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67. Artikel Herbst 1971

Warum beeinflusst künstlicher Treibdünger den Kreislauf der lebenden Substanz?

Das Geheimnis des gesunden Pflanzenwachstums ist der Stoffwechsel zwischen lebendem Boden und Pflanze. Die Agrikulturchemie gab sich alle Mühe, alle die Stoffe zu finden, die zum Pflanzenwachstum nötig sind. Man fang zunächst die sogenannten Kernnährstoffe, später die Spurenstoffe und schließlich die Wirkstoffe wie Hormone, Enzyme und Vitamine. Man war der Meinung, dass der Stoffwechsel lediglich auf diesen Stoffen beruhe und sie in angepasster Menge zur Verfügung stehen müssen. Die Praxis des chemischen Landbaus gründet sich noch heute auf diese einseitige Auffassung vom Stoffwechsel.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass alle Lebewesen sogenannte offene Systeme sind. Das will Folgendes besagen: Jedes Lebewesen ist nicht nur imstande Stoffe in Salzform oder jedenfalls in kleinster Größenordnung und in einfacheren chemischen Bindungen in sich aufzunehmen, es ist vielmehr imstande, alles in sich aufzunehmen, wonach ihm gelüstet, auch sogenannte Großmoleküle (lebende Substanz). Die Größe der über den Stoffwechsel aufgenommenen Teilchen spielt kaum eine Rolle.

Es ist nun aber nicht so, dass der Körper damit zum Tummelplatz aller vorhandenen lebenden Substanzen wurde. Nein: Er selbst entscheidet, ob er eine lebende Substanz aufnehmen will oder nicht. Auf diese Weise wird der Kreislauf der lebenden Substanzen zwischen Boden und Pflanze kontrolliert und auf gleiche Weise natürlich auch der Stoffwechsel zwischen Pflanze, Tier und Mensch.

Es gibt einen Stoffwechsel der Nährstoffe vermittelt, und kein Lebewesen könnte ohne die ständige Zufuhr von Nährstoffen existieren. Es gibt aber außerdem einen Stoffwechsel lebender Substanzen und das ist etwas grundsätzlich anderes. Lebendige Substanzen unterscheiden sich von leblosen dadurch, dass sie sogenannte „Informationen“ in sich tragen, das sind Baupläne für die Bildung organischer Stoffe und Abläufe von Lebensvorgängen. Alle lebenden Substanzen auf der Erde stellen also eine Sammlung von vielerlei „Informationen“ dar. Ein Teil dieser Sammlung befindet sich immer innerhalb von Lebewesen, denn jedes Lebewesen bekommt mit der Vererbung seinen Vorrat an denjenigen lebenden Substanzen mit, den es braucht. Die übrigen lebenden Substanzen befinden sich auf der Wanderschaft zwischen den Lebewesen, also zB im Boden oder in der Nahrung.

Man muss sich nun vorstellen, dass ein voll funktionierender, also gesunder Organismus ungeheuer viele verschiedene „Sorten“ von lebender Substanz, also von „Informationen“ braucht. So braucht beispielsweise eine Pflanze ein gerütteltes Maß an Information für ihren Selbstschutz, ihre Blütenbildung, ihre Fruchtung, ihre Samenbildung usw.

Lebende Substanzen sind nicht absolut widerstandsfähig, sie können auf vielerlei Weise geschädigt werden, zB. durch Ermüdungsstoffe, durch Gifte, Pestizide u.v.a. Geschädigte lebende Substanzen verlieren dabei ihre „Informationen“ und werden für den Organismus unbrauchbar. Sie müssen dann gegen unversehrte lebende Substanzen ausgetauscht werden. Der einzelne Organismus ist imstande sich aus dem Riesenangebot an lebenden Substanzen genau diejenige auszusuchen, die er braucht.

Das setzt voraus, dass in der ungeheuren Masse vor lebenden Substanzen, die die Natur anbietet mit Sicherheit das gewünschte Ersatzteil zu finden ist, wenn die dazu nötige Vielfalt im natürlichen Kreislauf oder im zuführten organischen Dünger vorhanden ist.

Nur unsere Frage: Warum beeinflusst künstlicher Treibdünger den Kreislauf der lebenden Substanz?

Wer Treibdünger braucht, hat keinen ausreichend fruchtbaren Boden ein solcher vermag der Pflanze nicht zu bieten, was sie an lebender Substanz nötig hat.

Ferner: Wenn künstlicher Stickstoff in die Pflanze einströmt, so kommt die Pflanze in Gefahr bei Übermaß desselben, was vielfach der Fall ist, in ein Wachstumsfieber gezwungen zu werden. Dabei vernachlässigt sie manches, zB. ausreichende Wurzelbildung, Bildung von Abwehrstoffen, normale Gewebsausbildung.

Als Drittes: Wenn man dem Boden Stickstoff zufügt, so bildet sich ein einseitiges Bodenleben aus, zB. eine einseitige Bakterienflora. Das Bodenleben ist nicht mehr imstande lebende Substanzen auszubilden wie die Pflanze sie braucht. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass bei der Anhäufung von Nitraten in der Pflanze als Folge der Treibdüngung, durch Reduktion Nitrite bilden und diese sind schwere Gifte.

66. Artikel Sommer 1971

Krankheiten und Schädlinge: Fürsorge oder Vorsorge?

Es ist zu spät zum Heilen, wenn die Krankheit schon da ist!

Die Versuche Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen, wenn sie bereits in Erscheinung getreten sind, sind auf die Dauer von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn man bekämpft hier nicht die Ursache, sondern eine Folgeerscheinung, das Symptom einer Krankheit, die schon da war. Das Auftreten von Krankheiten und die Massenentwicklung von Schädlingen muss verhindert werden. Man wird sonst gezwungen zu höchst bedenklichen Gewaltmaßnahmen Zuflucht zu nehmen. Dass diese Gewaltmaßnahmen zB. in Form der Pestizide nicht mehr zu verantworten sind, ist inzwischen sogar schon unseren Regierungen klar geworden, nachdem sich erwiesen hat, dass man damit praktisch die ganze lebende Natur vergiftet.

Von einer wirklichen Erkenntnis des Giftproblems im Landbau ist man jedoch noch sehr weit entfernt. Zur Zeit wird versucht Gifte zu konstruieren, die angeblich kurzlebig sind und binnen kurzer Zeit angeblich zerstört werden.

Grundsätzlich hat jedoch zu gelten: Ein künstlich hergestelltes Gift gleich welcher Art, gefährdet, im Gegensatz zu den Giften, die die Natur benutzt, grundsätzlich die Gesundheit und Erbgesundheit allen Lebendigen auf Erden, gleichgültig, ob es kurz- oder langlebig ist; und eine Substanz, die künstlich hergestellt wird zu dem Zweck, irgendein spezielles Lebewesen – einen Schädling, einen Pilz, ein Bakterium oder ein Virus usw. – zu gefährden und zu vernichten, gefährdet zwangsläufig die anderen Lebewesen, auch den Menschen.

Für den biologischen Landbau darf es bezüglich der Frage der Krankheiten und Schädlinge keinen Zweifel mehr geben: Die Symptomen-Kurpfuscherei, die man betreibt, indem man Krankheiten und Schädlinge erst bekämpft, wenn sie bereits in Erscheinung treten, muss unter allen Umständen überflüssig gemacht werden. Eine Pflanze, die vollgesund und erbgesund ist, bekommt weder Krankheiten, noch wird sie von Schädlingen vernichtet! Außer es werden ihre durch Naturereignisse oder durch menschliche Fehlhandlungen eine oder mehrere ihrer Lebensbedingungen genommen.

Als wesentliche Bedingungen haben zu gelten:

  1. Die Pflanze ganz gleich ob einjährig oder ausdauernd muss auf dem ihr genehmen Boden wachsen. Durch die Anwendung von Urgesteinsmehl und Zwischenfruchtanbau ist es möglich gewisse Unterschiede etwas auszugleichen, aber niemals vollständig beseitigen.
  2. Eine wesentliche Gegebenheit ist die Stabilität von Grund- und Bodenwasser.
  3. Die biologische Güte von Saat- und Pflanzgut, was manchmal nicht möglich ist. Fest steht jedoch: Jede durch Kunstmaßnahmen bewirkte Entartung einer Kulturpflanze lässt sich durch biologische Behandlung regenerieren.
  4. Entscheidend ist aber in jedem Fall der Boden selbst: Ein voll funktionierender Bodenorganismus bietet der Kulturpflanze alles das an was sie zur vollen Entfaltung ihrer natürlichen Leistungsfähigkeit und ihrer Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Schädlingen nötig hat. Mit der Funktion des lebendigen Bodenorganismus steht und fällt der biologische Landbau.
  5. Eine Grundregel des biologischen Landbaues die äußerst wichtig ist: Das Einbringen von unverrotteter organischer Materie in das Wurzelgebiet der Kulturpflanze. Das Feinwurzelsystem wird geschädigt, der Sauerstoffwechsel der Pflanzen gehemmt, die Ausbildung der Widerstandskraft gegen Krankheit und Schädling ist nicht mehr möglich. Krankheit und Schädling sind Warnungen der Natur, Fingerzeige für unsere Fehler, denn wo die Pflanze krank und auffällig wird, da ist fast immer der Boden krank und leistungsschwach.

65. Artikel Frühjahr 1971

Über den Unterschied zwischen organischem und chemischen Stoffwechsel

Der chemische Stoffwechsel ist der Abtausch von relativ einfachen chemischen Verbindungen mit Salzcharakter (Ionenabtausch) von Bausteinen der Eiweißstoffe (Aminosäuren) Kohlehydratmolekülen (Energiestoffwechsel) von verseiften Fetten (Fettstoffwechsel) und schließlich von größeren Verbindungen wie Hormonen, Enzymen und Vitaminen. Alle diese Stoffe sind tote Substanzen.

Der organische Stoffwechsel ist der Abtausch von lebendigen Großmolekülen zwischen Organismus und Umwelt Aufnahme passender neuer lebender Substanz gegen Abgabe abgebrauchter und unerwünscht gewordener lebender Substanz.

Der chemische Stoffwechsel geht nach chemisch-physikalischen Gesetzen vor sich und wird auch nach solchen Gesetzen vom lebendigen Organismus gesteuert. Der organische Stoffwechsel geht nach organisch-biologischen Gesetzmäßigkeiten vor sich und ist als organischer Wachstumsvorgang aufzufassen, gesteuert durch den Gesamtplan eines lebenden Organismus nach biologischen Gesichtspunkten, wobei chemische Gesetze nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Der chemische Stoffwechsel der toten Stoffe geht auf einen grundsätzlich anderen Wege vor sich wie der organische. Die toten Stoffe gelangen in einer sozusagen löslichen Form mit Hilfe von Wasser unmittelbar in den Organismus, nämlich in seine Saftströme; die Kontrolle und Dosierung geschieht dadurch, dass im Darm selbst nur eine bestimmte Menge verdauungsreif gemacht wird – gesteuert durch Verdauungsfermente, Basen und Säuren -, und dadurch, dass nach dem Übertritt in den Organismus bestimmte Organe, vor allem die Leber den Strom der toten Stoffe (Nährstoffe) kontrollieren und steuern, wobei die Stoffe teilweise chemisch verändert werden.

Der Stoffwechsel lebender Substanz wird ganz anders gehandhabt. Zunächst werden lebende Substanzen durch die Verdauung nicht oder nur unwesentlich angegriffen. Sie werden dann, ganz im Gegensatz zu den toten Substanzen, von lebenden Zellen der Darmwände geprüft und entweder in die Zelle selbst aufgenommen oder abgelehnt. Bei diesen Zellen handelt es sich um Zellen des sogenannten lymphatischen Systems. Das sind die Zellen, die auch in den Rachenmandeln, den Lymphknoten und vor allem als freibewegliche Zellen in Form der sogenannten Lymphozyten, einer Blutkörperchen-Sorte vorkommen und die es in Teilen der Darmwand in Massen gibt. Von diesen Zellen aus gelangen die lebenden Substanzen dann in die Lymphozyten, die sie freischwimmend weitertransportieren und dorthin bringen wo sie hingehören. Wollen die Lymphozyten allerdings wissen, wohin sie die lebende Substanz bringen müssen – ganz bestimmte lebende Substanzen passen nur zu ganz bestimmten Körperzellen – das wird wohl für immer das Geheimnis der Natur bleiben – sie wissen es jedenfalls.

Dadurch wird ein weiterer Unterschied zwischen chemischem und organischem Stoffwechsel sichtbar: Während die toten Substanzen praktisch mehr oder weniger vor jeder beliebigen Körperzelle gebraucht werden, kann eine lebende Substanz von denen es unzählige Milliarden von Arten gibt, nur an einer ganz bestimmten Stelle des Organismus und von ganz bestimmten Zellgeweben gebraucht werden. Deshalb wird der chemische Stoffwechsel durch Säfte nach chemisch-physikalischen Gesetzen im ganzen Organismus einheitlich bewirkt, der organische Stoffwechsel wird dagegen ausschließlich von lebenden Körperzellen bewirkt, die „wissen“ um welche Substanz es sich handelt und wohin sie gehört. So gibt es viele hilfreiche Beobachtungen, die darauf hindeuten, dass sich in jeder einzelnen Zelle des Organismus das Bild des gesamten Organismus befinden, muss ein Bewusstsein von der Gesamtorganisation, ein kompletter Plan, eine umfassende Information. Anders wird man wohl auch die Fähigkeit von Zellen nicht erklären können, die wissen um welche lebende Substanz es sich handelt und in welche besonderen Körperzellen sie gehören.

Und schließlich besteht der Unterschied zwischen chemischem und organischem Stoffwechsel praktisch einfach darin, dass sich chemische Vorgänge relativ leicht erforschen lassen, während sich organische Vorgänge nirgends leicht, oft nur auf Umwegen und indirekt oder überhaupt nicht erforschen lassen. Man weiß deshalb über den chemischen Stoffwechsel schon recht gut Bescheid; unsere ganzen Ernährungslehren sind auf ihm aufgebaut, wenn man von „Ernährung“ spricht, so sind damit immer nur die toten Nährstoffe gemeint, mitsamt den Vitaminen, den Mineralstoffen, den Spurenstoffen.

Die biologische Grundlagenforschung hat den organischen Stoffwechsel existent gemacht, der offenbar für den Bestand der Menschheit, für ihre Degeneration und Regeneration allein entscheidend ist und um ein vielfaches wichtiger ist, als der chemische Stoffwechsel.

Zur Erklärung: Bei den lebenden Substanzen handelt es sich um lebende organische Riesenkomplexe in billionenfacher Verschiedenheit, die sowohl Bestandteil von lebenden Zellen sein können, sog. Mikrosomen, wie Bestandteile eines unorganisierten, oder scheinbar unorganisierten organischen Masse, zB Bestandteil eines Kompostes, einer Muttererde, eines Pflanzensaftes, eines Nahrungsbreies. Man muss also unterscheiden zwischen einem zell-gebundenen Zustand der lebenden Substanzen oder einer frei in einem organischen Milieu umherschwimmenden.

Das Gesetz von der Erhaltung der lebenden Substanz“ und die Wege des „Kreislaufs der lebenden Substanz“ wird man schrittweise und mit viel Mühe und Kosten forschend aufklären können.

Den organischen Stoffwechsel hat man früher nicht gekannt und nicht kennen können. Allerdings wäre es für die Entwicklung der ganzen Menschheit besser gewesen, wenn man ihn wenigstens geahnt hätte, wie ihn Justus v. Liebig geahnt hat, den man ja oft aus rein merkantilen Interessen heraus gewaltsam und gründlich missverstanden hat. Es wäre dann nicht zu so umfangreichen Verwirklichungen des rein chemischen Denkens gekommen, mit allen Folgeerscheinungen insbesondere die der Degeneration. Die notwendige Regeneration kann nur mit Hilfe des organischen Stoffwechsels vollzogen werden und wird zur wichtigsten und schwersten Aufgabe der Zukunft werden.

Frische, unversehrte lebende Substanzen liefert nur eine Nahrungspflanze, die selbst vollgesund ist. Die Pflanze ist abhängig von den Lebensvorgängen des Bodens und der Boden selbst ist wiederum von seiner organischen Nahrung und ihrem biologischen Wert abhängig, der Wert der Bodennahrung schließlich wieder vom Wert der Organismen, die durch Tod und Ausscheidungen zur organischen Bodennahrung beitragen. So schließt sich der Kreis. Die auf der Erde vorkommenden lebenden Substanzen sind gemeinsames Eigentum alles Lebendigen und das Lebendige ist absolut-abhängig vom Wert der kreisenden lebenden Substanzen.

Die Regeneration hat also am Mutterboden zu beginnen, hier wird Gesundheit oder Krankheit geboren, erst dann wird es möglich die Nahrung der Menschen allmählich zu regenerieren und damit ihn selbst. Der organische Kreislauf ist schicksalbestimmend.

64. Artikel Winter 1970

 

Vom Zusammenhang zwischen Pflanzenernährung und biologischer Güte

Der biologisch-organische Landbau hat es sich von vornherein zu seiner Aufgabe gemacht, Nahrungs- und Futterpflanzen zu produzieren, die ein Höchstmaß an biologischer Güte besitzen, wobei in den Anfangszeiten kaum ein klarer Blick bestand von dem was biologische Qualität eigentlich ist. Immerhin hat das instinkt-sichere Bewusstsein vom Schaden der Kunstdüngung die ersten Wege gewiesen. Mit dem Verzicht auf Kunstdünger und Gift, die ersetzt werden durch eine besondere pflegliche Behandlung des Mutterbodens und der organischen Dünger, gelang es, den Nahrungs- und Futterpflanzen eine bedeutend höhere biologische Güte zu verschaffen. Es verbesserte sich auch der Garezustand des Bodens, es erhöhte sich die Widerstandskraft der Kulturen und das Nutzvieh wurde gesund und leistungsfähiger. Man war also ohne jeden Zweifel auf dem richtigen Weg.

Die biologische Grundlagenforschung hat nun in den folgenden Jahrzehnten Einblicke erarbeitet, die Zusammenhänge zwischen Mutterboden und Pflanzenernährung, zwischen Ernährung, Wachstum und biologischer Qualität. Es erhebt sich die Frage warum ist bei den organisch-biologischen Erzeugnissen die biologische Güte besser als bei den Kunstprodukten der Agrikulturchemie?

Die biologische Güte eines Lebewesens ist abhängig von der Vererbung und von der Umwelt. Gesund ist ein jedes Lebewesen, ob Mensch, Tier, Pflanze, Mikrobe oder Muttererde durch Vererbung und Umwelt vermittelt.

Um die biologische Güte der Nahrungs- und Futterpflanzen zu erhöhen, müssen wir dafür sorgen, dass den wachsenden Kulturen diejenige Auswahl an lebenden Substanzen zur Verfügung steht mit deren Hilfe dies möglich ist. Das kann nur geschehen, wenn wir dafür sorgen, dass die Muttererde imstande ist, eine solche reiche Auswahl an lebenden Substanzen zu liefern. Die Muttererde ist dazu nur imstande, wenn ihre Lebensvorgänge geregelt ablaufen, trotz aller ihrer Vielfalt.

Das sichtbare Leben, das was wir als „lebendig“ erkennen und beobachten können, wird nicht durch die lebenden Substanzen, also durch die „Ursubstanz“ des Lebens dargestellt, sondern durch ihre Stoffbildungen. Der für uns sichtbare Lebensstoff ist das Eiweiß, genauer die unendlich vielen Arten von Eiweißen, die die Natur hervorbringt.

Das zentrale Atom im Eiweiß ist der Stickstoff, d.h. das Atom Stickstoff: um das Atom Stickstoff herum bauen die lebenden Substanzen das Eiweiß auf; und erst durch die Eiweißbildung wird es möglich Gewebe und ganze Organismen aufzubauen. Das Atom Stickstoff ist also der Stoff um den sich hier alles dreht.

Der meiste Stickstoff befindet sich als Gas in der Luft zu 2/3. Ein Teil davon ist aber in allem Lebendigen vorhanden, gebunden als Eiweiß im Kreislauf des Lebens, in Lebewesen, in Nahrung, in Abfällen, in der Muttererde. Ein kleinerer Teil dieses Teils wird aber auch ausgetauscht gegen Stickstoff aus der Atmosphäre. In der Luft in großen Höhen unter der Wirkung der kosmischen Bestrahlung entstehen besondere Sorten von Stickstoff, die für die Lebensvorgänge wichtig sind, weil sie eine höhere „Energie“ enthalten als der „gewöhnliche“ Stickstoff.

Dieser Abtausch ist ebenso streng geregelt wie der ganze Kreislauf des Stickstoffs im Lebendigen. So wird immer nur soviel Stickstoff bereit gehalten wie für den geregelten Ablauf aller Lebensvorgänge nötig ist, kein Gramm mehr und kein Gramm weniger.

Es wird auf diese Weise erreicht, dass die Eiweißbildung nicht nur mengenmäßig in den gesteckten Grenzen bleibt, sondern auch gütemäßig. Es wird dafür gesorgt, dass nicht schrankenlos große Mengen einzelner Eiweiße gebildet werden, sondern dass auch die selteneren Eiweißbildner zu Wort kommen – und das sind gerade die wichtigeren. Wo „Masse“ produziert wird, geht das immer auf Kosten der Güte und der Vielfalt. Mit Massen von Eiweiß können wohl „Massen“ von lebendigen Zellen und Geweben aufgebaut werden, nicht aber „biologische Qualität“.

Biologische Qualität als Ausdruck idealer Vollkommenheit und Gesundheit, idealer Leistungs- und Abwehrfähigkeit eines Organismus kann nur dann entstehen, wenn der Stickstoffkreislauf „in Ordnung“ ist, wenn die vorgeschriebene Zuteilung von Stickstoff und damit von Eiweißbildung in naturgegebenen Bahnen läuft.

Der Kardinalfehler der Kunstdüngung tritt damit ans Licht. Das Kernstück der Kunstdüngung ist unbestreitbar die Düngung mit Stickstoffsalzen, die man aus dem unerschöpflichen Vorrat der Luft künstlich herstellt.

Wer künstlich Stickstoff einschmuggelt in den natürlichen Stickstoffkreislauf, vermindert Schritt für Schritt die Fähigkeit des Mutterbodens biologische Qualität zu bilden und an das oberirdische Leben, zunächst an die wachsende Pflanze weiterzureichen. Boden und Pflanze werden gezwungen diesem zusätzlichen eingeschmuggelten Stickstoff alsbald zu verbauen, die Eiweißgrundstoffbildungen zu vereinfachen, indem vorwiegend die offenbar leichter herzustellenden Eiweißbildungen bevorzugt werden. Es bildet sich „Masse“ auf Kosten der „Güte“, Vereinfachung tritt an die Stelle von Vielfalt. Was das für die biologische Qualität bedeutet, kann man sich vorstellen.

Mit der Harmonie der Lebensstoffbildungen im Boden aber steht und fällt alle Gesundheit des Lebendigen auf der Erde von der Pflanze bis zum Menschen. Es gibt da also nichts zu diskutieren. Wer als Bauer biologische Güte schaffen will, wer seinen Mitmenschen hochwertige gesunde Nahrung liefern will, der muss nicht nur auf die Gifte im Landbau verzichten und seine Muttererde pfleglich behandeln, der muss zu allererst auf die Treibdüngung mit künstlichem Stickstoff verzichten. Es gibt da keinen Kompromiss und nichts zu diskutieren. Es gibt nur ein Entweder-Oder.

63. Artikel Herbst 1970

Der entscheidende Unterschied

Es geht nicht nur darum, dass der biologische Landbau keinen Kunstdünger und kein Gift verwendet, sondern es geht um den Kampf gegen die zunehmenden Entartungs- und Krankheitserscheinungen der Kulturpflanze, um den Kampf um eine natürliche Widerstandskraft der Nahrungspflanzen und damit letzten Endes um den Kampf gegen Entartung und Krankheit bei Pflanze, Tier und Mensch.

Der biologisch-organische Landbau löst Probleme, die mit Riesenschritten auf die ganze Menschheit zukommen, die der Mensch mit seiner hemmungslosen Technisierung angerichtet hat an dem, was wir zum Leben und Gesundheit brauchen an Luft, Wasser, Landschaft, Mutterboden und vielem anderen.

Der biologisch-organische Landbau hat diese brennenden Probleme gelöst und es ist heute noch nicht einmal auszudenken, was sich alles zum Guten wenden würde, wenn alle Menschen von seinen Erzeugnissen leben würden.

Der wesentliche Unterschied zwischen biologisch-organischem Landbau und Kunstdüngerwirtschaft liegt darin, dass der biologisch-organische Landbau konsequent auf den künstlichen Stickstoff verzichtet.

Lebewesen treten in der Hauptsache miteinander in Beziehung durch den Stoffwechsel, der überall vor sich geht, wo etwas lebt: zwischen Muttererde und Pflanze, zwischen Pflanze, Tier und Mensch. Im Prinzip wird alles ausgetauscht, was den Bestand von Lebewesen ausmacht, wobei normalerweise für den Empfangenden beiderseits ein Vorteil herausspringt. So sind alle Lebewesen auf dem Weg des Stoffwechsels miteinander verbunden und aufeinander angewiesen.

Biologisch gesehen ist aber das Entscheidende bei den ausgetauschten Stoffen das Eiweiß und seine Bausteine die Aminosäuren, gebildet wird es von den Lebendsubstanzen des Bodens. Das Eiweiß ist das wichtigste Geheimnis des Lebendigen, es ist der Stoff, ohne den kein Leben denkbar ist. Deshalb ist die Eiweißbildung bei allen Lebewesen aufs genaueste nach Plan gesteuert und überwacht. Mit dem Eiweißstoffwechsel, so kann man sagen, wird die ganze lebendige Natur gesteuert und reguliert, wie es für das Wohl des ganzen Lebens auf der Erde erforderlich ist.

Zu einem wesentlichen Teil wird diese Steuerung in der Natur mithilfe des Stickstoffatoms vorgenommen. Dieses ist das zentrale Atom im Aufbau von Eiweiß (Proteinen) und Aminosäuren. Die Pflanze ihrerseits bekommt den ihr zugemessenen Stickstoff vom Boden nur in dem ihr zugeteilten Umfang. Dieses „Regulativ“ des Eiweißstickstoffwechsels funktioniert sehr präzise – wenn man sich nicht einmischt.

 

Bei Tier und Mensch, die ihren Stickstoff in Form von Eiweiß in Empfang nehmen wird der Stickstoff mengenmäßig dadurch begrenzt, dass die Verdauungsfähigkeit für Eiweiße begrenzt ist. Zu viel Eiweiß in der Nahrung oder in der Düngung verursacht Störungen.

Es gibt nicht nur eine einzige Eiweißsorte, sondern einige Milliarden, solche die die Natur in großen Mengen zulässt und solche die oft nur in Spuren vorkommen. Nachdem alles Lebendige auf Erden nach einem einheitlichen Prinzip gebaut ist, sind auch die Ansprüche aller Lebewesen etwa die gleichen, von der Mikrobe bis zum Menschen. So kann es kaum vorkommen, dass Eiweiße gebildet werden, die nicht im großen Plan stehen. Der Eiweißstoffwechsel ist aufs feinste geregelt.

So ist die Ausbildung aller Fähigkeiten von Lebewesen, die dazu dienen ihr Leben zu erneuern, zu erhalten und zu beschützen, also die Fähigkeit der Fruchtbarkeit, der Gesundheit und der Abwehrkräfte zu entwickeln, abhängig von der Fähigkeit, bestimmte seltene, komplizierte Eiweiße zu bilden.

Durch die Kunstdüngung wird synthetischer, auf chemisch-physikalischem Weg gewonnener Stickstoff gewaltsam in den natürlichen Eiweißkreislauf eingeschleust. Die Ordnung im Stoffwechsel des lebenden Mutterbodens gerät heillos durcheinander. Eiweiße und Aminosäuren werden nicht mehr in der erforderlichen Auswahl gebildet, sondern der Boden wird dazu gezwungen in großen Mengen Massen-Eiweiße zu bilden und die Ausbildung aller Fein- und Spureneiweiße zu vernachlässigen. Der Vorgang ist kontrollierbar und mehrfach nachgewiesen (Albrecht ua). Dementsprechend ändert sich auch der Eiweißstoffwechsel der Pflanze, die ja direkt von dem des Bodens abhängig ist.

Es werden Massen an lebenden Geweben gebildet, die Abwehrkräfte, die Gesundheit, die Widerstandsfähigkeit, die Haltbarkeit gehen jedoch verloren. Es ändert sich aber auch das Vegetationsbild. Pflanzen, die mit der geänderten Eiweißlage einigermaßen fertig werden, drängen sich vor und andere verschwinden. Da nun aber die Kunstdünger-Kulturen anfällig sind für Krankheit und Schädling, wird zum Gift gegriffen, zum gefährlichen, heimtückischen Giften, die durch die Entwicklung des Flugwesens in großen Mengen auf die unschuldige Natur losgelassen werden. Wer den Eiweißstoffwechsel stört, bewirkt Entartung und Abnahme der Grundgesundheit der Lebewesen.

62. Artikel Sommer 1970

Zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit – Großproduktion und hungernde Völker

Die neueste Geschichte der Menschheit ist dadurch gekennzeichnet, dass zwischen wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten einerseits und der nackten Wirklichkeit andererseits eine riesige Lücke klafft. Technisch ist die Möglichkeit gegeben, Wohlstand für jedermann zu bringen, und doch gibt es weltweit Slums, Elend und Massenarmut. Es ist dem Menschen offenbar nicht möglich die durch ihn gelösten schwierigsten technischen und wirtschaftlichen Probleme zum Wohle der Menschheit in die Tat umzusetzen und damit die primitivsten Forderungen der Humanität zu erfüllen. Welche offensichtliche Fehlentwicklung der neuesten Menschheitsgeschichte hat sich hier eingeschlichen?

Die schier unglaubliche Hochentwicklung von Wissenschaft und Technik nahm ihren Beginn im vorvorigen Jahrhundert, ist rücksichtslos weitergelaufen und hat sich selbständig gemacht. Ein Beispiel aus vielen: die Erfindung und der Siegeszug des Autos, mit der ganzen Folge von Problemen, Straßenbau, Naturvernichtung, Umstellung der ganzen Wirtschaft und des Privatlebens, die Beispiele lassen sich vermehren. Wie aber wirkte diese Entwicklung auf den Menschen selbst, auf sein Wesen, seine Seele, seinen Geist, seinen Charakter?

Mit dem Auto, dem Fernseher, den sogenannten Massenkommunikationsmitteln, mit dem Einspannen der Menschen in diesen ganzen Zivilisations-Bereich, dem Zwang zum Geldverdienen, dem unbewältigten Bildungsangebot wird der Mensch von sich selbst weggeführt. Er hat Zeit für alles Mögliche nur nicht für sich selbst, für seine Familie, für die Entspannung, für das Nachdenken und die Besinnung auf sich selbst. „Und wenn der Mensch die ganze Welt gewönne, was hülfe es ihm, wenn er seine Seele dabei verliert.“

Im Massenbetrieb der modernen Überzivilisation entsteht ein neuer Menschentyp, der wenig sympathisch ist: sein Denken ist egoistisch und materialistisch, sein Beruf ein „Job“, sein Ideal ist von dieser Welt und entspricht nicht mehr dem Ideal der Humanität, der Nächstenliebe, der Demut und Güte, der Ehrfurcht vor Alter und Tradition – nicht das Gute, sondern das Böse im Menschen macht ihn fähig sein Leben in der Zwangsjacke der Überzivilisation zu fristen. Die Zivilisation wächst und gedeiht, die Kultur des Menschen aber geht dabei zugrunde.

Es stellt sich die Frage, was ist uns gegeben diesen Zuständen entgegen zu wirken und dabei kommt man auf die Fehlentwicklung des Landbaues. Der Weg, der richtige Weg, hätte führen müssen vor der Chemie zur Biologie, von Einzelerkenntnissen zur Erkenntnis des Ganzen, zur Erkenntnis des großen Zusammenhangs allen Lebendigens. Justus v. Liebig ist diesen Weg gegangen, wurde aber in seiner reifen Entwicklung total missverstanden und missdeutet. Seine frühen Teilerkenntnisse, die Lehre von der mineralischen Pflanzenernährung wurden die Grundlage der Kunstdüngerwirtschaft, die in der Chemie steckenblieb und sich zäh eingenistet hat. Liebig musste ohnmächtig mitansehen wie seine frühen Erkenntnisse dazu benutzt wurden um die Natur zu vergewaltigen, eine Industrie ins Leben zu rufen, eine Lehre zu schaffen, die nichts anderes sein konnte als eine Irrlehre. Liebig hat diese ganze Fehlentwicklung vorausgesehen, sich entsetzliche Vorwürfe gemacht und ist in tiefer Verbitterung aus dem Leben gegangen.

Die Kunstdüngerwirtschaft und die mit ihr zwangsläufig verbundene Giftspritzerei ist längst zur Gewohnheit geworden, hier regiert das Denken in Quantitäten.

Wir haben der Lehre vom chemischen Stoffkreislauf und der sogenannten Minerallehre die Lehre vom Kreislauf der lebendigen Substanz und vom organischen Stoffwechsel gegenübergestellt und wir haben der Forderung nach Höchsterträgen die Forderung nach höchster biologischer Qualität entgegengesetzt. Das war und ist die Leitlinie.

Wir müssen nun mit dem alten und weise gewordenen Liebig die ganze riesige Fehlentwicklung zu überholen versuchen, mit dem lebendigen tatsächlichen greifbaren Beispiel dafür, dass es auch anders geht.

Die Zeichen der Zeit weisen dahin, dass die Menschheit einem Abgrund zustrebt, ihre Entartung des geistigen, seelischen und körperlichen Verfalls ist unübersehbar. Der Mensch muss umdenken und zwar jeder einzelne für sich und sich besinnen auf die einzig und ewig gültigen Gesetze der natürlichen Ordnungen, der menschlichen Kultur und des menschlichen Zusammenlebens. Die alten menschlichen Tugenden werden am Leben bleiben, oder wir werden mit ihnen untergehen: Die Treue, die Ehrfurcht vor dem Geist, der über uns waltet, die Beharrlichkeit im Streben nach dem Besseren und Edleren, das wache Gewissen der Verantwortlichkeit eines jeden von uns gegenüber der Menschheit. Der gegenwärtige Zustand ist einfach des Menschen nicht mehr würdig.

61. Artikel Frühjahr 1970

„Des Humus Tod ist auch unser Tod!“

Wo der Humus stirbt, da stirbt alles Leben, es bleibt die Wüste. Als die Astronauten erstmalig ihren Fuß auf den Mond setzte einsam in der toten Leere des Erdtrabanten ergriff sie eine zutiefst übermächtige Sehnsucht nach der „guten alten Mutter Erde“. Sie waren sicher die ersten Menschen die begriffen haben, was ihnen das Leben, das Wachsen und Blühen unserer Erde bedeutet und wahrscheinlich ist dies Bewusstsein das wertvollste was sie von draußen mitbrachten. Der Mond ist Wüste in höchster Vollendung, die Erde hingegen eine Oase inmitten eines tödlichen Nichts.

Wir Menschen sind Teil des Lebens auf der Erde. Erlischt das andere Leben, so sterben auch wir. Es gibt ein Gleichgewicht zwischen Trägern des Lebens, ein Gleichgewicht zwischen Humus, Pflanzenwelt, Mikroben, Tieren und Menschen. Dieses Gleichgewicht wird schon allein dadurch gestört, dass sich der Mensch in den letzten Zeiten ungeheuerlich vermehrt. Die Städte verschlingen das Land und mit dem Boden verschwindet die Pflanzenwelt mehr und mehr, es schwindet mit ihm aber (und das ist viel gefährlicher), auch der Humus das große Reservoir allen Lebens auf Erden. Durch eine einseitig anwachsende Menschheit wird nicht nur mehr Humus verbraucht, es wird auch immer weniger neu produziert. Mit der Entlebung der Böden entstehen Gefahren von denen sich heute noch niemand den rechten Begriff machen kann.

Derzeit sieht man beim Humusschwund um die Gefahr einer fortlaufenden Ertragsminderung, eines immer höheren Aufwandes für rentable Ernten, größere Nachteile bei der Bodenbearbeitung, aber mehr nicht. Zumindest wurde von den Kunstdünger Leuten erkannt, dass der Humus nicht irgendwelcher chemischer Abfallstoff ist, sondern der notwendige organische Gehalt des Bodens, der messbar ist. Das Gleichgewicht zwischen den Lebensträgern vom Humus über die Mikroben, die Pflanzen, die Tiere bis zum Menschen ist ein Kreislauf in dem jedes Glied vom anderen abhängt. In dieser Kette des Lebens ist der Humus der lebende Humusorganismus vielfältiger und komplizierter wie nur je eine Pflanze oder ein Tier denn in ihm stecken ja alle Lebewesen der Erde, und doch ist diese Vielfalt von einer unerforschlichen biologischen Ordnung. Humus ist kein Stoffgehalt des Bodens, kein Gehalt an organischer Substanz, sondern die Fähigkeit zur lebendigen, lebensschaffenden Leistung.

Humus lebt nur aus sich selbst und aus dem, was die anderen Lebewesen an ihn zurückgeben, sei es der normale „Abfall“, im Laufe des Lebens, sei es der ganze Organismus nach seinem Tod. Der Organismus Humus ist ebenso empfindlich wie alle anderen Organismen zB. wie ein Mensch. Er gerät durch falsche Nahrung, durch sogenannte Gifte ebenso in Gefahr wie ein Mensch, er erleidet die gleichen Schäden, die gleichen Gesundheitsstörungen, die gleichen Leistungseinbußen wie ein krank gewordener Mensch.

Wie ist nun dieser so kostbare Organismus Humus vom Menschen behandelt worden? Er wurde gefüttert mit Treibdünger mit toten Salzen ein lebendiger Organismus, jeder andere Lebensorganismus würde auf solche Kost mit Krankheit antworten. Dass die Generationen von Kulturpflanzen, die auf solchen Böden leben müssen ebenfalls krank werden, wird täglich erlebt, der Mensch greift zum Gift, das aber nicht nur den sogenannten Schädling trifft, sondern alle Pflanzen in ihrer vollen Gestalt und den gesamten Boden. Zusätzlich kommen noch hormonelle Fremdstoffe, Unkrautvernichtungsmittel, zum Einsatz die den ganzen Boden treffen.

Man kann also nur sagen: Die Landbau-Fachleute von gestern haben alles getan, was möglich war, um den Organismus „Humus“ krank zu machen und auf den Weg des Todes zu bringen. Die Menschlichkeit wird nicht sterben an Seuchen oder Naturkatastrophen, an Kriegen usw. sie wird sterben an der eigenen Degeneration hervorgerufen durch die vom Menschen verursachte Degeneration des rätselvollen Organismus Humus. Hier beginnt der zentrale Vorgang der Degeneration, denn hier allein hat die Natur die Fähigkeit, Gift ungiftig zu machen ohne Schaden, solange dieser Organismus „Humus“ noch gesund und leistungsfähig ist. Hier liegt die Quelle der Gesundheit und Fruchtbarkeit ebenso wie die der Krankheit, der Entartung und des Todes.

60. Artikel Winter 1969

Das Gift im Landbau

Jeder von uns weiß, wie prekär die Frage der Anwendung riesiger Mengen von Giften zum Pflanzenschutz geworden ist. Die Öffentlichkeit ist kritischer geworden. Die Regierungen beginnen aufmerksam zu werden, teilweise sogar zu handeln. Die Landwirte, die Gemüsebauer, die Obstplantagenbesitzer sind allmählich selbst überzeugt worden, dass es so nicht weitergeht. Die Gewissen beginnen sich zu regen.

Aus drei Gründen ist es zu dieser ausweglosen Lage gekommen:

  1. Es hat sich die chemische Prüfungs- und Produktionstechnik dermaßen entwickelt, dass sie jeden beliebigen Wirkstoff zur Bekämpfung von Schädlingen herstellen kann.
  2. Es hat die fortlaufend falsche Ernährung der Pflanzen durch Kunstdüngung dazu geführt, dass die biologischen Gleichgewichte zerstört werden und sich „Schädlinge“ seuchenhaft und ungehemmt vermehren, trotz der Giftanwendung. Das Resultat ist sowohl die Verminderung der natürlichen Abwehrkraft der Kulturpflanzen als auch die Verminderung ihres biologischen Wertes als Nahrung für Tier und Mensch.
  3. Die Betriebe wurden vergrößert um immer größere Anbauflächen zu schaffen; aus Marktgründen wurden Kulturen dort angebaut, wo ihre bestmöglichen natürlichen Wachstumsbedingungen nicht gegeben sind. Das Land wurde von Busch und Baum ausgeräumt unter Verlust des Kleinklimas, das Wasser wurde ausgebeutet.

Die Landwirtschaft ist eine Industrie geworden, eine weltweit gelenkte Großorganisation, die alles was mit der Nahrungsproduktion in Zusammenhang steht von der Bodenbearbeitung bis zum Absatz der Produkte dirigiert. Saatgut und Düngung ist vorgeschrieben, ebenso das Gift zum Pflanzenschutz. Die Umerziehung des Bauern samt ihrer Akademiker hat längst bewirkt, dass das selbständige Denken aufgehört hat und aus der Masse der Bauern ein williges Werkzeug der Großorganisation geworden ist. Ein Landbau ohne Kunstdünger, Schädlingsgift und chemische Unkrautbekämpfung gibt es nicht, auch nicht wenn man einen solchen herzeigt.

Es gibt einen solchen Landbau sehr wohl, wenn man die Riesenkräfte des Lebendigen für sich arbeiten lässt, wenn man die biologischen Gleichgewichte nicht beseitigt, die Landschaft und den Wasserhaushalt nicht stört und sich nicht durch Kunstdünger und Gift in den Stoffwechsel einmischt. Um welche Art von Giften handelt es sich, wie sie im Landbau zum Einsatz kommen? Man unterscheidet da zwei Hauptgruppen, die direkt und die indirekt wirkenden Gifte.

Die direkt wirkenden Gifte sind direkt und schwer schädigende Stoffe, also Gifte, die jeder auch als giftig kennt und die ihre Wirkung unmittelbar ausüben. Es handelt sich dabei um Stoffe, deren Giftigkeit bekannt ist und die bisher als einzige die allmählich ansteigende Furcht vor den Giften in der Landwirtschaft erzeugt haben wie zB DDT oder E 605.Die indirekt wirksamen Gifte sind noch viel zahlreicher aber am wenigsten erforscht. Es sind erst in den letzten Jahrzehnten Methoden entwickelt worden um sie zu prüfen und ihre Schadenwirkung nachzuweisen. Solche Stoffe als Pflanzenschutzmittel, als Unkrautvernichtungsmittel zahlreich und verbreitet, werden Mutagene genannt.

Um die Wirkung von Mutagenen zu verstehen, muss die Zelle verstanden werden, aus denen jeder Organismus mit all seinen Geweben, bei Pflanze, Tier und Mensch gleichermaßen besteht. Jede Zelle ist jedoch eine haargenau geordnete Organisation für lebendige Substanzen einschließlich der Erbsubstanzen deren jede eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllt. Beim Tod der Zelle finden die lebendigen Substanzen Verwendung in anderen Zellen, dort wo sie gebraucht werden. Sie wirken im Kreislauf der lebenden Substanzen, dem allerwichtigsten Stoffkreislauf.

Im Gegensatz jedoch zur gesunden Zelle, die die ihr zugedachten Zellfunktionen voll erfüllt, kann das die kranke Zelle nicht mehr, sie versagt in irgendeiner Weise und es entstehen dann Krankheiten. Kranke Zellen jedoch können bei der Teilung immer nur wieder kranke Zellen hervorbringen und es entstehen kranke Zellgewebe. Eine Zelle ist so gesund oder krank wie es ihre lebenden Substanzen sind. Werden diese lebenden Substanzen aber durch einen Fremdstoff verändert, so werden sie letzten Endes krank und mit ihnen die Zelle und die Zellgewebe. Diesen Vorgang nennt man Mutation und die erwähnten Mutagene sind grundsätzlich Zellgifte. Eine solche Art der Vergiftung bleibt immer zunächst unbemerkt, man kann sie nicht direkt nachweisen; man bemerkt sie meist erst, wenn schon ganze Gewebe vergiftet sind und eine echte Krankheit daraus entsteht; deshalb sind die Mutagene so unheimliche Gifte. Der Schaden, der durch die breite Anwendung von Mutagenen angerichtet wird, ist viel größer als der, den die direkt wirksamen Gifte verursachen.

Mutagene sind Stoffe, die die lebenden Substanzen allüberall zu erblichen Änderungen ihrer Eigenschaften zwingen und auf diese Weise den Kreislauf der lebenden Substanzen mitvergiften. Die Mutagene sind das große Problem der ganzen Giftsache, man kann nicht behaupten sie seien lediglich für den einen Schädling oder den einen Krankheitserreger oder für eine bestimmte Pflanzenart schädlich, man muss im Gegenteil annehmen, dass sie für alles Lebende schädlich sind. Man wird daher gut daran tun, wenn man grundsätzlich jede künstlich hergestellte oder künstlich gereinigte konzentrierte chemische Substanz; auch wenn betont wird, sie sei für den Menschen unschädlich, als Gift ansieht. Jede noch so geringste Giftmenge landet letzten Endes in den Kreisläufen, diese Kleinstmengen addieren sich und können von den Entgiftungseinrichtungen der Natur, zB vom Humus, nicht mehr bewältigt werden. Das Ende vom Lied ist eine durchwegs vergiftete Natur und zwangsläufig keine gesunden Tiere und Menschen mehr.

 

59. Artikel Herbst 1969

Kompost in Land- und Gartenbau

Es wurde und wird erlebt: die Natur kennt keine Anhäufungen von organischem Material, daher wird der Haufenkompost kritisch betrachtet. Betriebe mit bester Kompostbereitung im Haufen erreichten nur ungenügende Erträge besonders bei den stark zehrenden Hackfrüchten. Nur wenigen gelange es mit der Kunstdüngerwirtschaft erntemäßig Schritt zu halten.

Welche Beobachtungen wurden beim Kompostieren gemacht:

  1. Bei der Haufensetzung von frischem organischen Material gleich ob tierischer oder pflanzlicher Herkunft entsteht Wärme bis Hitze (Werte bis 80°), die nach einigen Wochen abnimmt.
  2. Bei hohen Hitzewerten und dichter Lage des Haufens besteht die Gefahr des Verbrennens des organischen Materials und zwar vorrangig der Zellulosen und Halbzellulosen, also der Gerüstsubstanzen aller Pflanzen. Das kann nur durch wirksame Belüftungsmaßnahmen verhindert werden.
  3. Bis zur vollen Vererdung der Massen vergehen je nach Material Monate
  4. Der reife Kompost eines gut geführten Haufens riecht gut, bringt gute Keimungen und gute biologische Pflanzenqualität, aber keine Triebigkeit des Bodens.

Es entsteht kein Hochleistungsdünger weil die Energien der Gerüstsubstanzen des Materials in der Hitzeperiode verheizen. Die Prüfungen des Kompostmaterials mittels Rusch-Test haben ergeben, dass eine fortlaufende Abnahme der Zellzahl-Leistungen während der Kompostierung festgestellt werden konnte. Organisches Material kann in frischem Zustand bis zu 30.000 Zellen pro Zähleinheit entwickeln und bringt nach 6 Monaten nur noch 2000 Zellen hervor.

Dieser Zellzahlenschwund des Düngers wirkt sich in der obersten Bodenschicht negativ aus, es leidet die Bodenatmung darunter, die Wasserführung im Boden und der Stoffwechsel der Pflanze, es kommen keine ausreichenden Erträge zustande. Es ist daher angebracht die volle Zellzahlenleistung des Düngers dem Boden direkt zukommen zu lassen und dies geschieht durch den Weg, den die Natur geht, durch die Flächenkompostierung (Herbstgeschehen in der Natur).

Auch hier werden die im Dünger steckenden Energien verheizt, jedoch wesentlich langsamer und dabei entsteht eine alljährlich erneuerte kräftige Zell-Gare direkt am Boden, auf dem Acker. Nicht übersehen darf man die Nebenwirkungen die dadurch entstehen, dass man dem Boden nicht „reifes“ pflanzen-unschädliches Material anbietet, einackert, sodass es in die Wurzelregion der Pflanze gelangt, was zu Qualitätsminderung und Schädlingsbefall führen kann. Es muss daher eine entsprechende Zeit zwischen Düngung und Saat/Pflanzung liegen.

Sicher ist, dass der biologische Landbau nur dann ertragsmäßig bestehen kann und nur dann die volle Bodenleistung zustande bringt, wenn er die Flächenkompostierung anwendet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Kompostbereitung im Haufen eines mit Sicherheit fertigbringen kann, wenn sie vorbildlich ist: sie bringt eine Erde hervor, die eine hohe biologische Qualität besitzt, durch die alle Nebenwirkungen vermieden werden. Bei schweren Tonböden, die zu dicht und physikalisch wie mikrobiologisch ungünstig sind, ist zu empfehlen in den ersten 2-3 Jahren Reifkompost (ausgereifter Haufenkompost) anzubringen und einzuackern, nur so sind diese Böden zu beleben.

58. Artikel Sommer 1969

Wo bleibt das Gift?

Vorreiter in der Entwicklung von anorganischen Giften war das DDT, das im ersten Weltkrieg als Kampfgift gegen Menschen in Basel erfunden wurde, mit den Folgen von Nervenschädigungen, die über Krämpfe und Lähmungen zum Tode führen.

Auf Basis des DDT wurden dutzende ähnliche Gifte entwickelt, weiter arsenhaltige, thalliumhaltige, bleihaltige, quecksilberhaltige Mittel; letztendlich gibt es heute viele Hunderte der verschiedenen Pestizide, so nennt man alle diese todbringenden Stoffe, die im Landbau verwendet werden und die seit ca. 80 Jahren bekannt sind.

Nach dem Auftreten von Vergiftungsfällen haben die Staaten gewisse Vorschriften erlassen und es werden von den Lebensmitteleinfuhren Stichproben genommen, die in Speziallaboratorien geprüft werden. Sind diese Maßnahmen wirklich genug, die Menschen von den Folgen der Vergiftungen von Landbaukulturen wirksam zu schützen? Es können ja nur Stichproben genommen werden und niemals jedes einzelne Stück geprüft werden. Weiters bleibt die Frage offen, ob denn diese Pestizide nur dadurch schädlich wirksam werden, weil man nachweisbare Rückstände auf den Produkten findet?

Es ist nun so, dass jeder chemische Stoff, der in irgendeiner Weise das Leben und die Gesundheit irgendeines Lebewesens bedroht an Ort und Stelle seiner Anwendung voll wirksam wird. Es werden dabei alle vorhandene Lebewesen, nicht nur die „Schädlinge“, sondern alle Pflanzen, alle Kleintiere, alle Bakterien, Algen, Myceten, Mykorrhizen und unzählige andere Lebewesen durch die Giftbehandlung getroffen, verändert und gesundheitlich geschädigt. Die Veränderung und Schädigung der organischen Substanz erfolgt durch den Kontakt der einzelnen Zellen dieser Gewebe mit dem Gift. Diese Veränderung und Schädigung auslösenden Pestizide werden auch Mutagene genannt.

Die so giftbehandelte organische Substanz wandert auf den Wegen des Kreislaufes der Nahrung hin zum Menschen und dieser Mensch muss nun von organischer Substanz leben, die durch die frühere Giftbehandlung verändert und gesundheitlich geschädigt wurde. Normalerweise erneuert sich das Zellgewebe eines jeden Organs dadurch, dass abgebrauchte oder vergiftete lebendige Zellsubstanz ausgesondert und über den Darm oder die Haut abgeschoben wird. Dafür wird dann „neue“ Substanz aus der Nahrung aufgenommen; und so erneuert sich der Körper ständig aus dem großen Reservoir der lebenden Substanz, die ihm Boden, Kulturpflanze und Nutztier liefern.

Wenn aber diese Substanzen bereits verändert, abgebraucht und vergiftet sind, weil man Boden und Pflanzen mit Gift in Kontakt bringt, dann gibt es die Möglichkeit der Erneuerung nicht mehr, denn taugliche Substanz steht nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Die einzelnen Atome des Giftstoffes aber, die jeweils eine lebende Substanz verdorben haben, kann man nicht mehr chemisch-analytisch nachweisen, sie sind in der organischen Substanz „verschwunden“. Zurück bleibt nur die Schädigung der lebenden Substanz selbst. Dieser Vorgang ist viel heimlich-unheimlicher, viel wirksamer, als die direkte Giftwirkung durch übriggebliebene Reste von Pestiziden wie man sie nachweisen kann.

Durch das Einbringen riesiger Mengen solcher Gifte in den organischen Kreislauf, wird dieser Kreislauf selber betroffen, seine lebende Substanz verdorben und den Organismen, die davon leben müssen, jede Möglichkeit der Selbsterneuerung aus den Vorräten der Natur genommen. Die Folge, die schleichende Zunahme von Entartungs- und Zivilisationskrankheiten, des Niederganges der Grundgesundheit, der Abwehrfähigkeit, der Widerstandskraft gegen die Krankheiten bis hin zu tödlichen Entartungen bestimmter Gewebe.

Es ist eine heute durchschaute Lüge von „harmlosen“ Giften zu reden, irgendeine Substanz töte nur einen Käfer oder vernichte nur bestimmte Unkräuter, sei aber sonst für Kulturen und gar Mensch und Tier vollkommen unschädlich.

Mit wenigen Giften hat es angefangen, mit Hekatomben von hunderterlei schwersten Giftstoffen ging es weiter. Eine Menschheit, die man durch das ständige Massen-Verderben der organischen Substanz auf der Erde ihrer Grundgesundheit beraubt und damit langsam aber sicher demselben Siechtum und Tod ausliefert, wie die bekämpften „Schädlinge“, eine solche Menschheit braucht keine Pestizide mehr, denn sie braucht keine Nahrung mehr.