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77. Artikel Frühjahr 1974

„Alle Gesundheit kommt aus fruchtbarem Boden“
Früher lebten von drei Menschen zwei auf dem Lande; weit mehr als die Hälfte aller Einwohner eines Landes in den heutigen Industrienationen war von Jugend auf mit der „Mutter Erde“ verbunden, der Bauer war das Rückgrat der Völker, der Garant für die stete Erneuerung.

Heute leben bis zu 90 % der Menschen in der Stadt, die meisten davon in Großstädten. Man mag das beklagen, aber man kann es nicht ändern. Die Verstädterung, erzwungen durch das starke Wachstum der Menschheit und manches andere, ist Schicksal geworden, das wir hinnehmen müssen.

Der Stadtmensch fristet sein Leben in einer künstlichen Welt, die von Menschenhand geschaffen ist,  losgelöst von allem, was wir Natur nennen. Ihm sind die Wurzeln genommen, aus denen uns die Kraft der Erneuerung zuströmt. Er ist der schleichenden Entartung preisgegeben; denn er kennt die schicksalhaften Zusammenhänge zwischen allem Lebendigen nicht mehr. Er kann nicht mehr biologisch denken.

Wir sollten uns ganz klar machen, was das bedeutet: Die überwiegende Mehrzahl der Menschen in den hochzivilisierten Völkern sind Stadtmenschen, und die Mehrheit bestimmt unser Schicksal. Diese Mehrheit aber kennt die fundamentalen Naturgesetze bestenfalls vom Hörensagen, nicht aus dem allein fruchtbaren, persönlichen Erleben heraus. Und so kommen alle die Irrwege zustande, die in der menschlichen Kultur und Zivilisation gegangen werden. Die kleine Minderheit, die sich das wahre, biologische Denken hat bewahren dürfen, hat dabei nichts zu bestimmen.

Es gibt dafür kein besseres Beispiel als den sog. Umweltschutz, von dem plötzlich alle Welt redet. „Umwelt“ ist da doch nur das, was den Stadtmenschen unmittelbar berührt: Die Luft, das Wasser, der Lärm. Das sind gewiss wichtige Dinge, wenn es um die Gesundheit geht, aber das allerwichtigste ist doch dabei vergessen: Die Nahrung. Kaum jemand hat begriffen, dass die Nahrung der breiteste Strom ist, mit dem wir Menschen tagtäglich mit der lebenden Umwelt in Beziehung stehen und fast niemals ist von der Gesundheit der Nutztiere, von der Gesundheit der Nahrungspflanzen und schon gar nicht von der Gesundheit des Bodens die Rede.

Umso mehr haben wir selbst allen Grund, uns mit diesem biologischen Zusammenhängen zu beschäftigen, immer und immer wieder; denn der Kampf um die Gesundheit der Nahrungspflanzen und Nutztiere ist das Kernstück unserer Arbeit, das entscheidende im Kampf gegen die Entartung und das wichtigste Glied im Umweltschutz.
Gesundheit ist ganz allgemein eine Frage der lebenden Substanz, d. h. jener organischen Bildungen, die man nur beim Lebendigen findet, von der Amöbe bis zum Menschen. Von den lebenden Substanzen wird in den Organismen und Mikroben die Bewegung der leblosen Materie gelenkt und geleitet. Sie bauen damit die Zellen, die Gewebe und den ganzen Organismus auf, ganz gleich, ob es sich um einzellige Lebewesen wie z.B. Bakterien handelt oder um Großorganismen. Das geschieht in grundsätzlich gleicher Weise. Die lebende Substanz der Erde ist also gemeinsamer Besitz alles Lebendigen. Sie entscheidet aber gleichzeitig über Gesundheit und Krankheit: Nur dann, wenn ein Organismus im Besitz der „richtigen“ Lebenssubstanz ist, kann er gesund sein.

Im Ablauf des Stoffwechsels ist es durchaus möglich, dass lebende Substanzen verbraucht werden, ein Ersatz dafür wird aus der Nahrung bezogen, also aus anderen Organismen. Es hängt von der Güte der lebenden Ersatz-Substanz, also von der Gesundheit der die Substanz liefernden Tiere oder Pflanzen ab, ob damit Gesundheit oder nicht eingebracht wurde. Die unbedingte Abhängigkeit aller Lebewesen voneinander kommt hier zum Ausdruck.

Wir Menschen beziehen unsere Nahrung von Tieren und Pflanzen, die Tiere leben von anderen Tieren oder von Pflanzen, die Pflanzen aber leben vom Boden, von der Muttererde. Daher kann jede Pflanze nur so gesund sein, wie der Boden, aus dem sie lebt, wie seine Bodengesundheit ist; denn auch der lebende Boden ist ein Organismus. Er kann gesund sein, oder auch krank. Zudem bekommt der Bodenorganismus von Natur aus die schlechteste Nahrung, er muss von den Abfällen des Lebendigen leben, er muss nehmen was er bekommt und trotzdem ist er imstande daraus eine voll taugliche Pflanzennahrung herzustellen: auch das ist ein Zeichen für die Gesundheit oder Krankheit des Bodens.

Der Vorgang der Nahrungsbildung im Mutterboden ist in der Natur ohne Beispiel, er ist eines der größten Wunder, die man erleben kann. Kein anderer Organismus ist imstande aus untauglichen Abfällen gesunde Pflanzennahrung herzustellen. Wer gesunde Nahrungspflanzen erzeugen will, muss zuerst dafür sorgen, dass der Boden gesund ist. Weder die Pflanzen noch die Tiere und Menschen können auf die Dauer gesund bleiben, wenn der Boden in dem die weitaus schwierigste Aufgabe der Nahrungsbereitung vor sich geht, krank ist.

Umweltschutz ist also in erster Linie nicht die Luft und Wasserverschmutzung sondern die Sorge um die Gesundheit unserer Böden. Allerdings muss man dann Abschied nehmen von der künstlichen Ernährung der Böden (Kunstdünger) mit der sich kein gesunder Bodenorganismus aufbauen lässt und Abschied nehmen von der ständigen Zerstörung der Schichtenbildung im Boden, ohne die der Boden seine Aufgaben nicht erfüllen kann. Das Manipulieren am Lebendigen hat seine engen Grenzen.
Nach den Gesetzen des Kreislaufes der lebenden Nahrungssubstanzen wird die Pflanzengesundheit durch die Bodengesundheit bestimmt. Wird eine Kulturpflanze von Krankheit oder durch den Schädling befallen, ist sie deshalb krank, weil der Boden nicht gesund ist und der Bodenorganismus nicht voll leistungsfähig. Wird dieser Übelstand nicht behoben, wird zur Spritze gegriffen um die Symptome zum Verschwinden zu bringen. Die Symptome einer Krankheit beseitigen oder die Krankheit selber heilen ist zweierlei.

Das Ringen um die Bodengesundheit ist eine harte Arbeit, dort wo sie verloren ging, da kann man studieren was biologischer Landbau wirklich ist. Da geht es darum, das rechte Maß zu finden, um den Organismus Mutterboden behutsam zum Leben zu erwecken: richtiger Furchtwechsel, richtige Kultur, kluge Gründüngung, Gebrauch von Basaltmehl, die betriebseigenen Dünger pfleglich zu behandeln, das Verhalten der Regenwürmer beachten, die Gare zu kontrollieren und den Wechsel der Unkrautflora zu beobachten.

Es gibt keine zwei gleichen Äcker, sie sind alle verschieden, man muss seine Böden studieren, sie beobachten und sein Handeln danach ausrichten. Es ist etwas Besonderes ein biologischer Bauer zu sein, es braucht nicht nur die Umsicht und Behutsamkeit eines Arztes und Krankenpflegers sondern auch die feste Überzeugung, dass es für die Zukunft der Menschheit keinen anderen Weg gibt, um gesunde giftfreie Nahrung zu erzeugen.

Rusch hatte für die Forschungsarbeit am Boden eine Gärtnerei, Gewächshäuser und Ackerland zur Verfügung unmittelbar ans Laboratoriumsgebäude angrenzend. Hier wurde Forschungsarbeit geleistet und wurden Erkenntnisse erarbeitet. Seitdem hat der organisch-biologische Landbau sein Gesicht ganz entscheidend gewandelt. Er wurde zur echten fortschrittlichen Alternative des chemischen Landbaues und ihm in jeder Beziehung gleichzusetzen.

76. Artikel Winter 1973

„Gift- oder Spurenwirkung in der Schädlings- und Krankheitsbekämpfung“

Seit Jahrzehnten haben einsichtige Menschen davor gewarnt im Landbau zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten hochgiftige Chemikalien zu verwenden. Man hat vorausgesagt, man werde gezwungen sein, immer größere Mengen und immer stärkere Gifte zu benutzen, weil es die sogenannten Schädlinge verstehen, sich an die Gifte zu gewöhnen und ihnen zu widerstehen, also resistent zu werden. Außerdem sagte man voraus, dass nicht nur die Gleichgewichte zwischen „Schädlingen“ und „Nützlingen“ zugunsten der Schädlinge verschoben würden, sondern dass letzten Endes das Gift nicht nur den Schädling treffen werde, sondern auch den Menschen und seine Nutztiere.
Genauso ist es nun gekommen. Die Voraussagen haben sich in jeder Beziehung als richtig erwiesen. Allmählich scheint es auch allen denen, die von den Produkten der chemisierten Landwirtschaft leben müssen, unheimlich zu werden. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusehen, dass der Ruf nach giftfreier Nahrung in absehbarer Zukunft mit jedem Jahr lauter werden wird und nicht mehr mit den üblichen Ausreden zu beschwichtigen ist. Die Menschen sind mündig geworden und beginnen ihr Recht auf saubere und gesunde Nahrung zu fordern.
Die offiziell anerkannte Landwirtschaftswissenschaft ergeht sich in einigen Resistenzzüchtungen und in der Entwicklung einiger biologischer Bekämpfungsmittel, bisher ohne praktischen Erfolg. Giftigkeit und Giftmengen steigen weiterhin ständig an.
Daraus jedoch entsteht die Verpflichtung des biologischen Landbaues über seine eigene Weiterentwicklung nachzudenken und neue Wege zur Bekämpfung von Verlusten durch Krankheiten und Schädlinge zu erschließen. Davon soll hier die Rede sein.
Schädlinge und Pflanzenkrankheiten richten nennenswerte Schäden nur bei Pflanzen an, die abwehrschwach sind, die als krank anzusehen sind. Ursache sind meist zwei Fehler: Fehler in Erbgut und Samen oder Fehler im Boden auf dem die Pflanzen stehen (Pflanzenkrankheit ist Bodenunordnung). Fehler im Erbgut von Samen und Pflanzen sind zu vermeiden, wenn Saat- und Pflanzgut auf Böden gezogen wird, die biologisch in Ordnung sind.
Sind ganze Kulturen auffällig für Krankheit und Schädling, dann liegt der Fehler im Boden, fallweise jedoch auch an einer ungünstigen Witterung oder einem ungeeigneten Boden. Jedenfalls ist die biologische Schädlings- und Krankheitsbekämpfung eine Nothilfe in Ausnahmefällen. Sie sollte auch vorbeugend, prophylaktisch in Anwendung kommen.
Wir müssen uns Gedanken machen, welche Art von Heilmethode oder Notfalls-Medizin sich mit den Grundsätzen und Zielen des biologischen Landbaues vereinbaren und verantworten lässt. In der Humanmedizin werden bisher zwei grundsätzlich verschiedene Wege in der Bekämpfung vor Krankheiten beschritten. Den einen Weg geht hauptsächlich die Schulmedizin, den anderen die biologische Medizin, die vielfach als Außenseiter betrachtet wird. Es lohnt sich die Grundsätze beider medizinischen Richtungen genauer anzusehen, wenn es um die Gestaltung der Schädlings- und Krankheitsbekämpfung im biologischen Landbau geht.

  1. Die Schulmedizin handelt nach dem Grundsatz von Bekämpfen einer Krankheit oder von Krankheitserregern durch Antibiotika bakterientötende Gifte, Hormone usw. Diese Mittel sind grundsätzlich lebensfeindlich.
  2. Im Gegensatz dazu ist die biologische Medizin bestrebt, Heilung und Verhütung von Krankheiten den Selbstheilungskräften des Organismus zu überlassen. Sie wendet sich an den „inneren Arzt“, den jeder Organismus in sich trägt und der dafür sorgt, dass die Gesundheit trotz aller Angriffe aus der lebendigen Umwelt erhalten bleibt oder dort, wo sie gefährdet ist, wiederhergestellt wird. Sie bedient sich dabei sanfter Mittel, natürlicher Arzneistoffe und Wirkstoffe. Folgerichtig lehnt die biologische Medizin den Gebrauch starkwirkender Medikamente und Gifte für die normale Krankheitsbehandlung ab, umso mehr jede Art von Vorsorge.

Wie nun leicht erkennbar, es gibt auch im Landbau eine Schulmethode, die mit starken Medikamenten und Giften arbeitet im Gegensatz zum biologischen Landbau, der die Widerstandskraft der Kulturen gegen Schädling und Krankheit stärkt und ihre Selbstheilkräfte durch eine natürliche Ernährung von Boden und Pflanze aufruft. Folgerichtig lehnt der biologische Landbau den Gebrauch von starken Medikamenten und Giften strikt ab. Es muss entsprechend dem Vorbild der biologischen Medizin eine biologische Heilkunst der Pflanze entwickelt werden für alle jene Situationen, wenn die Umstände trotz bester Bodenbehandlung ungünstig sind. Hier ist nun das Gebiet der potenzierten, homöopathischen Wirkstoffe wie sie aus Arzneipflanzen gewonnen werden.

75. Artikel Herbst 1973

„Die innere Welt unserer Lebensmittelerzeugnisse“
Sage mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist! In diesen schlichten Worten liegt tiefe Weisheit und echte Naturkenntnis verborgen. Unsere Nahrung ist unser Schicksal. Wir haben allen Grund, uns Klarheit über diese Wahrheit zu verschaffen. Der offene Kampf um die Wahrheit über die Lebensmittel-Erzeugung hat begonnen und wird von allen Seiten mit steigender Erbitterung ausgetragen.
Der Agrikulturchemie stehen mehr als 100 Jahre intensivster Forschung und Erprobung zur Verfügung, auf die sie sich berufen kann und sie weiß auf alle Fragen eine Antwort in ihrem Sinn. Eine spezielle landwirtschaftliche Forschung auf Basis der neuesten biologischen Erkenntnisse aber gibt es überhaupt nicht. Das wichtigste, um das es bei der Suche nach der Wahrheit über den inneren Wert unserer Lebensmittel geht, wird systematisch verschwiegen, als ob es diesen Wert nicht gebe. Es ist die Rede von Betriebsrentabilität, von der Notwendigkeit der Massenerzeugung, von der Unentbehrlichkeit der giftigen Spritzmittel. Mit keinem Wort ist da die Rede vom lebendigen Inhalt der Kulturpflanzen, von ihrer lebenden Substanz und Erbsubstanz, obwohl davon doch das Schicksal der Pflanzen, Tiere und Menschen abhängt.
Mit echter Wissenschaft, welche die Wahrheit sucht, hat das nichts mehr zu tun. Sie werden gedruckt, weil die Macht des Geldes dahinter steht. Die Entwicklung der Wissenschaft vom Lebendigen begann ursprünglich durch das bloße Anschauen der Objekte und deren Einordnung in Arten, Gattungen und Familien. Die Entdeckung der chemischen Analyse, die Erfindung des Mikroskops, die Elementar-Analyse brachte tiefen Einblick in den Stoffwechsel der Organismen und weiter zur Entdeckung und Erforschung der Grundbildungen des Lebendigen nämlich zur Entdeckung der lebenden Substanzen und Erbsubstanzen.
Die Menschheit ist ungeheuer stark gewachsen, es sind Großorganisationen und Einrichtungen zu ihrer Versorgung nötig, wie man sie in dieser Ausdehnung vorher nicht kannte. Wirtschaft, Industrie, Handel und die von ihr abhängige Zweckwissenschaft wehren sich gegen jede umwälzende Änderung und Fortschritt.
Es wird daher verschwiegen:

  1. dass der organisch-biologische Landbau zeigt, wie man ohne Gebrauch gesundheitsschädigender synthetischer Gifte eine saubere Nahrung erzeugen kann.
  2. dass im organisch-biologischen Landbau die Unkrautvertilgung durch hormonartige oder gifte Chemikalien verboten ist.
  3. dass die organisch-biologischen Lebensmittel-Erzeugnisse bezüglich des Geschmackes, des Geruches und der Haltbarkeit der üblichen Marktware weit überlegen sind.
  4. dass nur die auf natürlich lebendigem Boden ohne Treibdünger gewachsenen Pflanzen den Nahrungs-Empfängern Tier und Mensch diejenige Auswahl an lebendiger Substanz und Erbsubstanz liefern, die sie zur Erhaltung ihrer vollen Gesundheit und Erbgesundheit brauchen.

Im Kampf gegen den biologischen Landbau wird systematisch verschwiegen, dass es sich dabei um den einzigen Weg handelt, Lebensmittel von hohen inneren Werten zu erzeugen.

  1. Der Giftkampf gegen Insekten und Mikrobien ist ein Schrecken ohne Ende. Sie haben sich teilweise über die zum Menschen führenden Nahrungsketten überaus angereichert (siehe ehemals DDT, andere folgten). Wer wird alle diese Gifte überleben, wir oder die Insekten und Mikrobien, die auf Erden hundertmal älter sind, als wir und bereits bewiesen haben, dass sie resistent sein können. Daher Gebot der ersten Stunde: Hinweg mit jedem Gift aus dem Landbau, sofort und ohne Kompromiss. Der organisch-biologische Landbau beweist, dass es geht!
  2. Hormonartige und ähnliche chemisch-synthetische Wirkstoffe in den üblichen Unkrautvertilgungsmitteln bringen absichtlich den Stoffwechsel der sogenannten Unkräuter so verhängnisvoll aus dem Gleichgewicht, dass sich diese Pflanzen selbst umbringen. Da aber der Stoffwechsel der Unkräuter den gleichen Gesetzen unterliegt, wie der der anderen Pflanzen, kann nicht behauptet werden, dass die Unkrautmittel nur für das Unkraut vernichtend seien, es handelt sich grundsätzlich um lebensfeindliche Wirkstoffe, auf die der organisch-biologische Landbau kompromisslos verzichtet.
  3. Wem der enorme Unterschied zwischen üblicher Marktware und biologischer Lebensmittel bezüglich Geschmack und Geruch nicht auffällt, der hat stark abgestumpfte Sinnesorgane, die nicht mehr fähig sind, zu schmecken und zu riechen. Der Unterschied in Geschmack und Geruch ist eindeutig Tatsache und kann nicht geleugnet werden. Objektive Beweise liefern die Prüfungen von Haltbarkeit und Lagerfähigkeit.
  4. Das eigentliche Geheimnis des inneren Wertes von Feldfrüchten und ihrer biologischen Qualität liegt in ihrem Gehalt an optimal funktionstüchtigen lebenden Substanzen und in ihrem Erbsubstanzen-Material beschlossen.

Feldfrüchte, die bei zu geringer lebendiger Bodenleistung durch Kunstdünger zum Wachstum gezwungen werden, werden mehr oder weniger aus dem Kreislauf der lebenden Substanzen ausgeschlossen und verlieren die entscheidenden Gesundheitsmerkmale: Abwehrfähigkeit und Fruchtbarkeit. Den gleichen Verlust erleiden alle diejenigen Tiere und Menschen, die von entarteten Pflanzen leben, sie sind ihrerseits hilflos der zunehmenden Entartung preisgegeben. Wer noch Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, kann diese Entartungserscheinungen in der hochzivilisierten Menschheit überall beobachten. Sie beziehen sich immer auf den ganzen Menschen auf Geist, Seele und Körper gleichermaßen. Hier liegt die eigentliche Ursache des Niederganges der menschlichen Kultur.
Die höchste Aufgabe der Naturwissenschaft wäre es, diese tieferliegenden Zusammenhänge Schritt für Schritt zu beweisen und damit die schicksalhafte Abhängigkeit des Menschen vom Kreislauf Boden – Pflanze – Tier und Mensch zur Richtschnur für die zukünftige Lebensordnung der Menschen zu erheben.
Das wäre der einzig richtige Weg um zu erkennen, dass der innere Wert eines Lebensmittels nicht in ihrem materiellen Stoffgehalt zu sehen ist, sondern in den Gestaltungskräften, welche die Materien bewegen, nämlich in den Kräften der unversehrten lebenden Substanzen und Erbsubstanzen.
Nur so ist der Wert unserer Feldfrüchte und des biologischen Landbaues überhaupt zu kennzeichnen und nur so kann die Biologie als Wissenschaft vom Lebendigen den Fortschritt erkämpfen, den die Menschheit bitter nötig hat, will sie der weiteren Entartung entgehen.

74. Artikel Sommer 1973

„Nur Leben erzeugt Leben“

Von Erde bist du genommen und zu Erde sollst du wieder werden – was dazwischen liegt ist unser Leben. Was ist es, dieses rätselvolle „Leben“, das uns erfüllt und umgibt?
Das ist die Frage, die sich die Menschen aller Zeiten gestellt haben und die vor allem derzeit uns angeht, die wir als Hüter des Lebens angetreten sind. Jedes Zeitalter hat auf seine Weise und mit seinen Mitteln versucht das Naturwunder „Leben“ zu begreifen. In unserem Zeitalter hat erstmalig die ebenfalls erstmalige Naturwissenschaft die Geheimnisse der Materie, des Stofflichen, des Trägers des Lebens bis beinahe ins Letzte entschleiert und damit auch den stofflichen Bestand der Lebewesen, ihren „Stoffwechsel“, ihre Stoffbildungen zum Zwecke von Vererbung und Fortpflanzung fast bis in alle Einzelheiten hinein klargelegt. Materiell gesehen ist die Erscheinung „Leben“ für die Naturwissenschaft kaum noch ein Geheimnis.
Die Naturwissenschaft war mit der Erforschung jedweder Materie so beschäftigt, dass die Erscheinung des wirklichen Lebens in Vergessenheit geriet. Die Grundgesetze des wirklichen Lebens lassen sich jedoch an der Materie allein nicht deuten. Das Leben war vorher, vor allem Stofflichen und es ist nachher, sobald es die irdisch-stoffliche Gestalt verlassen hat, das Leben ist ewig. Das Geheimnis Leben ist hinter der Erscheinung „Lebewesen“ (materieller Träger) zu suchen als sein augenblicklicher Ausdruck. Es kann nur gedacht und niemals stofflich bewiesen werden, Leben kann nur vom Leben selbst geschaffen werden, wir Menschen können das nicht. Wir können es allenfalls manipulieren in irgendeine Richtung, wie zB. unsere Kulturpflanze, unsere Tierzüchtungen.
Alle Lebewesen bestehen aus Zellen, diese Zellen sind winzige Gehäuse für lebende Substanzen, die ihrerseits Art, Gestalt und Funktion einer jeden Zelle bestimmen. Das Lebendigsein eines Organismus baut sich auf aus dem Leben aller ihrer lebenden Substanzen. Letzten Endes ist es also die lebende Substanz, die Leben vermittelt und Leben weiterträgt. Es wurde durch unzählige Experimente bewiesen, dass die lebenden Substanzen den Tod der Zelle unter natürlichen Umständen ohne Ausnahme überleben. Seitdem galt die lebende Substanz als kleinste Lebenseinheit. Man nennt es heute DNS, ausgeschrieben Desoxyribonukleinsäure, der Bezeichnung der Biochemiker folgend.
Diese kleinste Einheit des Lebendigen ist so klein, dass die lebende Substanz der ganzen Menschheit beinahe in einem Fingerhut Platz hätte und sämtliche lebende Substanz auf der Erde, dh. die Substanz von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mikroben würde, wie Biochemiker ausgerechnet haben, einen guten Liter ausmachen. Man darf annehmen, dass die Menger aller lebenden Substanzen auf der Erde begrenzt ist und nicht wesentlich vermehrt werden kann. Es haben eben nicht mehr Lebewesen Platz auf der Erde, als es tatsächlich gibt und wenn sich beispielsweise die Menschen unverhältnismäßig stark vermehren, was ja geschieht, so geht das auf Kosten anderer Lebewesen, der Tiere und Pflanzen. Man darf aber auch annehmen, dass die Natur diese kostbare Substanz, die das Leben trägt nicht verschwendet, sondern weiterreicht von Lebewesen zu Lebewesen: „Kreislauf der lebenden Substanz“. Unser Leitgedanke, unser Bild das dem biologischen Landbaus zu Grunde liegt, hat inzwischen zahlreiche exakt wissenschaftliche Beweise gefunden.
Das Wichtigste in unseren Nahrungen ist die lebende Substanz, nur sie ist imstande Leben zu spenden, Leben zu vermitteln und zu erhalten. Im lebendigen Boden, in der Muttererde, findet sie sich in ihrer nacktesten Form, biologisch gereinigt von allen Begleitstoffen entkleidet wird sie von den Bodenbakterien aufgenommen und an die Pflanzen über die Wurzelflora weitergereicht.
Man darf sich nicht irremachen lassen durch die Tatsache, dass Lebewesen imstande sind, ohne lebende Substanz, allein mit Nährstoffen weiterzuleben. Dazu hilft vorerst die eigene ererbte Lebenssubstanz, zeigt sich aber später im Verlust von voller Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit, möglicherweise erst in den folgenden Generationen. Leben kommt eben nur aus Leben.
Und dieses ist äußerst kostbar, denn wo die Menschen auch wirken, wird täglich Leben vernichtet, erstickt und vergiftet. Tagtäglich begräbt man lebendige Erde unter Beton und Asphalt, unseren Lebensraum auf Kosten der Umwelt ständig weiter auszudehnen ist das Grausamste, das auf Erden geschieht, nicht nur alle sinnlosen Kriege.
Die Wahrheit aber ist die: Wer das andere Leben vernichtet, der vernichtet sich selbst.

73. Artikel Frühjahr 1973

„Neue Forschungsergebnisse über die Ursachen des Fruchtbarkeitsschwundes bei Nutztieren“

Im organisch-biologischen Landbau ist uns aus der praktischen Erfahrung heraus seit langem bekannt, dass neben allen anderen Gesundheitszeichen im Betrieb auch der Fruchtbarkeitsschwund im Tierstall allmählich behoben wird. Dieser äußerst sich unter anderem darin, dass die Kühe seltener „rindig“ werden, dass die Zwischenkalbzeit verlängert wird, oder die Kuh „verkalbt“. Diese Krankheitserscheinungen sind aus den Intensiv-Kunstdüngerbetrieben bekannt und stellen dort eine große kostspielige Sorge dar. Die biologischen Betriebe haben diese Sorge nach wenigen Jahren der Umstellung nicht mehr. Diese Beobachtung genügt praktisch, um den biologischen Weg als richtig und notwendig auch in Bezug auf die tierische Fruchtbarkeit zu erweisen.
Was ist die Ursache dieser Gesundung? Die organisch-biologisch geführten Futterflächen erzeugen nicht nur größere Mengen an Grünfutter und Heu sondern auch eine enorme Vermehrung von nützlichen und erwünschten Kräuterarten. Es tritt ein deutlicher Wandel der Pflanzenflora ein, verursacht durch den Verzicht auf die Einmischung von Kunstdünger in die lebendigen Kreisläufe und die Pflege des lebendigen Bodenorganismus. Die tieferen Ursachen der Tiergesundheit sind in den lebendigen Vorgängen im Ablauf des Kreislaufs der lebenden und unlebendigen Substanzen zu suchen und zu erforschen. Der Weg ist von uns gewiesen auf dem man zu echten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fortschritten gelangen kann. Die allgemein anerkannte Wissenschaft entwickelt sich sehr langsam, sie kommt trotzdem aus sich selbst heraus allmählich zu den Wegen, die wir seit langem gehen und je eher diese Wege gegangen werden, umso größer wird die Chance, die weltweite Krise der Zivilisation als tödliche Bedrohung der menschlichen Existenz zu überwinden.
Welche diesbezüglichen Forschungen die Fruchtbarkeit der Nutztiere betreffend sind bisher von der wissenschaftlichen Seite getätigt worden?
Die wesentlichen Verlautbarungen in der wissenschaftlichen Literatur stammen aus der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Autoren: Aehnelt, Hahn und zahlreiche Mitarbeiter 1963. Es ging dabei um die Fruchtbarkeit von Bullen auf niedersächsischen Besamungsstationen mit Bezug auf deren Futter. Futter von Betrieben mit hohen Mineraldüngerangaben erzeugte Störungen und Krankheiten der Hoden und Verschlechterung der Samenqualität. Nach grundlegender Futterumstellung (kräuterreiches Bergheu) verschwanden diese Übel.
Das gleiche Forscherteam veröffentlichte später Ergebnisse eines Kaninchen-Versuches, bei dem es ebenfalls um die Fütterung mit Wiesenheu aus unterschiedlicher Düngung ging. Eibildung und Eierstöcke bei der Fütterung mit ungedüngtem Wiesenheu doppelt so stark wie bei den Tieren von der Kunstdüngerheu-Fütterung.
Landwirtschaftliche chemische Bundesversuchsanstalt Linz/Donau, Autoren: Schiller, H. u. Mitarbeiter: Fruchtbarkeitsstörungen bei Rindern in Zusammenhang mit Düngung, Flora und Mineralstoffgehalt des Wiesenfutters. Ergebnisse wie oben.
F. Boas/München: „Die Wiese der Glückseligkeit“: Ein Stück Grünland als „Gesundungswiese“ in natürlichem Zustand zu belassen und das Futter dieser Wiese gleichsam als Heilmittel zu verwenden.
Eine weitere Annäherung: Die Überwindung der „Mineralstoff-Hypothese“, die auch heute noch keineswegs als Hypothese sondern als absolut gültige grundsätzliche Lehre betrachtet wird (die Pflanze ist nur im Stande die Mineralien in einfacher Ionenform aufzunehmen, was eine Mineralisation im Boden voraussetzt). Bei den Forschungs-Versuchen kam aber unmissverständlich zum Ausdruck, dass die Fruchtbarkeit der Tiere nicht ganz allein davon abhängt, welche Mineralstoffe im Boden zur Verfügung stehen, sondern vorwiegend durch welche Pflanzen die Mineralstoffe verarbeiten, die dann dem Tier als Nahrung zur Verfügung stehen (Änderung der Wiesenflora).
Mit anderen Worten: Die Gesundheit eines Lebewesens lässt sich nicht am Mineralgehalt seiner Nahrung ablesen, zB. die Gesundheit einer Pflanze nicht am Elementegehalt des Bodens. Der lebende Organismus selbst entscheidet, er passt sich fortlaufend an. Im Übrigen soll bedacht werden, dass die lebendigen Vorgänge des Bodens und ihre biologische Qualität sich sehr genau in der Beschaffenheit der Mikroflora des Bodens widerspiegeln und das Leben dieser Mikroflora einen genauen Test bietet für die Beschaffenheit dessen, was der Boden der Pflanze als Nahrung bietet.
Was die Überwindung der Mineralstoff-Hypothese betrifft, haben in den letzten Jahrzehnten vielerlei Forschungen ganz eindeutig bewiesen, dass eine jede Pflanze, ein jedes Lebewesen überhaupt durchaus imstande ist, die Großmoleküle der lebenden Substanzen, ja sogar ganze Zellen und Bakterien in sich aufzunehmen. Die Mineralstoff-Hypothese dient nicht dem Bauern, sondern ausschließlich den Interessen der Kunstdüngerindustrie.
Neuerdings mehren sich in der Forschung die Anzeichen dafür, dass die Pflanzen ein eigenes Abwehr-System besitzen, ähnlich dem des Tieres. Um diese Abwehrsysteme in ständiger Bereitschaft zu erhalten ist die ständige Aufnahme lebender Substanz aus dem Nahrungsstrom notwendig. Eine Pflanze, die man zwingt, nur von mineralisierter Substanz (Kunstdünger) zu leben, verliert ihr Abwehrsystem und wird anfällig gegen Krankheiten und Schädlingsangriff.
Wenn also eine kräuterreiche Wiesenflora imstande ist, das Rind fruchtbar zu erhalten, oder ihm sogar die verlorene Fruchtbarkeit wiederzugeben, so spielen dabei die Stoffe, dh. die Mineralsubstanzen eine untergeordnete Rolle, sie sind Hilfssubstanzen. Entscheidend sind die lebenden Substanzen, die von einer reichhaltigen Wiesenflora vermittelt werden.
Die Fruchtbarkeit der Nutztiere ist abhängig von der Fruchtbarkeit der Pflanze und diese von der Fruchtbarkeit des Bodens, das ist eine große Wahrheit und solche sind immer einfach und klar auszudrücken.

72. Artikel Winter 1972

„Wir und unsere neuen Freunde!“

Es ist Mode geworden, die Methoden der technischen Zivilisation in Zweifel zu ziehen und nach neuen Methoden zu suchen. Aber das, was man vor 30 oder 40 Jahren hätte überlegen sollen, ist inzwischen zur schier unlösbaren Aufgabe geworden. Die Menschen haben sich an alles das gewöhnt, was ihnen schadet, ans Auto, an die Ölheizungen, an die Fronarbeit der Industrie, an die Schlaf- und Weckmittel, an die Beruhigungspillen und die trügerische Wirkung der Antibiotika, an die industrialisierte Nahrung, an Kunstdünger, Spritzmittel und Unkrauthormone – an die ganze, hoch organisierte und technisierte Welt, die das Leben zu erleichtern verspricht und die Menschheit doch offensichtlich ins Verderben führt.
Jeder weiß es, und keiner handelt danach. Da werden die Gehälter und Löhne erhöht, man gibt den Menschen mehr Geld als je zuvor, und was tun sie? Sie kaufen Autos und rasen damit herum. Sie kaufen Fernseher und stehlen sich die Zeit, die sie nicht mehr haben. Sie sind ohne Rast und Ruh‘ und nehmen Beruhigungspillen und Schlafmittel, und wenn sie eine Grippe bekommen, dann gehen sie um schnelle Kunsthilfe; denn sie haben alles, nur eins nicht: Zeit. Für sie gibt es sonntags keinen besinnlichen Waldspaziergang mehr, keinen ruhigen Feierabend, kein stilles Glück, kein dankbares Händefalten, nichts, was das Leben erst lebenswert macht. Sie laufen vor sich selbst davon, statt großer und guter Liebe haben sie Erotik, Zügellosigkeit, Rauschgift, und statt echter Menschheits-Ideale haben sie revolutionäre Hetzparolen und steigende Kriminalität. Sie haben alles – aber sie haben sich selbst verloren. Wer die Welt verbessern will, der muss aber bei sich selbst anfangen.
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ So steht es im „Buch der Bücher“. Und es steht darin: „Wen der Herr vernichten will, den schlägt er mit Blindheit.“ Als die Menschen von weither zusammenkamen, um den Turm zu Babel zu bauen, da verwirrte der Herr ihre Sprache, sodass sie einander nicht mehr verstanden. „Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles – ach, wir Armen!“ sagte Goethe.
Der Mensch hat die Welt gewonnen, mit einer seelenlosen Technik. Das Leben der Menschen ist manipuliert, organisiert und materialisiert. Wenn wir leben wollen, so sagen die Manipulatoren, dann muss das Bruttosozialprodukt alljährlich ansteigen; also werden immer neue Fabriken gebaut, immer mehr Apparaturen erdachte; ihre größte Sorge ist die Vermehrung materieller Güter. Zur Krankheitsbehandlung macht man die Diagnose in Mayo-Kliniken mit seelenlosen Apparaturen, die Therapie mit leblosen, synthetischen, chemischen Produkten einer Großindustrie. Die Landwirtschaft wird zur Fabrik, zum Großbetrieb, in dem am laufenden Band „Nahrungsproduktion“ gemacht wird, künstlich getrieben, mit Giften zur Ernte gebracht und mit Unkrautchemikalien gesäubert.
Es ist alles wohlgeordnet, alles bestens organisiert; es ist alles manipuliert, was sich manipulieren lässt, auch die Menschen. Sie fügen sich, denn es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig. Menschen-Bildung ist heutzutage kaum noch etwas anderes als die Bemühung, ihnen beizubringen, wie man diese riesenhafte Apparatur der Zivilisation bedient, und dazu eignet sich ein geist- und seelenloses Wesen am besten. Wer nachdenkt, ist unbequem und störend, das Denken überlässt man am besten dem Computer. In dieser technischen Welt gibt es nur noch das „reale, rationale Denken“, etwas anderes kann man nicht brauchen. Der Mensch in seiner Ganzheit als geistiges und seelisches Wesen eignet sich nicht zur Bedienung einer seelenlosen Maschinerie. Folgerichtig sollen nun schon die Kleinkinder in ihrem Sinne zum rationalen „Denken“ erzogen werden – im Kindergarten.
Von solchen „Ideen“ sind die Manager des modernen Lebens besessen, alle anderen sind ihre Sklaven; sie merken es nur nicht mehr, sie haben sich daran gewöhnt, sie müssen es, wenn sie das nackte Leben behalten wollen. Das Volk braucht „Brot und Spiele“, sagte ein römischer Kaiser, also gibt man sie ihm: Fußball, Toto, Lotto, Fernsehen, Autofahren, Sport en gros: dann merkt es nicht mehr, dass es um das wahre Glück, um die ewige Seligkeit, um die edelsten Güter der menschlichen Kultur betrogen wird, dass es um sich selbst betrogen wird und zum seelen- und geistlosen Wesen herabsinkt. Die wirklichen Herren dieser Scheinwelt triumphieren, das System funktioniert.
Die menschliche Kultur aber, das Beste, was wir Menschen haben, siecht dahin. Die Werte verfallen, die die Welt zusammenhalten: Familie, Treue, Glauben, Ehrfurcht, Tradition. Wer „Freiheit“ sagt, meint heute „Zügellosigkeit“. Mit der unechten Autorität schwindet auch die echte. „Anti-autoritär“ muss man sein, sonst ist man rückständig. Die geistigen und seelischen Bindungen des Menschen an sich selbst, an seine Mitmenschen und seine Ahnen, an seine kulturelle Tradition – sie werden nicht mehr gebraucht und sie beginnen, sich aufzulösen. Wo die Jugend danach sucht, findet sie nichts mehr als Leere, Hohlheit und Lüge; wie sollte sie nicht zweifeln an allem, was heutzutage besteht?
Diese einseitige, materielle, technische Zivilisation trägt den Keim des Unterganges in sich. Sie ist von dieser Welt: „Gott ist tot!“ In Wahrheit sind die Manager am Ende, der Betrug am Menschen, an seinem Geist und seiner Seele wird allmählich offenbar. Es gab immer auch noch Menschen, die der einzig gültigen Wahrheit gedient haben – nicht mit großen Worten und papiernen Programmen, sondern mit der rettenden Tat. Es gab immer viele, lebendige Beispiele dafür, wie die Zukunft der Menschen gestaltet werden muss. Ihnen allen ist gemeinsam der Glaube an eine höhere Macht, an eine höhere Weisheit, an die Einheit des Lebendigen auf Erden, an das Gut im Menschen, der Glaube an die menschliche Kultur und ihre Verpflichtung. Diesen Menschen wird die Zukunft gehören, oder es wird keine Menschen mehr geben. Sie sind unsere einzige Hoffnung auf Zukunft. Ihre Werke müssen bewahrt werden, bis die Menschen wieder zu sich selbst gefunden haben und sich abwenden von der Scheinwelt der technischen Zivilisation. Bis dahin bleibt noch viel zu tun.
Rusch beschreibt hier in treffender Weise den Zustand der Welt, wie er ihn in seiner Zeit erlebte, wie er aber nach wie vor sich bis heute in den gleichen Zuständen abspielt: darum hat sich nichts geändert. Was sich aber geändert hat, sind die Dimensionen des biologischen Landbaues, der immer stärker werdende Ruf der Menschen nach naturbelassener Nahrung, erzeugt ohne Gift und Kunstdünger. Es wird akzeptiert, dass der biologische Landbau heute kein Lückenfüller mehr ist, sondern ein gewichtiges Wort in der Nahrungsmittelversorgung mitzureden hat. Es wird akzeptiert, dass die Biobauern wieder echte Bauern geworden sind, mit der Sorge um einen lebendigen Boden als ihr höchstes Gut. Die neuen Freunde vor denen Rusch warnte, waren Vertreter des konventionellen Landbaues in Versuchsanstalten und Hochschulen, sowie der Kunstdüngerindustrie, die dem biologischen Landbau die Zusammenarbeit angeboten hatten.
Nachdem aber gewusst wurde, dass jede Verschmelzung der Methoden, jede noch so kleine Kunstdüngergabe im biologischen Landbau ein Unding ist, wurde dieses Angebot abgelehnt. Was aber in der heutigen Zeit (ab 2000) Platz greift, ist ein zunehmendes, ernsthaftes Interesse von konventionellen Bauern am Biolandbau, was in einem steigenden Besuch der Bodenpraktikerseminare des Biolandbaues zum Ausdruck kommt. Auf die Frage warum sie diese Kurse besuchen, lautet die Antwort fast immer: „Wir wollen vom Boden etwas erfahren, da wir davon sonst nichts erfahren.“ Solche Freunde sind willkommen und wären es auch von Rusch gewesen.

71. Artikel Herbst 1972

„Ackerbau ohne Bodenbearbeitung“

Der Pflug gilt seit jeher als das Wahrzeichen des Bauern in einer vieltausendjährigen Geschichte.
In allen Arten Bodenbearbeitungstechniken war das Pflügen der wichtigste und unentbehrlichste Faktor. Was im Landbau der Pflug war, das war im Gartenbau der Spaten, mit beiden Geräten wurde der Boden gewendet, die oberen Bodenschichten wurden in die Tiefe und die tieferen Schichten wurden an die Oberfläche gebracht.
Durch die von uns durchgeführten Untersuchungen haben wir die Aufteilung des Bodens in Arbeitsschichten erkannt. Die Humusbildung geht stufenweise vor sich: in der obersten Bodenschicht der Rotteschicht geht der Abbau der organischen Abfall-Materie – tierische und pflanzliche Abfälle aller Art – vor sich mit Hilfe zahlreichen Kleinlebewesen, Pilze und Bakterien. Hier wird die Masse der organischen Dünger abgebaut bis zur Zelle bis zur Zellgare. Diese Schicht ist für die Pflanzenwurzeln unverträglich und wird von der Pflanze gemieden.
Darunter folgt die Humusschicht, hier erfolgt der Abbau aller zelligen Strukturen, die Freilegung aller Lebendsubstanzen bis zur Plasmagare und der Aufbau der Humussubstanzen und Anreicherung des Dauerhumus. Diese Schicht ist pflanzenwurzelverträglich, hier breitet sich das Feinwurzelsystem der Pflanze aus, welches ihr wichtigstes Stoffwechselorgan ist und äußerst empfindlich gegen unverrottete Substanzen.
Notwendigerweise werden beim Pflügen und Graben die einander feindlichen Bodenschichten der Zellgare und der Plasmagare rücksichtslos durcheinandergebracht. Besonders die Rotteschicht mit der Zellgare wird in luftarme Tiefe gebracht und dort begraben. Ohne Sauerstoff fault die organische Masse unter Bildung von Stoffen die für das Feinwurzelsystem der Pflanze tödlich sind. Außerdem wird der Boden gezwungen, öfters die Arbeitsschichten neu auszubilden, womit die Humusbildung ganz erheblich behindert wird. Pflügen und Graben bedeutet also eine alljährliche Zerstörung der Arbeitsschichten und damit auch der Bodenfruchtbarkeit. Noch mehr: Durch die Arbeit in übereinanderliegenden Schichten bildet sich ein Bodenkrümelsystem aus, das weit aus die bestmöglichen Voraussetzungen für das Pflanzenwachstum bietet. Zu diesem Krümelsystem gehören die gröberen Krümel der oberen Schicht mit ihrer reichlichen Versorgung mit Luft (große Poren) ebenso wie das feinkrümelige System (kleine Poren) der tieferen Schichten in dem sich die Bodenfeuchtigkeit (Wasser) am besten hält.
Zu dem bildet der übliche Ackerpflug eine Pflugsohle aus, die mehr oder weniger wasserdicht ist. Da fließt viel Wasser ab und die Krume läuft Gefahr abgeschwemmt zu werden. Im pfluglosen Ackerbau hingegen ohne Pflugsohle, bleibt die natürliche Verbindung zwischen Krume und Unterboden erhalten und die Wasseraufnahme und –haltung ist wesentlich größer weil ungestört.
Der Verzicht auf Pflug und Spaten hat also auf den ersten Blick unschätzbare Vorteile.
Es ergeben sich aber beim pfluglosen Ackerbau andere Probleme von denen das der Unkrautbekämpfung erhebliche praktische Bedeutung hat. Die Erhöhung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit kommt natürlich nicht nur den Kulturpflanzen zugute, sondern auch den dauerhaften Gräsern und Unkräutern. Wir müssen diesem Unkraut mechanisch zu Leibe gehen und durch ausgeklügelte Fruchtwechsel- und Zwischenfruchtmethoden die Unkrautverbreitung verhindern.
An sich jedoch ist es angebracht sich mit dem pfluglosen Ackerbau näher zu beschäftigen.

70. Artikel Sommer 1972

„Das Gift im Boden – Ein aktuelles Problem“

Es wird ein für einen vernünftigen Menschen mit einigem biologischem Weitblick immer unverständlich bleiben, wie hemmungslos die Agrikulturchemie schwere und schwerste Gifte in die Landwirtschaft eingeführt hat. Was hat man sich davon versprochen? Was konnte man davon, außer dem Augenblickserfolg der Abtötung einiger „Schädlinge“ und Krankheitserreger, sonst noch erwarten?
Etwa die Ausrottung der Schädlinge? Wer auch nur ein wenig über die Zusammenhänge zwischen den Ordnungen in der Natur und ihrer „Gesundheits-Polizei“ in Form der „Schädlinge“ nachgedacht hat, konnte von vornherein sagen, dass der Vernichtungskampf mit Giften eine aussichtslose Sache ist. Schon der Versuch ist primitiv und dumm.
Inzwischen hat sich in der breiten Öffentlichkeit herumgesprochen, dass das Gift nicht nur den „Schädling“ trifft, sondern alles, was auf Erden lebt, und nicht zuletzt den Menschen. Man ist aufmerksam geworden, man verlangt „saubere“ Lebensmittel. Man beginnt einzusehen, was da gemacht worden ist. Die Einsicht kommt reichlich spät. Inzwischen ist nämlich die Landwirtschaft an den Giftgebrauch gewöhnt worden, als sei der Giftkampf unentbehrlich und ein Landbau ohne ihn nicht möglich. Und inzwischen ist die Industrie mit Milliardenumsätzen und Milliarden-Investitionen beteiligt, sie ist eine Realität. Niemand wagt es, einer besseren Einsicht von heute auf morgen zum Durchbruch zu verhelfen; denn man befürchtet eine Katastrophe – und das mit Recht.
Was tut man also? Man schafft über den Verordnungsweg Giftgesetze, besonders gefährliche Substanzen werden verboten, die Giftanwendungsvorschriften werden kleinweise verschärft und über die in den Lebensmitteln erlaubten Giftmengen werden Toleranzgrenzen festgesetzt. Nachdem man aber beim gegenwärtigen Stand des Wissens viel zu wenig über die biologische Wirkung kleinster Giftmengen weiß, sind die Toleranzgrenzen fragwürdig.
Vor allem schon deshalb, weil man es ja nicht jeweils nur mit einem einzelnen Gift zu tun hat, sondern gleichzeitig mit einer sehr großen Anzahl von giftigen Substanzen, die auf verschiedensten Wegen an den Menschen gelangen. Es gibt nicht nur eine ganze Reihe von Pestiziden, sondern es gibt auch das Blei und das Kohlenmonoxyd der Autoabgase, das Schwefeldioxyd aus den Schornsteinen, die Ölverbrennungsreste der Dieselmotoren und Ölheizungsanlagen, die Salzsäure der Müllverbrennungsanlagen durch den Kunststoff, die Schadstoffe im Wasser der Flüsse und Seen, man könnte diese Liste noch eine Weile fortsetzen. Die meisten dieser Gifte gelangen zwar nur in Toleranz-Mengen an den Menschen, die Addition aber dieser sämtlichen Toleranzdosen ergibt eine Gesamt-Dosis, welche die Verträglichkeit (Toleranz) des Menschen für Gifte um ein Vielfaches überschreitet.
Der Mensch der Hochzivilisation ist dieser Summe aller giftigen Substanzen zunehmend und ständig ausgeliefert und ist ihr nicht gewachsen.
Denn: gibt es überhaupt eine Verträglichkeit für kleine Giftmengen, gibt es Gift-Toleranz? Nein es gibt sie nicht. Jedes einzelne Molekül irgendeines Giftes vollbringt, wenn es in den „inneren Kreislauf“ des Körpers gelangt, seine zerstörerische Wirkung, die nicht rückgängig gemacht werden kann, es gibt daher überhaupt keine Gift-Verträglichkeit.
Frühere Generationen haben tatsächlich größere Giftmengen vertragen, ihre Körper konnten mehr Gift tolerieren ehe es zu Krankheitserscheinungen und Degenerationszuständen kam. Ihre Körper waren mit weit mehr gesunden lebenden Substanzen versehen als die heutige Generation, die bereits einen viel geringeren Bestand an gesunder lebender Substanz mitbringt. Außerdem ist heute die Möglichkeit verdorbene Substanz abzustoßen und durch frisch-gesunde zu ersetzen, wesentlich geringer als früher, nachdem der Organismus „Mutterboden“ mehr und mehr entartet und mit ihm Pflanzen und Tiere, von denen wir leben.
Halten wir fest: Irgendeine Verträglichkeit für Gifte (Toleranz) gibt es nicht! Es gibt sie auch dann nicht, wenn man gesetzlich verlangen würde, dass in den Lebensmitteln auch nicht mehr die geringste Giftmenge sein darf, solange im Landbau überhaupt Gifte angewandt werden dürfen. Ehe nicht die lebende Substanz von Nahrungspflanzen und Nutztieren rein und ausschließlich über den Humusorganismus gelaufen ist, trägt sie die Merkmale der Entartung in sich. Selbst diese Reinigung über den Boden wird uns mehr und mehr genommen, weil die Agrikulturchemie es ja verstanden hat selbst diesen robusten biologischen Filterapparat durch falsche Behandlung funktionsunfähig zu machen.
Selbst wenn die Pestizide das einzige Gift wären, das man auf die Menschen loslässt, dann würde man durch Toleranz-Prüfungen den Tod der Gesundheit nur hinausschieben, aber nicht verhindern. Aber wir haben es ja mit Dutzenden von Giften zu tun, nicht nur mit Pestiziden.
Der Weg über die Toleranz-Prüfungen erweist sich also als falsch; es handelt sich bei solchen behördlichen Maßnahmen doch nur um ein Hinausschieben des eigentlichen Problems, um den Versuch der Beschwichtigung, ohne dem Ziel einer wirklich giftfreien Nahrung wesentlich näher zu kommen. Die Verantwortlichen für den Giftkampf um die Nahrung werden lediglich aufgefordert, etwas vorsichtiger zu sein und die schwersten tödlichen Gifte allmählich zu vermeiden.
Es muss einmal gelingen und das in nicht zu ferner Zeit, die gesamte Landwirtschaft von der Zwangsjacke des Giftkampfes zu befreien, einen wirklich giftfreien Landbau zu betreiben, in dem man nicht mehr nötig hat, Toleranz-Dosen festzusetzen. Den richtigen Weg dazu zeigen die biologischen Landbaumethoden. Jegliches Giftgesetz wäre überflüssig, wenn man dem biologischen Landbau den Weg ebnen würde, wenn man ihn mit allen Kräften fördern würde, wenn man den Landwirten zeigen würde, dass es auch ohne Gift geht.
Das Beispiel ist gegeben, die Methoden sind keine Geheimnisse mehr. Sie wurden erstmals in wissenschaftlicher Exaktheit durchforscht und die Grundlagen für ein weites Feld wissenschaftlicher Zukunftsforschung gelegt. Die Methoden sind im Großen realisiert und haben sich bereits über zwei Jahrzehnte, als realisierbar erwiesen. Sie sind jedermann zugänglich und können ohne Risiko übernommen werden. Warum geschieht das nicht? Sind wir Menschen wirklich schon viel zu sehr in den tödlichen Kreislauf der Fehlentwicklung verstrickt, einer Entwicklung, die mit Sicherheit zur eigenen Vernichtung führt?
Der Angelpunkt ist die Kultur des lebendigen fruchtbaren Mutterbodens, die Pflege seiner Lebendigkeit, seine behutsame Bearbeitung, seine natürliche Ernährung, der Schutz seiner werktätigen Schichten, um eine optimale Bodenleistung zustande zu bringen.
Die Schädlings- und Krankheitsfrage ist nicht eine Frage der Bekämpfungsmittel sondern eine Frage der Bodenkultur ganz allein. Eine Pflanze auf einem lebendigen fruchtbaren Mutterboden hat von selbst die Kraft sich der Schädlinge und Krankheiten zu erwehren. Der „Schädling“ aber bekommt im biologischen Landbau seine eigentliche Bedeutung wieder: „Wo Schädlinge auftreten ist etwas nicht in Ordnung! Meistens ist der Fehler im Boden, in der Bodenbehandlung zu suchen.“
Nahrungspflanzen, die nur geerntet werden können, wenn man sie laufend mit Gift bespritzt, sind als Nahrung minderwertig. Eine Landwirtschaft, die Gift braucht und deshalb Giftgesetze nötig hat, ist auf jeden Fall ein Irrweg, den man sobald als möglich verlassen muss. Die Menschheit braucht nicht Giftgesetze, sondern Gesetze zur Förderung des biologischen Landbaues.

69. Artikel Frühjahr 1972

Der Boden ist die Quelle der Gesundheit!

 Das was bisher die Naturwissenschaft als Wahrheit bezüglich der Ernährung von Pflanze, Tier und Mensch anerkannt hat, ist auch durchaus wahr; nur handelt es sich um einen zweitrangigen Ernährungsvorgang, wenn man von den sogenannten Nährstoffen spricht; es handelt sich um einen Vorgang, der von anderen Vorgängen gesteuert wird, nämlich von den sogenannten lebendigen Vorgängen und Wirksamkeiten. Erst dadurch kommt Ordnung in das Chaos der Nährstoffe und in den Ernährungskreislauf. Wer also die Wahrheit bezüglich der Ernährung sucht, der darf nicht bei der Erforschung der Nährstoffe stehen bleiben, sondern muss das Prinzip finden, das den Kreislauf der Materie regelt und steuert. Erst dann kann man behaupten zu wissen, was Ernährung sei.

Wir haben seinerzeit vor bald 25 Jahren die Behauptung aufgestellt, dass es sich bei dem Geheimnis der biologischen Ordnung in den Ernährungskreisläufen um diejenigen Wirksamkeiten und Kräfte handelt, die von den großen Molekülen der „lebenden Substanz“ ausgehen. Dies ist das eigentliche Prinzip der Ernährung aller Organismen. Für diese Erkenntnis war die Zeit dazu noch nicht reif. Für uns jedoch waren dies die Grundlagen unserer Arbeit, auch unserer Arbeit an der Gesundheit des Bodens.

Was ist überhaupt unter Gesundheit zu verstehen und wie erweist sie sich in der Natur? Wir nennen Gesundheit die Fähigkeit eines Organismus nicht nur sich selbst in Gesundheit zu erhalten, sondern auch seine Nachkommen. Wer von Gesundheit spricht, darf die Erbgesundheit nicht außer Betracht lassen, denn sie ist viel wichtiger, als eine individuelle Gesundheit eines einzelnen Organismus. Die Natur hat eine Einheit von lebenden Organismen hervorgebracht, die die Pflicht haben, sich gegenseitig gesund zu erhalten und diese Gesundheit auch auf die Nachkommen zu vererben.

Störungen im Organismus treten dann auf, wenn einzelne oder viele seiner Gewebe nicht richtig funktionieren. Dieses Funktionieren oder Nichtfunktionieren geht von den Zellen aus, aus denen die Gewebe bestehen. An einem Fehlverhalten der Zellen sind diejenigen lebenden Substanzen einschließlich der Erbsubstanzen schuld, die in einer Zelle leben. Derartige Nachweise sind in den verschiedensten Forschungsrichtungen erbracht worden, vor allem durch die Erb- und Krebsforscher. Man kann also sagen: Gesundheit ist eine Eigenschaft der Zellsubstanzen, der lebenden Substanzen überhaupt.

Mit den lebenden Nahrungssubstanzen wird dem Organismus Ersatzmaterial für seine eigenen abgebrauchten Substanzen angeboten. Jeder Organismus hat die Fähigkeit immer die besten unter den angebotenen Substanzen auszuwählen.

Die Güte der lebenden Substanzen wird von allen Vorgängen bestimmt, die diese Substanzen zu ihrem Leben benutzt haben. Eine Pflanze, die nur mittels Treibdünger und Giften den nächsten Herbst erlebt ist nicht gesund und kann dem nachfolgenden Organismus, dem sie als Nahrung dient keinen ausreichenden Vorrat an Gesundheit vermitteln. So stellt sich der „Kreislauf der Nahrungen“ dar in der Reihe Boden-Pflanze-Tier-Mensch. Tier und Mensch sind ganz auf Boden und Pflanze angewiesen, eine höhere Bedeutung hat die Pflanze in der die lebende Substanz ja ans Licht steigt. Die allerhöchste Bedeutung aber hat der lebende Boden, den wir ja auch einen Organismus nennen.

Man muss dem Bodenorganismus nur alles das verschaffen durch entsprechende Behandlung, Düngung und Vermeiden von Gift – was er dazu braucht, um sein volles Leben entwickeln zu können. Der Boden ist als einziger Organismus imstande, aus wertlosen Stoffen gute Pflanzennahrung zu machen. Er bewältigt diese Aufgabe indem er unzählige Kleinlebewesen und Mikrobien als Helfer einstellt, die in mehreren Stufen-Boden-Schichtungen – die Säuberungsarbeit verrichten. Er ist imstande die Pflanzennahrung soweit zuzubereiten, dass die Pflanze einen ausreichenden Vorrat an „guten Lebendsubstanzen“ bekommt, um alle ihre Aufgaben der Selbsterhaltung der Fortpflanzung und der Ernährung von „höherer“ Organismen bewältigen zu können. Im Kreislauf der Nahrungen ist der Boden die allerwichtigste Station.

Die eigentliche Quelle der Gesundheit ist der Boden, ohne dessen „Gesundheit“ es keine gesunden Pflanzen, Tiere und erst recht keine gesunden Menschen gibt. Wer in den Selbstablauf des Kreislaufes der lebenden Substanzen eingreift – sei es durch Treibdünger, sei es durch Gifte – der zerstört die Grundlagen der Gesundheit. Selbst, wenn es gelingen würde, Luft und Wasser wieder rein zu bekommen, so würde damit nur ein kleiner Teil des Nötigsten getan. Unser Wohl und Wehe und das unserer Kinder und Kindeskinder hängt absolut von der Gesundheit des Bodens ab.

Spätere Geschlechter werden – sofern sie dazu noch Gelegenheit bekommen – das 20. Jahrhundert verfluchen, weil es Erkenntnisse und Beispiele genug hatte und sie nicht genützt hat. Die nachfolgenden Generationen werden dann nämlich unwiderruflich von den Konsequenzen der Verbrechen stehen, die an der Gesundheit des Lebendigen von unserer Generation begangen worden sind. Wenn diese wahren Sünden wider das Leben überhaupt noch gut zu machen sind, dann auf den Wegen, die die biologische Heilkunde und vor allem der biologische Landbau seit geraumer Zeit gehen: Andere Wege gibt es nicht – möge man das an berufener Stelle endlich einsehen!

68. Artikel Winter 1971

Zur Frage der natürlichen, biologischen Filter im Kreislauf der lebenden Substanz

 Es bewegt sich im Kreislauf der lebenden Substanzen ein ständiger Strom vom lebenden Boden her über die Pflanzen zu Tier und Mensch, von wo aus er schließlich wieder zum Boden zurückkehrt. Auf diesem Wege werden die lebenden Substanzen vielfältig beeinflusst, und zwar vorwiegend in dem Sinne, dass sie an Gesundheitswert-biologischer Qualität und an Lebensenergie verlieren. Das ist ganz besonders im Bereich der Hochzivilisation der Fall, wo unzählige negative Wirkungen – durch Fremdstoffe und Gifte, Sauerstoffmangel und Stoffwechselstörungen – die Güte der lebenden Substanzen gefährden. Gerade in unserer Zeit ist also das Problem einer Aufwertung und Reinigung der umlaufenden lebenden Substanzen wichtiger als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Von ihm hängt ja letzten Endes die Gesundheit, die biologische Leistungsfähigkeit aller Organismen, also aller Pflanzen, Tiere und Menschen ab.

Wir haben uns eingehend mit dem Problem der biologischen Filtermengen in der Natur beschäftigt, um Richtlinien für das handbauliche Verhalten zu gewinnen. Dabei stellte sich heraus, dass von allen Auswahlmöglichkeiten und Filterwirkungen im Kreislauf der lebenden Substanzen allein der lebendige Boden imstande ist, in großem Umfang eine Reinigung und Aufwertung lebender Substanzen vorzunehmen.

Dies geschieht im Boden in den beiden obersten Schichten: in der Schicht der mikrobiellen oder Zellgare (Rotteschicht) und in der darunter liegenden Schicht der plasmastischen oder Plasmagare (Humusschicht). In der Rotteschicht wirken Bodentiere und primitive lebenskräftige Mikroorganismen. In der Humusschicht werden die lebenden Substanzen vollständig gereinigt und geläutert. Diese Filter- und Säuberungsarbeit kann nur von einem voll lebendigen Boden geleistet werden, der dann auch imstande ist, Gifte und Krankheitskeime wirklungslos zu machen. Der lebende Boden ist der mit Abstand größte, umfassendste biologische Gesundheitsfilter der lebenden Natur. Von seiner Pflege hängt die Gesundheit alles Lebendigen von der Pflanze bis zum Menschen bedingungslos ab.