Archiv der Kategorie: Rusch Artikel

Beschreibung um das Thema Rusch Artikel

92. Artikel Winter 1977

„Gare und Gareschwund“

Dass sich fruchtbarer Boden auffällig von unfruchtbarem durch eine spontane, lockere Beschaffenheit unterscheidet, weiß jeder Bauer, er weiß aber auch, dass diese „Gare“ echt sein muss, wenn die Gare nicht von selbst ist, so fällt sie beim nächsten kräftigen Regenguss wieder in sich zusammen. Der Boden schlemmt, trocket leicht aus, wird hart oder vom Wind oder Wasser vertragen.
Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte große Landflächen ihrer Fruchtbarkeit beraubt und tut es heute in bedrohlichem Ausmaß. Im Altertum die Waldabholzungen zum Schiffsbau der alten Reiche, die Versandung Nordafrikas durch die Großlandwirtschaft der Römer usw. Es war jedoch noch wenig im Vergleich zum Umfang der künstlichen Garevernichtung, die gegenwärtig in aller Welt und auf fast allen Kulturflächen vor sich geht; so haben die USA bis jetzt mind. 40 % ihrer fruchtbaren Flächen verloren. Es dauert schätzungsweise 300 – 1000 Jahre bis eine neue Verwitterungsschicht entsteht und zu Muttererde wird.
Was hat zu dieser Fehlentwicklung geführt? Durch die Kunstdüngungswirtschaft kam man zu der Auffassung, dass die Pflanze nichts anderes brauche, als die üblichen „Nährstoffe“. Die Agrikulturchemie verbreitete die Meinung, die Pflanze bedürfe des Bodens nicht, sie lebe aus Mineralien, die man ihr ebenso gut auch anders geben könne, die Muttererde sei entbehrlich. Man hat diese Ansicht etwas erweitert, dahingehend, dass man zu der Meinung kam, dass der Boden der Humuszufuhr bedürfe, um als Standort erhalten zu bleiben. Man betrachtet die Lebenserscheinung „Bodengare“ menchanisch-physikalisch, das heißt als wünschenswertes konstruktives Hohlraumsystem. Es kamen Bearbeitungsgeräte, Zugmaschinen zum Einsatz, aber auch Kunst und klebfähige Stoffe. Wenn Bodengare nicht mehr wäre als ein mechanisch wirksames Hohlraumsystem, so kann man es beliebig auf mechanischem Wege herstellen, wo der kranke Boden Sorgen macht.
Die echte Bodengare ist ein Organ des Bodenorganismus, das er sich alsbald selber schafft, sobald er tätig ist, ein Gewebe das im Substanzkreislauf hochwichtige Aufgaben erfüllt. Die Gare besteht aus Stütz- und Füllsubstanzen, in die alle mobilen Lebensvorgänge eingebettet sind wie im pflanzlichen und tierischen Organismus und sie ist zugleich Lunge und Kieme des Bodens, die den Gasabtausch und Wasseraustausch zu regeln haben.
Die Bodengare ist demnach eine der wesentlichsten Äußerungen natürlicher Bodenfruchtbarkeit und wir haben allen Grund sie imt allen biologischen und mikrobiologischen Mitteln zu erforschen um ihre Voraussetzungen ans Licht zu bringen und die Kulturböden auszuheilen, solange noch Zeit dazu ist, ehe der Gareschwund unheilbar geworden ist.

91. Artikel Herbst 1977

„Die Bestimmung der biologischen Qualität“

Tod Rusch 17.08.1977

Im Sommer 1974 wurde ein Artikel, der 78. Veröffentlicht mit dem Titel: Die mikrobiologische Bodenuntersuchung nach Dr. med. H. P. Rusch: Was bedeuten die ermittelten Werte über „Menge“ und „Güte“ für die Präsens des organisch biologischen Landbaues. Hier wurde in unnachahmlicher Weise der Sinn und Zweck des Rusch-Testes erläutert, als auch die Technik der Durchführung, alle diese Maßnahmen und daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden im genannten Artikel bestens dargestellt, auch die Qualitätsbestimmung.

90. Artikel Sommer 1977

„Das Wunder der Humuswirtschaft

Diesem Artikel ging die Botschaft voraus, dass Dr. Rusch vom Sanatorium in sein Heim in Südfrankreich zurückgekehrt sei.
Wir haben begründet, warum es nach unserer Auffassung keinen Kompromiss zwischen künstlicher und natürlicher Pflanzenernährung zwischen chemischen und biologischen Landbau geben kann. Das Kernstück der Kunstnahrung ist der synthetisierte Stickstoff, der in den biologischen Kreislauf eingeschleust wird, den Bodenorganismus umgeht und der Pflanze die aktive Nahrungssuche erspart. Ohne künstlichen Stickstoff verliert die Kunstdüngung den größeren Teil ihrer Wirksamkeit und würde indiskutabel. Im Mittelpunkt der Bemühung des biologischen Landbaues steht die vollkommene Ernährung des Bodenorganismus und der Verzicht auf jeden Eingriff in die Beziehungen Boden – Pflanze, sodass die Pflanze sich ihre Nahrung aus den Produkten des Bodenorganismus selbst aussuchen muss. Sie tut das mit einem von ihr selbst gelenkten Lebensvorgang, der keine künstliche Einmischung verträgt, wenn er in voller biologischer Ordnung verlaufen soll.
Es gibt also keine Möglichkeit, etwa die Kunstdüngerwirtschaft durch die Humuswirtschaft zu ergänzen und die Humuswirtschaft muss restlos auf alle Praktiken verziechten, die von der Agrikulturchemie in vielen Jahrzehnten entwickelt wurden, um die erzeugte Pflanzenmasse zu vermehren und das Wachstum künstlich anzutreiben.
Wir haben uns im Laufe unserer Arbeit am Boden oft genug gefragt, ob nicht Kompromisse möglich wären, ob sich nicht „Nährstoffe“ der chemischen Industrie im biologischen Landbau verwenden ließen, man hätte sich so die Arbeit erleichtern können. Aber am Ende jeder Untersuchung und jeder Überlegung stand das Eingeständnis, dass es keine Zwischenlösung gibt.
Wer erkannt hat, dass jeder künstliche Eingriff in den biologischen Substanzkreislauf zum Schaden der Substanz selbst geschieht, der darf nichts anderes fordern, als den Verzicht darauf.
Es liegt im Wesen der echten und vollkommenen Humuswirtschaft, dass sie ihre Existenzberechtigung und ihre Überlegenheit nun nachweisen kann, wenn sie kompromisslos auf jeden Eingriff in alle die Lebensvorgänge verzichtet, die im „Organismus“ eines Bauernhofes ablaufen. Eine einzige Stickstoffgabe, eine einzige Spritzung, eine einzige Giftbehandlung im Viehstall verhindert, dass der biologische Substanzkreislauf in Gang kommt. Das Wunder der Humuswirtschaft geschieht erst dann, wenn der Bauer, der Saatzüchter, der Viehzüchter und der Gärtner bewusst wreden, dass jede seiner Handlungen an Boden, Pflanze, Tier und Mensch Einfluss hat, nicht nur auf das Einzelne, sondern auf das Ganze.

89. Artikel Frühjahr 1977

„Der Gareschwund und seine Folgen“

Diesem Artikel sandte Dr. Müller die Botschaft voraus, dass Dr. Rusch zu seiner Gesundung ein Sanatorium aufgesucht habe. Es war eine sehr ernste Botschaft!
Dass die Kunstdüngung wie jeder Raubbau an biologischen Funktionsqualitäten auch den Schwund der antomischen Struktur fruchtbaren Bodens bewirkt, muss hier nicht historisch belegt werden. Herausragende Werke zu diesem Thema sind jene des Forscher-Ehepaares Raoul Francé und Anni Francé-Harrar und die des allzu früh verstorbenen Dr. Franz Sekera.
Es wäre sinnlos, sich auf den seit Jahrzehnten anhaltenden, oft ganz unsachlichen und unwissenschaftlichen, Meinungsstreit einzulassen. Wir betrachten den Gareschwund als natürliche, unmittelbare, voraussehbare und selbstverständliche Konsequenz der künstlichen Treibdüngung. Es würde jeder biologischen Vernunft widersprechen, wenn es anders wäre.
Die Gare am Organismus Boden – Pflanze ist nicht nur eine quantitative, sie ist auch eine qualitative, beide Größen erfahren durch eine Treibdüngung Einbußen, die mit weiteren künstlichen Mitteln nicht wettzumachen sind. Die Einbuße ist dadurch gegeben, weil die Stoffwechsel beider Organismenarten künstlich und zur Unzeit beschleunigt werden. Dadurch werden beide Organismen zum Raubbau am Substanzkreislauf gezwungen, weil man ihnen ja keine vollwertige Nahrung bietet, sondern eine höchst einseitige. Man muss das eigentlich nicht besonders beweisen, man muss es vielmehr erwarten.
Der Eingriff in den Substanzkreislauf durch Treibdünger, der die Organismen Boden – Pflanze zu einer unphysiologischen Erhöhung ihres Stoffumsatzes zwingt, bringt den geregelten Ablauf der Lebensvorgänge, der für die Erhaltung der labilen biologischen Gleichgewichte verantwortlich ist, in Gefahr; man kann sicher sein, dass damit biologische Unordnung bewirkt wird, die im Schwund der Qualitätsmerkmale unmittelbar zum Ausdruck kommt, aber auch im Schwund der Erntemenge.
Man hat zu erwarten, dass diese Unordnung mit der Intensität der Treibdüngung zunimmt, jedoch bereits beim geringsten Eingriff in die feinstofflichen Umsätze beginnt.
Die Humuswirtschaft vermag heute zu beweisen, dass der Gareschwund auf den chemisch ernährten Äckern direkte Folge der Treibdüngung ist.

88. Artikel Winter 1976

„Zur Deutung der Bodenproben-Protokolle“

Nachdem im Laufe dieser Artikelserie oft und gründlich über das Wesen der von Rusch entwickelten Bodenproben (Rusch-Test) geschrieben wurde, konnte man sich ein klares Bild über diese Messtechnik des Lebens machen. Nun sind jedoch die Protokoll-Drucke in den letzten Jahren geändert worden und entsprechen nicht mehr der angeführten Beschreibung. Eine Deutung dieser veralterten Ausgaben erübrigt sich daher.

87. Artikel Herbst 1976

„Die Bewährungsprobe“

 Seit Justus v. Liebig im vorigen Jahrhundert entdeckte, dass die Pflanzen ihre mineralischen Baustoffe in Salzform aus dem Boden aufnehmen, ahnte er erst in seinem Alter, was er damit in Gang gebracht hatte und versuchte – vergeblich – den unheilvollen Irrweg der Kunstdüngung zu verhindern. Vor allem die Produktion des synthetischen Stickstoffs wurde vorangetrieben. Niemand hat wohl damals wirklich gewusst, was letzten Endes daraus entstehen würde.

Der große Einbruch in die Landwirtschaft erfolgte Anfang des 20. Jahrhunderts. Bestechend wirkte das rasche üppige Wachstum, ganz besonders bestechend die Tatsache, dass sich mit Hilfe des Kunstdüngers schon im ersten kalten Frühjahr Wachstum erzielen lässt, obwohl die Voraussetzungen für ein natürliches Wachstum noch nicht gegeben sind.

Der Pferdefuß der Kunstdüngung war noch nicht offenbar geworden, weder der Sortenschwund, noch der Abbau der Widerstandskraft gegen Krankheit und Schädlinge und der Zwang zur Giftspritzerei. Ahnungslos übernahmen die Bauern das so einfache Verfahren. Die Kunstdüngerindustrie-Umsätze stiegen nach dem ersten Weltkrieg so stark an, dass sich eine neue Großindustrie entwickelte, die in alle Welt expandierte und Heeren von Arbeitern, Angestellten, Vertretern und wissenschaftlichen Fachkräften Arbeit und Brot verschaffte. Die Kunstdünger-Industrie wurde zu einem der größten Unternehmen der Welt, einschließlich der später hinzutretenden Spritzmittelproduktion und hatte die Macht des Geldes auf ihrer Seite.

Man hat bei der Großindustrie den biologischen Landbau zunächst nicht ernst genommen. Unabhängige Wissenschafter (an vorderster Stelle Dr. Hans Peter Rusch) machten sich alsbald an die Arbeit um dem biologischen Landbau den notwendigen wissenschaftlichen Unterbau zu schaffen und die Direktiven zu schaffen, nach denen nun seit einiger Zeit gearbeitet wird. Das hat man bei dem Managertum der Industrie wohl kaum für mgölich gehalten. Nun ist aber außerdem eine ganz neue Sachlage dadurch entstanden, dass von unabhängigen Forschern der Begriff „Umweltverschmutzung“ geprägt wurde, ein Begriff, der rasch Eingang ins allgemeine Bewusstsein der Völker gefunden hat. Es wurde neben Wasser- und Luftverschmutzung die chemisierte technisierte Landwirtschaft als größter Umweltverschmutzer erkannt.

Weil aber der biologische Landbau die einzige Möglichkeit bietet der Verderbnis der Naturkräfte zu begegnen und dem Lebendigen auf Erden seine Erbgesundheit zu bewahren, bleibt nun der Industrie nichts anderes übrig, als den Abwehrkampf gegen jede Erneuerung der Landwirtschaft aufzunehmen. Es ist ja direkt bewundernswert, wie die Industrie es fertigbringt den Staat, die landwirtschaftlichen Forschungsstätten und alle dienlichen Institutionen vor ihren Karren zu spannen, wie sie es fertigbringt, den Egoismus und die Existenzangst ihrer Leute auszunützen. Ohne Kunstdünger würden Millionen und Abermillionen von Menschen auf der Welt zusätzlich verhungern, so wird es verlautbart. Der biologische Landbau wird als unwissenschaftlicher Blödsinn abgetan.

Alledem zum Trotz: Der biologische Landbau wächst und wächst, sein Siegeszug ist nicht mehr aufzuhalten. Die Bildung von Gruppen von Landwirten, die ihre Betriebe auf organisch-biologischen Landbau umgestellt haben, wächst.

In USA und Kanada gibt es bereits einen ausgedehnten biologischen Landbau, es fehlt ihm aber an den wissenschaftlichen Direktionen, da sind wir ihnen um 20 Jahre voraus, wie sie selbst zugeben. Wir waren die ersten, die die entscheidenden wissenschaftlichen Wahrheiten erarbeitet haben. Wir dürfen stolz sein, Pioniere zu sein. Wir haben inmitten einer feindlichen Umwelt ein Beispiel dafür geschaffen, wie der Landbau der Zukunft aussehen muss.

Im Zeitalter des Materialismus, der Technisierung, der Landflucht, der Gottlosigkeit ist die Verbindung zwischen Mensch und Natur abgerissen. Der Mensch bildet sich ein selber Gott zu sein. Seitdem verkümmert das Bauerntum, die Nahrungsfabrik tritt an seine Stelle. Wir müssen dafür sorgen helfen, dass der bäuerliche Familienbetrieb wieder zu Ehren kommt, in dem Moral und Sitte herrschen. Solchen Bauernfamilien zu helfen, zum Natürlichen zurückzukehren, das ist die Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte.

Dann wird auch einmal wieder alle Nahrung auf den Märkten Gesundheit zu den Menschen bringen, dann wird der Kulturverfall, die Seelenlosigkeit, die mangelnde Liebe unter den Menschen und der Verfall der Gottgläubigkeit aufgehalten werden. Es gibt keinen anderen Weg als den unsrigen.

86. Artikel Sommer 1976

„Biologisches Gleichgewicht im Boden“

Das Maß der Dauerfruchtbarkeit eines Mutterbodens bei natürlicher Düngung, dh. alle nährenden Substanzen stammen aus organischen Abfällen, hängt von der Fähigkeit des Bodens ab, einerseits fortlaufend Substanzen an die Pflanze abzugeben wenn sie wächst, andererseits vom biologischen Substanzkreislauf soviel zu behalten, dass eine beständige Gare aufrechterhalten wird. Zwischen beiden besteht zweifellos ein biologisches Gleichgewicht, das nicht nur für jede Bodenart spezifisch ist, sondern auch im Laufe der Jahreszeiten differiert, weil das Mengenverhältnis zwischen Pflanzenwachstum (Nahrungsentnahme) und Humifizierung (Nahrungsbeschaffung) nicht konstant ist, sondern abhängig auch von den allgemeinen Wachstumsbedingungen vor allem von Wärme- und Wasserzufuhr. Je mehr der Boden im Stande ist freie Ionenschwärme und das für die Bindungen nötige Wasser zu speichern, desto größer ist seine Fähigkeit die gleitenden biologischen Fließgewichte aufrechtzuerhalten.

Füttert man den Boden zusätzlich mit verfügbar gemachten Mineralien und mit synthetischen Stickstoffverbindungen, so wird das Gleichgewicht zwischen der Beschaffung von Bodennahrung zur Vorratshaltung und der Entnahme durch die Pflanze gewaltsam beseitigt, weil die Lebensvorgänge durch die nicht vorgesehene Zufuhr stoffwechselaktiver Materie angefacht werden. Das geschieht besonders durch Stickstoffgaben zur Unzeit, vor allem im frühen Frühjahr, wenn die Bodenwärme für eine natürliche Stickstoffbindung noch nicht ausreicht (erst ab 15°). Es wird zwar die Kunstdüngerwirkung hier sehr gepriesen, ist aber hier zweifellos am schädlichsten.

  1. Durch die Anfachung des Stoffumsatzes wird die Huminbildung und die Inkohlung organischen Materials enorm und zur Unzeit gefördert. Da Humine sauren Charakter haben, wird der Boden aus dem elektrolytischen Gleichgewicht gebracht und saurer gemacht. Der Kunstdünger bringt außerdem anorganische Säureradikale mit, wodurch die Festlegung des Kalzium und die Besetzung der Tonkristalle vermehrt und die Garebildung behindert wird, dadurch wird auch das Gleichgewicht beeinträchtigt bis beseitigt.
  2. Es bildet sich eine krankhafte Variation der Mikroflora aus, weil die Mikrobien anders ernährt werden als vorgesehen, denn sie erhalten ja nun einige wenige Baustoffarten im Überfluss und nicht die wohl ausgewählte Nahrung, die ihnen der Abbau organischer Strukturen bietet. Die Variation der Flora bedeutet immer auch, dass die Nahrungsqualität krankhaft verändert wird.
  3. Die Ionenschwärme und freien Ionen werden so vermehrt, dass das Gleichgewicht zwischen makro- und mikromolekularen Nahrungssubstanzen beseitigt wird. Die Pflanze nimmt mehr stoffwechselaktives Material auf, als sie soll. Zwangsläufig führt die Anhäufung von Ionen im Saftkreislauf der Pflanze stoßweise zu einem „Wachstumsfieber“, das nicht nur den biologischen Charakter des Pflanzengewebebaues verändert die quantitativen Umsätze zu ungunsten der qualitativen gewaltsam erhöht, sondern die Feinabstufungen der Substanzauswahlen nivelliert und uniformiert.

Es ist offenbar unmöglich, künstlich zu düngen, ohne die Gare zu gefährden, weil die Ausbildung einer natürlichen Gare mit einer höchst vielfältigen Abstufung und Auswahl der biologischen Potenzen lebender Substanzen unmöglich gemacht wird.

Es ist offenbar unmöglich, die natürliche Pflanzenernährung durch verfügbar gemachte Mineral- und Stickstoffsubstanzen zu ergänzen, weil es hier nichts zu ergänzen gibt. Von Natur aus ist die Ernährung der Pflanze aus denjenigen Stoffen und biologischen Kapazitäten vorgesehen, die aus den Abfällen des Lebendigen stammen und im Organismus „Mutterboden“ vorgeordnet angeboten werden. Jede Einmischung in diese Vorgänge ist zwangsweise mit der Beseitigung aller jener Gleichgewichte verbunden, die für das organismische Leben Voraussetzung sind. Es kann also nur erlaubt sein, die Bodenvorräte durch nicht aufgeschlossene, nicht unmittelbar stoffwechselaktive Mineralien (Urgesteinsmehl) zu ergänzen. Diese werden vom Bodenstoffwechsel nur mobilisiert, wenn sie gebraucht werden. Die Aufnahme von synthetischem Stickstoff in den biologischen Kreislauf ist nicht vorgesehen, er erscheint als Fremdstoff, der die normale N-Beschaffung (aus organischen Rückständen und Assimilation aus der Luft) irritiert.

Schon der ältere Liebig gab an: die Pflanze könne von der Natur „hundert ja tausendmal mehr Stickstoff“ erhalten, als man ihr künstlich geben könne. Er warnte eindringlich davor, sich in den biologischen Substanzkreislauf durch Kunstdünger einzumischen. Diese Angaben wurden bei ihrem Erscheinen nicht mehr gehört und auch die gegenwärtige Neuausgabe unter dem Titel „Es ist dies die Spitze meines Lebens“ 1973 durch Wolfgang v. Haller wurde mehr oder weniger vom Tisch gewischt.

Normalerweise findet die Pflanze überhaupt in den Stoffausrüstungen organischer Abfälle aller das was sie braucht, denn das Material stammt aus Lebensprozessen und ist deshalb für Lebensprozesse geeignet.

Generell aber lässt sich sagen, dass alles das für die richtige Bodenernährung geeignet ist, was aus dem Substanzkreislauf selbst stammt, was pflanzliche, tierische und mikrobielle Systeme an Substanz besitzen. Organische Dünger werden umso wertvoller sein, je „lebendiger“ sie sind, dh. je unmittelbarer ein Lebensvorgang in den anderen übergeht.

Ein optimales Leben – ein Leben in Gesundheit und Fruchtbarkeit ist nur möglich in der lebendigen Gemeinschaft der Organismen. Und zu dieser Gemeinschaft gehört auch der Organismus „Boden Gare“, dessen Leben mit der Verbindung zum oberirdischen Leben steht und fällt.

85. Artikel Frühjahr 1976

„Eine Erwiderung“

Die von Dr. Hans Peter Rusch entwickelten Bodenproben wurden in seinem Hauptlabor ausgearbeitet, es wurde aber auch ein kleines Labor in der Schweiz in Germignaga (Tessin) eingerichtet, in dem Dr. Ruschs Hauptmitarbeiterin durch Jahrzehnte, Fr. Hoerning, die gleiche Arbeit verrichtete. Zwei von amtswegen bestellte Gutachter erschienen dort und verlautbarten nach kurzem Besuch, das Labor sei „wenig repräsentativ“ und die Handhabung der Bodenprüfungen sei „unwissenschaftlich“.

Nachdem es sich um amtlich bestellte Gutachten handelt, von angeblich Sachverständigen erstellt, die überall als Basis für die Entschlüsse der Regierungen dienen und so unsere Pionierarbeit ganz erheblich behindern können, will ich mich dazu äußern: Fr. Hoerning macht die Ausarbeitung der Proben wie gemeinsam vorher über 20 Jahre lang im Hauptlabor, mit einfachsten Mitteln, aber mit der gleichen wissenschaftlichen Exaktheit. So bleiben die Kosten gering und die biologische Sanierung der Böden überwacht. Die Leistung der kleinen Labors ist einmalig.

Man wisse und erinnere sich, dass die größten und fruchtbarsten Entdeckungen der Wissenschaft fast ohne Ausnahme in wenig „repräsentativen Labors“ gemacht wurden. So hat Otto Hahn die erste Atomkernspaltung der Welt in einem bescheidenen Labor mit selbstgebastelter Apparatur vollbracht. Robert Koch entdeckte den ersten Krankheitserreger in einem primitiven Mikroskop, in einem Verschlag, abgeteilt vom Sprechzimmer durch eine Pappwand. Die Findung der wichtigsten Seuchenerreger bedeutete die Besiegung der schlimmsten menschenmordenden Seuchen und der Beginn des Hygiene-Zeitalters. Die Reihe solcher Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen.

Der uns beherrschende Gedanke war, einen labortechnisch einfachen Bodentest zu erstellen, den der normale Bauer auch bezahlen kann. Man erinnere sich und wisse, dass die größten und fruchtbarsten Entdeckungen und Erfindungen in großer Zahl bei ihrem Erscheinen heftig bestritten und bekämpft wurden, so sagte Max Planck, Nobelpreisträger der Physik: „Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass die Gegner aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist“. Bei den Erstveröffentlichungen werden neue Wahrheiten meistens als „unwissenschaftlich“ abgetan. So geschah es in diesem Fall auch uns. Hätten die Herrn Gutachter sich die Mühe gemacht unser Hauptlabor zu besuchen und vor allem mit mir selbst zu sprechen, wäre zumindest ihre Handlungsweise nicht „unwissenschaftlich“ gewesen.

Es wird allerorten zur Zeit versucht, anhand chemischer Elementaranalysen nachzuweisen, dass sich ein Unterschied zwischen kunstgedüngter Marktware und biologischer Produktion nicht finden lässt. Die tote Materie ist freilich die gleiche. Der Unterschied zwischen üblicher Marktware und echt biologischem Gewächs liegt in der lebendigen Organisation der toten Materie, nicht in den Mengenzahlen an Hauptelementen. Um aber die biologische Wirkung von Lebensmitteln beurteilen zu können, muss mit Lebensvorgängen gearbeitet werden. So haben die amerikanischen Wissenschafter Potenger und Simson 20 Jahre lang Katzen mit verschiedenen Milchsorten gefüttert. Nur jene Gruppe, die frische Rohmilch bekam, blieb gesund und munter. Jene, die mit pasteurisierter, kondensierter oder Trockenmilch gefüttert wurden, starben spätestens in der 6. Generation aus, nach lange vorher bereits gezeigten Entartungserscheinungen.

Daraus geht hervor: Lebendiges lässt sich nur an Lebensvorgängen prüfen, wer etwas über den biologischen Wert oder Unwert von Lebensmitteln erfahren will, muss sich schon die Mühe machen, sie an lebendigen Vorgängen zu prüfen, mit chemischen Analysen ist da nichts zu finden. Das bedeutet im allgemeinen, dass man sich mit langjährigen und kostspieligen Fütterungsversuchen abmühen muss, um die biologische Qualität zu ermitteln. Dazu fehlte uns das nötige Geld. Wir sind daher einen anderen, weniger teuren Weg gegangen, wir benutzen als Versuchsobjekt die Bakterien aus dem Lebensbereich der Säugetiere und des Menschen.

Diese Versuchstiere stellen in kurzer Zeit neue Generationen zur Verfügung (alle 20 Minuten) und sind in jeder Bodenprobe schon von selbst vorhanden und geben uns rasche Antworten. Auf diese Weise ist es möglich, Bodenproben in wenigen Tagen zu prüfen, so billig wie möglich.

Die derzeitige Wissenschaft hat von Jugend auf gelernt, dass sich alles Lebendige aus Materie aufbaut, sie wissen nichts von Kreislauf der lebendigen Erbsubstanzen und wissen nicht, dass aus Materie niemals etwas Lebendiges wird, wenn es nicht von dem geheimnisvollen Etwas, das wir Leben nennen, geordnet wird.

84. Artikel Winter 1975

„Jetzt geht es ums Überleben der Menschheit“

Seit einiger Zeit erscheinen in Zeitungen und Zeitschriften Abhandlungen, die den Untergang der Menschheit in nicht ferner Zukunft voraussagen, belegt durch unbestreitbare Tatsachen (Club of Rome). Von Anfang an haben wir, der biologische Landbau, der Menschheit ihre Selbstvernichtung vorausgesagt, wenn sie sich nicht auf die Ehrfurcht vor dem Leben besinne und ihren Handlungen nicht alsbald die ewigen Gesetze des Lebendigen zugrundelegen.

Wir haben all unsere Kräfte eingesetzt und ein Beispiel geschaffen, das in Zukunft richtungsweisend sein wird: Es wird der Bauer sein, der die Wege weist, um die Menschheit zu retten, oder es wird keine Rettung geben.

Was ist vor sich gegangen? Was hat die menschliche Gesellschaft falsch gemacht, was muss anders gemacht werden? Wo liegen die Wurzeln des Übels?

Es begann damit, dass der Mensch die Materie entdeckte, die Welt wurde für ihn manipulierbar, sie wurde auf Gedeih und Verderb in seine Macht gegeben. Die Naturwissenschaft entschleierte das Wesen der Materie. Die Technik wurde erfunden und mit Hilfe der Maschine eine durch und durch künstliche Welt aufgebaut. Die Industrie entwickelte sich zu einer Riesen-Organisation, die heute den Erdball beherrscht, alle Lebewesen, auch die Landwirtschaft.

Dann kam der Wohlstand und mit ihm das Geld, das die Menschen zu Knechten macht. Die Menschen gehen vom Land in die Stadt, um Geld zu verdienen. Die Mächtigen von heute haben das Goldene Kalb modernisiert und nun tanzen alle drum herum.

Es verfällt alles, was das Leben schön und lebenswert macht: Kultur, Tradition, Sitte, Moral, Kunst, Familie, Gesundheit an Leib und Seele.

Und wenn man nun sagt, das alles geschehe nur deshalb, weil sich der Mensch vom lebendigen Boden größtenteils gelöst habe, so wird das außer uns und einigen, die noch nicht blind geworden sind, kaum jemand glauben und doch ist es so, ganz genauso.

Ein Volk, dessen Bauernstand zugrunde geht, hat nicht mehr lange zu leben. Man kann auch sagen: Wer die Beziehung zum Lebendigen aufgibt, ist verloren.

Der Stoffkreislauf des Lebendigen ist genau festgelegt vom Boden zur Pflanze und von dort zu Tier und Mensch und wieder zurück zum Boden. An diesem Stoffkreislauf nehmen ganz bestimmte Elemente in ganz bestimmten Mengen teil und daraus bauen alle Lebewesen ihren Leib auf, alle Hunderttausende von Pflanzenarten und über eine Million tierische Organisationen, die man bis jetzt registriert hat. Auch die Abfälle des Lebendigen enthalten diese Stoffe.

Diesem normalen natürlichen Stoffkreislauf hat nun die technische Zivilisation und ihre Großindustrie einen zweiten unnatürlichen Stoffkreislauf hinzugefügt aus Elementen, oft in riesigen Mengen, die am natürlichen Lebenskreislauf nicht teilnehmen. Es entstehen Abfälle ganz anderer Art als die Abfälle des Lebendigen, z.T. nur unbrauchbar, z.T. aber schädlich und sogar sehr giftig. Solche Abfallstoffe geraten nun zwangsläufig mehr und mehr in die natürlichen Stoffkreisläufe, das kann man überhaupt nicht verhindern. Der Boden, der von Natur aus die Aufgabe der Lebensmittelproduktion für alle Organismen erfüllen soll, reichert sich mit Fremdstoffen an, denn alle die von der Industrie produzierten und z.T. unzerstörbaren, insbesondere die synthetischen Stoffe, die Medikamente, die Schwermetalle landen zwangsläufig im lebendigen Boden.

Es kann nicht ausbleiben, dass das Bodenleben und seine lebenden Substanzen in steigendem Maße Veränderungen erleidet, sodass die Nahrung nicht mehr Heilnahrung sein kann, sondern die Entartung alles Lebenden erzwingt. Wenn die Industrieproduktion so weitergeht wie bisher, wird man eines Tages die Bodenerzeugnisse nicht mehr essen können ohne zu sterben. Da die Industrie in ihrer gegenwärtigen Struktur auf Wachstum, ständiges, alljährliches Wachstum angewiesen ist, weiß niemand wie man die zunehmende Bodenvergiftung mit Fremdstoffen verhindern soll.

Die technisierte und chemisierte Großflächen-Landwirtschaft, heute ein Zweig der Großindustrie, sorgt ihrerseits dafür, dass die natürlichen Stoffkreisläufe gestört und zerstört werden. So arbeitet die ganze materialistisch orientierte technisch-chemische Zivilisation in allen ihren Zweigen, jeder Vernunft zuwider, emsig an der Ausrottung des Lebens, und so muss letzten Endes die Menschheit ihren maßlosen widernatürlichen „Wohlstand“, den Wahn der Allmacht über die Materie, das Teufelswerk eines Irrglaubens, mit dem Leben bezahlen.

Der Weg „zurück zur Natur“ ist steinig und schwer: Harter Verzicht auf viel Bequemes, Gewohntes, Verzicht der Industrie auf jedes weitere Wachstum, schrittweisen, unverzüglichen Abbau, Aufteilen der Lebensräume in kleinere überschaubare Einheiten, Rückkehr sehr vieler Menschen aufs Land und zum lebendigen Boden.

Es gibt keine Wahl: Entweder wird dieser Weg gegangen, oder wir sind verloren. Ob die Menschen noch fähig sind diesen Weg zu gehen, muss die Zukunft erweisen.

Was wir, die Menschen im biologischen Landbau zu tun imstande waren, das ist getan worden. Das Beispiel ist gegeben. Die Kraft der Natur zur Regeneration ist unerschöpflich, wenn wir sie wirken lassen und ihre Arbeit nicht stören. Die Bio-Betriebe haben bewiesen, dass sie auf Fremd- und Giftstoffe verzichten können, dass sie weder Kunstdünger noch einen großen Maschinenpark brauchen; sie brauchen keine Industrie und keine Großflächen, sondern Mittel- und Kleinbetriebe, die überschaubar sind. Und sie bringen eine Nahrung hervor, die den Menschen wieder die Regeneration, das Überwinden der Entartung möglich macht.

Es gibt keinen anderen Weg zur Gesundung der menschlichen Gesellschaft, die an Leib und Seele krank ist, es geht auch um viel mehr als ums Überleben allein.

83. Artikel Herbst 1975

„Das Leben der Muttererde und seine Pflege“

Es ist wohl der umfangreichste und tiefgreifendste Artikel in dieser Serie, es ist der Schöpfungsbericht über das Lebendige dieses unseres Planeten.

  1. Die Mikroorganismen, die ersten Lebewesen auf Erden beleben das Wasser und die Verwitterungskrume der Erde.

  2. Aus ihnen entwickeln sich in sehr langen Zeiträumen alle Organismen: Pflanzen, Tiere, Menschen.

  3. Alle Lebewesen auf Erden sind aufeinander angewiesen, keines kann ohne das andere existieren, jedes hat seinen Lebensraum.

  4. Es ist alles wohlgeordnet und wer diese Ordnung zerstört, der zerstört sich selbst. Vor diesem ehernen Gesetz sind alle Lebewesen gleich.

  5. Das muss jedem bewusst sein, der Nahrung schafft für Mensch und Tier. Eine solche Nahrung muss der natürlichen Ordnung entspringen, sie muss die natürliche Ordnung vermitteln, tut sie das nicht, schafft sie Unordnung und damit Entartung, die der Anfang ist vom Untergang.

  6. Die Entartung schreitet sichtbar und erschreckend voran, obwohl die meisten Menschen davon nichts wissen und die größte aller Gefahren nicht sehen.

  7. Die vom organisch-biologischen Landbau geschaffene Nahrung entspricht der natürlichen Ordnung und ist imstande den Menschen wieder zurückzuführen und seine Lebensordnungen von dem Unrat zu reinigen, der sich breit gemacht hat und ihn unfähig macht ein sauberes, vernünftiges, natürliches Leben zu führen.

  8. Wer vom Leben der Muttererde sprechen will, muss dies alles sagen, weil damit alles anfängt. Die Mikroorganismen des Bodens sind die ersten, die wir pflegen müssen, wenn wir natürliche Nahrung erzeugen wollen.

  9. Die Mikroorganismen schaffen im Boden biologische Ordnung und wenn sie es nicht täten, dann könnte kein höheres Lebewesen in der biologischen Ordnung bleiben.

  10. Der Boden für sich allein bestand aus den Verwitterungsprodukten der Erdoberfläche, aus totem Gesteinsstaub. Die Erde war schon einige Milliarden Jahre alt, als die lebende Substanz erschien. Woher sie kam, ob auf der Erde entstanden oder aus dem Weltall kommend, ist nicht entschieden. Sie kam sobald die Voraussetzungen dazu gegeben waren.

  11. Geraume Zeit später bildeten sich die ersten lebendigen Zellen im Boden und nahmen schließlich die Oberfläche der ganzen Erdkugel in Besitz. Sie hatten bereits die Fähigkeit der Fortpflanzung und haben sich in ihren Urformen bis heute erhalten.

  12. Durch das Zusammentreten von Einzelzellen, zuerst wenigen, dann vielen, entstanden die Pflanzen, eine Entwicklung, die jetzt bis in die Einzelheiten bekannt ist. Das Leben ist damals gewissermaßen aus dem Boden ans Tageslicht getreten.

  13. Durch dieses Zusammentreten und Pflanzenbildung kam es zu einer erhöhten Bildung von einzelligen Kleinlebewesen, man zählt heute weit über 100.000 Arten, und zur Herausbildung der heutigen biologischen Ordnung.

  14. Der Boden bekam eine neue Aufgabe, als die Lebensgemeinschaften der Pflanzen und des Bodens als Grundlage der Vegetation. Durch ihr Wurzelsystem ist die Pflanze dem Boden verhaftet.

  15. Mit Hilfe der Wurzeln kann die Pflanze, das was sie zum Leben und der Fortpflanzung braucht, dem Boden entnehmen und umgekehrt kann sie mit Hilfe der Wurzeln dem Boden zahlreiche Stoffe liefern, die in größeren Mengen nur die Pflanzen bilden können, indem sie in großem Umfang das Licht und die Wärme der Sonnenstrahlung als Energiequellen ausnützen. Durch diesen Stoffaustausch zwischen Boden und Pflanze aber vermag die Pflanze Einfluss auf den Boden zu nehmen und seine Lebensordnungen in ihrem Sinne und zu ihrem Nutzen zu lenken.

  16. Seit dem Entstehen überirdischer Lebewesen, der Pflanzen und der Tiere entstehen Abfälle, die zwangsläufig auf den Boden kommen (sie fallen ab). Der Boden verdaut sie und hinterlässt auf diese Weise neue Fruchtbarkeit. In der Praxis: der organische Dünger.  Der Abbau wird durch Kleinlebewesen vorgenommen, durch die sogenannte Abbauflora in der obersten Bodenschicht, die von der Pflanze gemieden wird, die aber unentbehrlich ist für die Vorbereitung von neuer Pflanzennahrung.

  17. Die zweite Flora des Bodens ist die in der darunterliegenden Bodenschicht, der Humus oder Plasma-Gare, wirksamen den Pflanzen zugehörige Wurzelflora, die von der Pflanze direkt abhängig ist und nur leben kann, wenn sie mit der Pflanze tätig zusammenwirkt.

  18. Die pflanzen-zugehörige Wurzelflora besteht sowohl aus gewissen Pilzsorten, wie aus Bakterien. Beide Arten von Mikroorganismen sind Mitarbeiter der Pflanze, sie sind wie wir sagen „Symbionten“ und mit ihr in tätigem Zusammenleben verbunden. Diese Wurzelbakterien-Flora kann man mit Hilfe von Auslese-Methoden im Laboratorium herauszüchten und ihre Eigenschaften prüfen.

  19. Diese Bakterienflora kommt nicht nur bei den Pflanzen vor, sondern auch bei den Tieren und den Menschen. Sie leben dort auf den Schleimhäuten, beim Menschen z.B. auf der Mundschleimhaut, Rachenring, unterem Dünndarm und dem ganzen Dickdarm. Diese Bakterien haben durchwegs die Fähigkeit Milchsäure zu bilden und arbeiten als Symbionten bei Pflanze, Tier und Mensch. Der Wurzelapparat kann auch als „Darm der Pflanze“ betrachtet werden.

  20. Genauso wie man die Wurzelflora-Bakterien benützen kann um Aussagen über Gesundheit oder Nichtgesundheit von Tier und Mensch zu bekommen, kann man sie auch benutzen, um über die Beschaffenheit der Bodengesundheit zu urteilen. Man kann daher die Wurzelflora als Qualitätsmerkmal im Landbau benutzen. Man kann erfahren, welche Anbaumaßnahmen (Bodenbearbeitung Düngung) für die Bodengesundheit nützlich sind.

  21. Durch das alljährliche zuweilen sogar zweimalige Pflügen wird die natürliche Bodenschichtung vollständig zerstört. Man zwingt die Pflanze in der von ihr nicht geliebten Abbauflora zu wurzeln, wobei die Wurzelflora krank wird. Daher wenn es nötig ist, den Boden in die Tiefe hineinlockern.

  22. Wenn durch Bearbeitungsmaßnahmen unaufbereitete organische Masse in die Wurzeltiefen der Pflanze gelangt, bildet sich dort sofort eine Abbauflora, mit der Folge von Störung der Wurzelflora und Krankheit der Pflanze. Die kranke Pflanzenkultur ist eine untaugliche Nahrung. Daher frische organische Masse niemals in die Tiefe bringen.

  23. Wird synthetische Stickstoffdüngung durchgeführt, wird die ganze so sorgfältig vom Boden aufgebaute Lebensordnung und die Arbeit der Kleinlebewesen aller Art überflüssig, weil man Pflanze und Boden jede Arbeit erspart und unter Umgehung der natürlichen Stickstoffgewinnung diesen Baustoff fertig anliefert. Die Folge ist Abbau des Wurzelapparates, der Bakterienflora und Mangel an allen Stoffen, die im natürlichen Bodenleben entstehen und die man niemals künstlich ersetzen kann, die aber sehr wohl lebensnotwendig für den Aufbau der Pflanze und deren Qualität sind.

  24. Eine bestmögliche Pflanzennahrung kann eben nur der Boden selbst zubereiten, vermöge seiner Lebensordnung und seiner tätigen Zusammenarbeit mit der Pflanze.

  25. Das Leben des Bodens ist abhängig von der Bodenatmung durch die die organische „Lebendverbauung“ und Krümelbildung gewährleistet wird. Die natürliche Krümelung ist nicht durch künstliches Krümeln (durch Bodenbearbeitung) ersetzbar (fällt im Regen zusammen). Nur der durch organische Verbauung entstandene Krümel ist beständig, daher ein beständiges Füttern des Bodens mit organischem Dünger.

  26. Die physiologische Wurzelbakterienflora der Milchsäurebildner wird nicht nur durch fehlende Bodenatmung sondern auch durch Schadstoffe (Lebensgifte) aller Art zerstört. Solche Schadstoffe kommen nicht nur aus der chemischen Retorte, sondern auch aus falsch behandeltem Betriebsdünger. Mist, Gülle und Jauche müssen der atmenden Rotte (Belüftung) übergeben werden, ansonsten sie eine Fäulnisbakterienflora entwickeln mit bakterien- und wurzelschädigenden Hemmstoffen (Stapelmiste, unbelüftete Güllen und Jauchen).

  27. Wenn wir das Bodenleben in einem fruchtbaren Boden betrachten, so tun wir einen tiefen Blick in die Geheimnisse und Wunder der Natur, die man niemals künstlich ersetzen kann und die bis in alle Ewigkeit ihr Geheimnis bleiben werden. Die Ehrfurcht von dem Leben muss wiederkehren, wenn die Menschen das Leben in Gesundheit behalten oder wiedererringen wollen – das lehrt uns auch dieser Blick in die Wunder des Lebens.