung entstehen besondere Sorten von Stickstoff, die für die Lebensvorgänge wichtig sind, weil sie eine höhere „Energie“ enthalten als der „gewöhnliche“ Stickstoff.

Dieser Abtausch ist ebenso streng geregelt wie der ganze Kreislauf des Stickstoffs im Lebendigen. So wird immer nur soviel Stickstoff bereit gehalten wie für den geregelten Ablauf aller Lebensvorgänge nötig ist, kein Gramm mehr und kein Gramm weniger.

Es wird auf diese Weise erreicht, dass die Eiweißbildung nicht nur mengenmäßig in den gesteckten Grenzen bleibt, sondern auch gütemäßig. Es wird dafür gesorgt, dass nicht schrankenlos große Mengen einzelner Eiweiße gebildet werden, sondern dass auch die selteneren Eiweißbildner zu Wort kommen – und das sind gerade die wichtigeren. Wo „Masse“ produziert wird, geht das immer auf Kosten der Güte und der Vielfalt. Mit Massen von Eiweiß können wohl „Massen“ von lebendigen Zellen und Geweben aufgebaut werden, nicht aber „biologische Qualität“.

Biologische Qualität als Ausdruck idealer Vollkommenheit und Gesundheit, idealer Leistungs- und Abwehrfähigkeit eines Organismus kann nur dann entstehen, wenn der Stickstoffkreislauf „in Ordnung“ ist, wenn die vorgeschriebene Zuteilung von Stickstoff und damit von Eiweißbildung in naturgegebenen Bahnen läuft.

Der Kardinalfehler der Kunstdüngung tritt damit ans Licht. Das Kernstück der Kunstdüngung ist unbestreitbar die Düngung mit Stickstoffsalzen, die man aus dem unerschöpflichen Vorrat der Luft künstlich herstellt.

Wer künstlich Stickstoff einschmuggelt in den natürlichen Stickstoffkreislauf, vermindert Schritt für Schritt die Fähigkeit des Mutterbodens biologische Qualität zu bilden und an das oberirdische Leben, zunächst an die wachsende Pflanze weiterzureichen. Boden und Pflanze werden gezwungen diesem zusätzlichen eingeschmuggelten Stickstoff alsbald zu verbauen, die Eiweißgrundstoffbildungen zu vereinfachen, indem vorwiegend die offenbar leichter herzustellenden Eiweißbildungen bevorzugt werden. Es bildet sich „Masse“ auf Kosten der „Güte“, Vereinfachung tritt an die Stelle von Vielfalt. Was das für die biologische Qualität bedeutet, kann man sich vorstellen.

Mit der Harmonie der Lebensstoffbildungen im Boden aber steht und fällt alle Gesundheit des Lebendigen auf der Erde von der Pflanze bis zum Menschen. Es gibt da also nichts zu diskutieren. Wer als Bauer biologische Güte schaffen will, wer seinen Mitmenschen hochwertige gesunde Nahrung liefern will, der muss nicht nur auf die Gifte im Landbau verzichten und seine Muttererde pfleglich behandeln, der muss zu allererst auf die Treibdüngung mit künstlichem Stickstoff verzichten. Es gibt da keinen Kompromiss und nichts zu diskutieren. Es gibt nur ein Entweder-Oder.

63. Artikel Herbst 1970

Der entscheidende Unterschied

Es geht nicht nur darum, dass der biologische Landbau keinen Kunstdünger und kein Gift verwendet, sondern es geht um den Kampf gegen die zunehmenden Entartungs- und Krankheitserscheinungen der Kulturpflanze, um den Kampf um eine natürliche Widerstandskraft der Nahrungspflanzen und damit letzten Endes um den Kampf gegen Entartung und Krankheit bei Pflanze, Tier und Mensch.

Der biologisch-organische Landbau löst Probleme, die mit Riesenschritten auf die ganze Menschheit zukommen, die der Mensch mit seiner hemmungslosen Technisierung angerichtet hat an dem, was wir zum Leben und Gesundheit brauchen an Luft, Wasser, Landschaft, Mutterboden und vielem anderen.

Der biologisch-organische Landbau hat diese brennenden Probleme gelöst und es ist heute noch nicht einmal auszudenken, was sich alles zum Guten wenden würde, wenn alle Menschen von seinen Erzeugnissen leben würden.

Der wesentliche Unterschied zwischen biologisch-organischem Landbau und Kunstdüngerwirtschaft liegt darin, dass der biologisch-organische Landbau konsequent auf den künstlichen Stickstoff verzichtet.

Lebewesen treten in der Hauptsache miteinander in Beziehung durch den Stoffwechsel, der überall vor sich geht, wo etwas lebt: zwischen Muttererde und Pflanze, zwischen Pflanze, Tier und Mensch. Im Prinzip wird alles ausgetauscht, was den Bestand von Lebewesen ausmacht, wobei normalerweise für den Empfangenden beiderseits ein Vorteil herausspringt. So sind alle Lebewesen auf dem Weg des Stoffwechsels miteinander verbunden und aufeinander angewiesen.

Biologisch gesehen ist aber das Entscheidende bei den ausgetauschten Stoffen das Eiweiß und seine Bausteine die Aminosäuren, gebildet wird es von den Lebendsubstanzen des Bodens. Das Eiweiß ist das wichtigste Geheimnis des Lebendigen, es ist der Stoff, ohne den kein Leben denkbar ist. Deshalb ist die Eiweißbildung bei allen Lebewesen aufs genaueste nach Plan gesteuert und überwacht. Mit dem Eiweißstoffwechsel, so kann man sagen, wird die ganze lebendige Natur gesteuert und reguliert, wie es für das Wohl des ganzen Lebens auf der Erde erforderlich ist.

Zu einem wesentlichen Teil wird diese Steuerung in der Natur mithilfe des Stickstoffatoms vorgenommen. Dieses ist das zentrale Atom im Aufbau von Eiweiß (Proteinen) und Aminosäuren. Die Pflanze ihrerseits bekommt den ihr zugemessenen Stickstoff vom Boden nur in dem ihr zugeteilten Umfang. Dieses „Regulativ“ des Eiweißstickstoffwechsels funktioniert sehr präzise – wenn man sich nicht einmischt.

 

Bei Tier und Mensch, die ihren Stickstoff in Form von Eiweiß in Empfang nehmen wird der Stickstoff mengenmäßig dadurch begrenzt, dass die Verdauungsfähigkeit für Eiweiße begrenzt ist. Zu viel Eiweiß in der Nahrung oder in der Düngung verursacht Störungen.

Es gibt nicht nur eine einzige Eiweißsorte, sondern einige Milliarden, solche die die Natur in großen Mengen zulässt und solche die oft nur in Spuren vorkommen. Nachdem alles Lebendige auf Erden nach einem einheitlichen Prinzip gebaut ist, sind auch die Ansprüche aller Lebewesen etwa die gleichen, von der Mikrobe bis zum Menschen. So kann es kaum vorkommen, dass Eiweiße gebildet werden, die nicht im großen Plan stehen. Der Eiweißstoffwechsel ist aufs feinste geregelt.

So ist die Ausbildung aller Fähigkeiten von Lebewesen, die dazu dienen ihr Leben zu erneuern, zu erhalten und zu beschützen, also die Fähigkeit der Fruchtbarkeit, der Gesundheit und der Abwehrkräfte zu entwickeln, abhängig von der Fähigkeit, bestimmte seltene, komplizierte Eiweiße zu bilden.

Durch die Kunstdüngung wird synthetischer, auf chemisch-physikalischem Weg gewonnener Stickstoff gewaltsam in den natürlichen Eiweißkreislauf eingeschleust. Die Ordnung im Stoffwechsel des lebenden Mutterbodens gerät heillos durcheinander. Eiweiße und Aminosäuren werden nicht mehr in der erforderlichen Auswahl gebildet, sondern der Boden wird dazu gezwungen in großen Mengen Massen-Eiweiße zu bilden und die Ausbildung aller Fein- und Spureneiweiße zu vernachlässigen. Der Vorgang ist kontrollierbar und mehrfach nachgewiesen (Albrecht ua). Dementsprechend ändert sich auch der Eiweißstoffwechsel der Pflanze, die ja direkt von dem des Bodens abhängig ist.

Es werden Massen an lebenden Geweben gebildet, die Abwehrkräfte, die Gesundheit, die Widerstandsfähigkeit, die Haltbarkeit gehen jedoch verloren. Es ändert sich aber auch das Vegetationsbild. Pflanzen, die mit der geänderten Eiweißlage einigermaßen fertig werden, drängen sich vor und andere verschwinden. Da nun aber die Kunstdünger-Kulturen anfällig sind für Krankheit und Schädling, wird zum Gift gegriffen, zum gefährlichen, heimtückischen Giften, die durch die Entwicklung des Flugwesens in großen Mengen auf die unschuldige Natur losgelassen werden. Wer den Eiweißstoffwechsel stört, bewirkt Entartung und Abnahme der Grundgesundheit der Lebewesen.