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104. Artikel Sommer 1983: Der lebendige Garten als Quell der Gesundheit“

Alles Leben kommt aus dem Boden. Nahrung aus gesundem Boden ist Heilmittel im besten Sinn des Wortes. Gesund aber ist nur der Boden, der lebt. Denn nur der Ablauf einer Kette von Lebensvorgängen im Boden schafft der Pflanze die natürliche Nahrung. Ohne solche Nahrung ist sie nicht vollkommen. Man weiß heute, dass es keine wirklich künstliche Nahrung gibt, auch für die Nahrungspflanzen nicht. Man weiß heute, dass sich die Forderung nach vollkommener Ernährung auf die Bemühung konzentriert, den Boden voll lebendig zu erhalten, oder wieder lebendig zu machen dort wo er ausgebeutet wurde bis zur Leblosigkeit.

Für die Forschung steht sogar schon viel mehr fest, als sich die Schulweisheit träumen lässt. Es steht fest, dass die Ernährung des Bodenlebens mit organischen Stoffen – dh. allen Abfällen aus der Lebenstätigkeit der Organismen – unerlässliche Voraussetzung für die höchstmögliche Bodenleistung ist. Wird diese Voraussetzung erfüllt, so ist Landwirtschaft und Gärtnerei auf lebendigem Boden jedem anderen Verfahren in jeder Beziehung eindeutig und haushoch überlegen. Die Natur kann es eben doch besser als wir, denn auf diese Weise schafft sie Nahrungspflanzen mit höchstem Ertrag, mehr als doppelter Haltbarkeit, reinem Geschmack, vorzüglichem Geruch und unverminderter Fruchtbarkeit; auf diese Weise vermag sie Stall- und Milchleistung und letztlich die Gesundheit von Nutztieren und – Menschen Jahr um Jahr auf einen höheren Stand zu bringen.

Dies sei zuvor gesagt, um zu zeigen, wie wichtig es ist, sich mit dem Bodenleben unseres Gartens zu beschäftigen. Wie hat das nun zu geschehen?

Versuch: Aufbringen einer Mulchschicht aus Grasschnitt oder gehäckselter Grünmasse zwischen den Saatreihen, der so bedeckte oden zeigt reges Leben, er ist krümelig und dunkel von den Abfällen der Lebenstätigkeit. Der Boden ist locker, besser als mit bisher bekannten Maßnahmen.

Die Lebenspflege des Bodens braucht dabei:

  • Niemals darf der Boden nackt bleiben, wie dies ehemals üblich war. Der Boden ist keine gute Stube. Nur unter einer Decke, wie sie von selbst in der Natur existiert, kann das Leben gedeihen.
  • Organische Abfälle, ganz gleiche welcher Art, können auf keine Art so vollkommen für das Bodenleben ausgenützt werden, wie es die Natur auch macht: durch direktes Auflegen von frischem Zustand.
  • Ein Boden, der durch ausreichende organische Ernährung lebendig geworden ist, braucht nicht mehr künstlich gelockert zu werden, er wird niemals fest, auch nicht im längsten Regen. Umgraben stört das schichtweise ablaufende, kettenartig sich ablösende Bodenleben. Man muss danach streben, alles lebendige Abfallmaterial so früh wie möglich auf den Boden zu bringen. Das Material darf aber frisch niemals in den Boden eingearbeitet werden, auch nicht oberflächlich. Es würden somit Lebensvorgänge in dichtere, tiefere Bodenschichten gelangen, die dort nichts zu suchen haben, die vor allem den Pflanzenwurzeln erheblich schaden. Die Lebensvorgänge der Verrottung müssen in natürlicher Schichtung ablaufen, die sich ganz von selbst bildet. Bei nasser Witterung darf die Bodendecke nicht so dicht sein, wie bei trockener, weil sie sonst unliebsam fault.

 

Das Unkraut wächst auf lebendigem Boden freilich ebenfalls erheblich besser, seiner Verwendung als Mulch steht jedoch nichts im Wege. Als Mineralersatz kommt nur in Frage, was der lebende Boden ohne Schaden verträgt: Urgesteinsmehl Kalk als Naturprodukt. Künstlicher Stickstoff darf nicth in einen lebendigen Boden. Sehr bewährt sich die Behandlung des Bodens mit Kräuterextrakten, Bakterien und Spurenstoffen.

Selbst versuchen, es gibt noch keine Lehrbücher.

 

103. Artikel Herbst 1982: Übertragung der Erbsubstanzen“

Erbsubstanzen sind die wertvollsten lebendigen Substanzen aller Zellen und Gewebe aus denen Organismen bestehen.

Die Erbsubstanzen bestimmen was eine Zelle tun kann, wo sie hingehört, wie sie aussieht und aus Erbsubstanzen allein bauen sich ganze Organismen auf, auch der Mensch. Es sind die „Zentralen“, von denen aus alle Lebensvorgänge gelenkt werden. Die Erbsubstanzen oder „Erbmassen“ bewirken alles, was man „lebendig“ nennt, wie sind die wahren Träger des Lebens, die Verwirklung des Geistigen im Materiellen.

Für die „Erhaltung der lebendigen Substanz“ haben wir in wissenschaftlicher Arbeit viele Beweise gefunden. Für die Frage ob diese erhalten gebliebene Substanz auch wieder verwendet werden kann, dient als Beweis einstweilen die Tatsache, dass man mit lebender Substanz die Organismen gesund machen kann. Das hat sich in der Heilkunde bewiesen und ebenso im biologischen Landbau. Wenn die Grundgesundheit Schaden gelitten hat durch falsche Ernährung von Mensch, Tier, Pflanze und Boden, kann man durch die Pflege der lebenden Substanzen alle diese „Organismen“ auch den Mutterboden gesund machen. Wir erleben das ja täglich in der Praxis. Es kommt dahin, dass der Mutterboden wieder mehr Wasser aufnehmen kann, dass er unempfindlich wird gegen Trockenheiten, widerstandsfähiger gegen Verschlemmung und Frost, dass die Saat besser aufgeht und besser überwintert, dass die Schädlinge seltener werden und die Viruskrankheiten verschwinden, die Haltbarkeit größer wird und die Bekömmlichkeit besser. Und so kommt es letzten Endes, dass das Vieh gesünder wird, dass es mehr leistet, dass es fruchtbarer wird und dass viele schlimme Probleme, die der Viehstall bringt, besser und leichter zu lösen sind als vor dem. Prof. Andre Voisin, Paris, fordert: Es gibt nur einen einzigen wirklichen Beweis für die Güte eines Bodens: „Die Pflanzengesundheit“. Und es gibt nur einen einzigen wirklichen Beweis für die Güte einer Nahrungspflanze: „Tier und Mensch und ihr Wohlergehen“

Die Ernährungswissenschaft der Agrikulturchemie füttert die Pflanze mit Nährstoffen, möglichst mit Salzen. Dem gegenüber steht der Ernährungsweg über den lebendigen gesunden Boden, genau nach dem Vorbild der Natur. (Wenn die Natur im Widerspruch zu unserer Theorie steht, so hat stets die Natur recht und die Theorie ist falsch. Liebig!!) Hier werden der Pflanze lebende Substanzen, ja auch Erbsubstanzen geboten, weil nur das Leben des Mutterbodens eine gesunde Pflanze garantiert, so handelt die Natur.

Drei amerikanische Forscher Beadle, Tatum und Lederberg haben bewiesen, dass die Übertragung von Erbsubstanz von Zelle zu Zelle möglich ist und damit auch deren Gesundheit. Es sind ja die Erbsubstanzen von Zellen, die ihre Gesundheit ausmachen.

Je mehr die Zelle leisten kann, desot mehr ist sie biologisch wert; man wusste bislang nihct, dass sich in jeder Nahrung auch Erbsubstan befindet, die von lebenden Zellen aufgenommen werden kann und diese macht die Gesundheit der Empfänger aus. Für uns ist es von hoher Wichtigkeit unsere Geschöpfe auf dem Acker, im Stall und im Haus gesund zu machen und erbgesund zu erhalten. Der Kreislauf der lebenden Substanz, die Erbsubstanzen mit dabei, sind das Grundgerüst der Gesundheit von Mensch, Tier, Pflanze und Boden und löst das dringendste Problem das auf der Menschheit lastet: Das Problem der Entartung des Menschengeschlechtes durch die Zivilisation, das Prolem der Grundgesundheit, die allenthalben Stück für Stück untergraben wird, weil wir von der „biologischen Wertigkeit“ bisher nichts, aber auch gar nichts verstanden haben.

 

102. Artikel Herbst 1981: „Humus – die Grundlage der Pflanzenernährung

Die Landwirtschaftswissenschaft hat ein Arzt begründet: Albrecht von THAER. Er wollte die Landwirtschaft rationeller gestalten und nahm mit Recht an, dass das nur möglich sei, wenn er eine Landwirtschaftswissenschaft begründe. Die Grundlage seiner Lehre war die Auffassung, dass der Humus das wirkliche Geheimnis des gesunden Wachstums sei.

Wenig später gelang LIEBIG der Nachweis des Mineralbedürfnisses der Pflanze, und unglückseligerweise fand er heraus, dass die Pflanzen Mineralien am leichtesten in Form löslicher Salze aufnehmen und damit im Wachstum erheblich angetrieben werden können, besonders durch die Salze des Stickstoff. Daraus entwickelte sich das industriell leicht auswertbare Verfahren der Kunstdüngung. Es beruft sich bezeichnenderweise nicht auf die Arbeiten des älteren Liebig, der eingesehen hat, welch verhängnisvolle Entwicklung er in Gang gebracht hatte.

Unter dem beherrschenden Einfluss der Chemie auf die Agrikultur kam die Humuslehre von THAER in Vergessenheit. Sie wurde erst dann wieder hervorgeholt, als die Zerstörung des Humus auf unseren Kulturböden nicht mehr zu verheimlichen war.

Noch heute spricht der Agrikulturchemiker nicht, wie THAER, von einer „Ernährung“ des Bodens, sondern nur von einer Fütterung der Pflanze. Er rechtfertigt sich mit dem Hinweis auf die enorm angestiegenen Erträge, wobei ihm als Maß allerdings nur die Waage und die chemische Analyse dient. Humus ist, so sagen noch heute alle Lehrbücher der „zuständigen“ – wie sie sich gerne nennt – Wissenschaft, Humus ist keine Pflanzennahrung, nur der Boden hat ihn nötig als Erosionsschutz.

Man demonstriert gerne Hydrokulturen, die ohne Humus prächtig gedeihen, da die Pflanzen nicht anderes aufnehmen können als zB. Salze. In Wirklichkeit sind diese Pflanzen nur fähig augenblickliche Wachstumsaufgaben zu erfüllen, sie sind jedoch völlig der Resistenzverminderung unterworfen, das ist die natürliche Abwehrfähigkeit der Pflanze gegenüber krankmachenden Mikroben und Viren. Je künstlicher die Ernährung umso stärker die Resistenzverminderung, sodass sich Kulturpflanzen heute des fortlaufenden Pflanzenschutzes mit teilweise sehr gefährlichen Giftstoffen bedürfen. Die heutige Landwirtschaft ist ein Riesen-Experiment und als solches soll man es ansehen, um ihre Fehler zu finden.

Dieses Experiment beweist nur einmal mehr, dass wir die stofflichen Voraussetzungen für das fortlaufende Gedeihen der lebendigen Organismen nicht vollständig kennen.

Es wir der chemischen Analyse nie möglich sein, mehr zu entdecken, als die gröbsten Strukturen lebender Substanzen. Die besten Biochemiker geben das heute auch unumwunden zu, wie ja auch Emil FISCHER, einer der größten, nach jahrzehntelangem Mühen eingestand, er habe eingesehen, dass man das Chlorophyll weder analysieren noch synthetisieren könne. Auch dieser Stoff ist eine lebende Substanz und vollbringt die wunderbare Leistung, Sonnenenergie in energiegeladene Kohlenhydrate umzuwandeln. Er wird aus dem Humus bezogen und ist nicht künstlich nachzuahmen, so wenig wie die übrigen Billionen und aber Billionen lebender Substanzen, die der Humus birgt.

Wir haben also festzustellen: Es wird niemals möglich sein, ein vollkommenes Nahrungsgemisch künstlich herzustellen. Es wird niemals eine vollkommene künstliche Ernährung geben. Wir können nur der Natur auf die Finger sehen, um herauszufinden, wie sie es anstellt, um den Pflanzen eine vollkommene Nahrung zu bieten. Dies und nichts anderes müssen wir nachahmen, wenn wir eine vollkommene Nahrung ziehen wollen.

In der Natur stammt jede Nahrung aus abgelaufenen Lebensvorgängen, eines lebt vom Tode des anderen, von den Abfällen des anderen.

Da die Pflanze nicht das ganze Jahr über wächst, muss die Natur eine Form finden, um die Nahrung für die Wachstumszeit aufzubewahren. Sie muss aber auch dafür sorgen, dass die Nahrung aus den Zellgerüsten der abgestorbenen Organismen befreit wird, und sie muss zugleich dafür sorgen, dass der Boden eine Struktur erhält, die sowohl die abbauende Lebenstätigkeit der „Aasfresser“ wie auch die „aufbauende“ Tätigkeit der Pflanze und ihrer Mitarbeiter gleichermaßen gestattet. In wie vollkommener Weise die Natur diese Aufgabe gelöst hat, ist eines der größten Wunder, die uns offenbart werden.

Die Humusbildung ist nämlich streng an die natürliche Schichtbildung gebunden. Das hat einen ganz bestimmten Grund: zur Aufbereitung der Abfälle braucht man Lebewesen, die sich nicht scheuen, auch die denaturierten Hartstoffe der Zellwände, Zellulose, Horn u.ä., anzugreifen. Als Belohnung dürfen sie von den noch übriggebliebenen Energiestoffen leben, wobei sie unter anderem auch Wärme produzieren. Sie fressen die Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette u. v. a. auf und verbrauchen sie. Ist ihre Arbeit getan, so sterben sie. Mit ihrem Tod aber ernähren sie eine zweite Garnitur von Lebewesen, die nicht mehr zur abbauenden Gilde gehören, sondern der Pflanze bei ihrem Aufbau helfen und ihr dienen. Sie bereiten auch den eigentlichen Humus. Dafür werden sie von der Pflanze mit Energiestoffen versehen, sobald die Fotosynthese der Kohlehydrate im Gang ist. Sie sind als echte Mitbareiter, sogenannte Symbionten. Diese „Aufbauschicht“ befindet sich bereits im Wurzelgebiet der Pflanzen, während die Wurzeln die „Abbauschicht“ fliehen. Sieht man sich diese Mikroben – um solche handelt es sich ausschließlich in der „Aufbauschicht“ – genauer an, so entdeckt man etwas höchst Interessantes: Es sind die gleichen Sorten, die wir Menschen selbst mit uns herumtragen, als Rachen-, Darm- und Hautflora. Es handelt sich um sogenannte Milchsäure-Bakterien.

Wird die Zellsubstanz der Abfälle nicht alsbald nach ihrem Umbau in den zwei Schichten von der Pflanze aufgenommen, weil sie im Augenblick nicht wächst, so umgeben sich die organischen Teilchen der ehemaligen Zellsubstanzen mit einem besonderen Schutzmantel aus Protoplasma, sie werden dadurch klebrig. Deshalb vermögen sie den Bodenstaub, das Produkt der natürlichen Gesteinserosion, zu den sogenannte Krümeln zu verkitten – Lebendverbauung nach SEKERA. Dieser Kittvorgang ist das Grundelement der Boden-Gare und die Voraussetzung für die Lebensvorgänge, weil es die Luft- und zugleich die Wasserversorgung sicherstellt. Die Luft mit Stickstoff, Kohlensäure und Sauerstoff, und das Wasser als Grundstoff des Lebens kann kein Lebensvorgang entbehren. Deshalb darf auch die Gare niemals ganz verschwinden, und das Auflösevermögen der Pflanze gegenüber dem Bodenkrümel wird durch genaue Gesetze geregelt, indem die Pflanze dem Lebendgehalt des Bodens entsprechend in ihrem Chlorophyllgehalt begrenzt wird. Die Düngung mit Stickstoffsalz beseitigt dieses „Gleichgewicht zwischen Humusverbrauch und Fotosynthese!“.

Für die natürliche Agrikultur und Gärtnerei fehlt uns noch eine grundsätzliche Feststellung: Lebensenergien – biologische Energie – lässt sich nur dann in einem Material restlos in neue Lebensvorgänge überführen, wenn die Lebensvorgänge niemals abbrechen, mit anderen Worten: Die Energie organischer Abfälle kann nur dann vollständig in Pflanzenwachstum verwandelt werden, wenn – den Jahreszeiten entsprechend – der Ablauf von Abbau, Humusaufbau und Pflanzenwachstum nicht unterbrochen wird.

Es ist von höchster Notwendigkeit für den Praktiker das Bild eines natürlichen Bodens und den Vorgang der Humusbildung genau einzuprägen. Unser aller Wohl und Wehe hängt von der Muttererde ab und damit also vom Humus.

Eine hundertprozentige Ausnützung ist nur möglich, wenn der eben entstandene Abfall in wenigen Tagen als Bodendecke ausgebracht wird. In diesem Fall geht alle Energie sofort in neue Lebensvorgänge über und fließt restlos der Humusbildung zu.

101. Artikel Christmonat 1980: „Die lebendige Substanz“

Wir sagten, es handle sich bei der Bodenfruchtbarkeit um einen Begriff, der nicht alleine für sich gesehen werden kann, sondern nur als Teil eines größeren Ganzen, als Teil jener Fruchtbarkeit, die alles Leben auf der Erde fortzeugend erneuert.

Nun gibt es in der lebendigen Welt, wie sie uns sichtbar wird eine unvorstellbare große Zahl von Organismen-Arten, deren Dasein zwangsläufig begrenzt ist, die als Individuen sterblich sind, von recht verschiedener Lebensdauer; Gattung und Art aber bleiben erhalten, mit peinlicher Genauigkeit, sie sind „konstant“, sie erben sich fort. In den Zeiträumen, die wir zu überblicken vermögen, gibt es zwar „Kreuzungen“, Vermischungen der Erbmassen sowohl wie bei Pflanzen, als auch bei Tieren, die Erbmasse als solche aber bleibt in jedem Fall erhalten. Die biologische Potenz, die Organismen zu diesem Zweck haben, nennen wir „Fruchtbarkeit“. Der Schluss liegt greifbar nahe, das Geheimnis der Fruchtbarkeit sei demnach in allen den Einrichtungen zu finden, deren sich die Fortpflanzung bedient. Fruchtbarkeit – ein Urphänomen.

Wenn man genauer hinsieht, so handelt es sich bei den Fortpflanzungseinrichtungen der Organismen keineswegs um Mechanismen, deren das Leben an sich bedarf, um unsterblich zu sein. Diese Einrichtungen erweisen sich vielmehr als ungeheure Komplizierungen, die erst mit der Entwicklung höherer Lebensformen notwendig geworden sind, um Sonderausführungen durchführen zu können ohne die beispielsweise die Fortpflanzung eines Säugetieres unmöglich wäre. Für unsere Frage hier, in der es um das Prinzip der Fruchtbarkeit an sich geht, müssen wir uns bemühen, die spezifischen Komplizierungen zu durchschauen, um dem eigentlichen Vorgang näher zu kommen.

Es gibt das Prinzip der Fortpflanzung auch in wesentlich einfacheren Formen, und da kann man nicht mehr sagen, es handle sich um einen Mechanismus, der allein die Arten unsterblich mache. Viele Bakterien pflanzen sich dadurch fort, dass sie sich in zwei gleiche Teile spalten; beide Teile haben die Chance, theoretisch ewig zu leben, sich auch ewig weiter zu teilen, und das haben sie nachweislich auch in Millionen von Jahren getan. Grundsätzlich kann man also dem Bakterium keine Sterblichkeit zurechnen; wenn es die Umwelt gestattet, so ist es praktisch unsterblich. Wenn Goethe sagte; der Tod ist der Kunstgriff der Natur, viel Leben zu haben, so müsste man eigentlich sagen: um viel organismisches Leben zu haben.

Gehen wir noch eine Stufe tiefer, nämlich in die Lebensbereiche, in denen von besonderen Einrichtungen, von Apparaturen zur Betätigung der Fortpflanzung, von irgendwelchen Generationsorganen nicht mehr die Rede sein kann, in die Lebensbereiche der nicht-zelligen Strukturen, das heißt der lebenden Substanzen, so bemerken wir, dass es bereits hier Fruchtbarkeit, Fortpflanzung, Reduplikation gibt; selbst das kristallierbare Virus, eine lebendige Substanz, an der untersten Grenze des Lebens, ist fähig, sich selbst in ungeheurem Ausmaß zu vermehren.

Die Fruchtbarkeit ist also ein Urphänomen im Sinne Goethes und wirkt bereits im Makromolekular Bezirk, bei den kleinsten Einheiten des Lebendigen. Hier muss sie studiert werden, und hier werden wir den ersten gedanklichen Anhaltspunkt dafü finden, auf welchem Wege wir eine für alle Bereiche des Lebens gültige Lösung des Fruchtbarkeitsproblems zu entdecken, Aussicht haben; denn so, wie eine jede Zelle eigentlich nichts anderes ist, als eine Kongregation, eine Zweckvereinigung lebender Substanzen, eine Kongegration von Zellen, wie trotzdem das Gnaze, das wir fertig vor uns sehen, doch nur zusammengebaut ist mit den biologischen Potenzen der lebendigen Substanzen, so ist auch die Fruchtbarkeit ganz gewiss eine Ureigenschaft lebender Substanzen und erscheint erst dort in ihrer ursprünglichen Form, wo die apparatischen Sondereinrichtungen, die zur Organisation höheren Lebensformen notwendig sind, noch nicht nötig waren.

Das Urphänomen „Fruchtbarkeit“ ist also an spezialistische Schutzvorrichtungen, wie sie die Organismen brauchen, nicht gebunden.

 

99. Artikel Sommer 1980 und 100. Artikel Herbst 1980:

„Vom Kreislauf des Lebendigen“

Wir leben in einer Zeit, die große Entscheidung verlangt. Die Menschheit ist in ihrer Existenz bedroht, so sehr bedroht, dass man nicht selten die bange Frage hört, ob es nicht schon zu spät sei. Es ist nicht mehr getan mit den vielen „kleinen Richtigkeiten“, welche die Naturwissenschaft täglich entdeckt. Es ist nicht mehr getan mit Umweltschutz-Gesetzen und behördlichen Vorschriften, so nötig sie auch sind. Auch die wohlorganisierte Weltgesundheitsorganisation vermag das Problem, vor dem die Heilkunst steht, vor dem die ganze Wissenschaft überhaupt steht, nicht zu bewältigen. Es geht nicht um Reformen, um Reparaturen am Bestehenden, es geht um eine Reformation an Haupt und Gliedern. Es geht letzten Endes um den Menschen als geistiges und seelisches Wesen, und es geht darum, den Menschen zurückzuführen in die Gemeinschaft alles Lebenden auf der Erde, ohne die er zugrunde gehen muss und zugrunde gehen wird.

Es wird gesagt, an diesen Erscheinungen sei die einseitige Entwicklung der kausal-analytischen Naturwissenschaft schuld, die die einseitige Entwicklung des Intellektes fördere und die Menschen zum mephistophelischen Materialismus führe. Ich möchte glauben, dass auch diese Entwicklung schon ein Entartungszeichen ist, dass die Ursachen also tiefer liegen. Die Wurzeln der Krankheit an Geist und Seele, die für den sogenannten modernen Menschen der Hochzivilisation, besonders der Großstädte typisch ist, kann man an vielerlei Beobachtungen erkennen, an einfachen Beobachtungen von Lebensvorgängen, die auch heute noch allein zu großen Wahrheiten zu führen vermögen.

Was war hier in Wirklichkeit geschehen? Es ist eigentlich ganz einfach und leicht zu erkennen: Die Kulturpflanzen wurden, im Gegensatz zur Wildpflanze, mehr und mehr der Teilnahme am natürlichen Lebenskreislauf beraubt, eines Kreislaufes, der in Form des Kreislaufes der sogenannten lebendigen Substanzen und Erbsubstanzen seinen wesentlichen Ausdruck findet. Wenn man der Kulturpflanze diese ihre Daseinsgrundlage entzieht, entartet sie und wird lebensunfähig. Sie wird zugleich als Nahrung untauglich, denn sie überträgt selbstverständlich ihre Entartung auch auf alle ihre Nahrungsempfänger, auf alle höher entwickelten Organismen und natürlich auch auf den Menschen und seine Nutztiere.

Der Beweis: Dort, wo es trotz ungünstiger Umwelt, trotz widrigster Umstände gelingt, im Landbau die natürlichen Lebenskreisläufe wiederherzustellen, gewinnt sogar die künstliche Züchtung ihre Fruchtbarkeit, ihre Abwehrfähigkeit gegenüber Insekten und Krankheiten, ihre Schmackhaftigkeit und Haltbarkeit zurück, und nicht nur das: Auch im Tierstall kehrt die spontane Gesundheit und Fruchtbarkeit wieder. Und wer Augen hat zu sehen, der wird auch bemerken, dass sich das Verhalten der Tiere ändert, denn sie sind nicht mehr bösartig und aggressiv, sondern werden wieder gutmütige und willige Kameraden des Menschen, die sie früher immer waren. Es kann auch keine Rede davon sein, dass der natürliche Landbau eine arme, unrentable Sache ist, im Gegenteil: Auf organisch-biologisch geführten Bauernhöfen ließ sich ausnahmslos eine Zunahme der Rentabilität nachweisen, in einzelnen Beispielen auf mehr als das Doppelte! Ganz zu schweigen von der biologischen Güte der Erzeugnisse, deren Verzehr dem Menschen und seinen tierischen Schützlingen genau das schenkt, was zur Erhaltung der Gesundheit und Regenerationsfähigkeit gebraucht wird, ganz im Gegensatz zu den Kunstdüngerprodukten, die außerdem zum Teil auch noch wirksame Lebensgifte mit sich bringen und denen die meisten Menschen hilflos ausgeliefert sind. Wenn das alles keine beweise sind, dann weiß ich nicht, wie man überhaupt noch biologische Gesetzmäßigkeit beweisen soll.

Die Naturwissenschaft wird dem Wohl und dem Glück des Menschen und allen seinen Schützlingen unter den Tieren und Pflanzen erst dann wahrhaft dienen können, wenn sie ihre Grundkonzeption um einen ganz entscheidenden Gedanken erweitert, nämlich dann, wenn sie anerkennt, dass alles Lebendige auf der Erde schicksalhaft und unlösbar miteinander verbunden ist. Dieser Gedanke war in den Menschen seit eh und je lebendig, und er ist es auch heute – nur nicht in der Naturwissenschaft, am wenigsten in der angewandten Naturwissenschaft. Sie hat die Menschen gelehrt, sich auf Kosten der lebendigen Umwelt zu bereichern. Was der Mensch aber den Tieren, den Pflanzen und der Muttererde antut, das tut er sich selbst an. Wo das nicht-menschliche Leben der Entartung preisgegeben wird, da entartet auch der Mensch, körperlich, seelisch und geistig.

Denn „Gesundheit“ ist nichts anderes als der Besitz optimal funktionierender lebender Zellsubstanz; von diesem Besitz hängen alle, aber auch alle Lebensäußerungen der Organismen ab, auch die des Menschen, ganz gleich, ob wir sie nun als körperliche, als seelische oder als geistige Lebensäußerungen betrachten. Und damit sind wir in allem und jedem, in unserem ganzen Wesen und unserem ganzen Verhalten, in das Ganze des Lebendigen auf der Erde unlösbar integriert, unlösbar verbunden – oder nicht verbunden, eben im Falle der Entartung. Die lebende Substanz, dieses größte Wunderwerk der Schöpfung, ist Materie gewordener Geist, den wir in seinen Werken zu erkennen vermögen. Im Verhalten dieser lebenden Substanz wird sichtbar, was man „biologische Vernunft“ nennen kann, denn sie ist materialisiertes Abbild des Schöpfungsgedankens, und die Schöpfung kann nur erhalten bleiben, wenn ihr „biologische Vernunft“ innewohnt. Deshalb trägt jeder gesunde Organismus nicht nur sein eigenes Bild mit sich in Gestalt der ihm eigenen, lebenden Substanz, sondern zwangsläufig zugleich das Bild der ganzen, lebendigen Schöpfung. Und das bezieht sich nicht allein etwa auf den Menschen, sondern auf jeden lebneden Organismus. Wir dürfen es deshalb als einen Segen für die Naturerkenntnis betrachten, dass es heute nicht nur eine Psychologie des Menschen sondern auch eine Tierpsychologie gibt, und wenn nicht alles täuscht, entwickelt sich in Zukunft sogar eine Psychologie der Pflanze, die vor langer Zeit von Raoul Francè vorausgesagt wurde.

Wie wird nun in der Natur die Entartung verhindert oder beseitigt? Die Antwort auf diese Frage liefert die Direktiven für unsere zukünftige Zivilisation. Die biologische Grundlagenforschung ist heute in der Lage, die Antwort zu geben: Die Nahrungsströme, die, von der Muttererde ausgehend, alle Organismen durchlaufen, bringen mit ihrem Gehalt an lebenden Substanzen natürlicherweise alles mit, was zur ständigen Ausmerzung von Entartungsfehlern der Zellsubstanz-Garnituren nötig ist. Der Mechanismus des Abtausches lebender Substanz ist in wesentlichsten Teilen wissenschaftlich abgeklärt; dabei können auch – und das ist das Entscheidende – Lücken der Erbsubstanz-Garnitur ausgefüllt werden, ja, es können sogar neue, erbliche Eigenschaften erworben werden, sofern es mit dem ursprünglichen Zellbild vereinbar und zur Selbsterhaltung der Arten erforderlich erscheint. Auch die Wege, auf denen die Austauschsubstanz im Organismus-Stoffwechsel genau dorthin gelangt, wo sie gebraucht wird, sind heute ausreichend bekannt. Bei den Großorganismen spielt dabei das sog. lymphatische System mit allen seinen Organen, das größte Ordnungssystem des Körpers, eine sehr wichtige Rolle bezüglich der Auswahl und des Transportes der lebenden Substanzen.

Es kommt also für die menschliche Zivilisation vor allem darauf an, den Kreislauf der Lebendsubstanzen – zusammen mit ihrem sekundären Stoffbildungen und mineralischen Hilfsstoffen – intakt zu halten. Man muss zugeben, dass die Architekten der Zivilisation in den letzten 100 Jahren eigentlich alles getan haben, um den Menschen aus dem natürlichen Nahrungskreislauf auszuschließen in einem Ausmaß, wie es noch niemals zuvor gewagt worden ist. Niemand sollte sich deshalb darüber wunden, dass die Entartung zum typischen Merkmal der Zivilisation geworden ist, so sehr, dass wir auf den Beschluss der Schöpfung gefasst sein müssen, uns zu vernichten. „Wen der Herr vernichten will, den schlägt er mit Blindheit.“ Jeder Biologe, der mit der Zeit gegangen ist, vermag heute den Menschen zu sagen, was sie tun müssten, um dem Chaos der Ausmerzung zu entgehen, aber es sieht nicht so aus, als ob sie darauf zu hören vermöchten. Zu groß ist die Allmacht der Gewohnheiten, der Industrie und Institutionen, die Trägheit der Bürokratie, zu trügerisch und verlockend das künstliche Scheinleben, und vielleicht schon zu weit fortgeschritten die Entartung an Geist und Seele.

Trotzdem: Wer noch gesund genug ist, um die Gefahren zu sehen, der ist auch verpflichtet zu warnen und zu helfen. Deshalb noch einmal die Frage: Was muss geschehen, um die Entartung des Menschen zu verhindern? An erster Stelle steht die Regeneration der Lebensvorgänge in der Muttererde, von denen wir leben: Verzicht auf jede künstliche Pflanzenernährung und lückenloser Verzicht auf die Giftanwendung in der Landwirtschaft. Als zweites: Man muss lernen, den Verlust der Lebensmittel an Natürlichkeit und Lebendigkeit soweit irgend möglich zu verhindern, sowohl beim Transport und der industriellen Verarbeitung und Lagerung wie auch in der Küche. Alles das ist möglich und realisierbar. Als drittes: Verzicht auf die künstliche Medikamenten-Medizin an Tier und Mensch; auch das ist möglich, und es gibt genug der richtungsweisenden Beispiele.

 

 

97. Artikel Winter 1979 und 98. Artikel Frühjahr 1980

„Es geht um die Substanz des Menschen“

„Zerstöre mir meine Kreise nicht!“, so rief Archimedes, Wissenschafter des Altertums, als ein Landsknecht seine Zeichnungen zertrampelte. Es war sein letztes Wort, der Krieger erschlug ihn kurzerhand. Dieses historische Gleichnis kommt mir in den Sinn, wenn ich sehe, wie wir uns hier um wissenschaftliche Wahrheiten bemühen, derweilen draußen die Menschen ihre lebendige Umwelt Stück für Stück vergewaltigen und blindlings in ihr Verderben rennen. Deshalb meine ich, es sei unsere Aufgabe, uns nicht nur mit biologischen Fachfragen zu beschäftigen, sondern auch mit den Schicksalsfragen der Menschheit und der Bedrohung ihrer Existenz.

Es sollte niemand mehr daran zweifeln, dass die Menschheit tatsächlich in ihrer Existenz tödlich bedroht ist, nicht etwa nur durch die Atombombe nicht nur durch Umweltverschmutzung, nicht nur durch kalte und heiße Kriege, sondern durch den Verlust ihrer Substanz. Es geht um den Menschen als geistiges, seelisches und körperliches Wesen, um seine Kultur und um die Gesundheit der menschlichen Gesellschaft. Es ist für uns Ärzte nicht mehr damit getan, dass wir das Problem den anderen überlassen, den Politikern etwa oder den Verwaltungsbeamten, den Pädagogen oder den Volkswirtschaftern – wir hier sollten uns berufen fühlen, denn wir haben die Möglichkeit, die Pathologie der menschlichen Entartung zu durchschauen.

Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gesetzt. Es ist also die Frage: Was hat die Menschen dazu gebracht, sich so unvernünftig, so widernatürlich, so selbstmörderisch zu verhalten? Die Menschen könnten doch heutzutage wissen, wie sie leben müssten, um gesund zu sein und gesunde Nachkommen zu haben, aber sie tun es nicht. Die Politiker müssten doch wissen, dass es nun mehr geht als um Partei -ideologien und Wirtschaftswachstum, um Währungsprobleme und wirtschaftlichen Wohlstand. Jeder Arzt sollte doch heutzutage versuchen, diese widernatürliche Medikamenten-Medizin zu überwinden, er hat doch genug der Beispiele für eine bessere Heilkunst vor Augen, aber er klammert sich ans Gewohnte und Althergebrachte. Jeder Landwirt sollte doch endlich begriffen haben, wie bedenklich und verderblich diese Kunstdünger- und Giftwirtschaft ist, er sollte doch allmählich ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn er seinen Mitmenschen diese entartete und vergiftete Nahrung verkauft, aber er bleibt dabei, trotz so vieler Beispiele des biologischen Landbaues. Und die Wissenschaft? Sie verschwendet alljährlich viele Milliarden, um die überlieferten Halbwahrheiten zu konservieren. Wo man auch hinschaut – es ist überall dasselbe: Die Menschen verhalten sich, als hätten sie sich selbst aufgegeben Warum tun sie das?

Das alte Testament sagt es mit einem Wort: „Wen der Herr vernichten will, den schlägt er mit Blindheit.“ Das Entartete rottet sich selbst aus. So will es ein unerbittliches Naturgesetz. Wer blind ist, sieht nicht mehr das Physiologische, hat keinen blick mehr für das biologische Optimum, für das Gesunde und seine Symptome. Er vermag nicht mehr zu sehen, dass mit dem Schwund der körperlichen Gesundheit auch die menschliche Kultur verfällt, dass das Abnorme und Abwegige triumphiert, dass sich das Hässliche und Schmutzige ausbreitet. Wer mit Blindheit geschlagen ist, verliert den Sinn für biologische Vernunft, verliert Geist und Seele zugunsten eines geist- und seelenlosen Intellekts. Wo aber der kalt-rechnende Intellekt regiert, da stirbt das Herz, da stirbt alles, was den Menschen ausmacht vor allem anderen Lebendigen auf der Erde. Das ist der Anfang vom Ende. Ich glaube nicht daran, dass allein die Entwicklung einer einseitigen Naturwissenschaft und Technik daran schuld ist, wie man öfters hört. Ich glaube nicht, dass dies allein zur einseitigen Entwicklung des Intellektes, zum materialistischen Egoismus und zur Krankheit der menschlichen Gesellschaft führt. Ich glaube vielmehr, dass auch das schon Merkmal der biologischen funktionalen Entartung ist. Deshalb, meine ich, ist es unsere Aufgabe, über die Mechanismen der Arterhaltung und der Entartung nachzudenken und die Wege zur Überwindung der Entartung zu erschließen.

Nehmen wir als Beispiel den sogenannten Abbau der Kulturpflanzen, jener Pflanzen also, von denen wir und unsere Haustiere leben. Diese Pflanzen betrachtet die Natur ohnehin mit Argwohn, denn sie sind künstliche Züchtungen. Als man aber damit begann, diese Pflanzen auch noch künstlich zu ernähren, wurde der Argwohn der Natur zur offenen Feindschaft. Seitdem bemüht sie sich, diese entarteten Geschöpfe mit allen ihren Mitteln auszurotten. Heere von Insekten, Bakterien, Pilzen und Viren, Schwund der Fruchtbarkeit von Boden und Pflanze, Verlust der Abwehrfähigkeiten, pathologische Verschiebung der Bakterienfloren, Verlust von Geruch und Geschmack der Früchte. Und die angeblich hochwissenschaftliche Reaktion, die man wirklich nur primitiv nennen kann: Entwicklung und Anwendung riesiger Mengen fürchterlichen Giften und lebensbedrohenden Medikamenten. Die Landwirtschaft wurde zum größten Umweltverschmutzer aller Zeiten.

Das Gegenbeispiel ist der sogenannte biologische Landbau. Hier wurde – trotz ungünstigster Umwelt und gegen erbitterten Widerstand – die Kulturpflanze wieder in die natürlichen Substanzkreisläufe hineingestellt. Sie antwortet prompt, indem sie ihre naturgegebenen Leistungsfähigkeiten wiedergewinnt: Fruchtbarkeit, Abwehrfähigkeit, Schmackhaftigkeit, Haltbarkeit – kurz: Sie überwindet die Entartung. Und nicht nur das: Auch im Tierstall kehrt die spontane Gesundheit und Fruchtbarkeit wieder. Seine Leistungen steigern sich, die Rentabilität ist gesichert und steigt konsequent von Jahr zu Jahr an. In einem solchen Tierstall hat der Veterinär keine Sorgen mehr, die Tiere sind von selbst gesund.

Es stellt sich hier die Frage, wie es die Natur fertigbringt, fortlaufend die Entartung zu überwinden und optimale Lebensleistungen zu erzeugen. Die Antwort wurde gefunden dank einer jahrzehntelangen Grundlagenforschung, die das „Gesetz von der Erhaltung der lebendigen Substanz“ entwickelte. – Publiziert in der „Wiener medizinischen Wochenschrift 1951“ – und dem Kreislauf der lebendigen Substanzen als Arbeitshypothese in unseren medizinischen und landbaulichen Arbeitskreisen zu realisieren versucht – mit überraschendem Erfolg.

Es geht dabei – in aller Kürze – um folgendes: Organismen bestehen aus Zellen, das heißt aus Gehäusen, in denen lebende Substanzen wirken. Die Funktion eines jeden Organismus hängt von der Funktion ihrer lebenden Substanzen ab. Sobald Teile dieser Substanz-Garnituren unbrauchbar werden, werden sie abgestoßen und aus dem Stoffwechselangebot durch neue und taugliche ersetzt. Das ist der Vorgang der Zellregeneration.

Der Vorgang setzt voraus, dass die Zelle sich dessen bewusst ist, was sie zur Regeneration braucht. Sie muss wissen, was physiologisch, was pathologisch ist. Dieses Zellbewusstsein entspricht immer dem biologischen Optimum.

Zugleich aber muss eine jede Zelle ein Organismus-Bewusstsein besitzen, sie muss wissen, dass sie im Interesse des Ganzen handeln muss, sie muss sich ihm unterordnen. Experimente, bei denen aus einzelnen Zellen der ganze Organismus heruaswächst, könnten nicht gelingen, wenn nicht in jeder Zelle der Plan des Ganzen stecken würde. Die Lymphozyten, die den Transport spezifischer lebender Substanz zu bewirken haben, bringen sie mit Sicherheit genau dorthin, wo sie hingehören. Kein Organismus könnte in Ordnung bleiben, wenn seine Zellen kein Organismus-Bewusstsein hätten.

Die ganze lebendige Schöpfung könnte nicht intakt bleiben, wenn nicht jedem einzelnen Lebewesen, ja jeder ihrer Zellen eine gemeinsame biologische Vernunft innewohnen würde. Denn nur sie ist es, die „die Welt im Innersten zusammenhält“. Die materiell fassbare Darstellung der schicksalhaften Verknüpfung aller Lebewesen auf Erden aber heißt „Lebendige Substanz“.

Und nun zurück zu der Frage, wie eine Entartung von Zellgeweben von Organismen und ganzen Organismus-Gesellschaften wie die des Menschen zustande kommt.

Man weiß heute, dass es viele Tausende von Entartungsmöglichkeiten gibt, ganz gleich ob in der Muttererde oder innerhalb der Organismen, wie zB. durch Anheften von Fremdstoffen oder radioaktive Strahlung. Wir müssen uns vorstellen, dass heute im Kreislauf der lebenden Substanzen der Anteil an abwegigen pathologischen Großmolekülen durch den Gebrauch riesiger Mengen an synthetischen Giftstoffen so groß geworden ist, dass die biologischen Selbstreinigungs-Einrichtungen der Natur nicht mehr ausreichen, ganz ähnlich wie die Selbstreinigung der Flüsse großteils zusammengebrochen ist.

Gesundheit im weitesten Sinn ist nichts anderes als der Besitz optimal leistungsfähiger lebender Zellsubstanz. Natürlicher Weise kann der Organismus diesen seinen kostbaren Besitz bewahren, indem abgebrauchte oder verdorbene Lebendsubstanz und Erbsubstanz ausgetauscht wird, vorausgesetzt, dass ihm im Nahrungsangebot genügend unversehrte Substanz zur Verfügung steht. Das ist nicht mehr der Fall, echte Regeneration ist im Bereich der Hochzivilisation nicht mehr möglich, die Konsequenz ist die zunehmende Degeneration als Massenphänomen in allen denkbaren Variationen als körperliches, seelisches und geistiges Gebrechen. Da die Entartung erblich ist, sind dem Versuch einer Regeneration von vornherein Grenzen gesetzt, sie könnte nur in vielen Generationen überwunden werden. Das wenige, was derzeit unter dem Schlagwort „Umweltschutz“ geschieht, reicht dazu nicht aus, es ist nicht mehr, als der bekannte Tropfen auf dem heißen Stein.

Was müsste geschehen? Was können wir Ärzte tun, um der Entartung Einhalt zu gebieten? Das Aufkommen einer biologischen Heilkunst hat sehr zur Aufklärung der Menschen beigetragen, weiters die geduldige Erziehung zur vernünftigen, natürlichen Lebensführung, die ständige Warnung vor vergifteter Nahrung, vor bedenklichen, vor allem synthetischen Medikamenten.

Sehr hilfreich der überall im Wachsen begriffene biologische Landbau; das Verlangen nach einem eigenen Garten ohne Gift und Kunstdünger. Die Besinnung vieler Bauern auf ihre Pflicht ihren Mitmenschen gesunde Nahrung zu liefern.

Es wurden darüber hinaus Heilverfahren mit ausgesprochen regenerativer Wirkung entwickelt, die sogenannte Bakterientherapie (Symbioselenkung), fußend auf den physiologischen Bakterien, die vom Boden bis zum Menschen überall vorkommen und ausgesprochen regenerative Wirksamkeit haben.

Ich persönlich habe seit geraumer Zeit am Problem der Entartung gearbeitet und glaube das Recht zu einem gewissen Optimismus zu haben. Die Dinge sind immerhin in Fluss gekommen, das biologische Gewissen rührt sich allenthalben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schöpfung den von ihr geschaffenen Menschen ohne weiteres, ohne jede Chance, kläglich an seiner eigenen Degeneration zugrundegehen lässt. Es gehört zum Wesen des Lebendigen, dass es entgegen dem Strom der materiellen Entropie wirkt, dass es also ständig nach Regeneration strebt.

 

96. Artikel Herbst 1979

„Die heilende Kraft des Lebendigen“

Die Naturwissenschaft von gestern, welche die gegenwärtige Lebensordnung geschaffen hat, machte vergessen, dass sie den Odem Gottes nicht hat und niemals haben wird. Allein aus diesem einzigen großen Irrtum heraus, sind die Voraussetzungen für die große Krise entstanden, der die weiße Menschheit entgegengeht, wenn sie nicht noch beizeiten radikal umzudenken versteht.

Es war die große entscheidende Frage: Wird die Wissenschaft imstande sein, rechtzeitig ihre Erkenntnisse so zu erweitern, dass endlich der Materialismus in seine Schranken verwiesen wird. Die Frage musste damals verneint werden. Es war abzuschätzen, dass die Forschung wahrscheinlich erst in 50 Jahren soweit sein kann. Bis dahin und sicher weit darüber hinaus werden die Lebensordnungen der Menschen von der Materie und ihren Gesetzen diktiert werden und bis dahin wird die Verderbnis der Grundgesundheiten in der lebendigen Natur und die Dezimierung der Erbsubstanzen als allgemeine Entartung in Erscheinung treten, vielleicht sogar in einem Ausmaß die eine Regeneration nicht mehr zulässt.

Wer Augen hat zu sehen, wird die schleichende Entartung in den Industrienationen heute erkennen. Sie tritt als Verfall von Moral und Sitte, als Zerstörung der Familie, als Landflucht, als sinnloser Egoismus und Individualismus und in vielen anderen Formen beim Menschen ja deutlich genug in Erscheinung. Wenn das so weitergeht, wird der Mensch dem unerbittlichen Gesetz der Ausmerzung des Lebensunwerten zum Opfer fallen.

Die Naturwissenschaft aber vermag – trotz aller erstaunlicher Fortschritte – bis heute nicht die Direktiven für die Errettung des Menschen vor der Vernichtung auszugeben. Sie hat die überragende Bedeutung des Lebendigen für die Grundgesundheiten alles Lebenden nicht rechtzeitig erkannt, weil seinerzeit vor 50 Jahren ausreichende exakte Forschungsgrundlagen fehlten.

In dieser Situation musste der Entschluss gefasst werden auch ohne ausreichende Grundlagen dem Prinzip des Lebendigen Rechnung zu tragen und Methoden zu entwickeln, mit denen unmittelbare praktisch verwretbare Direktiven (Arbeitsangaben) erarbeitet werden konnten.

Der Entschluss entgegen den Gebräuchen der Naturwissenschaft auf mangelhafter Basis Gesetze und Thesen aufzustellen, dieser Entschluss ist mir nicht leicht gefallen. Es galt immerhin als Hochschullehrer die Universität zu verlassen und sich der Gefahr auszusetzen, von den „Offiziellen“ verkannt und verspottet zu werden, wie es denn auch geschah.

Um vorläufige Unterlagen für die Bedeutung des lebendigen Prinzips zu bekommen, fanden wir die Möglichkeit zur Forschungsarbeit im Laboratorium von Arthur Becker, dem eigentlichen Begründer der heutigen Bakterientherapie. Das Labor wurde von der Familie Leitz-Wetzlar finanziert, die forschrittlichen Gedanken gegenüber sehr aufgeschlossen war. Die notwendige Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit war bei Hans Kolb und Helmut Mommsen in besten Händen. Auf diese Weise konnte nach dem Tod von Arthur Becker und der Auflösung seines Labors 1953 ein eigenes Laboratorium in Herborn begründet und die Forschung weitergeführt werden.

Für die Bodenforschung als erste Grundlage für den biologischen Landbau fanden wir schon seit 1951 die so wertvolle Unterstützung durch Dr. Hans Müller, dem Leiter einer Landbauorganisation, die inzwischen in vielen Ländern Fuß gefasst hat. So konnte vor allem eine Methode ausgearbeitet wreden, die nach Art und Kosten zur breiten Anwendung im Landbau geeignet ist, zuverlässige Aussagen über Intensität und biologische Qualität des Bodens gibt und sich zur Kontrolle der Böden in umgestellten Betrieben eignet.

Das Entscheidende war für uns die Forschung mit der wir 1949 begannen. Als erste größere Mitteilung erschien 1951 in der „Wiener medizinischen Wochenschrift das „Gesetz von der Erhaltung der lebendigen Substanz“. Zwei Jahre später erschien im Hartmann-Verlag Zürich mein Buch mit dem anspruchsvollen Titel: „Naturwissenschaft von morgen“, das aus meinen Vorträgen vor europäischen Universitäten besteht und in dem vor allem meine These von „Kreislauf der lebendigen Substanz“ erläutert ist.

Diese These hat nun seitdem in vielerlei Einzelheiten ihre Bestätigung durch die Makromolekular-Biologie und die Biogenetik bekommen. Damals aber hatten wir solche Kenntnisse über die lebende Substanz nicht zur Verfügung; wir hatten nur die Möglichkeit sie im Licht- und Fluoreszenzmikrosop in ihrem Kreislauf zu verfolgen. Dabei wurde auch erkannt, dass die sogenannten physiologischen Bakterien wichtige Überträger zwischen dem lebendigen Boden und allen lebenden Organismen bis hin zum Menschen darstellen – Überträger der lebenden Substnazen und Erbsubstanzen.

Immerhin bekamen damit die verschiedensten Richtungen in der Naturheilkunst und im biologischen Landbau eine erste naturwissenschaftliche Rechtfertigung. Schon damals wurde mit sicherem Instinkt die Heilkraft der natürlich gewachsenen, nicht künstlich getriebenen und nicht begifteten Nahrung als Rohkost erkannt.

 

95. Artikel Sommer 1979

„Nur Leben erzeugt Leben“

Jedes Zeitalter hat auf seine Weise und mit seinen Mitteln versucht das Naturwunder „Leben“ zu begreifen. Es ist eine Frage, die alle Menschen angeht, vor allem aber uns, die wir als Hüter des Lebens angetreten sind.

Die Naturwissenschaft hat die Geheimnisse der Materie, des Stofflichen bis beinahe ins letzte entschleiert und damit auch den stofflichen Bestand der Lebewesen. Materiell gesehen ist die Erscheinung „Leben“ für die Naturwissenschaft kaum noch ein Geheimnis. Was aber völlig übersehen wurde, war, dass die Erscheinung „Leben“ und die Grundgesetze des „Lebens“ an der Materie allein nicht gedeutet und nicht erkannt werden können, denn das Stoffliche ist nicht mehr als ein Diener des Lebens, der dazu dient, die Gestaltung des Lebendigen zu formen.

Das Leben war vorher vor allem Stofflichen und es ist nachher, sobald das Leben die irdisch-stoffliche Gestalt verlassen hat. Das Leben ist ewig, es ist Geistiges, das der Materie nur bedarf, wenn es sich für uns sichtbar darstellen soll. Das Geheimnis „Leben“ ist also in Wirklichkeit hinter der Erscheinung „Lebewesen“ zu suchen, es kann nur gedacht, aber niemals stofflich bewiesen werden.

Leben kann nur vom Leben selbst geschaffen werden. Wir Menschen können nicht Leben schaffen. Wir können es allenfalls manipulieren in irgendeiner gewollten Richtung, zB. sind unsere Kulturpflanzen solche Manipulationen. Sobald aber unsere Manipulationen zu weit gehen, ruft uns der Wächter über das Leben in seiner höheren Weisheit zur Ordnung und sorgt dafür, dass diese Geschöpfe des Menschen zugrunde gehen. Kunstgedüngte Kulturen werden vom Schädling befallen und so ausgetilgt, außer man besprüht sie mit Gift. Auch der Kulturpflanzenzüchter geht von Wildgewächsen aus, also vom Lebendigen, wenn Kunstzüchtung Abbauerscheinungen zeigt, muss auf Wildlinge zurückgegriffen werden, also auf die Vorräte des Lebendigen.

Alle Lebewesen bestehen aus Zellen, bis hinab zum einzelligen Lebewesen, der Mikrobe. Diese Zellen sind samt und sonders nichts anderes als winzige Gehäuse für lebende Substanzen, die in ihrer Gesamtheit die Art, die Gestalt und die Funktionen einer jeden Zelle bestimmen. Das Lebendigsein eines Organismus baut sich also auf aus dem Leben aller seiner Zellen und das Lebendigsein einer jeden Zelle baut sich auf aus dem Leben aller ihrer lebenden Substanzen. Letzten Endes ist es also die lebende Substanz, die Leben vermittelt und Leben weiterträgt.

Die frühere Annahme, die bis in die Gegenwart verkündet wurde, dass die Zelle als kleinste Einheit des Lebendigen bei ihrem Tod mineralisiert werde, dh. zu ihren leblosen Mineralbestandteilen abgebaut werde, wurde durch unzählige Experimente widerlegt dahingehend, dass die lebenden Substanzen den Tod der Zelle unter natürlichen Umständen ohne Ausnahme überleben. Seitdem gilt die lebende Substanz als kleinste Lebenseinheit. Man nennt es heute DNS, ausgeschrieben Desoxyribonukleinsäure, der Bezeichnung der Biochemiker folgend.

Diese kleinste Einheit des Lebendigen ist so unendlich klein, dass sämtliche lebende Substanz auf der Erde, dh. die Substanz von Menshcen, Tieren, Pflanzen und Mikroben, würde wie Biochemiker ausgerechnet haben, einen guten Liter ausmachen.

Man darf annehmen, dass die Menge aller lebender Substanz auf der Erde begrenzt ist und nicht wesentlich vermehrt werden kann, da sich die Lebensräume der einzelnen Arten von Lebewesen gegenseitig begrenzen. Wenn sich zB. der mensch unverhältnismäßig stark vermehrt, wie es ja geschieht, so geht dies auf Kosten anderer Lebewesen, der Tiere und Menschen.

Man darf aber auch annehmen, dass die Natur diese kostbare Substanz, die das Leben trägt, nicht verschwendet, sondern weiterreicht von Lebewesen zu Lebewesen: „Kreislauf der lebendigen Substanz“. Und dieser neue Leitgedanke, der uns durch die letzten Jahrzehnte unserer Arbeit geführt hat und unserem Bild vom biologischen Landbau zugrundeliegt, hat inzwischen zahlreiche exakt-wissenschaftliche Beweise gefunden.

Letzten Endes ist also in unseren Nahrungen das wichtigste die lebende Substanz, denn sie ist die einzig feststellbare Substanz in der Nahrung, die imstande ist, Leben zu spenden, Leben zu vermitteln und zu erhalten. Im lebendigen Boden, den man zurecht „Muttererde“ nennt, findet sie sich in ihrer „nacktesten“ Form und wird einer biologischen Reinigung unterzogen, von allen Begleitstoffen entkleidet. In dieser Form wird sie von den Bodenbakterien, soweit sie als „Wurzelflora“ mit Pflanzen in Beziehung steht, aufgenommen und in die Pflanze weitergereicht. So kommt sie dann letzten Endes im ewigen Kreislauf auch wieder zu uns Menschen.

 

 

94. Artikel Herbst 1978

Der Kreislauf des Lebens, seine Bedeutung für die menschliche Ernährung

Muttererde nennt man diese verhältnismäßig dünne Oberschicht der Erde, die alle Kontinente wie eine lebendige Haut bedeckt und ohne die es kein Leben auf der Erde geben könnte. Sie gebärt alles Lebende, diese humushaltige dünne Haut und man nennt sie zu Recht einen lebendigen Organismus.
Mit dem Mutterboden sind die Pflanzen untrennbar verwachsen; ihnen strömt das Leben des Humus zu, und sie wachsen dem Licht entgegen, um es in sich aufzunehmen und in neue Lebensenergie zu verwandeln; Lebenskraft, für das eigene Wachstum, aber mehr noch für alles andere Lebendige.
Das Leben der Pflanzen aber strömt den Organismen zu, die nicht mehr an den Boden gebunden sind, den Tieren und den Menschen; sie könnten ohne Pflanzen nicht leben, nur über die Pflanzen sind sie auch mit der Muttererde schicksalhaft verbunden.
Der Mutterboden seinerseits begnügt sich mit den Abfällen, die Pflanzen, Tiere und Menschen hinterlassen, er wandelt sie in Nahrung um. In wundersamer unnachahmlicher Weise, bildet er aus scheinbar unbrauchbarem Abfall des Lebendigen, wieder lebenspendende Nahrung für die Pflanzen und damit auch für uns.
Das ist der Krauflauf des Lebens.
Durch ihn wird alles Leben auf der Erde zu einer unlösbaren Gemeinschaft, zu einer Kette des Lebens, die nur so stark sein kann, wie ihr schwächstes Glied. Im Kreislauf des Lebens liegt auch unser Schicksal beschlossen, das Schicksal der Menschheit auf Gedeih und Verderb.
Leben kommt nur aus Leben und Leben ist Ordnung, ist vom Geist geordnete Materie. Ein lebender Organismus aber kann nur in Ordnung bleiben, wenn er „Ordnung“ in sich aufnimmt. Man kann es auch so ausdrücken: Bei „Gesundheit“ kann nur bleiben wer „Gesundheit“ in sich aufnimmt. Auch „Gesundheit“ ist nichts anderes als „Ordnung“.
Jeder Organismus lebt von anderen Organismen. Wir Menschen leben von Tieren und Pflanzen und die Pflanzen leben vom Organismus „Muttererde“ und diese wiederum lebt von allem, was die anderen Organismen an den Boden zurückgeben. Dieser immerwährende Kreislauf aber funktioniert nur, wenn alle Organismen sich auf Wege ihrer Nahrungen ständig „Ordnung“ bzw. Gesundheit vermitteln.
Jeder Organismus besteht aus Zellen, in denen Großmoleküle dessen, was man „lebendige Substanz“ nennt, wohnen, sie machen das Leben der Zelle aus. Dieses sollte in „Ordnung“ sein, Ordnung sollte aufgenommen, Unordnung abgegeben werden, ein geregelter Stoffwechsel sollte vorhanden sein, wenn der Organismus gesund ist. Die Pflanze vermag aus der geordneten Strahlung des Lichtes mit Hilfe ihres Chlorophylls geordnete Stoffe aufzubauen und damit die Sonnenenergien in Form von Nährstoffen zu speichern. Mensch und Tier vermögen das nicht, sie sind auf diese Spezialarbeit der Pflanzen angewiesen, um sich zu ernähren.
Ursprünglich war man der Meinung es genüge, wenn die Organismen Nährstoffe in sich aufnehmen, um am Leben zu bleiben, diese sind sicherlich zur Erhaltung von Leben und Gesundheit unentbehrlich, aber das ist nicht alles, denn die Nahrungen enthalten nicht nur tote Nährstoffe, sondern auch die lebendigen Großmoleküle der lebenden Sustanzen. Und das ist entscheidend wichtig!
Entscheidend wichtig ist aber auch, dass jeder Organismus, ja sogar jede Zelle, weiß welche lebende Substanz gesund ist und welche nicht mehr. Dieses wundersame Gesetz der lebendigen Natur bietet die Möglichkeit der Selbsterneuerung oder Regeneration, eben jenen Vorgang, den jedes Lebewesen nötig hat, um Zeit seines Lebens gesund zu bleiben. Das setzt aber voraus, dass dem Organismus nicht nur sein Nährstoffbedarf zur Verfügung steht, sondern auch eine genügende Auswahl von intakter gesunder lebendiger Substanz. Fehlt jedoch diese Auswahl, so verfällt der Organismus trotz allem Nährstoffüberfluss einer fortlaufenden Abwertung, der Entartung. Ein Blick auf die schleichende zunehmende Entartung der hochzivilisierten Völker, der langsame Verfall ihrer Kultur und ihrer Gesundheit genügt, um festzustellen, dass ihre industrialisierte Nahrung trotz der Nährstoff-, Kalorien-, und Vitaminkontrollen auf die Dauer nicht imstande ist, den Menschen bei voller geistiger, seelischer und körperlicher Gesundheit zu erhalten.
Wir leben von der Pflanze, direkt oder über das Tier. Unsere Nahrungs- und Futterpflanzen haben die Aufgabe uns Nährstoffe zu liefern, aber auch lebende großmolekulare Substanz und Erbsubstanz. Diese Substanz aber muss in „Ordnung“ sein, dh. sie muss gesund- und erbgesund sein, aber genau so gesund und erbgesund muss die Pflanze selbst sein als Träger dieser lebenden Nahrungssubstanz, wenn sie zur Erhaltung der Gesundheit von Tier und Mensch dienen soll. Nur so ist die Pflanze als Nahrung tauglich, sie ist es aber nicht, wenn die Pflanze krank, schädlings- und krankheitsanfällig und schutzbedürftig ist.

Nun sind die Landbauprodukte der heutigen Massenerzeugung durch Kunstdünger, Pestizide und Herbizide untauglich bezüglich der Regeneration und der Erhaltung der Gesundheit. Vor allem die Düngung mit synthetischem Stickstoff, der die natürliche und geregelte Stickstoffverbindung aus der Luft lahmlegt und überflüssig macht, hat verheerende Auswirkungen auf die Eiweißbildungen in Boden und Pflanze und damit auf den Bestand der lebenden Substanzen, die u.a. die Aufgabe haben, diese Eiweiße zu bilden. Kunstgedüngte Pflanzen verlieren die Fähigkeit alle jene Aufgaben zu erfüllen, die der Pflanze als Glied der irdischen Lebensgemeinschaften gestellt sind. Das wird insbesondere sichtbar an der überhöhten Anfälligkeit für Krankheiten. Eine Nahrungspflanze, die nicht imstande ist, sich selbst zu helfen, vermag auch uns nicht zu helfen, sie ist als Nahrung untauglich.

Die entartenden Wirkungen von Kunstdüngern gelangen über den Blattstoffwechsel und das Bodenwasser in den inneren Stoffwechsel der Pflanze, deren lebende Substanzen das synthetische Gift aufnehmen und es aus dem Verkehr ziehen, selbst aber dabei zu Grunde gehen. Der Schaden, den die synthetischen Gifte, Pestizide und Herbizide am Bestand der lebenden Substanz unserer Nahrung anrichten, ist um ein Vielfaches größer und folgenschwerer, als das in den chemischen Analysen zum Ausdruck kommt.
Inzwischen hat die biologische Grundlagenforschung mannigfache Beweise erbracht dafür, dass die lebende Substanz, der mit Abstand wichtigste Nahrungsfaktor ist.
Wir müssen wieder lernen, dass die Muttererde ein Organismus ist, der lebt und mit seiner erstaunlichen Fähigkeit, aus organischem Abfall beste Pflanzennahrung bereitzustellen, uns ernährt in einer Weise, wie es kein Chemiker je zustandebringen kann.

93. Artikel Frühjahr 1978

Das Gesetz von der Erhaltung der lebendigen Substanz

Zweifellos ist von der Natur die höchste Stufe biologischer Ordnung in Form der lebenden Substanzen erreicht worden; diese Substanzen verstehen es, der niedrigeren mikromolekularen Materie ihren Willen aufzuzwingen, sie nach ihrem Bedürfnis zu formen, nach ihrem eigenen Vorbild biologisch zu ordnen. Es ist dabei nicht so sehr entscheidend, wie das geschieht, es ist wesentlich, dass es geschieht. Es erscheint lebensnotwendig, dass diese wesentlichsten Elemente des Lebens ihre Ordnung ohne Unterbrechung weitertragen, dass die Natur sich keineswegs den Luxus leistet sie nach dem Tode von Organismen, Geweben und Zellen sinnlos zerfallen zu lassen oder wie es der Chemiker ausdrückt, sie zu mineralisieren.
Das trifft neben vielen anderen Fällen schlußendlich auch bei der Humifizierung zu, bei der allein die Koloniebildungen durch die mikrobiellen Zersetzer als Basis der Oberflächen-Gare ohne diese Energien undenkbar wären. Einen gesetzmäßigen Zerfall, eine regelrechte Mineralisation der lebenden Substanzen als Normalfall anzunehmen wäre sinnwidrig. Von einer gesetzmäßigen Mineralisation der lebenden Zellsubstanz kann nicht die Rede sein, da sie vielmehr gesetzmäßig erhalten bleiben und es durchaus verstehen, sich dem Zerfall ihrer ehemaligen Schutzgehäuse, der Zweckbildung „Zelle“ zu entziehen, indem sie sich mit Schutzeinrichtungen versehen und zu Kongregationen formieren. Sichtbar wird der Vorgang vorsorglicher Umgruppierung noch vor dem Zellzerfall.
Zweifellos wird damit erreicht, dass die lebenden Zellsubstanzen in neuer Gestalt und Gruppierung befähigt werden ohne den Schutz auszukommen, den die Zelle gewährt, das heißt extracellulär, also in der Urgestalt zu leben, die ihnen eigen war, als es noch keine Zellen auf der Erde gab.
Das Ganze kann wohl keinen anderen Sinn haben, als den, die wertvollsten Bestandteile sterbender Organismen, die lebendigen Systeme als höchste Ordnungsstufen, bei der Auflösung der sterblichen individuellen Gestalt zu erretten für die Wiedervereinigung beim Neuaufbau lebendiger Gestalten ganz gleich welcher Art.