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57. Artikel Frühjahr 1969

Wo bleibt das Gift?

Vorreiter in der Entwicklung von anorganischen Giften war das DDT, das im ersten Weltkrieg als Kampfgift gegen Menschen in Basel erfunden wurde, mit den Folgen von Nervenschädigungen, die über Krämpfe und Lähmungen zum Tode führen.

Auf Basis des DDT wurden dutzende ähnliche Gifte entwickelt, weiter arsenhaltige, thalliumhaltige, bleihaltige, quecksilberhaltige Mittel; letztendlich gibt es heute viele Hunderte der verschiedenen Pestizide, so nennt man alle diese todbringenden Stoffe, die im Landbau verwendet werden und die seit ca. 80 Jahren bekannt sind.

Nach dem Auftreten von Vergiftungsfällen haben die Staaten gewisse Vorschriften erlassen und es werden von den Lebensmitteleinfuhren Stichproben genommen, die in Speziallaboratorien geprüft werden. Sind diese Maßnahmen wirklich genug, die Menschen von den Folgen der Vergiftungen von Landbaukulturen wirksam zu schützen? Es können ja nur Stichproben genommen werden und niemals jedes einzelne Stück geprüft werden. Weiters bleibt die Frage offen, ob denn diese Pestizide nur dadurch schädlich wirksam werden, weil man nachweisbare Rückstände auf den Produkten findet?

Es ist nun so, dass jeder chemische Stoff, der in irgendeiner Weise das Leben und die Gesundheit irgendeines Lebewesens bedroht an Ort und Stelle seiner Anwendung voll wirksam wird. Es werden dabei alle vorhandene Lebewesen, nicht nur die „Schädlinge“, sondern alle Pflanzen, alle Kleintiere, alle Bakterien, Algen, Myceten, Mykorrhizen und unzählige andere Lebewesen durch die Giftbehandlung getroffen, verändert und gesundheitlich geschädigt. Die Veränderung und Schädigung der organischen Substanz erfolgt durch den Kontakt der einzelnen Zellen dieser Gewebe mit dem Gift. Diese Veränderung und Schädigung auslösenden Pestizide werden auch Mutagene genannt.

Die so giftbehandelte organische Substanz wandert auf den Wegen des Kreislaufes der Nahrung hin zum Menschen und dieser Mensch muss nun von organischer Substanz leben, die durch die frühere Giftbehandlung verändert und gesundheitlich geschädigt wurde. Normalerweise erneuert sich das Zellgewebe eines jeden Organs dadurch, dass abgebrauchte oder vergiftete lebendige Zellsubstanz ausgesondert und über den Darm oder die Haut abgeschoben wird. Dafür wird dann „neue“ Substanz aus der Nahrung aufgenommen; und so erneuert sich der Körper ständig aus dem großen Reservoir der lebenden Substanz, die ihm Boden, Kulturpflanze und Nutztier liefern.

Wenn aber diese Substanzen bereits verändert, abgebraucht und vergiftet sind, weil man Boden und Pflanzen mit Gift in Kontakt bringt, dann gibt es die Möglichkeit der Erneuerung nicht mehr, denn taugliche Substanz steht nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Die einzelnen Atome des Giftstoffes aber, die jeweils eine lebende Substanz verdorben haben, kann man nicht mehr chemisch-analytisch nachweisen, sie sind in der organischen Substanz „verschwunden“. Zurück bleibt nur die Schädigung der lebenden Substanz selbst. Dieser Vorgang ist viel heimlich-unheimlicher, viel wirksamer, als die direkte Giftwirkung durch übriggebliebene Reste von Pestiziden wie man sie nachweisen kann.

Durch das Einbringen riesiger Mengen solcher Gifte in den organischen Kreislauf, wird dieser Kreislauf selber betroffen, seine lebende Substanz verdorben und den Organismen, die davon leben müssen, jede Möglichkeit der Selbsterneuerung aus den Vorräten der Natur genommen. Die Folge, die schleichende Zunahme von Entartungs- und Zivilisationskrankheiten, des Niederganges der Grundgesundheit, der Abwehrfähigkeit, der Widerstandskraft gegen die Krankheiten bis hin zu tödlichen Entartungen bestimmter Gewebe.

Es ist eine heute durchschaute Lüge von „harmlosen“ Giften zu reden, irgendeine Substanz töte nur einen Käfer oder vernichte nur bestimmte Unkräuter, sei aber sonst für Kulturen und gar Mensch und Tier vollkommen unschädlich.

Mit wenigen Giften hat es angefangen, mit Hekatomben von hunderterlei schwersten Giftstoffen ging es weiter. Eine Menschheit, die man durch das ständige Massen-Verderben der organischen Substanz auf der Erde ihrer Grundgesundheit beraubt und damit langsam aber sicher demselben Siechtum und Tod ausliefert, wie die bekämpften „Schädlinge“, eine solche Menschheit braucht keine Pestizide mehr, denn sie braucht keine Nahrung mehr.

56. Artikel Winter 1968

Organisch-biologischer Landbau – Name und Begriff

Wer den Namen hört oder gebraucht, soll wissen, was damit gemeint ist. Der Name muss sagen: Dies ist gemeint und nichts anderes.

Der organisch-biologische Landbau war in seiner Art ganz neu und in der Geschichte natürlichen Landbaus ein geschlossenes Ganzes. Die beiden Worte organisch und biologisch sind nicht nur Worte, es sind Begriffe, die uns verbinden und unser Denken im wahren Sinne des Wortes „namhaft“ machen. Denn die Grundbegriffe sind einfach, so einfach, wie die Worte „organisch“ und „biologisch“.

Das Wort „organisch“ drückt aus, dass es sich um das Gegenteil von „anorganisch“ handelt. In einem organischen Landbau gebraucht man nicht das Künstliche sondern das Gewachsene: nicht das anorganisch-chemische, den manipulierten synthetischen „Nährstoff“, sondern die von selbst gewordene natürliche Nahrung für Boden, Pflanze und Tier. Man gebraucht nicht künstlich verfügbar gemachte Mineralien sondern unverfälschte Naturgesteine, und man bekämpft den sogenannten Schädling und die Krankheiten nicht mit synthetischen und konzentrierten Giften, die allem Lebendigen Tod und Verderben bringen, sondern stärkt die organische Widerstandskraft von Boden, Pflanzen und Tieren durch die richtige, nämlich die organische Ernährung. Das Wort „organisch“ drückt absichtlich den Gegensatz zu allem Künstlichen aus und es dürfte über diesen Begriff und diesen Namen wohl keinen Zweifel mehr geben.

Nun zu dem Wort „biologisch“: es ist abgeleitet von „Biologie“, der Lehre und Wissenschaft von Lebendigem (Bios ist Leben, Logos ist Wort und Lehre, griech.), also ein wissenschaftliches Wort. Es wurde allerdings in weitestem Sinn missbraucht und ist besonders dann in Verwendung, wenn etwas verkauft werden soll!

Im täglichen Gebrauch ist dieses Wort zu einer ganz verschwommenen, missverständlichen, vieldeutigen und ganz unexakten Bedeutung gekommen, die es gewiss nicht verdient hat. Nun bemühen wir uns im Rahmen unserer Methode diesem Wort seine eigentliche Bedeutung wiederzuschenken. Bei der Erarbeitung der Grundregeln haben wir der Biologie und Mikrobiologie das entscheidende Wort gegeben und jede einzelne der Grundregeln wissenschaftlich bewiesen und erklärt.

Bei uns soll das Wort „biologisch“ aussagen, dass es sich um angewandte biologische und mikrobiologische Wissenschaft handelt, nur das und nichts anderes.

In der Verbindung mit dem Begriff „organisch“ wird dann eigentlich alles ausgedrückt, was wir über die Grundregeln und ihre praktische Anwendung zu sagen haben.

55. Artikel Herbst 1968

Hemmstoffe im Boden

Es handelt sich dabei um wurzelschädliche organische Stoffe im Boden, die den biologischen Anbau gefährden können bis zur vollen Vernichtung. Im organisch-biologischen Landbau kommt es ja sehr darauf an, dass die Widerstandskraft der Kulturpflanzen groß genug ist, um Krankheiten und Schädlingen zu widerstehen, ohne die sonst übliche Hilfe durch Fremd- und Giftstoffe.

 

Beim Auftreten solcher Hemmstoffe zeigen die Pflanzenkulturen Krankheitserscheinungen, die bis zum Tod gehen können. Die Ursache dieser Hemmstoffe liegt im Boden. Solche fehlerhafte Böden lassen, wie mikrobiologische Untersuchungen zeigen, keine Entwicklung von „guten Bakterien – Hochleistungsbakterien“ zu.

 

Allen diesen Böden ist eines gemeinsam: Die organische Substanz war zur luftlosen (anaeroben) Vergärung, dh. zur Fäulnis gezwungen worden. Solches kann geschehen im Kulturboden, indem man organische Substanz unterpflügt, im Kompost, im Festmist, in Gülle und Jauche durch falsche, luftlose Behandlung.

 

Jede Art von Fäulnis bildet Hemmstoffe, teils sehr starke und für die Pflanzenwurzel sehr giftige. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Wurzel-Organismus der Pflanze (Darm der Pflanze) und der Entwicklung der sauerstoffliebenden Bakterienflora der Wurzel, der sog. Rhizosphären-Flora. Wenn diese Bakterienflora durch Hemmstoffe behindert wird, dann entwickelt sich auch die Wurzel schlecht und umgekehrt.

 

Das Gedeihen der Pflanze hängt absolut vom Gedeihen ihres Feinwurzelsystems (ist mit freiem Auge nur teilweise sichtbar) ihres Verdauungsorgans, das den Stoffwechsel der Pflanze bewältigt, ab. Dieses Feinwurzelsystem hält den Kontakt zwischen dem Organismus Mutterboden, den Bodenbakterien, den lebenden Bodensubstanzen und Nährstoffen.

 

Es ist hochempfindlich gegen jede Art von Hemmstoffen, die dann luftlose Vergärung – Fäulnis – entstehen. Fäulnis ist eben ein Feind alles Lebendigen, das für uns Menschen wichtig ist, daher muss jegliche Fäulnis verhindert werden. Die Fäulnis hinterlässt die verhängnisvollen Hemmstoffe, die nur sehr langsam vom Boden vernichtet werden können. Daher niemals unvergarene organische Substanz eingraben, sondern als Nährdecke oben darauf legen, wo die Luft dazu kann und eine aerobe Vergärung gewährleistet ist und damit eine höchstmögliche Gare, eine gute Bodenerwärmung und die bestmögliche Pflanzennahrung.

54. Artikel Sommer 1968

Über die Rolle der Gärung im Naturkreislauf

Alle Organismen der Erde beziehen ihre Lebensenergie aus den gleichen Quellen, Menschen und Tiere, ebenso wie Pflanzen, Mikroben und auch der Boden.

Die Verdauung von Nahrung verläuft grundsätzlich im menschlichen oder tierischen Darmkanal, in der Wurzelregion der Pflanzen, bei der Bildung der Bodengare, stets nach den gleichen biologischen, physikalischen und chemischen Gesetzen. Bei diesem Nahrungskreislauf handelt es sich auch um eine Umformung von Stoffen, Gärung genannt.

 

Dieser wird in Gang gesetzt durch Fermente oder Enzyme, das sind komplizierte organische Substanzen, die in winzigen Mengen große Stoffumwandlungen vollbringen können. Allerdings kann ein einziges Ferment immer auch nur einen einzigen Stoffwechsel vornehmen.

Es gibt nur zwei Quellen von Lebensenergie auf unserer Erde. Die ursprüngliche Quelle ist die Sonne, deren Strahlungsenergie über die Cytochrome (das wichtigste davon ist das Chlorophyll der Pflanzen, Algen und Bakterien) nutzbar gemacht wird indem aus den Endprodukten jeglichen Stoffwechsels, dh. aus Kohlensäure und Wasser organische Stoffe aufgebaut werden. Das geschieht durch die geordnete Sonnenstrahlung, die die leblosen Stoffe ketten- und ringartig ordnet und aneinander heftet. In den so entstandenen organischen Stoffen ist die Sonnenenergie enthalten, die das Wachstum und die Vermehrung der Lebewesen möglich macht.

 

Die Zweite Quelle von Lebensenergie sind die Abfälle des Lebendigen, dh. alles das was irgendwelche Lebewesen vom Menschen bis zum Bakterium während ihres Daseins an „Ausscheidungen“ abgeben oder nach ihrem Tode an leiblicher Substanz hinterlassen. Diese „Abfälle“ enthalten große Mengen an Lebensenergie, die durch Gärung oder Verbrennung für die Lebewesen nutzbar gemacht werden kann und nutzbar gemacht werden muss. Die Abfälle enthalten zwar schon weniger Lebensenergie als die mit Hilfe der Sonnenenergie frisch gebildeten Stoffe (Assimilate) aber immer noch genug um das Leben der Pflanzen in Gang zu halten (org. Dünger).

 

Diese Abfälle sind gewissermaßen halb verbrauchte Stoffe, die noch ungeheure Energiemengen enthalten, welche vom Lebendigen abgebaut werden bis zu den Grundstoffen: Kohlensäure und Wasser. Durch diesen Vorgang wird der Kohlensäurehaushalt der Luft sowie die bodenbürtige Kohlensäure in Gang gehalten. Der Energiegehalt aller derjeniger Stoffe, die letztlich zur Gare und Humusbildung kommen, ist also sehr verschieden, werden aber von der Pflanze bis zum allerletzten „Endprodukt des Stoffwechsels“ noch verwertet. Sie braucht dringend die Energie der organischen Abfallstoffe zur eigenen Existenz, da sie ja ständig aus Wasser und Kohlensäure neue organische Stoffe herstellen muss, damit alles Leben auf der Erde existieren kann.

 

Die Verwertung der Lebensenergie der Abfälle im Boden (Dünger) erfolgt durch die Natur in höchst sparsamer Weise. Es wird nicht alles sofort abgebaut zu Kohlensäure und Wasser, es bleiben die hoch- und niedermolekularen Stoffe, die lebende Substanz übrig und das bewirken die Lebewesen des Bodens durch die Gärung. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten des Abbaues organischer Stoffe: die Gärung (durch Fermente) und die Atmung (Oxydation). Beide Arten kommen in allen Organismen nebeneinander vor, bei niederen Organismen herrscht Gärung ,vor bei allen höheren Organismen bis zum Menschen die Atmung.

 

Die Atmung erfolgt unter Zutritt von Sauerstoff dessen Zustrom aber gehemmt und unter strenger Kontrolle gehalten wird. Da manche Lebewesen jedoch kaum Sauerstoff zur Verfügung haben, gibt es die zweite Art des Abbaues organischer Stoffe, die Gärung (Abbau durch Enzyme).

Fermente oder Enzyme sind ganz raffinierte Produkte der lebenden Substanz. Ein Abbauvorgang kommt in Gang, wenn eine lebende Substanz das für die vorgesehene Handlung einzig vorgesehene Enzym produziert. Die Gärung funktioniert grundsätzlich ohne Sauerstoff. Dafür werden bei der Gärung die organischen Stoffe nur teilweise und nur schrittweise aufgespalten und es werden jeweils nur kleine Energiemengen freigemacht.

53. Artikel Frühjahr 1968

Der chemische und der biologische Ernährungsvorgang in der Pflanze

Die chemische Ernährung soll verstanden sein, dass die Ernährung der Pflanze ein reines Nährstoffproblem sei, wie es die Agrikulturchemie in Form der sogenannten Kunstdüngung realisiert hat. Die Pflanze nimmt diese Stoffe durch die sogenannte Diffusion und Osmose auf, dh. die Pflanzenwurzeln stellen eine Art dünner Membran dar, die Nährstoffaufnahme in Salzform gewährleistet. Dabei findet keine Kontrolle der Salze durch die Pflanze statt, die Salze dringen nach chemisch-physikalischen Gesetzen in die Pflanze ein und können daran nicht gehindert werden.

Unter biologischer Ernährung ist hingegen ein Stoffwechsel – Wechsel der Stoffe zwischen Pflanze und Boden zu verstehen. Hier werden organische Großmoleküle von tausenden und mehr Atomen von der Pflanze als Nahrung aus dem Boden aufgenommen (Die Salzmoleküle der Kunstdüngung bestehen dagegen nur aus wenigen, 5-7 Atomen). Alle Lebewesen vom Bakterium bis zum Großorganismus sind imstande Großmoleküle organischer Art (lebendige Substanz) als Nahrung aufzunehmen. Diese Großmoleküle besitzen eine Schutzhülle aus Eiweiß, eine Proteinhülle. Sowohl diese Hülle als auch die Zellen der Organismen (Mensch, Tier und Pflanze) „wissen“, wer zu wem passt, wer zu wem gehört.

Jedes organische Großmolekül (lebende Substanz) kann mithilfe seiner Schutzhülle unterscheiden, in welche Zelle es passt und jede Zelle eines Bakteriums oder eines vielzelligen Lebewesens (Pflanze, Tier, Mensch) weiß, welche organischen Großmoleküle (lebendige Substanz) aus der Umgebung zu ihr selbst passen. Damit haben wir das „Wahlvermögen der Zelle“ für lebende Substanzen und das „Wahlvermögen der lebenden Substanz. Dieses Wahlvermögen gibt es nicht bei den kleinen Molekülen des Kunstdüngers, sondern nur bei den Großmolekülen.

Und das macht den Unterschied: Bei Salzen hat keine Zelle und auch kein Organismus ein wesentliches Auswahlvermögen, das haben sie nur bei organischen Großmolekülen bei lebendiger Substanz. Hierher gehört auch der Vorgang der Regeneration, die Art und Weise, in der sich Zellen und Gewebe aus Zellen ständig erneuern.

Es gibt aber eine negative Ausnahme, die bei der Auswahl der richtigen Großmoleküle geschehen kann, das ist das Virus. Das Virus ist eine lebende Substanz, die durch eine schädigende Einwirkung zB Haftgift von Giftspritzungen verändert wurde ohne Änderung jedoch der Proteinhülle. Die Organismuszellen nehmen daher im guten Glauben solche geschädigten Substanzen auf und schädigen damit ihren eigenen Empfangsorganismus.

Durch die heutige erhöhte Radioaktivität von Wasser, Luft und Boden und dem schrankenlosen Gebrauch von schweren Giften sind krankmachende Viren häufiger geworden. Normalerweise sind ja die Großmoleküle in Ordnung.

Es ist also in jeder Beziehung dafür gesorgt, dass die organischen Großmoleküle beim Wachstum dorthin kommen, wo sie gebraucht werden, mit Ausnahme des Virus. Normalerweise werden nur die „richtigen“ Moleküle aufgenommen und weitergereicht. Der anorganische und der organische Stoffwechsel unterscheiden sich also in der Hauptsache dadurch, dass die Pflanze durch die Salzdüngung ohne organische Kontrolle in eine Zwangslage kommt. Diese Pflanzen müssen eine Vorsortierung im Boden entbehren und mit einem Übermass von Ionen fertig werden. Die Folge ist ein ungeordnetes, überstürztes Pflanzenwachstum, das die Harmonie, die Grundlage jeder Pflanzengesundheit stört. Da diese Pflanzen weniger lebende Substanz bekommen, vernachlässigen sie wichtige Aufgaben: sie werden anfällig für Schädlinge und Krankheiten, werden unfruchtbar und ihr Nahrungswert nimmt von Generation zu Generation ab. Diese ganze Disharmonie geht auf diejenigen Organismen über, die von solchen Pflanzen leben.

52. Artikel Winter 1967

„Wie ernährt sich die Pflanze“

Die Kunstdüngung beruht auf der Mineralstofflehre, wonach die Pflanze nur die leichtlöslichen Salzformen der Mineralien zu ihrer Ernährung braucht.

Die Pflanzen verlieren jedoch mit der Zeit die Widerstandskraft gegen Insekten, Bakterien und Viren, verlieren die Fähigkeit zur Ausbildung von Aromen, Geschmacksstoffen und die dauerhafte Fortpflanzungsfähigkeit, was sich auch auf die, diese Pflanzen fressenden Tiere, überträgt.

Die Grundlage der Kunstdüngung, die Mineralstofflehre, ist daher nicht richtig, sie ist bestenfalls eine kleine Teilwahrheit über die Pflanzenernährung.

Das Wesentliche an der Dauerfruchtbarkeit von Kulturböden, Pflanzen und Tieren muss etwas anderes sein, ein Vorgang, den man bisher noch nicht kennt oder nicht beachtet hat. Liebig selbst hat, als er anfing sich zu korrigieren, gemerkt, dass die Mineralsubstanzen der Natur nicht etwa Kunstdünger sind, welche die Pflanze ohne jede Hilfe direkt aufnehmen kann, sondern unlösliche Substanzen, die der Pflanze durch Lebensvorgänge zugänglich werden. Er hat schon lange vor uns gewusst, dass die Ernährungsvorgänge zwischen Boden und Pflanze durch Lebensvorgänge gesteuert werden, die unendlich viel wichtiger sind, als der Mineralstoffwechsel.

Letzteres wurde zwischenzeitlich noch erweitert durch die Entdeckung von Wirkstoffen (Vitamine, Enzyme, Hormone, Fermente) und der Spurenelemente, welche ebenfalls von der Pflanze gebraucht werden, allerdings nur in kleinen und kleinsten Mengen. Die entscheidende Wahrheit ist aber auf diesen Wegen der Stoff-Analysen nicht zu finden. Sie ist nur auf neuen Wegen zu finden, die zu einer anderen Art von Wissenschaft führen, zur Wissenschaft vom Lebendigen. Diese Lebensforschung wird schwierig und schließlich unmöglich dort, wo man zum wissenschaftlichen Erkennen die ganzen unversehrten Lebensvorgänge selbst nötig hat. Denn bei der Materie um die es sich hier handelt, dreht es sich um lebende Substanzen. Ein Boden auf dem man die Pflanze künstlich ernähren muss, unterscheidet sich von einem natürlichen Boden dadurch, dass sich Leben in letzterem befindet, dass dort Lebensvorgänge ablaufen und lebende Substanz darin enthalten ist. Der Unterschied zwischen der künstlich ernährten und der organisch wachsenden Pflanze besteht also u.a. darin, dass der letzteren „lebende Substanz“ zur Verfügung steht.

Alle Lebensvorgänge laufen nach den gleichen Grundsätzen ab und bedienen sich der gleichen toten wie lebenden Materie, ob es sich nun um das Leben von Bodenbakterien, Pflanzen, Tieren oder Menschen handelt. Wir finden die gleichen Substanzen in dem einen, wie in dem anderen, wir finden sie immer dort wo Leben ist.

Wir wissen heute, dass die lebende Substanz die Möglichkeit hat, überall hindurchzugehen, zB durch die Wurzelhäutchen der Pflanzen, oder die Schleimhautzellen des menschlichen und tierischen Darmes.

Jeder Organismus hat freies Auswahlvermögen welche Substanzen er aufnimmt und welche nicht, er trifft eine Auswahl, die seiner Gesundheit und seiner Fruchtbarkeit dient. Dieses Auswahlvermögen hat er bei den einfachen Nährstoffen nicht, die muss er nehmen, ob er will oder nicht (Überdüngung mit Kunstdünger).

Jeder Organismus braucht lebende Substanz und je größer der Zellstaat eines Organismus wird, umso größer wird seine Abhängigkeit von der Umwelt, umso mehr bedarf er der Ergänzung aus der Umwelt. Er kann sehr lange sein Leben ohne Nachschub an lebender Substanz fristen, nimmt jedoch von Generation zu Generation an Lebensfähigkeit und Lebenstüchtigkeit ab, es entsteht ein Mangelzustand an biologischen Fähigkeiten.

Wir haben es mit dem Kreislauf der lebenden Substanz zu tun, der nötig ist, um alle Lebewesen gesund zu erhalten und zur vollen Entfaltung ihres Lebens und ihrer Fruchtbarkeit zu befähigen.

Voraussetzung ist aber, dass das Bodenleben eine solche Auswahl bereithält, das geschieht dann, wenn wir das Bodenleben in Ordnung halten, auf jede Einmischung in die natürlichen Lebenskreisläufe verzichten, ja sogar wenn man die Bodenarbeit auf das geringstmögliche Maß beschränkt.

51. Artikel Herbst 1967

„Warum wir den Boden mikrobiologisch untersuchen“

Der Test ist mühsam und sehr arbeitsaufwendig für alle Beteiligten, eine umfangreiche zusätzliche Arbeit. Was hat sie für einen Sinn?

  1. Durch den organisch biologischen Landbau soll den Mitmenschen eine gesunde Nahrung geschaffen werden, es soll besser gemacht werden als bisher. Wer solches unternimmt, braucht eine Kontrolle. Eine Kontrolle um der Aufgabe willen, um der Arbeit willen, eine Selbstkontrolle.
  1. Der biologische Landbau will gesunde, wertvolle Nahrung schaffen. Es wäre nun erheblich einfacher, wenn es brauchbare Methoden gäbe, an den Produkten selbst zu prüfen, ob sie den Anforderungen an eine solche „Heilnahrung“ entsprechen. Es gibt aber derzeit keine für solche Untersuchungen brauchbaren Methoden. Es ist erheblich einfacher, die biologische Qualität des Bodens fortlaufend zu kontrollieren: die Bodenqualität entspricht haargenau der Pflanzenqualität, denn ein kranker Boden bringt kranke Pflanzen hervor, nur ein gesunder bringt gesunde Pflanzen hervor. Hauptsächlich deshalb haben wir den Bodentest so eingerichtet, dass er uns ein zuverlässiges Urteil gibt über die biologische Bodenqualität. Wir benutzen dabei Bakterien, deren sich die gesunde Pflanze zur Nahrungsbeschaffung bedient, es handelt sich da sozusagen um die „Darmflora“ der Pflanze, die untersuchungsmäßig zum Einsatz kommt.
  1. Wieviel Mengenleistung können wir von dem geprüften Boden erwarten? Es wird festgestellt wie viel Zellen ein solcher Boden hervorbringen kann, indem man ihm das Wachstumsklima verschafft durch Wärme, Wasser und Nährstoffe bei der Untersuchung. Die Zellzahl sagt aus, wieviel Pflanzenmasse erwartet werden kann.
  1. Die Lebendigkeit des Bodens und der Gütewert der Kleinlebewesen (Bakterien) tritt zu Tage.
  2. Wichtige Erkenntnisse, die die mikrobiologische Bodenuntersuchung geschenkt hat:
    Fremdstoffe verwendet im Stall oder Haushalt, die das Bodenleben verderben. Die Gefährlichkeit der Obstspritzungen für alles Land ringsum. Die Gefährlichkeit nicht nur der Gifte gegen Schädling und Krankheit, sondern auch der Hormonstoffe und Wirkstoffe der Unkrautbekämpfung.
    Alles das verdirbt das Bodenleben, wie der Test zeigt.
  1. Von der mikrobiologischen Untersuchung haben wir auch gelernt, dass der Boden in Schichten (zwei verschiedenartige Gareschichten) arbeitet, die streng getrennt arbeiten müssen, die man nicht durcheinander bringen darf, wenn man der Pflanze nicht einen Schaden zufügen will. Erst seitdem wissen wir ganz genau, dass man den Pflug und den Spaten mit großer Vorsicht anwenden muss, dass man die Ordnung im Boden vernichtet, wenn man zu tief pflügt, dass man keine unzersetzten, frischen organischen Massen, wie die Gründüngung und den Stallmist unterpflügen darf, weil man damit schweren Schaden an der biologischen Bodenqualität anrichtet und die Pflanzen krank und schädlingsanfällig macht.
  1. Wir haben gelernt, dass der Haufenkompost in seiner Endreife wesentlich mehr Zellen verbraucht, als das flächig aufgebrachte Material (Herbstgeschehen der Natur) das den Bodenbakterien beste Nahrung bietet. (Flächenkompost)
  1. Durch den Test wurde es möglich, sämtliche Zukaufdünger auf Leistungsfähigkeit und Güte zu überprüfen.
  1. Es wurde mit den Bodenproben auch gleichzeitig eine exakte pH Messung möglich. Es entwickelte sich allmählich daraus eine ganz andere Landbautechnik, eine ganz andere Art der Bodenbearbeitung. Wir hätten ohne die fortlaufenden mahnenden Resultate der Bodenuntersuchungen niemals den Mut dazu gefunden, die gesamte Bearbeitungstechnik umzustellen und gar manchmal das Gegenteil dessen zu fordern, was vorher gefordert war. Das wäre sicher noch nicht, wenn uns der Test nicht die Wahrheit gezeigt hätte, nicht ein paar Einzelteile, sondern die vielen Tausende, die wir gemacht haben.

 

50. Artikel Sommer 1967

„Die organisch-biologische Kulturpflanze und ihr Gegenstück“

Ein sehr eindeutiges Zeichen des Gegensatzes dieser beiden Pflanzenerscheinungen sind die Gesundheitszeichen.
Es gibt sehr eindeutige Gesundheitszeichen bei den Lebewesen, seien es nun Menschen, Tiere oder Pflanzen. Auf diese Weise kann man den biologischen Wert von Lebensmitteln bzw. Kulturpflanzen prüfen und nur auf diese Weise. Diese Zeichen sprechen eine ganz deutliche Sprache.

So ist es fü den vollkommenen biologischen Landbau typisch, dass die Felder gleichmäßig schön stehen, das ist ein erstes Gesundheitszeichen.

Ein zweites, sehr viel wichtigeres Zeichen ist das Verhalten der Pflanze während ihres Daseins. Es ist in der Natur so eingerichtet, dass diejenigen Lebewesen die größten Lebens-Chancen haben, die gesund sind, dh. wenn sie sich zu wehren verstehen gehen die natürlichen Angriffe der Umwelt; sowohl der unbelebten Natur wie Hitze, Trockenheit, Kälte, Nässe, als auch der belebten Natur und hier vorzüglich gegen den Schädlingsbefall. Der Schädling, seien es Käfer, Würmer, Bakterien oder Pilze, ist ein ganz normales Geschöpf wie alle anderen auch und nimmt sich was er braucht. Er geht in eine seuchenhafte Vermehrung, wenn man es mit kranken Pflanzen zu tun hat, die befallen und geschädigt, bzw. auch aufgefressen oder ausgerottet werden. Um diese kranken Gewächse wenigstens bis zur Ernte am Leben zu erhalten, muss man zum Gift greifen, um sogenannten Pflanzenschutz. Mit zunehmender Kunstdüngung wurde das Auftreten von Krankheitserscheinungen zur normalen Begleiterscheinung. Die kunstgedüngte Pflanze kann sich gegen solche Angriffe nicht wehren im Gegensatz zur Pflanze aus dem organisch-biologischen Anbau. Das ist ein zweites Gesundheitszeichen.

Mit dem Anwachsen der Kunstdüngung entstanden im Tierstall allerlei Probleme unter anderem die Unfruchtbarkeit. Auf den organisch-biologischen Betrieben stirbt die Unfruchtbarkeit von selbst aus. Schon nach wenigen Jahren kann man damit rechnen, dass kaum noch Sterilität vorkommt und das jetzt, da es sich bereits um viele Hunderte von Ställen und vielen Tausenden von Rindern handelt. Ein weiteres Gesundheitszeichen für die organisch-biologische Kulturpflanze.

Nun zur Gegenüberstellung der beiden Ernährungsrichtungen. Die zunehmende Kenntnis über die Ernährung hat den Beweis erbracht, dass man auf keine Weise künstliche Ernährung herstellen könne. Die einzelnen Verhältnisse der Stoffe, die sich in einer natürlichen Nahrung befinden sind kompliziert. Die Ordnungen nach denen sich Nahrungen in der Natur bildet, sind so wenig nachzuahmen, dass man niemals dahin kommen wird, auf künstliche Weise eine Nahrung so vollkommen zuzubereiten, wie die natürlichen beschaffen sind. Die Pflanzennahrung wird im Boden zubereitet: dazu muss der Boden leben, dh. er muss möglichst viele und möglichst vielfältige Lebensvorgänge in sich haben. Dr. Caspari sagt: „Düngen heißt nicht die Pflanzen füttern, sondern den Boden lebendig machen.“ Dies geschieht mit den Abfällen aus dem Bezirk des oberirdischen Lebens und mit Urgesteinsmehl. Diese Nahrung aber ist für die Pflanze echt Heilnahrung. Man darf sich nicht in den Kreislauf der Nahrungssubstanzen einmischen, dann entsteht von selbst Gesundheit.

Der liebe Gott kann uns ein gewisses Maß an „Künstlichkeit“ hingehen lassen, weil es die Gesamtheit der lebendigen Schöpfung noch nicht gefährdet; wenn wir dieses Maß aber überschreiten, dann setzt er seine „Gesundheitspolizei“ (sog. Schädlinge) ein, dann straft er uns mit Entartung, mit Krankheit und Siechtum. Er allein bestimmt die Grenzen, die wir einzuhalten haben. Der biologische Landbau ist eigentlich nichts anderes, als die bewusste und organisierte Beschneidung auf die natürlichen Grenzen unseres Könnens, auf die Grenzen, die die Agrikulturchemiker nicht geachtet haben.

49. Artikel Frühjahr 1967

„Biologischer Landbau – Warum?“

Man kann es in 2 Sätzen sagen: Weil der gegenwärtige agrikulturchemisch ausgerichtete Landbau eine Gefahr für die Gesundheit aller Menschen ist, und weil dieser Landbau keineswegs in der Lage ist, der Menschheit gesund-machende Heilnahrung zu liefern.
Zunächst also um des Giftes willen: Man sollte doch heutzutage nicht mehr zu behaupten wagen, dieses tausend-tonnenweise alljährlich ausgestreute unzerstörbare Gift sei harmlos für das Lebendige. Man weiß wie es sich in alles Leben einschleicht, wie man schon das DDT in den antarktischen Fischen wiederfindet, wo ganz gewiss kein solches Gift gebraucht wird. Der Weg Schädlinge durch Gift abzuwehren, ist einfach falsch, von Anfang an grundfalsch. Wenn sich die Schädlinge, die normalerweise ganz harmlose Genossen sind, sich plötzlich seuchenhaft vermehren, dann lässt sich dieser Vorgang nicht mit Gift wegdisputieren. Man muss der Sache auf den Grund gehen und fragen, ob wir etwa die Gleichgewichte der Natur gestört haben.
Auf diesbezügliche falsche Handlungen folgt prompt die Gegenreaktion. Man hat in der Kunstdüngerwirtschaft oft die Pflanze falsch ernährt. Die künstliche Pflanzenernährung ist keine natürliche Ernährung. Wir müssen der wachsenden Pflanze die Auswahl ihrer Nahrung selbst überlassen, sie kann das besser. Das heißt: Wir müssen das Leben des Bodens pflegen, damit die Pflanze sich dort aussuchen kann, wessen sie zur vollen Gesundheit bedarf. Wenn uns das gelingt, dann bleibt die Pflane gesund und es tritt keine seuchenhafte Schädlingsvermehrung mehr auf, denn dem Schädling schmeckt die gesunde Pflanze nicht.

Nun zum zweiten Satz: Der agrikulturchemische Landbau ist nicht imstande, der Menschheit gesund-machende Heilnahrung zu liefern.
Eine Kulturpflanze, die des künstlichen Schutzes bedarf, kann sich offensichtlich nicht selbst beschützen. Heilen aber kann man diese Pflanze nur, wenn man auf die großen künstlichen Eingriffe in den Stoffwechsel der Kulturpflanze ganz verzichtet, vor allem auf den synthetisierten Stickstoff. Eine schädlingsanfällige Pflanze kann niemals als Heilnahrung dienen. Wenn wir diese Zusammenhänge zwischen Bodengesundheit und dem Zustand Pflanze, Tier und Mensch durchdenken, dann geht uns etwas auf von der Weisheit, mit der die Natur gelenkt wird, dann ahnen wir etwas von der Macht, die über uns ist und der wir am besten gehorchen, wenn es uns und unseren Nachkommen wohler gehen soll.
Wenn wir aber weiter so wenig gehorsam sind wie in den letzten Jahrzehnten, wenn wir weiter die Industrialisierung vornean setzen und das Lebendige vergessen, dann wachsen von selbst die kranken Gehirne, die Massenvernichtungsmittel auf die Menschheit loslassen werden und dann gibt es immer mehr Menschen, die das geduldig hinnehmen.
Ein kranker Boden macht kranke Pflanzen und kranke Pflanzen machen kranke Tiere und Menschen. Der künstliche Landbau bringt uns nur die Möglichkeit der Regeneration, der Genesung von der Degeneration von der Entartung, er bestiehlt uns um die Heilnahrung, wie sie bereits der alte Arzt Hippokrates gefordert hatte.
Dies ist die Antwort auf die Frage: Warum biologischer Landbau?

48. Artikel Winter 1966

„Was ist Humus?“

Wer den biologischen Landbau in seinem tiefsten Wesen verstanden hat, der hat auch begriffen, dass es dabei um die Befreiung von herkömmlichen Begriffen geht. An die Stelle des materialistischen Denkens der letzten drei Generationen tritt das biologische Denken.

Die Naturwissenschaft der Vergangenheit betrieb ihre Forschungen in dem Gedanken, dass man alle Dinge der Natur in der Materie erforschen und durchschauen könne. So sieht der Agrikulturchemiker das Geheimnis der Fruchtbarkeit in der Verfügbarkeit von Stoffen, den Kernnährstoffen zu denen später die Spurenstoffe kamen. Fruchtbarkeit ist für ihn Materie.

Die materielle Auffassung von der Fruchtbarkeit führte dann auch ganz konsequent zu einer materiellen Auffassung von „Humus“. Mit dem Begriff der „Alten Kraft“ des Mutterbodens, wie sie dem „Alten“ geläufig war, konnte die Agrikulturchemie nichts anfangen. Nun ist aber das Wesentliche am Humus die „Alte Kraft“, die Fähigkeit, Samen und Setzlinge zum Wachstum zu bringen, zu einer aktiven Fähigkeit, zu einem Schöpfungsakt. Das Wesentliche an der Fruchtbarkeit sind Samen, Pflanzen und Humus, die Nährstoffe sind zweitrangig. Man kann Fruchtbarkeit nicht allein in Nährstoffen ausdrücken.

 

Das Entscheidende ist bei den lebendigen Dingen niemals der Stoff, sondern die Fähigkeiten des Lebendigen. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass Leben nur mit Hilfe der Materie hervorgebracht wird und ohne das was wir Materie nennen, gibt es kein Leben.

Was ist nun aber Humus? Ist es Materie oder ist es nicht Materie? Humus ist auch Materie, wi können ihn sehen, ihn angreifen, ihn bearbeiten, aber er ist nicht nur Materie, er ist sehr sinnvoll geordnete Materie, für uns in nicht durchschaubarer Weise gebracht zu „biologischen Ordnung“ ein Gesetz nach dem die Atome und Moleküle in Reih und Glied gestellt werden. Diese biologische Ordnung macht das Leben aus und hat die Fähigkeit seine Ordnung weiter zu geben. Man nennt das die Fähigkeit zur Selbstvermehrung und das ist die Grundlage der Fruchtbarkeit!

Kann man aber nun noch sagen Humus sei Materie? Ist es nicht vielmehr diese nicht materielle Kraft, diese biologische Potenz, diese lebendige Fähigkeit, die das Wesen des Humus ausmacht? Humus ist etwas Lebendiges, das Leben vermehrt und seine Ordnung auf andere überträgt. Humus ist die Summe aller jener biologischen Ordnungen, die Gesamtheit aller der Fähigkeiten, die die lebendige Schöpfung vor unsere Augen stellt.

Humus ist nichts anderes als das lebendige Prinzip, das in allen Lebewesen wirksam ist. Das Eigentliche am Humus ist nicht der Stoff, sondern seine lebendigen Fähigkeiten, die „Alte Kraft“ wie unsere Vorväter sagten.

In die Hand gegeben ist uns im Humus die ewige Fruchtbarkeit, die wir uns dienstbar machen dürfen, wenn wir den Humus mit Ehrfurcht als das Geheimnis der Gesundheit, der Fruchtbarkeit, des ewigen Lebens, der Schöpfung betrachten.

Wir werden in alle Zukunft niemals imstande sein, das Geheimnis des Humus, seiner vielfältigen Fähigkeiten, seiner Lebensbedingungen und seiner Ordnungen zu entschleiern. Wir können Humus nur demütig für uns arbeiten lassen, weil nur er versteht, biologische Ordnungen zu schaffen und schaffen zu helfen. Gott ist nicht nur in den Menschen, er ist auch im Humus unserer Muttererde.